Hab mal wieder eine Szene fertig.
Es tut mir leid, dass ich euch so lange habe warten lassen, aber ich hatte wirklich viel zu tun. Zur Geschichte: Die 7.Szene kommt hier, die 8. hab ich auch schon fertig - nur noch eintippen (ich wollte sie eigentlich gemeinsam reinstellen); momentan schreibe ich an der 9. Szene. Vorraussichtlich kriegt das 2. Kapitel 9. Szenen. Dafür sich aber einige sehr lang!
However, hier ist die 7.Szene (leider doch nicht ganz so lang, wie ich dachte.)
Eines noch:
Jeder, der das liest, MUSS ein zumindest irgendein Kommentar abgeben!
Außerdem kommt hinterher wahrscheinlich noch eine Ergänzung zu der Umfrage.
Ich will euch nicht zu lange aufhalten. Lest und kommentiert !
____________
7. Szene: Flucht aus der Fabrik
Paryn saß in einem düsteren Raum im Inneren der Fabrik. Seine Hände waren an einen metallenen Stuhl gefesselt, und in sein Gesicht schien eine grelle Lampe. Das Licht blendete ihn, so dass er die Soldaten der Fabrik, die ihn bewachten, kaum sehen konnte.
„Wie ist ihr Name?“, fragte eine schneidend kalte Stimme aus dem Dunkeln.
„Ich heiße Paryn.“
„Was wissen sie über den Orden?“
„Gar nichts!“, antwortete er wahrheitsgemäß.
„Lügen sie nicht!“, fuhr die Stimme auf. „Sie sind ein Spion des Ordens!“
„Bin ich nicht!“, brüllte Paryn zurück. Er hatte ja gewusst, das die Fabrik und der Orden Feinde waren, aber mit Verfolgungswahn hatte er nicht gerechnet. Trotzdem hätte er nicht schreien sollen, denn plötzlich spürte er einen kalten Gewehrlauf an der Schläfe.
„Wie sie meinen, Paryn.“
Die Stimme klang wieder so wie zuvor, wie ein kalter Windhauch, der aus dem Nichts kam und ins Nichts ging.
„Wir werden sie jetzt unserer Forschungsabteilung überantworten. Sie haben noch genügend Zeit, um die Sache zu überdenken, bevor sie für wissenschaftliche Experimente verwendet werden...“
Einige Sekunden lang herrschte Stille, dann wurde die Lampe abgeschaltet und Paryn, der immer noch weiße Lichtpunkte sah, aus dem Raum geschafft.
„Bringt ihn in seine Zelle zurück!“, tönte ein Befehl aus der Dunkelheit. „Er hat noch ein paar Stunden Zeit, danach schafft ihr ihn zur Forschungsabteilung!“
Paryn lag erschöpft auf dem kalten Boden seiner Zelle. Das Verhör hatte ihn ganz schön mitgenommen.
Keuchend versuchte er aufzustehen, nur um sofort wieder niederzusinken. Hier lag er, und hatte keine Ahnung, was er den Soldaten erzählen sollte. Trotzdem sagte ihm eine leise Stimme in seinem Hinterkopf, dass er Yai´ro leiten musste – sonst würden die Rhuner wohl nie erlöst werden. Nur, wie sollte er das zustande bringen?
Er hatte, seit er sich in der Gefangenschaft der Fabrik befand, kaum Nahrung zu sich genommen. Die einzige Leistung, die sein Körper noch erbrachte, war, am Leben zu bleiben – und dieses Leben würde in wenigen Stunden bei wissenschaftlichen Experimenten ausgelöscht werden.
Das konnte nicht richtig sein!
Er wusste nicht, wie viele Tage oder Wochen er schon in dieser Zelle verbracht hatte, wusste nicht, wie oft er schon verhört und gefoltert worden war, oder ob Teile seines Körpers wegen mangelnder Energiezufuhr abgestorben waren. Er konnte sich kaum bewegen, und doch hatte er das alles durchgehalten!
Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, sich von den körperlichen und geistigen Qualen zu erlösen, aber er war stark geblieben. Stark durch den Gedanken an sein Volk und an seinen Neffen.
Erfüllt mit neuer Überzeugung und Lebenswillen schaffte er es, sich zu erheben. Die Fabrik würde ihn trotz allem nicht unterkriegen. Wenn es sein musste, würde er mit einem Lächeln in den Tod gehen!
Hinkend gelangte er bis zur Tür, an der er sich abstützen musste, denn die Schwäche behielt trotz allem die Oberhand. Was sollte er jetzt unternehmen? Er hatte es geschafft, einige Schritte zu gehen, aber das war auch schon alles. Er konnte diese Tür nicht öffnen! Ein weiteres Mal fiel ihm auf, wie ihm seine magischen Kräfte immer noch fehlten.
„Engel der Läuterung!“, dachte er. „Du hast uns die Gelegenheit gegeben, den Fluch zu brechen. Willst du wirklich, dass wir hier scheitern? Hier, in der Fabrik?“
Er rang nach Atem. Sogar das Sprechen kostete ihn Kraft.
„Ich flehe, dich an, Engel der Läuterung. Hilf uns!“
Mit einem Ruck ging die Tür auf und Paryn, der keinen Halt mehr hatte, fiel rücklings auf den Gang. Über sich erkannte er nur schemenhaft eine Gestalt, die ihn aus dem von Neonlicht durchzogenen Halbdunkel musterte.
„Seid ihr... Paryn?“
Die Stimme klang schnarrend, ähnlich wie das Fauchen eines Reptils und so tonlos wie das Schleifen zweier Steine aufeinander.
„Ja!“, brachte Paryn mit letzter Kraft hervor.
Das Wesen zögerte einen Moment lang, dann kniete es sich nieder und half dem Rhuner dabei, sich aufzusetzen. Es lehnte ihn gegen eine Wand und gab ihm aus einer kleinen, kristallenen Flasche zu trinken. Paryn trank gierig. In großen Schlucken stürzte er die grünliche Flüssigkeit hinab und spürte sofort, wie Energie seinen Körper durchströmte.
Nach einigen Sekunden des Wartens fand er endlich die Kraft, sich auf seinen Retter zu konzentrieren. Zwar sah er immer noch alles verschwommen, aber er konnte die Rasse des Wesens auch nach dem Geruch bestimmen: Es handelte sich um einen Levian, einen Wüstenbewohner.
Sobald die Flüssigkeit in seinen Blutkreislauf gelangt war, wirkte sie schnell. Desto klarer er denken konnte, desto tiefer bohrte sich eine Frage in sein Gehirn:
Was suchte ein Levian in der Fabrik?
Ihm verlangte das Sprechen immer noch große Mühe ab, trotzdem stellte er eine entsprechende Frage.
„Ich bin ein Gesandter des Engels der Läuterung!“, antwortete die Schnarrende Stimme, und Paryn atmete erleichtert auf. Es gab also doch noch … Wunder.
„Meine Herrin hat mir den Auftrag gegeben, euch zu befreien“, fuhr der Levian fort. „Aber ich kann euch nicht bei der Flucht helfen! Das Mittel, das ihr getrunken habt, wird euch für einige Stunden Kraft geben. Zu Fuß zu fliehen wäre also nicht ratsam... Aber die Fabrik zieht zu einer Schlacht aus, und in diesem Trubel würde niemand bemerken, wenn ein Fahrzeug fehlt!“
Paryn konnte von Sekunde zu Sekunde besser sehen. Der Levian trug, wie er allmählich erkennen konnte, die Kleidung eines hohen Offiziers der Fabrik. In den Händen hielt er ebenfalls eine Offiziersuniform, zu einem kleinen Bündel zusammengeschnürt.
Den Sinn dieser Kleider verstand er erst später, als seine Kraft wieder beinahe komplett zurückgekehrt war und sich der Gesandte mit den Worten „Viel Glück!“ verabschiedete.
Das Wesen trat zurück, und rund um es loderten blaue Flammen auf. Paryn wunderte sich nicht darüber, dass ein Wüstenbewohner Magie anwendete, denn er wusste, dass die göttlichen Engel ihre magische Kraft mit anderen Wesen teilen konnten.
Der Levian verschwand in einem blauen Funkenregen, und die klein verpackte Uniform fiel allein zu Boden. Sie war ganz offensichtlich als Hilfsmittel für ihn gedacht.
Es dauerte kaum eine Minute, bis er die Kleidung gewechselt und sein rotes Haar unter der Offizierskappe versteckt hatte. Seine eigene Kleidung nahm er ebenfalls mit sich, denn er wollte nicht ewig in der unbequemen Uniform stecken.
Auf diese Weise perfekt getarnt, machte er sich auf die Suche nach einem geeigneten Fahrzeug für die Flucht. Im gesamten Gefängnistrakt war keine einzige Wache stationiert; folglich fiel es ihm nicht schwer, in einen der vielen Aufbewahrungsräume für Gefangenen-Eigentum einzubrechen. In der kleinen Kammer, die zwischen zwei Zellen gezwängt nicht viel Platz bot, entdeckte er unter Bergen von Müll das, wonach er gesucht hatte: Waffen.
Schwerter, Schilde, Säbel, Lanzen, Piken, Keulen, Messer und Bögen, aber auch Gewehre und andere Waffen der Fabrik stapelten sich in dem engen Raum. Nach kurzem Überlegen bewaffnete sich Paryn mit einem kurzen Säbel und füllte das leere Halfter an seinem Gürtel mit einer Pistole. Er wusste zwar nicht viel über die Waffen der Fabrik, aber die Benutzung hatte er alleine vom Zusehen verstanden.
Außerdem versteckte er einige leichte Wurfäxte unter seinem mit Abzeichen bestickten Offiziersmantel.
Gut ausgerüstet und mit einem Gefühl der Sicherheit setzte er seine Suche so bald wie möglich fort. Er wollte nicht zu viel Zeit verlieren, denn er wusste nicht, wie lange der Trank des Levians noch wirkte.
Eine Weile lang irrte er in den Gängen der Fabrik herum, bis er endlich den Übergang zum mittleren Teil des Hauptgebäudes und dort den Ausgang ins Freie entdeckte. Ein Fahrzeug würde er am ehesten bei einer der Werkstätten finden, das wusste er noch von seiner Ankunft. Also versuchte er, möglichst unbemerkt auf das freie Gelände zu gelangen, was allerdings als sehr schwierig herausstellte: denn umso näher er seinem Ziel kam, umso mehr Soldaten begegnete er. Schließlich musste er resigniert feststellen, dass im Freien eine Vollversammlung der Soldaten stattfand. Anscheinend war die Fabrik wirklich dabei, in den Krieg zu ziehen.
Paryn trat aus einem Seitentor des Hauptgebäudes hinaus auf den mit Soldaten gefüllten Platz, der sich vom Eingang des Tals bis zu den Werkstätten und Rauch speienden Schloten erstreckte. Dort, am anderen Ende des Tals, war ein Podest aufgebaut worden, von dem aus er , der Vorstand der Fabrik, zu seinen Soldaten sprach.
Paryn konnte ihn über das Meer von Männern sehen: Ein junger, hochgewachsener Mann, dessen von Kraft strotzende Körper in einer Uniform beengt und eingesperrt wirkte. Sein blondes, wirres Haar wurde von einer Generalskappe bedeckt; nur wenige Zentimeter darunter bildeten zwei hellblaue Augen den Mittelpunkt des entschlossenen Gesichtes.
Der große Rat der Fabrik sammelte sich um den jungen Mann, der seinen Kriegern Mut zusprach und ihnen versicherte, dass der Orden leicht zu schlagen sei. In dem Klang seiner Stimme lag mehr als nur Entschlossenheit, es war Begeisterung – vielleicht aber auch Verzweiflung.
Es war egal, was dieser Mann seinen Soldaten einredete, oder welche grausamen Kämpfe er sie bestreiten lies. Denn er lebte mit ihnen!
Viel Zeit war vergangen, seit Paryn das letzte mal einen solchen Herrscher gesehen hatte, viel zu viel Zeit... Er erinnerte sich nur noch schwach an den Mann, den er mit diesem Gedanken verband: Der alte Anführer der Rhuner.
Trotz des Krieges hatten die Rhuner unter diesem Führer eine Gemeinsamkeit erlabt, wie sie später nie wieder existiert hatte. Es hatte schon viele Versuche gegeben, das Volk wieder zusammenzuführen, doch bisher waren alle gescheitert. Auch Paryn selbst hatte es nur geschafft, die überlebenden Rhuner zu sammeln, nicht aber, sie zu vereinen . Würde Yai´ro das gelingen?
Yai´ro... die Rhuner...
Paryn erwachte wie aus einer Trance. Der Vorstand hatte es wohl wirklich geschafft, ihn in seinen Bann zu ziehen. Und dann die Sache mit den Rhunern...
Um auf keinen Fall wieder in Gedanken zu versinken, sah er sich unauffällig um.
Der Vorstand sprach immer noch, und die Soldaten lauschten begierig. Jedes der Worte, die der junge Mann mit seiner von Zorn, Liebe und Entschlossenheit durchzogenen Stimme aussprach, wirkte für sie greifbar. Er war ihr Ideal, ihr Führer – und sie würden ihm bis ans Ende der Welt folgen.
Es tut mir leid, dass ich euch so lange habe warten lassen, aber ich hatte wirklich viel zu tun. Zur Geschichte: Die 7.Szene kommt hier, die 8. hab ich auch schon fertig - nur noch eintippen (ich wollte sie eigentlich gemeinsam reinstellen); momentan schreibe ich an der 9. Szene. Vorraussichtlich kriegt das 2. Kapitel 9. Szenen. Dafür sich aber einige sehr lang!
However, hier ist die 7.Szene (leider doch nicht ganz so lang, wie ich dachte.)
Eines noch:
Jeder, der das liest, MUSS ein zumindest irgendein Kommentar abgeben!
Außerdem kommt hinterher wahrscheinlich noch eine Ergänzung zu der Umfrage.
Ich will euch nicht zu lange aufhalten. Lest und kommentiert !

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7. Szene: Flucht aus der Fabrik
Paryn saß in einem düsteren Raum im Inneren der Fabrik. Seine Hände waren an einen metallenen Stuhl gefesselt, und in sein Gesicht schien eine grelle Lampe. Das Licht blendete ihn, so dass er die Soldaten der Fabrik, die ihn bewachten, kaum sehen konnte.
„Wie ist ihr Name?“, fragte eine schneidend kalte Stimme aus dem Dunkeln.
„Ich heiße Paryn.“
„Was wissen sie über den Orden?“
„Gar nichts!“, antwortete er wahrheitsgemäß.
„Lügen sie nicht!“, fuhr die Stimme auf. „Sie sind ein Spion des Ordens!“
„Bin ich nicht!“, brüllte Paryn zurück. Er hatte ja gewusst, das die Fabrik und der Orden Feinde waren, aber mit Verfolgungswahn hatte er nicht gerechnet. Trotzdem hätte er nicht schreien sollen, denn plötzlich spürte er einen kalten Gewehrlauf an der Schläfe.
„Wie sie meinen, Paryn.“
Die Stimme klang wieder so wie zuvor, wie ein kalter Windhauch, der aus dem Nichts kam und ins Nichts ging.
„Wir werden sie jetzt unserer Forschungsabteilung überantworten. Sie haben noch genügend Zeit, um die Sache zu überdenken, bevor sie für wissenschaftliche Experimente verwendet werden...“
Einige Sekunden lang herrschte Stille, dann wurde die Lampe abgeschaltet und Paryn, der immer noch weiße Lichtpunkte sah, aus dem Raum geschafft.
„Bringt ihn in seine Zelle zurück!“, tönte ein Befehl aus der Dunkelheit. „Er hat noch ein paar Stunden Zeit, danach schafft ihr ihn zur Forschungsabteilung!“
Paryn lag erschöpft auf dem kalten Boden seiner Zelle. Das Verhör hatte ihn ganz schön mitgenommen.
Keuchend versuchte er aufzustehen, nur um sofort wieder niederzusinken. Hier lag er, und hatte keine Ahnung, was er den Soldaten erzählen sollte. Trotzdem sagte ihm eine leise Stimme in seinem Hinterkopf, dass er Yai´ro leiten musste – sonst würden die Rhuner wohl nie erlöst werden. Nur, wie sollte er das zustande bringen?
Er hatte, seit er sich in der Gefangenschaft der Fabrik befand, kaum Nahrung zu sich genommen. Die einzige Leistung, die sein Körper noch erbrachte, war, am Leben zu bleiben – und dieses Leben würde in wenigen Stunden bei wissenschaftlichen Experimenten ausgelöscht werden.
Das konnte nicht richtig sein!
Er wusste nicht, wie viele Tage oder Wochen er schon in dieser Zelle verbracht hatte, wusste nicht, wie oft er schon verhört und gefoltert worden war, oder ob Teile seines Körpers wegen mangelnder Energiezufuhr abgestorben waren. Er konnte sich kaum bewegen, und doch hatte er das alles durchgehalten!
Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, sich von den körperlichen und geistigen Qualen zu erlösen, aber er war stark geblieben. Stark durch den Gedanken an sein Volk und an seinen Neffen.
Erfüllt mit neuer Überzeugung und Lebenswillen schaffte er es, sich zu erheben. Die Fabrik würde ihn trotz allem nicht unterkriegen. Wenn es sein musste, würde er mit einem Lächeln in den Tod gehen!
Hinkend gelangte er bis zur Tür, an der er sich abstützen musste, denn die Schwäche behielt trotz allem die Oberhand. Was sollte er jetzt unternehmen? Er hatte es geschafft, einige Schritte zu gehen, aber das war auch schon alles. Er konnte diese Tür nicht öffnen! Ein weiteres Mal fiel ihm auf, wie ihm seine magischen Kräfte immer noch fehlten.
„Engel der Läuterung!“, dachte er. „Du hast uns die Gelegenheit gegeben, den Fluch zu brechen. Willst du wirklich, dass wir hier scheitern? Hier, in der Fabrik?“
Er rang nach Atem. Sogar das Sprechen kostete ihn Kraft.
„Ich flehe, dich an, Engel der Läuterung. Hilf uns!“
Mit einem Ruck ging die Tür auf und Paryn, der keinen Halt mehr hatte, fiel rücklings auf den Gang. Über sich erkannte er nur schemenhaft eine Gestalt, die ihn aus dem von Neonlicht durchzogenen Halbdunkel musterte.
„Seid ihr... Paryn?“
Die Stimme klang schnarrend, ähnlich wie das Fauchen eines Reptils und so tonlos wie das Schleifen zweier Steine aufeinander.
„Ja!“, brachte Paryn mit letzter Kraft hervor.
Das Wesen zögerte einen Moment lang, dann kniete es sich nieder und half dem Rhuner dabei, sich aufzusetzen. Es lehnte ihn gegen eine Wand und gab ihm aus einer kleinen, kristallenen Flasche zu trinken. Paryn trank gierig. In großen Schlucken stürzte er die grünliche Flüssigkeit hinab und spürte sofort, wie Energie seinen Körper durchströmte.
Nach einigen Sekunden des Wartens fand er endlich die Kraft, sich auf seinen Retter zu konzentrieren. Zwar sah er immer noch alles verschwommen, aber er konnte die Rasse des Wesens auch nach dem Geruch bestimmen: Es handelte sich um einen Levian, einen Wüstenbewohner.
Sobald die Flüssigkeit in seinen Blutkreislauf gelangt war, wirkte sie schnell. Desto klarer er denken konnte, desto tiefer bohrte sich eine Frage in sein Gehirn:
Was suchte ein Levian in der Fabrik?
Ihm verlangte das Sprechen immer noch große Mühe ab, trotzdem stellte er eine entsprechende Frage.
„Ich bin ein Gesandter des Engels der Läuterung!“, antwortete die Schnarrende Stimme, und Paryn atmete erleichtert auf. Es gab also doch noch … Wunder.
„Meine Herrin hat mir den Auftrag gegeben, euch zu befreien“, fuhr der Levian fort. „Aber ich kann euch nicht bei der Flucht helfen! Das Mittel, das ihr getrunken habt, wird euch für einige Stunden Kraft geben. Zu Fuß zu fliehen wäre also nicht ratsam... Aber die Fabrik zieht zu einer Schlacht aus, und in diesem Trubel würde niemand bemerken, wenn ein Fahrzeug fehlt!“
Paryn konnte von Sekunde zu Sekunde besser sehen. Der Levian trug, wie er allmählich erkennen konnte, die Kleidung eines hohen Offiziers der Fabrik. In den Händen hielt er ebenfalls eine Offiziersuniform, zu einem kleinen Bündel zusammengeschnürt.
Den Sinn dieser Kleider verstand er erst später, als seine Kraft wieder beinahe komplett zurückgekehrt war und sich der Gesandte mit den Worten „Viel Glück!“ verabschiedete.
Das Wesen trat zurück, und rund um es loderten blaue Flammen auf. Paryn wunderte sich nicht darüber, dass ein Wüstenbewohner Magie anwendete, denn er wusste, dass die göttlichen Engel ihre magische Kraft mit anderen Wesen teilen konnten.
Der Levian verschwand in einem blauen Funkenregen, und die klein verpackte Uniform fiel allein zu Boden. Sie war ganz offensichtlich als Hilfsmittel für ihn gedacht.
Es dauerte kaum eine Minute, bis er die Kleidung gewechselt und sein rotes Haar unter der Offizierskappe versteckt hatte. Seine eigene Kleidung nahm er ebenfalls mit sich, denn er wollte nicht ewig in der unbequemen Uniform stecken.
Auf diese Weise perfekt getarnt, machte er sich auf die Suche nach einem geeigneten Fahrzeug für die Flucht. Im gesamten Gefängnistrakt war keine einzige Wache stationiert; folglich fiel es ihm nicht schwer, in einen der vielen Aufbewahrungsräume für Gefangenen-Eigentum einzubrechen. In der kleinen Kammer, die zwischen zwei Zellen gezwängt nicht viel Platz bot, entdeckte er unter Bergen von Müll das, wonach er gesucht hatte: Waffen.
Schwerter, Schilde, Säbel, Lanzen, Piken, Keulen, Messer und Bögen, aber auch Gewehre und andere Waffen der Fabrik stapelten sich in dem engen Raum. Nach kurzem Überlegen bewaffnete sich Paryn mit einem kurzen Säbel und füllte das leere Halfter an seinem Gürtel mit einer Pistole. Er wusste zwar nicht viel über die Waffen der Fabrik, aber die Benutzung hatte er alleine vom Zusehen verstanden.
Außerdem versteckte er einige leichte Wurfäxte unter seinem mit Abzeichen bestickten Offiziersmantel.
Gut ausgerüstet und mit einem Gefühl der Sicherheit setzte er seine Suche so bald wie möglich fort. Er wollte nicht zu viel Zeit verlieren, denn er wusste nicht, wie lange der Trank des Levians noch wirkte.
Eine Weile lang irrte er in den Gängen der Fabrik herum, bis er endlich den Übergang zum mittleren Teil des Hauptgebäudes und dort den Ausgang ins Freie entdeckte. Ein Fahrzeug würde er am ehesten bei einer der Werkstätten finden, das wusste er noch von seiner Ankunft. Also versuchte er, möglichst unbemerkt auf das freie Gelände zu gelangen, was allerdings als sehr schwierig herausstellte: denn umso näher er seinem Ziel kam, umso mehr Soldaten begegnete er. Schließlich musste er resigniert feststellen, dass im Freien eine Vollversammlung der Soldaten stattfand. Anscheinend war die Fabrik wirklich dabei, in den Krieg zu ziehen.
Paryn trat aus einem Seitentor des Hauptgebäudes hinaus auf den mit Soldaten gefüllten Platz, der sich vom Eingang des Tals bis zu den Werkstätten und Rauch speienden Schloten erstreckte. Dort, am anderen Ende des Tals, war ein Podest aufgebaut worden, von dem aus er , der Vorstand der Fabrik, zu seinen Soldaten sprach.
Paryn konnte ihn über das Meer von Männern sehen: Ein junger, hochgewachsener Mann, dessen von Kraft strotzende Körper in einer Uniform beengt und eingesperrt wirkte. Sein blondes, wirres Haar wurde von einer Generalskappe bedeckt; nur wenige Zentimeter darunter bildeten zwei hellblaue Augen den Mittelpunkt des entschlossenen Gesichtes.
Der große Rat der Fabrik sammelte sich um den jungen Mann, der seinen Kriegern Mut zusprach und ihnen versicherte, dass der Orden leicht zu schlagen sei. In dem Klang seiner Stimme lag mehr als nur Entschlossenheit, es war Begeisterung – vielleicht aber auch Verzweiflung.
Es war egal, was dieser Mann seinen Soldaten einredete, oder welche grausamen Kämpfe er sie bestreiten lies. Denn er lebte mit ihnen!
Viel Zeit war vergangen, seit Paryn das letzte mal einen solchen Herrscher gesehen hatte, viel zu viel Zeit... Er erinnerte sich nur noch schwach an den Mann, den er mit diesem Gedanken verband: Der alte Anführer der Rhuner.
Trotz des Krieges hatten die Rhuner unter diesem Führer eine Gemeinsamkeit erlabt, wie sie später nie wieder existiert hatte. Es hatte schon viele Versuche gegeben, das Volk wieder zusammenzuführen, doch bisher waren alle gescheitert. Auch Paryn selbst hatte es nur geschafft, die überlebenden Rhuner zu sammeln, nicht aber, sie zu vereinen . Würde Yai´ro das gelingen?
Yai´ro... die Rhuner...
Paryn erwachte wie aus einer Trance. Der Vorstand hatte es wohl wirklich geschafft, ihn in seinen Bann zu ziehen. Und dann die Sache mit den Rhunern...
Um auf keinen Fall wieder in Gedanken zu versinken, sah er sich unauffällig um.
Der Vorstand sprach immer noch, und die Soldaten lauschten begierig. Jedes der Worte, die der junge Mann mit seiner von Zorn, Liebe und Entschlossenheit durchzogenen Stimme aussprach, wirkte für sie greifbar. Er war ihr Ideal, ihr Führer – und sie würden ihm bis ans Ende der Welt folgen.
Nichts war je genug,
Und nichts wird so wie früher sein!
Die Hoffnung stirbt zuletzt,
Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
Wir atmen Zug um Zug
Den fernen Tag der Rache ein:
Die Sonne, die die Schatten hetzt
Wird uns das Letzte rauben!
Wie laut muss das Schweigen sein,
Damit das Flehen wird erhört?
Wie leise soll ich schreiben,
Damit Dich mein Leben immer noch betört?
- Samsas Traum, Tineoidea
Und nichts wird so wie früher sein!
Die Hoffnung stirbt zuletzt,
Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
Wir atmen Zug um Zug
Den fernen Tag der Rache ein:
Die Sonne, die die Schatten hetzt
Wird uns das Letzte rauben!
Wie laut muss das Schweigen sein,
Damit das Flehen wird erhört?
Wie leise soll ich schreiben,
Damit Dich mein Leben immer noch betört?
- Samsas Traum, Tineoidea