@Salev:
Ja richtig, der Verwaltungsapparat erteilt Bürgerrechte nicht nach dem Volumen des zu erwartenden Einkommens, was ich für einen Rechtsstaat auch relativ passend finde. Mir ist es aber dennoch sehr wichtig, noch einmal hervorzuheben, dass selbst nach deinen neoliberalen Kriterien die Rechnung, die du anstellst nicht rentieren würde, und das was du beleglos als „normal“ hinstellst, nicht den gelebten Tatsachen entspricht. Nochmal: ich (als Linke) stimme diesen Rechnungen nicht zu, will aber eine gesetzt-der Fall-Rechnung bemühen.
Zweierlei:
1) Zum einen ist natürlich nicht die Anzahl der Kinder, sondern die Summe, die in das Sozialsystem eingezahlt wird für den Staat relevant. Ein Oberarzt-Einzelkind bringt also dem Staat mehr als fünf Einzelhandelskaufleut-Kinder, wenn wir schon bei den beinharten Kalkulationen sind. Faktum ist, dass homosexuelle Paare sowie deren Kinder so eklatant besser ausgebildet und besserverdienend sind, dass wir das in unsere Rechnung einbeziehen müssen, wie ich fürchte, vor allem da GERADE versehentlich und in zu früh gezeugte Kinder überdurchschnittlich oft arbeitslos sind.
2) Wir sprechen von cirka 119.000 unterhaltspflichtigen Kindern, die im Jahr 2012 in gleichgeschlechtlichen (fast ausschließlich lesbischen) Partnerschaften aufwuchsen. Dies ist im Hinblick auf die Größe der Minderheit eine annähernd so große Zahl wie die Anzahl der Kinder in heterosexuellen Beziehungen und deswegen keinesfalls der „unnormale Fall“, wie du es in deinem Blogeintrag hinstellst. Auch nach Erhebungen ist der Kinderwunsch bei Homos so groß wie bei Heteros, würde man nur den Weg ein klein Bisschen vereinfachen.
Soviel dazu.
Ein Label ist dann schlecht, wenn es präskriptiv ist, also dann wenn es uns etwas vorschreibt, meiner Ansicht nach aber nicht dann, wenn es deskriptiv ist. Ich bin sowohl in meinen Augen als auch in denen der Öffentlichkeit beispielsweise Österreicherin, auch wenn Staaten natürlich willkürliche Phantasiekonstrukte sind, die auf keiner realen Evidenz beruhen. Das ist ja kein Problem, solange ich mich nicht gezwungen sehe, Steirerhüte zu tragen und auf meinem Schreibtisch zu schuhplatteln. Du siehst dich vielleicht auch in gewisser Hinsicht selbst als Frau, obwohl auch Geschlecht ja eine fluide Kategorie ist, die nicht unbedingt zu geschlechtstypischem Verhalten veranlassen muss. Und so sehr wie bspw. ich zwei x-Chromosomen besitze, so sehr begehre ich auch seit ich mich erinnern kann nur Frauen, und ja, ich bin mir sicher, dass ich mich niemals in einen Mann verliebe. Denn ich bin, ähnlich wie es mir nicht möglich ist, ein Kind anziehend zu finden, nicht in der Lage, einen Mann als körperlich attraktiv wahrzunehmen. Vas-y geht es sicher mit Männern ebenso (;-)).
Dass es ein mutiger Schritt ist, sich ein Label aufzudrücken liegt eben deswegen auch nicht IN einem, sondern in der Gesellschaft. Es ist mutig und zuweilen schwer, sich gegen die Gesellschaft aufzulehnen – das ist der Sinn und die Überwindung. Ein Label ist dann eines, wenn es mehr als die Wahrheit umfasst oder Individualität mit überindividuellen, damit nicht zusammenhängenden Tatsachen verbindet („Ich bin eine Frau, deswegen muss ich Stöckelschuhe tragen“). Allein die Aussage zu treffen, dass man gleichgeschlechtlich begehrt und sich dessen sicher ist, ist reflektiert, kein Schubladendenken.
Ja richtig, der Verwaltungsapparat erteilt Bürgerrechte nicht nach dem Volumen des zu erwartenden Einkommens, was ich für einen Rechtsstaat auch relativ passend finde. Mir ist es aber dennoch sehr wichtig, noch einmal hervorzuheben, dass selbst nach deinen neoliberalen Kriterien die Rechnung, die du anstellst nicht rentieren würde, und das was du beleglos als „normal“ hinstellst, nicht den gelebten Tatsachen entspricht. Nochmal: ich (als Linke) stimme diesen Rechnungen nicht zu, will aber eine gesetzt-der Fall-Rechnung bemühen.
Zweierlei:
1) Zum einen ist natürlich nicht die Anzahl der Kinder, sondern die Summe, die in das Sozialsystem eingezahlt wird für den Staat relevant. Ein Oberarzt-Einzelkind bringt also dem Staat mehr als fünf Einzelhandelskaufleut-Kinder, wenn wir schon bei den beinharten Kalkulationen sind. Faktum ist, dass homosexuelle Paare sowie deren Kinder so eklatant besser ausgebildet und besserverdienend sind, dass wir das in unsere Rechnung einbeziehen müssen, wie ich fürchte, vor allem da GERADE versehentlich und in zu früh gezeugte Kinder überdurchschnittlich oft arbeitslos sind.
2) Wir sprechen von cirka 119.000 unterhaltspflichtigen Kindern, die im Jahr 2012 in gleichgeschlechtlichen (fast ausschließlich lesbischen) Partnerschaften aufwuchsen. Dies ist im Hinblick auf die Größe der Minderheit eine annähernd so große Zahl wie die Anzahl der Kinder in heterosexuellen Beziehungen und deswegen keinesfalls der „unnormale Fall“, wie du es in deinem Blogeintrag hinstellst. Auch nach Erhebungen ist der Kinderwunsch bei Homos so groß wie bei Heteros, würde man nur den Weg ein klein Bisschen vereinfachen.
Soviel dazu.
Original von Bereth
Vas-y beispielsweise hat einen wunderbaren Post geschrieben, wie er damit umgeht; und wir sind geneigt, das als mutig zu empfinden (und ich bin mir sicher, dass dich das einiges an Überwindung gekostet hat, dafür ziehe ich meinen Hut vor dir). Aber warum? Wieso ist es mutig, sich einen "Stempel" aufzudrücken? Wozu ist das notwendig? Wieso müssen wir über etwas diskutieren, das so selbstverständlich wie die Luft zum Atmen sein sollte? Kann uns nicht egal sein, welche Formen die Liebe annehmen kann, solange sie sich richtig anfühlt?
Mir geht dieser ganze Wahn, alles benennen und erklären zu müssen, furchtbar auf den Keks. Und mich interessiert brennend, wie ihr diesen "Zwang" betrachtet, Dingen unbedingt einen Namen geben zu müssen
Ein Label ist dann schlecht, wenn es präskriptiv ist, also dann wenn es uns etwas vorschreibt, meiner Ansicht nach aber nicht dann, wenn es deskriptiv ist. Ich bin sowohl in meinen Augen als auch in denen der Öffentlichkeit beispielsweise Österreicherin, auch wenn Staaten natürlich willkürliche Phantasiekonstrukte sind, die auf keiner realen Evidenz beruhen. Das ist ja kein Problem, solange ich mich nicht gezwungen sehe, Steirerhüte zu tragen und auf meinem Schreibtisch zu schuhplatteln. Du siehst dich vielleicht auch in gewisser Hinsicht selbst als Frau, obwohl auch Geschlecht ja eine fluide Kategorie ist, die nicht unbedingt zu geschlechtstypischem Verhalten veranlassen muss. Und so sehr wie bspw. ich zwei x-Chromosomen besitze, so sehr begehre ich auch seit ich mich erinnern kann nur Frauen, und ja, ich bin mir sicher, dass ich mich niemals in einen Mann verliebe. Denn ich bin, ähnlich wie es mir nicht möglich ist, ein Kind anziehend zu finden, nicht in der Lage, einen Mann als körperlich attraktiv wahrzunehmen. Vas-y geht es sicher mit Männern ebenso (;-)).
Dass es ein mutiger Schritt ist, sich ein Label aufzudrücken liegt eben deswegen auch nicht IN einem, sondern in der Gesellschaft. Es ist mutig und zuweilen schwer, sich gegen die Gesellschaft aufzulehnen – das ist der Sinn und die Überwindung. Ein Label ist dann eines, wenn es mehr als die Wahrheit umfasst oder Individualität mit überindividuellen, damit nicht zusammenhängenden Tatsachen verbindet („Ich bin eine Frau, deswegen muss ich Stöckelschuhe tragen“). Allein die Aussage zu treffen, dass man gleichgeschlechtlich begehrt und sich dessen sicher ist, ist reflektiert, kein Schubladendenken.