BFS7 - the buttfucking stories

    • Geschichten/Texte

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    • So, damit ein Anfang gesetzt ist und auch klar ist, ich habe die Geschichten nicht vergessen, versuche ich jetzt kurz etwas zu den ersten vier zu sagen und so sukzessive den Stapel abzuarbeiten. Meine Eindrücke sind alle höchst subjektiv und daher bitte nicht persönlich zu nehmen. Ich bewerte die Geschichte, nicht die Person, die dahinter steht. Mit dem aus dem Weg, muss ich sagen, dass dieses Mal einige Geschichten wirklich null an mich gegangen sind, teils weil ich zu verwirrend, teils weil ich sie zu prätentiös fand, teils auch, weil ich mit dem behandelten Thema so gar nicht konnte. Das ist aber nicht der Geschichte anzulasten, sondern meinem persönlichen Geschmack. Ich bin noch immer an einem Punkt in meinem Leben, wo ich beruflich viel lesen muss, was mich nicht immer toll interessiert, deswegen habe ich in meiner Freizeit wenig Geduld für Texte, die mich nicht sofort fesseln. Einige eurer Geschichten fielen halt für mich in diese Kategorie und entsprechend harsch fällt dann vielleicht das Urteil aus. Nur damit ihr wisst, womit ihr da bei mir seid.

      Bereths "Geister"

      Das gefiel mir:
      Ich finde es grundsätzlich irgendwie anheimelnd, wenn alte BFS-Charaktere wieder auftauchen, daher hab ich mich sehr über ein Wiedersehen mit Janice gefreut. Schön fand ich auch, mal nicht über einen "Mainstream"-Charakter lesen zu müssen, sondern über eine schwarze Lesbe. Sie in eine Geistergeschichte hereinstolpern zu lassen, hatte definitiv etwas. Sprachlich gab es nichts auszusetzen und mir sind auch keine Assos negativ aufgefallen.

      Das gefiel mir nicht:
      Ich glaube, ich hätte lieber eine Geschichte über Nneka gelesen - sie klang wie der interessantere Charakter. Eine andere Kritik bezeichnete sie als zu "abgebrüht" und ich glaube, dem schließe ich mich an. Sie ist kein sympathischer Chara, obwohl sie das vermutlich sein sollte. Ich fand es auch ein bisschen zu SJW-lastig und doch etwas verwirrend, was die Rolle des Geistes jetzt genau war.

      Gesamteindruck:
      Eine solide geschriebene Geschichte, die sich kurzweilig las, aber von einer sympathischeren Protagonisten profitiert hätte.


      Termina "Morgen ist ein neuer Tag"

      Das gefiel mir:

      Du hast einen flüssigen Schreibstil, der es einem leicht macht, der Geschichte zu folgen und die Enthüllung des Erzählers ist ein Stilmittels, das ich sehr schätze.

      Das gefiel mir nicht:

      So leid es mir tut, aber das war eine der Geschichten, die absolut nicht an mich gingen, was nichts mit deinem Talent als Erzählerin/Autorin zu tun hat. Sie hat nur einfach ein Thema, über das ich nicht gerne lese, weil ich das im RL schon ständig habe. Darüber hinaus hat sie mich leider irgendwie total verwirrt mit den inhaltlichen Sprüngen und den Andeutungen, die dann am Schluss nicht wirklich aufgeklärt wurden.

      Gesamteindruck:

      Diese Geschichte ist soweit ich weiß dein Debüt als Autorin und hat deswegen eine Menge Potential - sprachlich hast du auf jeden Fall drauf. Es ist keine schlechte Geschichte und enthält viele gute Ansätze, sie hat nur einfach meinen Geschmack inhaltlich nicht getroffen.



      shad "Echsil"

      Das gefiel mir:
      Weirde Umsetzung verrückter Verschwörungstheorien sind ein Steckenpferd von mir und dein Worldbuilding fand ich faszinierend und cool. Über diese Welt hätte ich gerne mehr gelesen.

      Das gefiel mir nicht:

      Heißt Norberts Freundin Milana oder Miliana? Da kannst du dich nicht entscheiden. Solche Ungereimtheiten reißen mich immer ein bisschen raus. Fand auch das Ende etwas abrupt und verwirrend - der Plottwist ist zwar irgendwie so schön gesellschaftskritisch, aber bleibt unter seinem Potential zurück. Sprachlich war es an einigen Stellen etwas holperig.

      Gesamteindruck:

      Ein interessantes Setting das du schaffst und mit interessanten Charakteren besetzt, das aber hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Assos sind mir keine aufgefallen.



      Heyday "Kommunalwahlen"

      Das gefiel mir:

      Ich rolle normal die Augen, wenn ich etwas "Gesellschaftskritisches" vorgesetzt bekomme, aber diese Geschichte hat bei mir einen Nerv getroffen, sie klingt auf so vielen Ebenen so wahr und macht so wütend, weil man diese Ungerechtigkeiten jeden Tag auf's Neue erlebt. Die Protagonistin als Ukrainierin, die aufgrund ihrer Herkunft noch einmal extra auf die Nuss kriegt hat mich definitiv überzeugt. Sprachlich durchweg solide, mir fiel auf den ersten Blick nichts auf.

      Das gefiel mir nicht:
      Tatsächlich blieb mir nichts negativ im Gedächtnis hängen, das erwähnenswert wäre.


      Gesamteindruck:

      Ein solider, kenntnisreicher Beitrag, der bei mir einen Nerv trifft.


      Zu den Kommentaren zu Erna gehe ich an anderer Stelle ein. Danke für's Lesen, Kommentieren, Kritisieren schonmal. Ich kann alle kritischen Sachen auf jeden Fall nachvollziehen - auch ich finde den Übergang Weihnachtsmarkt-Schule nicht so gelungen.
    • Wons schrieb:

      BFS-Sommerrunde, irgendwer?
      Gegen eine Runde Buttfucking-Grillfest ist von meiner Seite aus nichts einzuwenden!

      btw.: Ich habe es jetzt geschafft mich erfolgreich über vier Monate vor meinen Kritiken zu den BFS zu drücken. Ich habe damit ganz klar meinen Respekt verdient!
      In meinem Leben war plötzlich zu viel los, da habe ich es einfach vergessen (und den letzten Monat über war ich zwar ab und zu hier, aber die Motivation zu schreiben fehlte komplett. Ich prüf mal, ob sie das geändert hat!)
    • Oh Mann, ich hab auch noch nicht zu Ende reviewt. Aber ich hab mir erst letzte Woche die Storys wieder durchgelesen. ^^"

      Interesse habe ich prinzipiell, jetzt gerade habe ich leider keine Zeit. Ab Ende Juli / Anfang August wäre ich am Start und würde mich als Host anbieten.
      Ich hatte sonst gedacht, dass ab Herbst die Zeit wieder gut wäre, n paar Wochen eher als letztes Mal, weil nach Weihnachten dann doch nicht ganz ideal ist imo.

      edit: Ich würde allerdings schon auch dazu aufrufen, dass die, die es eigentlich eh noch machen wollten, noch ihre Reviews abgeben! Das würde die BFS7 gut abschließen. :)
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    • Na dann! Wer A sagt, muss auch B sagen.



      "Der eine Wunsch"



      Hätte ich nur eine Stimme gehabt, hätte ich dieser Story meine Stimme gegeben. Ich bin generell ein Fan von Settings in Bordellen und Kneipen, das spielt der Story für mich in die Karten, macht ja alleine aber noch keine gute Geschichte ~
      Ich weiß gar nicht, was ich besonders hervorheben möchte. Der Rahmen der Story war gut angelegt, das Ende super, die Assos waren super eingebracht, kleine Details haben zum Nachdenken angeregt und die Story las sich einfach gut weg und hat total gut unterhalten. Eine Prostituierte an Heiligabend; die Atmosphäre der Story war einfach im richtigen Grad dreckig. Schon in Kleinigkeiten hat sich das gezeigt, der Straßenschmutz St. Paulis zB war mir glasklar vor Augen. Fand ich sehr gut.

      Was mir wiederum am stärksten negativ aufgefallen war, ist, dass die Story ein Korrekturlesen sehr gut vertragen hätte. Es sind dabei keine schlimmen Fehler drin, aber das wiederholt großgeschriebene "sie" (wie in "dass Sie für die Bekämpfung von [...] zuständig war" etc) und "ihr" sowie einige Zeichensetzungsfehler haben dazu beigetragen, dass ab und zu der Lesekomfort etwas gelitten hat. Nicht schlimm, aber da würde ich das nächste Mal noch etwas mehr Zeit drauf verwenden, wenn vorhanden.

      Aber sei's drum, das fällt im Kontext der Story nicht weiter ins Gewicht. Ich muss stattdessen nochmal betonen, wie schön manche Assos eingebracht waren. Das Loslösen von der Erde fand ich sehr gelungen, weil es sehr gut zum Erzähltempo des sich verdichtenden Suffs der Protagonisten gepasst hat und icht so einfach war; der Bären-Blues mit Blick auf Berlin war super eingebracht und gar nicht so leicht; das Kaninchenfutter fand ich sehr gut; die Mondsüchtigen ebenso; einzig die böse Hexe war etwas uninspiriert.
      Dass dann im Ende leicht unklar bleibt, ob die Protagonistin sich nun selbst das Ticket im Suff gekauft hat oder doch der Weihnachtsmann, fand ich auch sehr schön gemacht. Der fehlende Keks auf dem Teller gibt einen dezenten Hinweis, dass wahrscheinlich tatsächlich der Weihnachtsmann da war, aber natürlich hätte sie ihn auch selbst gegessen haben können. Die Darstellung des (Suff?-)Weihnachtsmannes fand ich dabei übrigens auch sehr gelungen. Und auch, dass das Ende der Story offenbleibt - gerade den Zwist, ob sie sich nun für Hamburg oder Berlin, altes oder neues Leben, Annika oder Josi entscheiden solle?

      Die ganze Stimmung war einfach echt gut eingefangen, sodass die kleinen stilistischen Patzer keine Rolle gespielt haben. Wie gesagt mein persönlicher Favorit dieser Runde. Sehr cool!



      "Libras Geburtsstunde"


      Zunächst erst nochmal ein dickes Sorry an dich, Mad, dass ichs bei der gedruckten Ausgabe mit der Überschrift so hart verkackt habe! Das war echt keine Absicht.


      Zur Story:
      Mein Eindruck nach dem Lesen war erstmal: Dafuq? Und auch nach mehrmaligem Lesen bleiben viele Fragezeichen. Ich hab den Eindruck, dass du eine wesentlich dickere Geschichte im Kopf hattest und versucht hast, einen signifikanten Teil davon in die Kurzgeschichte zu stecken. Dadurch wirkt die Story aber weniger wie eine Kurzgeschichte, sondern wie eine Episode aus einer längeren Geschichte und damit nach meinem Empfinden ziemlich sperrig. Es scheint, zumindest gehts mir so, als habest du nicht den richtigen Rahmen für die Geschichte gefunden.

      Dabei hast du Gespür für die Szenerie, die Szene am Anfang in der Mine hat man als Leser sofort, und das gut, vor Augen. Die beiden finden den Energiediamant und man ist gespannt, was das nun für den Fortgang bedeuten mag. Und dann verzettelt sich die Story etwas. Die beiden werden für ihren Fund gefeiert, und als der Abend dann voranschreitet, werden die Differenzen der Protagonisten Rheus und Arnoldo offensichtlich. Arnoldo will die Stadt (?) demokratisch neu errichten, Rheus wiederum will, so scheint es, sich zum alleinigen Führer (/Diktator) aufschwingen, um so die Stadt und deren Bewohner in die Zukunft zu führen. Das alles geschieht vor dem Hintergrund einer diffus zerstörten Welt, in der die Menschen ums Überleben (?) kämpfen.

      So in etwa hab ich das verstanden. Das Problem, das ich beim Lesen hatte, war, dass diese Rahmen-Informationen sehr diffus mitgeteilt werden. Man muss schon arg aufpassen, um das einigermaßen einordnen zu können. Hier überforderst du den Leser meines Erachtens - oder zumindest mich. :D Ein paar wenige Angaben am Anfang oder einfach auf deutlichere Art hätten mir wahnsinnig geholfen: In was für einer Welt befinde ich mich? Was ist denn passiert, dass die "Biester und Primaten" in der Lage sind, Menschengruppen anzugreifen? Was sind die Rahmenbedingungen fürs Überleben?
      Durch den Energiekristall und die Erwähnung von Dingen wie von Schiefertafeln hatte ich den Eindruck, dass man sich in einer Fantasywelt befindet, rausgerissen aus dem Eindruck hat mich, dass dann da ein Gummihandschuh rumlag. Natürlich könnte der auch noch der untergegangenen Zivilisation entstammen, oder so, bleibt aber unklar und hat bei mir zur Verwirrung beigetragen.

      Zur Verwirrung beigetragen haben außerdem viele Verweise, die eben in der Story auftauchten und auf eine größere Geschichte hinwiesen. So sagt Rheus zb zu Arnoldo am Lagerfeuer, dass man den Diamanten mit größter Vorsicht behandeln müsse - sonst klappe deren "Plan nie"! Was für ein Plan? Überhaupt - eben wurden die beiden noch dafür gefeiert, dass sie den Diamanten gefunden haben; daraus erwuchs bei mir der Eindruck, dass allgemein davon ausgegangen wird, dass sie den Diamanten in den Dienst der Sache stellen. Gemessen daran wirkte es dann fahrlässig, dass Rheus ihn einfach in seiner Hosentasche herumträgt.
      Was weitere Verweise betrifft - da heißt es von Rheus, als es ums Elektroschwert ging: "Die Geschichte enthüllte uns viele Geheimnisse, die eine stabile Zukunft garantierten." -> Welche Geschichte, was ist passiert? Was für Geheimnisse? Was für eine Zukunft wurde umrissen? Dadurch, dass diese Verweise auf Geschehnisse verweisen, die nicht in der Story vorkommen, bleiben die Worte an diesen Stellen bemerkenswert leer und verkommen zur Floskel. Der Leser bleibt auf der Strecke. Sowas findet sich an verschiedenen Stellen, später heißt es, dass "diese Lausigkeiten", gemeint ist offenbar der Niedergang einer demokratischen Gesellschaft, als "großer Fehler" entpuppt hätten. Auch da will man wissen, was denn eigentlich passiert ist? Wieso will Rheus später den Stadtherr stürzen?
      Klar muss Rheus mit der gegebenen Situation unzufrieden sein, der Stadtherr ist wahrscheinlich ein Schwein. Aber warum? "Libra" wird ja offenbar das neue Land/die neue Stadt/ das neue Regime, das errichtet werden soll mithilfe des Elektroschwerts. Aber die Notwendigkeit dazu - die wird nicht deutlich.

      Das ist, glaube ich, meine Kernkritik an der Story: Zu vieles bleibt zu vage. Und das ist auch das, was ich oben meinte, dass du wahrscheinlich eine größere Geschichte im Kopf hattest. In einer größeren Story, in der für all das Nichterzählte Platz gewesen wäre, wäre das alles spannend und kein Problem. So bleibt die Story episodenhaft und klammert die - für meinen Geschmack - drängenden Fragen des Lesers leider weitgehend aus.

      Und noch kurz zu den Assos: Da waren manche leider auch ein bisschen unglücklich. :D Die Mastdarmspiegelung wirkte schräg, zum einen weil da ein sehr positives Ereignis (Fund des Kristalls) mit einem ziemlich negativen Ereignis verglichen wurde, und zum anderen weil die Welt nicht so wirkte, als würden die Protagonisten einfach mal sicherheitshalber zum Arzt gehen und eine entsprechende Untersuchung machen. Die Gummihandschuhe waren schon angesprochen, die Klabusterbeeren hat ja Wons schon erwähnt. Auch der Dickdarm ist etwas aufgefallen, obwohl ich das Bild schön fand, und der Präzedenzfall wirkte es unpassend. Die Schiefertafel hat, wie schon geschrieben, etwas zur Verwirrung beigetragen. Und der Armstumpf wirkte etwas random.

      Was bleibt? Um das nochmal zu betonen - die Szenen lasen sich gut (ein paar Querulanten-Assoziationen ausgenommen), nur fehlte zumindest mir als Leser die substanzielle Orientierung. Trotzdem hab ich die Story gern gelesen!
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    • (neuer Beitrag, weil Nachrichtenlänge zu lang)


      "Twelve Days of Christmas"


      Irgendwo hab ich's ja schon erwähnt, die Story hat auch eine Stimme von mir bekommen. Die Story ist einfach schön, ganz im wahrsten Sinne des Wortes. Und auf jeden Fall die weihnachtlichste Geschichte der ganzen BFS7, die ja quasi eine Weihnachtsedition war. Die ganze Weihnachts-/Dezemberatmosphäre, mit früher Dunkelheit, Weihnachtsmarkt, Weihnachtsfeiern, Geschenküberlegungen usw, kommt total gut rüber und nimmt den Leser auf sehr angenehme Art und Weise ein. Kristina und insbesondere Maya wirken sehr sympathisch, gerade das Kennenlernen zum Beispiel wirkt in Mayas Retrospektive sehr unaufdringlich und natürlich, und auch wie die beiden dann harmonieren, liest sich einfach schön. Wons, du hast für Vaylins Story die Bezeichnung flawless gebraucht, und ich finde, deine Story lässt sich damit auch bezeichnen. Sie liest sich einfach so richtig lockerleicht weg, sodass es ein großer Lesegenuss ist.

      Die einzige Kritik, die ich eigtl habe, ist, dass die Story vielleicht eine Spur zu unaufgeregt ist, sie macht sich nicht angreifbar. Das so zu sagen, ist aber eigentlich unfair, denn die Story ist, wie sie ist, in sich sehr stimmig und eben nicht darauf angelegt, Krawall zu machen. Sondern eben weihnachtlich zu sein, was sie wunderbar schafft. Von daher ist es vor allem eine Frage des persönlichen Geschmacks und nicht der Story an sich anzulasten.
      Meinethalben hättest du aber trotzdem die Story ein bisschen schärfer anbraten können, wenn man versteht, was ich meine. Zum Beispiel wirft Maya irgendwann die Frage auf, wann ein Date ein Date ist, und dass Treffen bei sich zu Hause immer ein bisschen heikel sind. Für den Leser ist nach dem Lesen nicht so richtig ersichtlich - auch wenn man es ahnt -, ob für Kristina das nun auch ein Date ist oder bloß ein freundschaftliches Treffen mit einer neuen Freundin. Maya hat schließlich, wie man ihren Gedanken entnimmt, eindeutig sexuelles Interesse. Hat Kristina denn überhaupt Interesse an Mädchen? Vielleicht ist das auch jetzt die naive Frage eines heteronormativen Typens wie mir, weiß ich nicht, vielleicht weiß man das als queeres Mädchen einfach. Aber weil Maya in Gedanken die Frage aufgemacht hat, mehr oder minder, und das am Schluss unklar bleibt, ob die beiden zueinanderfinden, hätte ichs spannend gefunden, da mehr zu erfahren. Da ist meines Erachtens ein bisschen Potenzial verloren gegangen. Wir hatten's ja gerade erst wegen der offenen Enden von Geschichten - hier hätte ich mir ein weniger offenes Ende so gesehen gewünscht. :D Nicht im Sinne einer Explizitheit von sexuellen Handlungen, sondern im Sinne einer etwas klareren Einschätzung von Kristina.
      Generell hätte der Story, so nach bloßem Geschmack geurteilt, noch ein bisschen mehr Handlung/Konflikt und ein bisschen weniger Retrospektive/Gedankenfolge ganz gut gestanden. Nicht viel, nur ein My. Aber wie gesagt, das ist ne reine Geschmacksfrage, die sicherlich jeder anders beurteilt.

      Was ich außerdem wiederum sehr schön fand, war, wie du die Story generell um die Assos herumgewoben hast. Die meisten haben sich da sehr natürlich eingefügt, nur bei ein paar habe ich beim Lesen gedacht, ah, das war doch jetzt sicher ne Asso. Der Ränkeschmied am Anfang war so einer, weil der eine Spur zu nerdig wirkte (zumindest auf mich, sorry :D), die Wachteleier sind etwas ins Auge gefallen und die Kombination von Steppe, Moor und Unterholz fand ich auch recht auffällig. :D Aber eigtl nur wegen der Steppe, weil du das Wort an der Stelle sonst wahrscheinlich nicht verwendet hättest. Sehr schön wiederum fand ich das Einrbingen von Geflügelmast und Güterzug, und die schönste Formulierung meines Erachtens war, unabhängig der Assos: "Echt?!", fragt sie begeistert nach, schon wieder voll im Weihnachtsbaummodus.


      Alles in allem also eine sehr runde Story, die eine dicke Portion Weihnachtlichkeit verströmt, für die allein sie schon eine Stimme verdient hat. Hat mir sehr gut gefallen!



      "Kopflose Weihnachtsgeschichte"



      Also, Kopflose Weihnachtsgeschichte, der Name ist Programm. :D Die Story macht einfach Spaß zu lesen und ist, na ja, so irre wie absurd. :D Zuerst wollte ich "irre wie inkohärent" schreiben, aber das trifft es nicht wirklich. Nach dem Lesen wirkt es nicht so, als hätte die Geschichte den Anspruch, wirklich Sinn ergeben zu wollen. (Oder?) Also auch keine Inkohärenz in dem Sinne. Stattdessen führt die Story durch einen Trip von wilden Eindrücken der Fertigungsanstalt vom Weihnachtsmann, ohne Rücksicht auf Verluste.

      Das Fiese ist, dass die Story den Leser, ob gewollt oder nicht, zunächst auf eine falsche Fährte führt. Am Anfang denkt man "Spannend! Revolte in der Weihnachtsproduktionsstätte! Die Elfen zur Einheit gegen das kapitalistische Weihnachten! Was mag da kommen?", gerade die Umformulierung des Einheitsfrontliedes trägt da zur Stimmung extrem bei. Was ich super fand. Aber dann bleibt das Elfeneinheitsfrontlied eben auch nur ein Arbeiterlied (fair enough) und die Story kippt ins Absurde. So richtig. Wieso hat der Weihnachtsmann ein Alkoholproblem? Wie schafft ers, einen Elfen mit einem einfach Tritt zu enthaupten? Wieso enthauptet er ihn überhaupt? :D Wieso streiken die Elfen aus der Geschenkeverpackungsabteilung? Wieso feiern die Elfen wiederum später noch, nachdem ihr Streik blutig niedergeschlagen wurde? Wieso tötet der Weihnachtsmann ein kopulierendes Rentier mit einem Zauber? Wieso können Wichtel mit gebrochenem Genick unbeschwert weiterleben? Wieso versteckt sich Pixel auf dem Laster des Weihnachtsmannes und bleibt nicht bei seinem Job? Und dann das mit dem Werbevideo des Weihnachtsmannes, gesponsert von Coca Cola, in dem er einem Verbrecher mit ner Schrotflinte das Hirn wegbläst?! :D
      An einer Stelle fragt Grumpel: "Wieso ist es eigentlich so verdammt unlogisch?", aber da hat man als Leser schon längst kapituliert. Man möchte Grumpel auf die Schulter klopfen, abwinken und ihm raten, sich darüber einfach keine Sorgen zu machen. Spätestens ab dem Punkt, an dem der betrunkene Weihnachtsmann unflätig angepöbelt wird, um dann dem Pöbler den Kopf abzutreten, hat man geschnallt, dass man nicht erwarten darf, logische Antworten präsentiert zu bekommen. Hätte man sich bei einer Kopflosen Weihnachtsgeschichte auch denken können! So entwickelt sich das alles zu einem total absurden Spaß, was für mich persönlich ehrlich gesagt erstaunlich gut funktioniert hat. Gerade auch die willkürlich eingestreute, völlig unpassend übertriebene (eher comicartige) Gewalt trifft meinen Humor ganz schön gut.
      Auch die Assos wirken deswegen öfter mal schräg, aber weil die Story ist, wie sie ist, fällt das nicht weiter auf. Bis auf die Asso "Turm", die ist bei mir stark hängen geblieben, einfach weil sie nicht nur inhaltlich schräg daherkam, sondern auch weil sie von der Formulierung her wirklich sehr wenig Sinn ergeben hat. Aber gut. So richtig gestört hat das auch nicht. Insofern macht man es sich mit solch absurder Erzählung natürlich auch immer etwas einfach. Aber solang's funktioniert? Hier hats, ähnlich wie bei shads Story, für mich funktioniert und mich total gut unterhalten. Und mir gefällt es immer sehr, wenn ein Titel hinterher nochmal mehr so richtig treffend ist. Das hat hier sehr gut gepasst. :D

      Was bleibt also nach dem Lesen? Grinsen und Kopfschütteln. Ich fand die Story witzig, sie war auch unter meinen Favoriten; aber weil ich beim Abstimmen eher ernst und melancholisch gestimmt war, hat sie keine Stimme bekommen. Aber sei's drum: Unterhaltsam wars!




      "Der Jahresbrief"



      Die dritte Story, die eine Stimme von mir bekommen hat, und eine Story, die einen bzw mich zumindest atmosphärisch sehr eingenommen hat. Den Brief als Form für die Story fand ich sehr gelungen umgesetzt und wie sich das Beziehungsgeflecht, insb zum Empfänger Elliot, so im Verlauf des Briefs entblättert hat, fand ich sehr gelungen - bis der Schluss sonderbar irritiert hat.

      Aber von vorn. Die Einleitung, wie David am Tisch sitzt, spätnachts, als Einziger noch auf, den Kerzenduft noch in der Nase, den Stift in der Hand, nimmt den Leser sofort an die Hand. Wie sich David dann darin ergeht, von seinem Weltschmerz, depressiven Phasen, von seiner Arbeit, allgemeinen Fluchtgedanken und Verdruss zu erzählen, gelingt atmosphärisch ebenfalls sehr gut, auch vor allem, weil man sich in so manches so gut hineinversetzen kann.
      Wenn dann alle Tränen geweint und alles Lachen verklungen ist, bringe ich meine Freunde wieder zum Flughafen zurück. Jedes Mal wird mir dann ganz schwer ums Herz. Es ist weniger der Abschied an sich der quält, sondern jedes Mal, wenn sie sich ein letztes Mal umdrehen und heiter zum Wiedersehen winken, da spüre ich, wie sie einen Teil von mir mitnehmen.
      - zum Beispiel oder
      Es erstaunt mich immer wieder, wie offensichtlich für mich ihre Lügen sind, während andere die Unwahrheiten nicht erkennen können. Meine Vermutung dahingehen ist, dass es sich um ein ähnliches Phänomen wie bei psychischen Erkrankungen handelt: wir notorischen Lügner erkennen einander. Wer einmal depressiv war, durchdringt die perfekten, über Jahre geschnitzten hohlen Masken seines an Depressionen leidende Gegenübers sofort. So geht es mir bei ihren Lügen. Ich frage mich nur, ob ich für sie ebenso durchsichtig bin?
      - sehr nah am Pathos, aber fand ich ganz groß. Oder auch Parts wie:
      Der Wohlstand und das Geld wurden ihr mit dem Schnulli eingeflöst und meiner Meinung nach dient der Alkohol der Verdrängung all der Psychosen, die 200 Jahre Inzest wohl so mit sich bringen.
      Und wie sich dabei dann die Beziehung zu Elliot offenbart und dadurch auch, was da eigentlich (mindestens zum Teil) zur Schwermut von David führt, das ist großteils einfach sehr gut. Dass Elliot die große Jugendliebe von David ist, als er möglicherweise noch gar nicht wusste, dass er schwul oder bi ist, dass er jetzt zwar eine wunderbare Familie hat, sich aber doch eigtl nach Elliot sehnt, nicht mehr wirklich verstehen kann, wie er mal mit Rosa zusammen war, und dass es eben mit Markus, dem jetzigen Partner, schwierig ist. Das fand ich alles echt gut.

      Bis dann das Ende völlig random und unpassend daherkommt. :D Zunächst mutet der Stil an, als sei David zum Zeitpunkt des Verfassens des Briefs schon wenigstens roundabout 40. Wobei das eigentliche Alter ja auch egal ist, die Schwermut und der gesamte Weltschmerz-Stil geht völlig konträr zum Ende, wo David völlig abrupt vorschlägt, jau, lass ma wie früher N64 zocken und der Verlierer bläst dem andern ein. Dafuq? :D Ich meine nicht den sexuellen Vorstoß, sondern dieses völlig Abrupte nach dem Seelenstriptease zuvor.
      Einen Absatz davor schreibt David noch davon, dass er Elliot nicht mit seiner Reue und späten Einsicht quälen wolle - da nimmt man doch an, dass die beiden sich niemals richtig ausgesprochen haben, wie sehr David in Elliot verliebt war. Schließlich sagt David auch, dass sie damals nur Freunde gewesen seien, keine Liebhaber. Dass es ihn unglaublich schmerzt, wie sehr er mit dem Weggang damals Elliot verletzt hat! Ein super schweres, ernstes Thema. Ja und dann?
      Dann kommt ein völliger Stimmungsumbruch, von einem Du weißt wie ich empfinde! gehts abrupt zum Hab kein Papier mehr, Patricia hat ihr erstes Karpador gefangen. Dafuq? Wobei das da noch okay ist. :D Aber damit dann nicht genug, dass dann sofort diese sorglos-unbedachte Vorstoß kommt mit dem Wunsch, aus einem Spiel, das man damals gezockt hat, ein Sexspielchen zu machen, wirkt einfach ... fehlplatziert? Ja, fehlplatziert. Jahrelang hat David Elliot seine Liebe nicht gestanden, und dann macht er es so plump? Dann schreibt David: "Okay, vielleicht NICHT GANZ wie in alten Zeiten, aber du weißt was ich meine. Grüß mir Rita lieb [...]" Nee, einfach nee. Elliot wird nicht wissen, wie's gemeint ist. Ja oder vielleicht habe ich als Leser ja was nicht gerafft, aber, nee. Der Bruch war zu hart. Sorry. :D

      Danach greift David nochmal auf, dass Rita und Elliot ja in Asien unterwegs sind, und fügt noch ein PS und ein PPS an, was ich alles wieder sehr gelungen finde.
      Aber wieso dieser Bruch? lange schwermütige Erklärung über Liebe und Weltschmerz - achjaichhättgernOralverkehrmitdir,kthxbye Ich bin da im Januar nicht drauf klar gekommen und tu's auch jetzt nicht. Nochmal sorry, aber das muss ich so betonen. :D Lag das nur an der Asso "Karpador"? Falls das ein ausschlaggebender Grund gewesen ist, wärs passender gewesen, das wegzulassen. Auch wenn ichs sehr löblich finde, alle Assos zu verwenden, was du ja getan hast. Falls dieser Bruch absichtlich war und eine bestimmte Wirkung haben sollte, hab ich nicht geschnallt, welche. Dann musst du mir nochmal auf die Sprünge helfen. :) Sonst fand ich die Assos aber allesamt gut verwendet, höchstens die Sabberlippen sind mir noch aufgefallen.

      Ja. Abgesehen davon find ich die Story aber eben sehr gut. Auch so Kleinigkeiten, die so beigemischt sind, zb was für ein Problem Elliot (damals als Freund) mit Rosa hatte, dafür aber eben eine Tochter aus der Beziehung hervorgegangen ist ... Die Story liest sich ein bisschen wie ein bürgerliches Trauerspiel, ganz im Positiven. Chapeau!

      PS: Und in einem Punkt hat David nur Quatsch im Kopf - den besten Glühwein gibts nicht auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche!
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    • Es hängt mit Davids verkorkster Persönlichkeitsstruktur zusammen. Er ist ein notorischer Lügner. Er muss lügen um die Welt, um das Konstrukt das er sich geschaffen hat zu ertragen. Zeitgleich zwingt er sich Elliot gegenüber ehrlich zu sein, wobei das Grundlegende Thema, die große Jugendliebe die ihnen beiden nie bewusst war und über die sie nie gesprochen haben in seinem Kopf wie ein Damoklesschwert über ihm hängt. Irgendwann wird es herunterfallen und das Geflecht an Lügen zerschneiden. Und es wird ein furchtbarer Augenblick sein, weil er alles was sich David aufgebaut ha in Stücke reißen wird. Und es wird ein unglaublich schöner Augenblick sein, weil er zum ersten Mal seit seiner Jugend wieder frei sein wird.
      David wünscht sich nichts mehr, als dass dieser "Grundkonflik" aufgelöst werden kann und gleichzeitig wäre es das schlimmste was ihm passieren kann. Daher versucht er solange er noch melancholisch und leicht betrunken ist das Thema "unterschwellig" einzubringen, aber als er dann bemerkt, dass er vielleicht zu offenbarend und zu ehrlich war, und Elliot es _tatsächlich_ verstehen könnte, versucht er es bewusst ad absurdum zu führen und durch Belanglosigkeit und Sexualisierung davon abzulenken.

      Das in etwa war die Idee des Protagonisten dahinter, er versucht den Kopf aus der emotionalen Schlinge zu ziehen, die er sich vorher selbst gestrickt hat.

      Der Autor hat die BF beinhart dazu genutzt mal was Neues auszuprobieren, ganz im Sinne der romantischen Ironie dann das selbst geschaffene Werk am Ende der Selbstvernichtung zu unterziehen. Ich hab es dann aber nicht ganz über das Herz gebracht, weil ich auf manche Sätze tatsächlich sehr stolz war; daher fängt das Ende mit den PS dann doch wieder alles ein wenig ein. Die Idee war tatsächlich von Anfang an es am Schluss in Irritation enden zu lassen. Und ich glaube mich zu erinnern, dass mich das Karpador als Begriff tatsächlich ziemlich genervt und vor eine Herausforderung gestellt hat. xD

      "Time passes, people move... Like a river's flow,it never ends... A childish mind will turn to noble ambition... Young love will become deep affection... The clear water's surfacereflects growth...
      Now listen to the Serenade of Water to reflect uponyourself...."