Sind wir ZU vernetzt?

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    • Sind wir ZU vernetzt?

      Man verzeihe mir diesen Clickbait-Titel.

      Jedenfalls: Vielleicht geht es nur mir so, aber ich habe fast das Gefühl, dass das Internet in den letzten Jahren fast zu groß geworden ist. Hier war vor fünf, sechs Jahren noch einiges los aber jetzt haben wir uralte Threads noch auf der ersten Seite und die "Das Forum ist tot!"-Threads finden sich inzwischen in jedem Unterforum. Klar, Foren haben generell an Popularität verloren, aber vielleicht liegt es daran, dass wir überall gleichzeitig sind?

      Einfach ausgedrückt: Wir updaten nur noch unseren Status, wir reagieren mit Likes auf dieses und jenes, aber gibt es noch fixe Communities? Es gibt Twitter, facebook, Instagram, tumblr und was weiß ich noch alles, was aber auch bedeutet, dass alles davon nur noch einen Bruchteil Aufmerksamkeit bekommen kann. Man muss kaum noch eine Frage stellen, weil man sich eh alles ergoogeln kann - youtube hat zu jedem Käse seine eigene Videoserie. Niemand mehr muss hier noch eine Frage zu einem Zelda-Spiel stellen. Alles, was man wissen will, kann man nachlesen oder sich von einem populären Youtuber erklären lassen. Ganz gemein ausgedrückt muss man nicht einmal mehr selber Videospiele spielen, weil sie einem eh auch per Video vorgespielt werden.


      Vielleicht bilde ich mir alles ein, das ist natürlich möglich.
      Aber kann es sein, dass Communities einfach in ihrem Überangebot ertrinken?


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Cooles Thema, danke Uly, dass du mal wieder ein bisschen Leben reinbringst.
      Diese Frage habe ich mir auch schon oft gestellt und es wurde ja auch schon in anderen "Ist das Forum tot"-Threads diskutiert - da wurden Facebook und Co. ja auch als Gründe angesprochen, weil alles schnellebiger wird und man neben der von dir angesprochenen kurzen Aufmerksamkeitsspanne und auch dass man einfach keine langen Beiträge verfassen will.
      Die meisten, die sich noch in den Foren tummeln, sind die alten Urgesteine, die vielleicht eben die sozialen Medien so nicht nutzen - sozusagen die Vorgängergeneration.
      Ich beantworte die Frage also mit ja - wenn ich mit dem Smartphone unterwegs bin, dann will ich auch nicht ewige Beiträge schreiben, auf der Tastatur eine Qual.
      Aber es ist auch schade, weil etwas Gutes stirbt.
    • CAMIR schrieb:

      Die meisten, die sich noch in den Foren tummeln, sind die alten Urgesteine, die vielleicht eben die sozialen Medien so nicht nutzen - sozusagen die Vorgängergeneration.

      Das könnte durchaus sein.
      Und die älteren Semester haben oft komischerweise auch Hemmungen, zu posten. Ich höre ständig "meine Beiträge beachtet niemand" oder "ich hab eh nix zu sagen", wenn ich nachfrage.

      Aka die jüngeren flüchten zu Apps und Faebook und die älteren warten darauf, dass jemand anderer etwas sagt. :'D


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Ich glaube immer noch, dass dieses "Foren sind tot"-Statement home bias ist. Man neigt vielleicht einfach dazu, das Umfeld welches man kennt zu bewerten. Große Youtuber gab es damals[tm] - also Anfang der 2000er - nicht, aber schon damals konnte man vieles ergooglen oder ersatzweise er-yahoo-en. Facebook ist nichts weiter als MySpace, Whatsapp/Line ist nichts anderes als ICQ... Sinngemäß jedenfalls. Was zugenommen hat - im Sinne von "zu vernetzt sein" - sind die Möglichkeiten des permanenten Zugriffs auf das Internet. Zwitscher, Youtube und Facebook können Communities, die einen gemeinsamen Nenner haben, nur bedingt ersetzen. Facebook kommt dem mit seinen Gruppen vielleicht am nächsten. Auch heute noch findet man Foren, die sehr aktiv sind. Selbst echte, also quasi real life Netzwerke haben ja überlebt. Wenn etwas ausgestorben ist, dann sind es m.E. die unverbindlichen Chatrooms von damals. Ach, keine Ahnung... Iks Deh

      Muss eh weiterarbeiten...
    • Eines hat sich meiner Meinung nach aber doch verändert. Früher gab es nicht so die Möglichkeit, einfach Dinge über sich rauszublasen, ohne dass es einen bestimmten Empfänger hat. Jetzt erzählt man es halt Twitter und lädt bilder auf Instagram hoch, und dann schaut es sich eh an wer möchte. Und dann hat man glaube ich auch keine Lust das nochmal in einem Forum oder so zu posten. Zumindest geht es mir so, dass wenn ich irgendwas irgendwem erzähle.
    • Ich persönlich bevorzuge immer noch Foren, da ich relativ lange Beiträge schreiben und die Reaktionen auf diese recht gut verfolgen und auf diese antworten kann (z.B. durch Zitieren).

      Die sozialen Medien, naja. Twitter und Instagram sind nicht unbedingt Plattformen auf denen man groß kommuniziert, dafür ist das Zeichenlimit auf Twitter zu gering und Instagram ist nunmal eher für Fotos (und kurze Videos) da. Auch die typischen YouTube-(Fan-)Gemeinden treffen sich ja nicht auf YouTube, sondern weichen auf andere Seiten aus - aktuell ist wohl Reddit sehr beliebt, eventuell auch Tumblr. Dies wiederum sind Plattformen, wo man mehr schreiben kann, welche allerdings (soweit ich weiß) offen sind, sprich, es ist keine richtige "Gemeinde", die einen aufnimmt, sondern eher etwas in das man hineinstolpert. Gerade da würde ich mich persönlich fragen, ob meine Beiträge auch beachtet werden, die Gruppen da sind ja quasi unendlich groß.

      Facebook. Tja. Kann man alles als privat einstellen, man hat Gruppen und quasi jede große Zeitung hat eine eigene Seite, auf der sie ihre Artikel verlinkt - und die Kommentare darunter sind aktiver als die Kommentare auf der Zeitungs-Website. Was ja auch nicht immer gut ist, Stickwort "Shitstorm".

      Foren haben meiner Meinung nach viele Vorteile:

      • Wie oben genannt, man kann recht viel in einen Beitrag packen (im Vergleich zu Twitter).
      • Jenachdem wie aktiv das Forum ist bekommt man auch antworten. Die Leute sehen dass ich was gepostet habe (zumindest schaue ich gerne, wo neue Beiträge zu sehen sind), wenn sie das Unterforum interessiert, schauen sie sich auch mal meinen Beitrag an. Ich habe auch das Gefühl, dass außer den typischen "Lurkern" auch viele Leute bereit sind zu antworten - sehen wir ja jetzt an diesem Thread. Das ist auf Twitter oder Tumblr nicht wahrscheinlich, wenn man nicht direkt einen großen Freundeskreis/viele Follower hat oder es mit einem aktiven Tag markiert - und selbst da gibts nur Reaktionen, wenns nicht die tausendste Wiederholung ist. Wenn ich irgendwas auf Facebook poste passiert das auch oft. Bei Reddit ist die Wahrscheinlichkeit einer Antwort größer, aber auch nur, weil es richtige Threads gibt (im Gegensatz zu Twitter/Tumblr/Facebook).
      • Ein Forum ist in vielen Fällen so, dass bestimmte Bereiche privat sind. Erstmal gibt es natürlich eine Vielzahl an Foren, wo man ohne Account überhaupt nichts posten kann - und das ist ganz gut, dann reduzieren sich auch Spam und Trolle. Dann gibt es manchmal ein "persönliches" Unterforum. Ich weiß jetzt nicht wie das im ZFB ist, da ich ewig nicht mehr ausgeloggt war, aber im Forum von Borussia Mönchengladbach war das damals der gesamte Off-Topic Bereich (sprich, alles was nicht mit Fußball zu tun hatte). In einem Idol-Forum ist das ebenfalls der Spambereich, aber auch der Ort wo die Mitglieder von ihrem Leben erzählen, ihren Familien und eventuell sogar Bilder von sich posten. Das ist nur bedingt möglich auf den anderen Seiten, man kann natürlich Privates posten, aber leider sind viele Seiten zu offen.
      Der Grund weshalb ich persönlich nicht mehr so oft ins ZFB poste ist, weil ich einen kleinen Zelda-Hänger habe. Momentan interessiert mich Zelda nicht mehr so.
      Aber die Leute hier möchte ich wirklich nicht missen. Mittlerweile kennt man sich ja doch ein bisschen, und manche habe ich ja auch schon privat gesehen.

      Auch das sind Sachen, bei denen ich auf großen, öffentlichen Seiten viel vorsichtiger wäre.
      >:3c
    • Das ist eigentlich ein guter Gedanke. Weltweite Selbstdarstellung vs Überschaubare Gemeinschaft.

      Hat beides seine Vor- und Nachteile, aber ich schätze mal, der Konflikt entsteht daraus, dass man heute andere Ansprüche an die Vernetzung stellt. Vor allem wenn's ums Geld geht - gerade sowas wie Youtube lebt ja davon, dass möglichst viele (großteils anonyme) Leute zu sehen kriegen, was man hochlädt. In einem Forum wie diesem hier ists halt eine kleine Gemeinschaft, aber mit dem Vorteil, dass man viele davon kennt. Manche sogar persönlich.


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Ulyaoth schrieb:

      Und die älteren Semester haben oft komischerweise auch Hemmungen, zu posten. Ich höre ständig "meine Beiträge beachtet niemand" oder "ich hab eh nix zu sagen", wenn ich nachfrage.

      Das höre ich ehrlich gesagt zum ersten Mal. Hemmungen zu posten, habe ich persönlich keine, und trotzdem hört man ja nicht viel von mir. Das liegt aber vor allem an: mangelnder Zeit und damit einhergehender Prioritätenverschiebung. Ich bin immer noch ein großer Fan des ZFB und schau hier oft vorbei, aber die Muße, lange Beiträge zu verfassen, habe ich selten. Ich komm schon im RL oft schlecht damit klar, allen Freunden gerecht zu werden, wie ich es eigentlich gerne möchte. Dazu die üblichen Verpflichtungen etc pp. Ein weiterer Punkt ist die liebe Liebe; Beziehungen sind einfach ein Zeitfresser.

      Dazu kommt, dass ich früher irgendwie wohl auch einen stärkeren Geltungsdrang hatte, glaub ich. Das klingt furchtbar negativ, so mein ich das gar nicht, aber es dauert ja eine Zeit, bis man sich als Mensch findet. Früher habe ich bspw. gerne Fotos in die Bilderthreads gepostet, das ist mir mittlerweile völlig unverständlich (oder anders ausgedrückt: ich kann es mir rational erklären, aber die Beweggründe kann ich nicht mehr nachfühlen). Wo ich früher noch eher ein Bedürfnis hatte, zu diesem oder jenem Politikum vielleicht etwas zu schreiben, ist es mir inzwischen zu zeitraubend, die zumeist schon oft geführten Diskussionen schriftlich zu wiederholen. Das gilt natürlich nur mit Einschränkungen; auf FB kommentiere ich manchmal, wenn ich öffentlich widersprechen will. Im ZFB wiederum würden mich eher Themen ansprechen, mit denen ich mich noch nicht so auseinandergesetzt habe. Aber dann greifen eben noch die anderen, oben angeführten Punkte. Na ja, ich glaube, ihr wisst, was ich meine.

      Die Vernetztheitsfrage stellt sich für mich daher nicht; ich finde, das macht es eher einfacher, und eigentlich hat sich gar nicht so viel geändert. Wie Colt schon schrieb. Was neu ist, ist das mobile Internet, und trotzdem habe ich früher noch mehr Zeit darin verbracht. Zu ICQ-Zeiten war ich online wesentlich ansprechbarer als heutzutage. Wenn ich heute Zeit am PC verbringe, ist es wieder die Sache mit der Priorisierung; ich versuche dann lieber die Zeit gut zu nutzen und einem Hobby (schreiben) zu frönen und bin da schon oft unglücklich genug, mir nicht genug Zeit einzuräumen.

      Daher bleibt's dann so, dass ich mich immer freue, von Leuten zu hören und dann denke, ach, sei mal wieder aktiver. Am einfachsten und am besten bleibt aber, Leute von hier im RL zu sehen. Um manch mangelnden Austausch online find ich es dann manchmal schade, aber...
      wie gesagt.
      I wasn't playing baseball, no!
      I wasn't playing football, no!
      I wasn't playing basketball, noo!
      I was playing Class War!
    • Ulyaoth schrieb:

      Das ist eigentlich ein guter Gedanke. Weltweite Selbstdarstellung vs Überschaubare Gemeinschaft.

      Das ist aber keine Erscheinung des 21. Jahrhunderts, möchte ich einwerfen. Das hat Rousseau schon um 18. Jahrhundert recht pathetisch (aber epic) behauptet:

      Rousseau (Discourse on Inequality, 1755) schrieb:

      Being and appearing became to quite different things [...] behold man, once free and independent, now subject, so to speak, through a multitude of new needs, to all of nature and above all to his fellow men, whose slave he has in a sense become, even when he becomes their master.
    • Ein herrliches und auch sehr gutes Thema: Die soziale Auswirkung des weltweiten Netzes, das Internet :) Kein unbedingt oft in Foren diskutiertes und zugleich auch kein unbedingt simples Thema :D

      Vor vielen Jahren in einer Raucherlounge in einem Hotel redete ich mit jemanden stundenlang beim Bier über alles mögliche und interessante, auch über das Internet. (Normalerweise schläft man auch im Hotel, aber wir unterhielten uns die ganze Nacht sehr lustig xD) Sein sehr gutes Zitat war vor allem, daß die Welt durch das Internet sehr klein wurde.

      In anderer Hinsicht jedoch gleichzeitig wurde die Welt eigentlich insgesamt noch viel größer. Man bedenke vor allem eines, und zwar wie man sich stets korrekt im Netz verhält, zumindest in Sozialen Netzwerken, Internetforen und Chatseiten: Auf 3 Arten und Weisen tut man dies:
      1. Man schreibt möglichst gar nichts oder so wenig wahrheitsgetreues über sich selbst
      2. Man erzählt möglichst so gut, sodaß man den Gebrüder Grimm beispielsweise das Wasser reichen kann
      3. man wendet die sogenannte Informationsreduktion an. Man lügt keineswegs und schreibt nichts falsches zugleich, jedoch schreibt man schon sehr interessantes und umschreibt es nur in der Regel sehr alltäglich.

      Dritteres trifft bei mir selber insgesamt fast immer zu. Ich fühle mich z.B. insgesamt Heutzutage ein wenig wohler im Netz als bis vor 4-5 Jahren beispielsweise noch. Ich nenne nur, aber immerhin jederzeit, wenn gefragt, meinen Vornamen und kann mich meines Alters bezüglich immerhin darauf beschränken, möglichst in die richtige Richtung zu beschreiben ohne dieses genau zu nennen. Aber mein Geburtsdatum von Tag und Monat her... was habe ich davon wenn man mir am falschen Tag gratuliert wenn man es tun möchte? :D

      Zum eigentlichen Punkt, warum die Welt eigentlich größer wurde: Der Größenwahn vieler Nutzer im Internet, zu glauben, man könne alles im www tun was man möchte. Sehr oft wird vergessen, daß es auch weltweite Netzwerke jenseits des eigentlichem Internet gibt, wie z.B. Intranet, Infranet und viele weitere, die keineswegs ans eigentliche Internet angeschlossen wird. Ich meine, ich kann es ganz normal öffentlich sagen, zu meiner Zeit haben wir es ganz normal in der Schule gelernt. Aber auch zum Mobiltelefon zurückzukommen, ich habe nur ein einfaches Telefon, um fernmündlich zu kommunizieren zu können, mehr nicht und weniger nicht, das Telefon kann nur dies. Möchte ich ins Internet, nutze ich dafür mein Computer.

      Lebensnotwendig ist das Internet auch nicht in irgendeiner Art und Weise. Für unentgeltliche Glücksspiele und sehr gute Internetforen nutze ich es aber nunmal sehr gerne.
      "Tain was head of the Obsidian Order for twenty years. If he can survive that, he can survive anything"

      Elim Garak

      Star Trek: Deep Space Nine: "In Purgatorys Shadow"