Anschläge in Paris

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Anschläge in Paris

      Am Freitagabend sind in Paris durch eine Attentatsserie über 120 Menschen ums Leben gekommen. Bomben wurden in der Nähe des Nationalstadions gezündet, mehrere Menschen wurden in Cafés und Restaurants erschossen und im Konzertsaal Bataclan gab es eine blutige Geißelnahme mit vielen Todesopfern.

      Ich glaube, nicht nur ich habe Redebedarf. Was sind eure Gedanken dazu?
      Top 4™ Agathe
      Oder: Who the fuck is Team Rocket?
    • Ich möchte nicht, dass das nun falsch aufgenommen wird.
      Die Anschläge in Paris waren selbstverständlich ein sehr trauriges Ereignis und ich käme niemals auf die Idee zu behaupten, dass es "nicht-so-schlimm" gewesen sei.

      Nur denke ich die ganze Zeit auch an die ganzen anderen Länder, welche mit diesen Anschlägen zu kämpfen haben und das schon seit Jahren.
      Über den Bombenanschlag in Beirut kurz vor dem Terrorangriff in Paris, wird nach meinem Empfinden so gut wie kein Bericht erstattet.
      Wieso ist das so? Sind die Menschen, welche dort gestorben sind weniger wichtig? Oder ist mein Empfinden vielleicht falsch?
      Ich gebe zu, niemand zu sein, der sich intensiv mit der ganzen Thematik beschäftigt, also nennt mich ruhig ungebildet in diesem Bereich.
      Gerne lasse ich mich da auch eines Besseren belehren.

      Ich habe halt einfach das Gefühl, das die Aufmerksamkeit für die Anschläge auf Paris durch die Medien bewusst gepusht wird.
      "Schließlich sind es, anders als z.B Syrien, unsere direkten Nachbarn" - zitiere ich mal eine Freundin, von welcher ich gestern richtig böse angeblafft worden bin für
      meine Anteilnahme für Paris.

      Mich würde da echt die Auffassung der anderen interessieren, weil das bei mir immer wieder zu einem moralischen inneren Konflikt führt.
    • Was näher an einem dran ist, nimmt man immer intensiver wahr als Dinge, die irgendwo am anderen Ende des Planeten passieren. Wenn du liest, dass in Australien ein Mörder zehn Leute ermordet hat, zuckt unsereins wohl kaum mit einer Augenbraue - aber liest man, dass es im Haus nebenan passiert ist, sieht die Sache sicher anders aus.

      So traurig es auch sein mag, aber wenn in Somalien wieder mal ein ganzes Dorf ausradiert wird, entlockt das den meisten Medien nichtmal eine müde Kurzmeldung mit 50 Wörtern. Ein paar Stunden entfernt in einer Stadt, die jeder kennt... das is jetzt natürlich anders.
      Ich wage jetzt beispielsweise auch zu bezweifeln, dass die Nachrichten in, sagen wir, Nigeria halb so viel über Paris berichtet haben wie es hier geschehen ist. (Aber ich kann mich auch irren, ich hab jetzt wirklich nur blind geraten. :ugly: )


      (Ja, man kann draufklicken)
    • Omen schrieb:

      Ich glaube, nicht nur ich habe Redebedarf. Was sind eure Gedanken dazu?
      Zu viele, um sie alle vernünftig in Schrift zu fassen, fürchte ich. Entschuldigt also, wenn es wirr werden sollte.

      In erster Linie war es erst einmal ein Schock, die Bilder Freitagabend im Fernsehen zu sehen. Dann die Gedanken, was NOCH alles hätte passieren können, wenn die Attentäter beispielsweise ins Stadion gekommen wären, wie sie es ja angeblich vor hatten... Da hätten tausende von Menschen sterben können. Das auch noch so direkt vor der eigenen Haustür zu sehen, wenn man Europa bisher immer für im Kern friedlich hielt... Nun ja, harter Tobak, um es vorsichtig auszudrücken.

      Gleichzeitig ist da dieser gemeine Gedanke, den ich nicht abschütteln kann: "Wir sind selbst schuld." In der französischen Innenpolitik kenne ich mich nicht sonderlich gut aus, habe nur bei ein paar Quellen gelesen, dass die wohl recht -- harsch sein soll, was Flüchtlinge angeht. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Eine Rechtfertigung für solche Taten ist zudem ohnehin nichts dergleichen, doch wenn ich auf der anderen Seite daran denke, was seitens der USA und eben auch von Europa aus (Deutschland auch ganz vorne mit dabei) an Waffen und generellem Rüstmaterial in den "Mittleren Osten" gekarrt wird, fasse ich mir auch an den Kopf und frage mich, wieso noch keiner von den Verantwortlichen verstehen will, dass wir das Unglück auf die Weise nur selbst auf uns geladen haben. Zumindest mir scheint es offensichtlich, dass der Westen mit den ganzen Interventionen im Irak, in Syrien und anderen Staaten (die ich mal in Ruhe recherchieren müsste) diesen Wahnsinn mit gezüchtet hat. Die Attentäter sind hier in jedem Fall diejenigen, die den Abzug gedrückt haben, aber ich kann mich schlichtweg nicht von dem Gedanken lösen, dass die Waffe von uns selbst erst geladen wurde.

      Vielleicht hat da aber jemand hier mehr Einblick in die ganzen Zusammenhänge und kann das besser ausbreiten als ich mit einfachen Häppchen, die man sich seitwärts der Hauptmedien irgendwie zusammenklauben muss...


      Lady-Esila schrieb:

      Nur denke ich die ganze Zeit auch an die ganzen anderen Länder, welche mit diesen Anschlägen zu kämpfen haben und das schon seit Jahren.
      Über den Bombenanschlag in Beirut kurz vor dem Terrorangriff in Paris, wird nach meinem Empfinden so gut wie kein Bericht erstattet.
      Wieso ist das so? Sind die Menschen, welche dort gestorben sind weniger wichtig? Oder ist mein Empfinden vielleicht falsch?
      Uly hat schon eine Seite angesprochen, die da mit reinspielt -- aber ich finde, die trifft erst mal nur auf den Ottonormalbürger zu. Denn die Tatsache, dass auch die Berichte derart fokussiert sind, wenn in Beirut und Bagdad auch die Hölle lost ist (von Unruhen in Südkorea mal ganz abgesehen, weil die offenbar ein unfähiges Staatsoberhaupt haben), kann ich nicht verstehen und auch nicht vertreten.

      Heißt es schließlich nicht, die Medien haben auch einen Bildungsauftrag zu erfüllen? Davon sehe ich in dem ganzen Sensationsjournalismus nicht viel. Ja, es ist schockierend, so etwas praktisch in Sichtweite zu erleben. Wir müssen uns klarmachen, was das für uns in Europa bedeutet. Auf der anderen Seite wurmt mich, dass der Westen so ignorant gegenüber allem anderen ist. Wieso hat bspw. noch keiner etwas in Nordkorea getan, wo doch die USA angeblich so entschlossen sind, ihre Demokratie zu verbreiten? Ah. Richtig, Nordkorea hat wohl keine Rohstoffe, die uns nützlich sein könnten...


      Ich sehe den Ereignissen also mit einer Mischung aus Anteilnahme und Verbitterung entgegen und frage mich gleichzeitig, wann die Schlinge um Deutschland sich dann wohl auch zugezogen haben wird. Eine Drohung ist ja schon raus. Ich hab Freunde in zentralen Städten... :/

      "Heirs of Miraika"
      Fantasy, Steampunk, LGBT+

      "Dreaming of Dawn"
      Fantasy, Psychological, Depression
    • Es ist durchaus verdammt traurig und dergleichen, aber wie Esila finde ich, dass genügend in der gesamten Welt schief läuft.

      Frankreichs besondere Medienpräsenz ist natürlich, auf die Nähe zu uns zurückzuführen aber dabei sollte nicht vergessen werden, dass derzeit die gesamte Weltbevölkerung ein Verhalten an den Tag bringt das ich meinerseits von den Dümmsten der Dümmsten nicht erwartet hätte.
      Gläubige schlachten im Namen ihres besten Imaginären Freundes Menschen ab, Politiker verhalten sich wie zickige Kleinkinder denen man ein Bonbon geklaut hat und soziale Gruppierungen jeglicher Art verbreiten Angst und Hass wo diese engstirnigen Intelligenzvakuen es für nötig halten.

      Auf kurz oder lang eskaliert das alles noch... Ich meine... SO RICHTIG.
      "I believe in a universe that doesn't care and people who do."
    • Ich bin erstaunt, wie stark in den Köpfen junger Deutscher (eigentlich ja junger Europäer!) noch Mauern vorherrschen. Frankreich "ist" nicht einfach bloß "nebenan", Frankreich IST nebenan! Ich meine, Deustchland ist ja nun kein besonders riesiges Land... Letztendlich ist ja jedes europäische Land bloß eine mickrige Provinz. Das ist ja eigentlich auch der Grund, warum der europäische Zusammenhalt viel stärker sein müsste. Wenn ich Leute reden höre "Bei uns in Deutschland"... Dann könnte ich kotzen. Deutschland ist garnix auf der Weltkarte. In 4 Stunden bin ich von Berlin nach Köln gefahren. Mit dem Flieger dauert's nicht einmal eine Stunde. Aber die Leute hier tun so, als hätten sie dann eine Weltreise hingelegt und wenn man dann erst von Frankreich anfängt, dann tun sie so, als wäre das ein anderer Planet. Von Köln aus ist Paris näher als Berlin! Warum also sollte man nicht betroffen sein? Und dann vergleichen Leute Paris mit Beirut? Hallo?! Frankreich ist ein europäisches Nachbarland! Ja, die brabbeln eine komische Sprache und jeder von uns hatte einen Arschlochfranzösischlehrer in der Schule gehabt, aber wir (als Europäer) haben immerhin eine gemeinsame Geschichte (und dank EU auch Gegenwart und hoffentlich auch Zukunft), vielleicht sogar auch persönliche Kontakte dorthin. Wenn man nicht gerade im Hinterland am Obersalzberg wohnt, dann soll sowas mal vorkommen.
      Selbst als der russische Airliner vom Himmel geholt wurde, hat mich das betroffener gemacht als Beirut. Das ist doch nichts außergewöhnliches... Nein, Franzosen sind natürlich nicht mehr wert als Libanesen, aber mit dem Libanon verbinden die meisten Europäer nunmal nichts (gut, mit Frankreich anscheinend auch nicht, sonst gäbe es diese Diskussion nicht...), aber es ist völlig normal, dass von heimatnahen Ereignissen anders berichtet wird. In Japan wiederrum wird man sich weniger um Paris scheren. Und in China sind die 30.000 Toten jedes Jahr im mexikanischen Drogenkrieg auch nicht Headline Nr. 1. Wenn ISIS mal wieder einem Journalisten den Kopf abschneidet, dann wird hierzulande darüber berichtet, klar! Warum? Weil ISIS auch Auswirkungen auf unser Leben hat oder kommen die Millionen Flüchtlinge wegen freiem Eintritt in Disneyland hierher?! Nee, natürlich nicht. Wenn aber mal wieder irgendein mexikanisches Drogenkartell ein Gangmitglied der Konkurrenz mit der Kettensäge enthauptet und Videos davon im Internet veröffentlicht, dann interessiert das hier auch niemanden. Warum? Weil wir nicht an der texanisch-mexikanischen Grenze leben und wir bis auf die schwankenden Kokainpreise in irgendeinem dubiosen Park nichts vom Drogenkrieg aus Latainamerika mitbekommen. That's it...
    • Colt schrieb:

      Ich bin erstaunt, wie stark in den Köpfen junger Deutscher (eigentlich ja junger Europäer!) noch Mauern vorherrschen.
      Mich erstaunt da schon mehr, was für Mauern in deinem Kopf vorherrschen müssen, während du von den Köpfen junger Deutscher oder junger Europäer schreibst
      und dich allein schon mit dieser Aussage von allen Menschen die sich nicht als junge Europäer bezeichnen dürfen/könnnen distanzierst bzw. sie damit ausgrenzt..



      Colt schrieb:

      Und dann vergleichen Leute Paris mit Beirut? Hallo?!
      Würde die Aussage so stehen gelassen werden und nicht im Anschluss Bezug auf die geografische/kulturelle Nähe Frankreichs nehmen,
      hättest du damit auch meine Zustimmung, denn Anschläge sollten nicht untereinander verglichen werden, aber bei den meisten Vergleichen,
      geht es eher um jene der Solidarität und diesen auf die geografische Distanz zurückzuführen halte ich zwar für verständlich
      (vor allem weil unsere europäische Medienlandschaft dabei so eine wesentliche Rolle spielt), aber bei Gott nicht gerechtfertigt!



      Colt schrieb:

      aber wir (als Europäer) haben immerhin eine gemeinsame Geschichte (und dank EU auch Gegenwart und hoffentlich auch Zukunft)
      Geschichte? Mein Stichwort!
      Diese gemeinsame Geschichte von der du hier schreibst, die haben nicht nur wir Europäer, sondern die haben wir (als Menschen) auf der ganzen Welt!
      Jene vorherrschenden Mauern in den Köpfen junger Deutscher/junger Europäer wie du meintest, gilt es meiner Meinung nach in den Köpfen aller Menschen zu überwinden!
      Jenen Gedanken der EU, sich zu einen, von welchem wir uns in Zeiten wie diesen aber leider wieder viel mehr distanzieren, gilt es global anzustreben um in eine gemeinsame
      und hoffentlich friedlichere Zukunft der Menschheit blicken zu können.
    • Doktor Faunus, ich glaube Du schießt ein wenig über das Ziel hinaus...

      HIER geht es vor allem erst einmal um die Präsenz in den Medien bzgl. der Ereignisse der letzten Tage.

      Zum Zweiten geht es um die persönliche Anteilnahme jedes Einzelnen. Da diese auf Emotionen und nicht auf die Vernunft basieren, bleibt es jedem Menschen selbst überlassen, was ihn berührt und was nicht.

      Der dritte Punkt ist, dass sehr viele Provinzdeutsche eben sehr stark ausgeprägte Mauern haben und ja, auch Dein Beitrag (zweiter Absatz) lässt diese – trotz Deiner frommen Wünsche – vermuten. Frankreich ist nicht einfach nur geographisch nah, sondern wir SIND Frankreich und Frankreich IST Europa, so wie wir auch! Ja, es gibt eine gemeinsame europäische Identität und das ist auch ganz eindeutig kulturgeschichtlich begründbar! Aber dieses gegenwärtig auf die gesamte Welt projizieren zu wollen, ist leider ein wenig naiv. Offenkundig sind 8 Milliarden Menschen auf dieser Ebene nicht kompatibel zueinander. Nein, das hat nichts mit Ausgrenzen zu tun, sondern ist schlicht eine nüchterne Betrachtung der aktuellen Lage. In Deutschland musste man in den letzten 25 Jahren erstmal darauf klar kommen, dass es eigentlich keine zwei deutschen Staaten gibt, sondern beides ein und dasselbe ist (so wie vor der Teilung). Auf der Ebene Europa gibt anscheinend auch noch eine Menge zu tun. Ein Schritt nach dem anderen. Und dann darf der Rest außerhalb der westlichen Welt auch noch seinen Scheiß geregelt bekommen, bevor wir darüber nachdenken, eine globale Identität schaffen zu wollen.
    • Ich muss hier ja wohl echt rübergekommen sein als wäre mir nicht bewusst, dass unsere Europäische Inegrität angerissen wurde.
      Nein, nein. Ich vermute einfach nur dass wir mehr in der Welt "Retten" können wenn wir Probleme dort Anpacken wo sie entstehen anstatt jetzt hier in Europa die Sicht auf die eigenen Ländereien zu beschränken. Das wäre unterm Strich nicht anders als würde man den Gestank eines schimmelnden Lebensmittels dadurch bekämpfen die Kühlschranktür zu schließen anstatt das Lebensmittel selber zu entfernen.
      "I believe in a universe that doesn't care and people who do."