Depressionen: Darstellung in Medien und Gesellschaft

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    • Depressionen: Darstellung in Medien und Gesellschaft

      Diesen Beitrag habe ich zwar auch schon in mein Forum geworfen, möchte ihn aber auch hier (in superkleinen Details abgewandelt) teilen und eure Meinungen dazu hören, da ich das ZFB auch als Ort detaillierter Diskussionen in Erinnerung habe, die leider immer weiter abgenommen haben. (Ein zehn Jahre altes Thema wollte ich im Übrigen wegen des aktuellen Anlasses dafür nicht ausgraben...)


      Das ist ein sehr persönliches Thema für mich, erwartet dementsprechend auch einen sehr persönlichen Beitrag. Ich weiß nicht, inwiefern auf eurer Seite Interesse an sowas besteht, doch angesichts der letzten Nachrichten im Bezug auf den Absturz des Fluges 4U9525 koche ich fast über, da Depressive - erneut - wie eine Randgruppe behandelt werden.

      Ich kämpfe selbst, ausgelöst (oder auch als Begleiterscheinung, genau kann man das ja nie sagen) durch eine Sozialphobie, mit regelmäßig auftretenden Symptomen meiner depressiven Erkrankung, die bisher, da sie wohl als "leicht" bis "mittelschwer" einzustufen ist, keine medikamentöse Behandlung erfordert hat, sondern durch gezielte Psychotherapie gebessert werden konnte. Gebessert, weil mich die Symptome eben noch täglich begleiten. Mal stärker, mal schwächer, aber eines ist immer da: die Schwierigkeit, aus dem Bett, aus dem Haus, vor die Tür, unter Leute zu kommen. Verantwortung übernehmen, soziale Situationen meistern, mit dem Druck umgehen müssen, gelähmt sein und kurz vor der Verzweiflung stehen. Die Angst irgendwie mit gespielter Sicherheit verstecken, mir selbst dadurch noch mehr Kraft entziehen und dadurch, durch die soziale Angst und die Angst vorm Leben, die Depression wieder anfeuern. Ein Teufelskreis.

      So und noch extremer sah mein Alltag in der schlimmsten Zeit aus, mittlerweile kann ich viele der Gedanken und Symptome erkennen und aktiv eindämmen. Sie sind aber trotzdem noch da und sie werden umso lauter und stärker, je mehr Druck auf mir lastet. Wahrscheinlich werde ich diese Krankheit mein Leben lang haben. Ich muss sie mir zum Freund machen, damit ich den Alltag überstehe.


      Wieso schreibe ich das? Ich wüsste gern, auf welchem Stand ihr seid, was diese Krankheit angeht. Ich kenne sie nun aus eigener Erfahrung, doch wie in den Medien und in der Politik insbesondere nach dieser letzten Tragödie damit umgegangen wird, macht mich wütend. Teilweise werden bewusst Falschinformationen gestreut, an anderer Stelle will man die Krankheit weiter dämonisieren und mit ihr einen Stützpfeiler der Vorratsdatenspeicherung begründen (siehe CDU, oben verlinkter Artikel, aber das wäre nochmal ein Thema für sich).

      Als Depressiver hat man es schon schwer genug. Man suhlt sich in der eigenen Scham. Scham davor, nicht zu "funktionieren" und irgendwie "kaputt" zu sein. Man kann die einfachsten Aufgaben nicht erfüllen und in unserer Leistungsgesellschaft kommt das dem Depressiven einem Todesurteil gleich. "Ich funktioniere nicht, man versteht mich nicht, was soll ich dann noch hier? Ich gehe anderen nur auf die Nerven und entziehe ihnen Kraft, die sie selbst brauchen." Solche Gedanken hat man auch von selbst, ohne dass die Medien und die Politik sich auf den Co-Piloten des Fluges stürzen und alles noch schlimmer machen. Dabei haben schon mehrere Psychologen beteuert, dass Depressionen allein nicht dazu führen, dass man 149 Menschen mit sich in den Tod reißt. Doch ob das bei der breiten Masse der Bevölkerung auch ankommt, wage ich zu bezweifeln.

      Ich möchte den Depressiven sehen, der nach solchen Nachrichten mit erhobenem Haupt zu einem Arzt gehen kann und zu seinen Problemen steht. Wir werden wunderbar marginalisiert in dieser Gesellschaft, und niemand scheint, so wirkt es immer auf mich, sich darüber weiter Gedanken zu machen.


      Doch wie kommt das bei euch an? Ihr könnt das auf die Berichterstattung beziehen, aber auch allgemein auf die Krankheit als solche und was ihr bisher so wusstet darüber. Vielleicht seid ihr auch selbst betroffen und habt die Krankheit anders erlebt als ich? Ich halte das für ein wichtiges Thema - insbesondere weil ich die Krankheit zwei Jahre ohne Diagnose mit mir herumgeschleppt habe. Hätte ich, hätte meine Familie die Symptome gekannt, wäre ich 2013 vielleicht nicht mit suizidalen Gedanken und absoluter Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit in der Klinik gelandet, nachdem ich monatelang nur aggressiv auf mein Umfeld reagiert hatte, da mich soziale Interaktion und Verantwortung überforderten und ich mich nicht mehr schützen konnte. Aufgabe der Gesellschaft sollte es da in meinen Augen sein, stärker Aufklärung zu betreiben (immerhin sind Depressionen und soziale Angst von der WHO anerkannte Krankheitsbilder).

      Was wisst ihr? Wie könnte man besser Aufklärungsarbeit leisten? Was fällt euch dazu noch so ein? Schießt einfach drauflos. :)

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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Bereth ()

    • Zur Berichterstattung kann ich jetzt nichts sagen, nur meine eigenen Erfahrungen. 2005 bin ich in eine Depression gerutscht, die auch niemand erkannt hat. Damals war ich noch Minderjährig und total hilflos, wo ich mir denn Hilfe holen soll. Als es anfing, war es besonders schlimm und mittlerweile bin ich daran gewöhnt und kenn es nicht mehr anders. Allerdings kann ich nicht immer unterscheiden, ob das jetzt eine weitere Episode ist oder wieder "nur" ein Symptom der Persönlichkeitsstörung, die ich habe. Fakt ist, Menschen die noch nie an Depressionen litten, können es einfach nicht nachvollziehen. Wie soll Jemand verstehen können, dass du beim Einkaufen dich nicht entscheiden kannst, ob du nun Salami oder Mortadella mitnehmen sollst. Ich musste nun leider damals immer mit meinem Vater einkaufen, weil es sonst nichts zu essen gegeben hätte und er fragte halt immer mich, was es geben soll. Da ich mich durch die Depression nie zu irgendwas entscheiden konnte, gab es ungelogen 5 mal die Woche Bolognese.
      Dann hatte ich noch ständig Druck im Kopf und natürlich diese quälenden Schlafstörungen. Nachts konnte ich nicht schlafen und tagsüber durfte ich nicht, weil ich ja in der Schule sitzen musste. In der Schule konnte ich dann selbst die einfachsten Aufgaben nicht mehr erledigen.
      Mein Vater hat allerdings nie verstanden was Depressionen mit einem machen. Er meinte nur immer, ich soll mal Sport machen, weil es ihm auch hilft.
      Meine mehrfach Diagnosen erschweren mir alles im Leben und hindern mich daran, es zu irgendwas zu bringen.
      forever alone
    • Ich stehe selbst vor dem Rätsel, wie man psychische Erkrankungen wie die Depression in der Gesellschaft enttabuisieren kann. Meiner Meinung nach fördert die Leistungsgesellschaft, in der wir leben und überleben, psychische Erkrankungen, aber sie tabuisiert sie auch zugleich. Wir leben in einer Gesellschaft, in der das Funktionieren an oberster Stelle steht und wir ständig damit konfrontiert sind, einer Norm zu entsprechen, die da wie ein nebulöses Gebilde über uns kreist. Wenn also jemand an einer psychischen Krankheit leidet, die nach außen nicht sofort für jeden sichtbar ist, wird sie oft nicht ernst genommen und der amateurhafte Rat, der dann folgt, ist immer derselbe: Mach doch Sport, reiß dich doch einfach mal zusammen, stell dich nicht so an etc. Da ein gebrochenes Bein für jeden sichtbar ist, nämlich in Form eines Gipses oder auch Krücken, fällt es dem Menschen leichter, diese "Erkrankung" als einen Hinderungsgrund, z.B. nicht arbeiten zu können, wahrzunehmen. Jeder von uns hat in seinem Leben körperliche Schmerzen erlitten oder sogar einen Knochen gebrochen. Die Identifikation und das Verständnis fallen leichter. Komplizierter wird es bei psychischen Krankheiten, die sich irgendwo im Geist und in der Seele eingenistet haben (aber natürlich auch oft von physischen Folgen begleitet werden). Das ist für viele sehr abstrakt und nicht greifbar, vor allem für jene, die bisher unter keinen psychischen Krankheiten gelitten haben und sich mit der Thematik höchstens nur aus den Medien beschäftigen. Da stößt man als ein Mensch, der unter Depressionen leidet, auf vollstes Unverständnis, wenn der Weg zur Post die Energie einer 40-Stunde-Arbeitsswoche beanspruchen kann.

      Dadurch, dass sich psychische Krankheiten dann doch in gewisser Art und Weise bei jedem Menschen anders zeigen, auch wenn die Symptome gleich sind, wird Aufklärungsarbeit erschwert. Denn sie sind nicht fassbar, anders bei einem gebrochenen Bein, das in der Diagnostik bei jedem wohl gleich ausschauen würde. Am Beispiel der Depression zeigt sich in unserem Sprachgebrauch außerdem, dass wir den Begriff gerne für Übertreibungen verwenden. Einige Menschen neigen dazu, sich als depressiv zu bezeichnen, wenn sie einmal einen schlechten Tag hatten. Es wird auch gewitzt, z.B. wird man "depressiv", wenn man im Radio scheußliche Musik hören muss.

      Als jemand, der selbst an einer Depression leidet, fürchte ich mich vor dem Effekt der Berichterstattung über den Flugzeugabsturz. Vielleicht sehe ich das ein wenig zu eng... aber mittlerweile denke ich mir, dass es zu einer Pauschalisierung, ja fast zu einer Kriminalisierung von psychisch kranken Menschen kommt. Schließlich hat da jetzt so ein "Gestörter" - natürlich überspitzt formuliert - 149 Menschen in den Tod gerissen. Dem könnte ja ein Wiederholungstäter folgen, also stellen wir alle unter Generalverdacht. Was meint ihr dazu?
    • Original von Vas-y
      Als jemand, der selbst an einer Depression leidet, fürchte ich mich vor dem Effekt der Berichterstattung über den Flugzeugabsturz. Vielleicht sehe ich das ein wenig zu eng... aber mittlerweile denke ich mir, dass es zu einer Pauschalisierung, ja fast zu einer Kriminalisierung von psychisch kranken Menschen kommt. Schließlich hat da jetzt so ein "Gestörter" - natürlich überspitzt formuliert - 149 Menschen in den Tod gerissen. Dem könnte ja ein Wiederholungstäter folgen, also stellen wir alle unter Generalverdacht. Was meint ihr dazu?

      Leider ist das genau das, was immer folgt, nachdem etwas Schlimmes passiert ist. Man denke nur mal an die ganzen Amoklaeufer in der Vergangenheit. Da wurde auch jedes Mal ein Suendenbock gesucht (und gefunden), auf den man sich dann gestuerzt hat: Boese Musik, Videospiele, Religion, ... Dementsprechend wird das Bild von verschiedenen Gruppen erst mal negativ gepraegt, obwohl sich so eine Tat nicht auf eine Sache als Ausloeser reduzieren laesst.
      Meistens laesst der Hype aber auch wieder nach und es hat auf lange Sicht keine allzu krassen Folgen fuer die betroffenen Gruppen. (Ich hoffe, dass die da oben ihr Hirn einschalten und nicht doch irgendwelche bescheuerten Schnellschuesse feuern...)

      Es ist ganz normal, dass nach Gruenden gesucht wird, wie so etwas geschehen konnte. Dabei machen die Menschen es sich nun mal gerne einfach und sowieso schon vorurteilsbehaftete Sachen stellen ein gefundenes Fressen dar.
      Aus Sicht der Medien/Politiker stellt sich sicherlich auch die Problematik, dass die Bevoelkerung schnell Antworten und vor allem Reaktionen sehen moechte, um sich (wieder) sicher zu fuehlen. Also wird schnellstmoeglich was rausgehauen, damit Ruhe gegeben wird. Und was sollen die da oben auch machen, wenn der Grund eine (oder der Mix mehrerer) diffuse(r) Erkrankung(en) war, die fuer alle, die nicht betroffen sind, schwer zu erklaeren und verstehen ist, die Mehrheit aber nach schnellen, einfachen Antworten verlangt? (Was nicht heissen soll, dass ich das gut finde.)

      Ich finds ebenfalls nicht gut, dass das jetzt so auf Depressionen reduziert wird, zumal - wie schon gesagt wurde - die wenigsten Depressiven mal eben noch zig andere mit in den Tod reissen wuerden. Andererseits ist es aber auch eine Chance, weiter aufzuklaeren, denn durch den Vorfall ist das Thema jetzt aktuell und in den Medien und die Bereitschaft, sich mit der Thematik auseinanderzusetzen, wahrscheinlich weit hoeher als sonst. Der nicht betroffene Durchschnittsmensch setzt sich sonst eher nicht mit solchen "unbequemen", "unangenehmen" Themen auseinander, wird jetzt aber vielleicht zugaenglicher fuer das Thema sein, weil Neugier hinsichtlich des Vorfalls herrscht.

      Ich sehe aber wie ihr auch das Problem, die Krankheit jemandem begreiflich zu machen, der sowas selbst nicht kennt. Was vielleicht auch daran liegt, dass viele der Einfachheit halber lieber die Ignoranz waehlen, statt sich ernsthaft mit der Thematik auseinanderzusetzen. Da kann man sich dann den Mund fusslig reden und der andere wird es trotzdem weiterhin nicht verstehen (wollen) und mit denselben Spruechen abtun.
      それでも未来 吹いてい
      感じ 生命息吹 Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ
    • Ich bewundere ernsthaft, wie viel Energie manche trotz allem dafür haben, sich noch über die Nachrichten aufzuregen.
      Es ist wichtig, dass Dinge hinterfragt und angefechtet werden, nur habe ich z.B schon vor einiger Zeit einfach die Kraft verloren über solchen Unsinn zu philosophieren.
      Das kann mein Charakter sein oder die Auswirkung meiner eigenen Erkrankung.
      Ich bin da jetzt ganz ehrlich: Ich habe den verlinkten Bericht gelesen und finde ihn überhaupt nicht schlimm. Vielleicht ist es mir auch einfach egal, aber beim Lesen habe ich mich keinerlei angegriffen gefühlt.

      Ich glaube nicht, dass eine einfache Depression einen Menschen zu einer solchen Tat bringen kann, zumal eine Depression bzw. eine depressive Verstimmung oft "nur" eine Begleiterscheinung eines viel größeren Problemes ist.
    • Na ja, es gibt ja auch den Bereich der forensischen Psychiatrie. Da gibt es dann auch schon mal Leute, die „im Wahn“ wirklich schwere Kriminaldelikte begehen und dabei nicht sich selber sind. Schuld- und Zurechnungsfähigkeit ist da dann so eine Frage.
      So was passiert aber weniger Menschen mit… ich sag mal „regulärer“ Depression, als viel mehr bei schweren psychotischen Erkrankungen.

      Kurz nachdem vermutet wurde, dass der Absturz geplant herbei geführt wurde, habe ich mich schon für einen kurzen Moment gefragt, ob besagter Pilot evtl. unter einer Psychose o.Ä. litt.
      Ob dies aber tatsächlich der Fall war oder generell, dass Wildfremde irgendwelche Ferndiagnosen in diesem Ausmaß in den Raum stellen, finde ich aber persönlich ein Unding und kann schon verstehen, dass man sich (vor allem als Betroffener) von so was auf den Schlips getreten fühlt. Mir geht das selbst ziemlich auf den Keks und hätte eigentlich nicht erwartet, dass dieses Thema sich so durch die Medien fressen würde. Prinzipiell weiß man darüber nichts und wird wohl nie die wirkliche Wahrheit für diese Tat oder das Ereignis erfahren. Man kann prinzipiell nur mutmaßen oder bestimmte „Puzzleteile“ suchen, um sich an ein mögliches Tatbild anzunähern. Was die allgemeine Berichterstattung der abgestürzten Germanwings-Maschine angeht, kann man diesbezüglich aber noch wohl viel mehr kritisieren. Allein wenn man mal an die Hinterbliebenen denkt, war da doch niemand in irgendeiner Weise sensibel.

      Nach meiner subjektiven Wahrnehmung sind seelische Erkrankungen aber auch so irgendwie Alltag.
      Mal abgesehen von meiner bisher praktischen Tätigkeit in diesem Arbeitsfeld, sind irgendwie genügend in meinem näheren Umfeld mehr oder minder schwer psychisch erkrankt und es ist immer wieder „schön“ anzusehen, wie Facettenreich ein und dieselbe Diagnose sein kann.
      Psychische Erkrankungen und gerade Depressionen sind so vielschichtig und unterscheiden sich trotz ähnlicher Symptome oft stark individuell von Person zu Person. Oft ist die Diagnose – so wie es Lady Esila schon sagte - mit anderen psychischen Erkrankungen/Problemen gekoppelt.
      Generell glaube ich, dass die meisten Menschen mal in ihrem Leben mit starken seelischen Belastungen konfrontiert werden. Gibt ja mehr als depressive Verstimmungen/ Episoden, wie z.B. Angststörungen, Stress oder einfach anderen temporären seelischen Belastungen… die meisten werden davon aber sicherlich nicht chronisch krank. Dennoch kann es in einigen Fällen möglicherweise hilfreich sein, sich auch dann Hilfe zu suchen.
      Generell glaube ich aber, dass viele, die mit dieser Krankheit eher weniger in Berührung möglicherweise einfach zu überfordert mit dieser Thematik sind. Ich weiß nicht wieso. Aber selbst, wenn ich mit Freunden neutral über dieses Thema spreche, kommt es mir oft so vor, dass andere es als sehr unangenehm empfinden, darüber zu reden, sich verschließen oder teilweise sogar sehr ausfällig werden. Gerade wenn es sich um eine freundschaftliche oder vielleicht familiäre Beziehung handelt, kann ich nachvollziehen, dass viele einfach hilflos sind und nicht wissen, was sie tun können, damit es dem anderen besser geht. Ich denke, viele fühlen sich dazu verpflichtet, etwas zu tun, wissen aber nicht wie. Dass da Verständnis oft schon eine große Stütze sein kann, geht oft unter, da viele auf dieser emotionalen Ebene schwer kommunizieren können und es früher oder später zu Konflikten kommt und ein "Ich-akzeptier-dich-so-wie-du-bist", nicht immer gewährleistet sein kann.

      Ja… was jetzt kommt, klingt vielleicht ein wenig merkwürdig, aber Bereth sprach es ja schon ein wenig an…
      Die Krankheit zum „Freund“ machen ist nicht unbedingt verkehrt. Gerade weil diese Krankheit in den meisten Fällen Betroffene ein Leben lang begleiten wird, finde ich, kann so was auch zwei Seiten haben. Natürlich ist da diese unerträgliche Schwere, die man oft nicht los wird, die einem Steine in den Weg legen… Auf der anderen Seite sind diese Dinge auch ein großer Teil von einem und können einem Sichtweisen oder Gedankengänge ermöglichen auf die man unter anderen Umständen vielleicht nicht gekommen wäre. Es ermöglicht andere Blickwinkel. Wenn auch oft erstmal finstere, aber es kommt auch immer darauf an, was man aus ihnen machen möchte.
      Das ist nun möglicherweise etwas unverständlich formuliert oder andere werden es evtl. nicht nachvollziehen können. Aber das ist eine bestimmte Erfahrung, die ich an mir selbst, aber auch bei manch anderem entdecken konnte. :'D

      Diese Video geht auch ein bisschen in diese Richtung:
      youtube.com/watch?v=XiCrniLQGYc

      Manche kennen es ja schon. Ich mag es eigentlich sehr gerne und verlinke es auch immer wieder gerne, weil ich finde, dass es gerade für Außenstehende, die wenig Kontakt mit dieser Erkrankung haben, ein bisschen verbildlichen, was es heißen kann, unter dieser Krankheit zu leiden.

      Was das offene Sprechen über die Krankheit angeht… Ist es sicher ein wichtiger Teil. So wie einige hier ja schon über ihre Erkrankung gesprochen haben... das ist schon ein großer, bewundernswerter Schritt und hat was mit Annahme zu sich selbst zu tun. Leider kenne ich viele Menschen, die sich darüber bewusst sind, dass sie eigentlich Hilfe benötigen, aber eigentlich sich selber gar nicht mit sich selbst und ihrem Problem konfrontieren möchten. So ein erster Schritt ist sicherlich sehr unangenehm und erfordert viel Überwindung. Soweit scheinen manche gar nicht zu kommen und empfinden es als wesentlich bequemer, die altgewohnte Situation beizubehalten oder wahrscheinlich Angst davor haben, stigmatisiert zu werden. Es ist schade, weil viele dieser Menschen so viel Lebensqualität damit einbüßen.
      Ich glaube aber, dass zumindest Depressionen bis zu einem mittelschweren Grad relativ gut behandelbar sind, oft auch ohne Medikation.

      Fish and plankton and sea greens and protein from the sea.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Floyd ()

    • Anders als bei der Killerspieldebatte fällt es bei dem Flugzeugabsturz deutlich schwerer, die möglich Ursache ausfindig zu machen und anzugehen. Die 2-Mann-Regel im Cockpit wird jetzt recht schnell in allen Ländern durchgepeitscht; die mögliche Erkrankung des Co-Piloten aber ist kein sehr greifbares Problem.

      Vor 6 Jahren soll er also bereits wegen Depression in Behandlung gewesen sein. Danach hat er erfolgreich körperliche und psychische Tests absolviert und durfte seine Ausbildung wieder aufnehmen. Soll das jetzt genau der Fehler sein? Soll er für immer aus dem Beruf ausgeschlossen werden, weil er Zweifel an seinen eigenen Stabilität hegte?

      Das ist mMn eine ganz schwierige Frage. Er könnte nach den all den Jahren ja schlicht wieder gesund und voll fit für den Beruf sein. (Gibt es überhaupt Beweise dafür, dass er in jüngster Zeit noch mit solchen Problemen zu kämpfen hatte?)
      Sind Menschen mit psychischen Problemen ihr Leben lang anfällig? Oder sollte man sie zumindest aus sehr verantwortungsvollen Positionen wie die eines Piloten ausschließen? Auf jeden Fall schwingt die Gefahr des Stigmas mit und dann würde sich zukünftig niemand mehr trauen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen aufgrund der Gefahr des Jobverlusts.


      Theoretisch interessante Frage und man kann das sicher diskutieren. Richtig ist aber auch, dass wir praktisch keine bestätigten Fakten über den Absturz haben. Es stützt sich viel auf Schlussfolgerungen, denn schließlich passt die Suizidhypothese ja wunderbar zu der früheren Depression. Ich bin auf jeden Fall dankbar, wenn von Lufthansa und Gesetzgebung jetzt keine Schnellschüsse kommen.
    • Ich freu mich, dass doch so einige zur Diskussion beitragen. Dazu will ich gern detailliert noch etwas schreiben, wozu mir gerade aber die Zeit fehlt.

      Ich möchte allerdings, weil ich das enorm wichtig finde, auf deinen Beitrag eingehen, Lüffel. Ich weiß nicht, ob ich das richtig entnommen habe, aber so wie du schreibst, klingt das, als wärst du schon von der Darstellung der Medien beeinflusst. Und genau deshalb macht mir dieser Wirbel Angst.

      Depressive töten keine Menschen.

      Der Mann, wenn er es denn wirklich wie dargestellt getan hat, muss mindestens eine Psychose gehabt haben, eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, oder etwas im Cockpit hat einen Anfall getriggert oder er hat es geplant, unabhängig (!) von seiner damaligen Diagnose. Es gibt unzählige Möglichkeiten, aber eine fällt einfach raus: die Depressionen. Depressionen führen zur Selbstverletzung, man verfällt in selbstschädigendes Verhalten, Aggressionen nach außen finden eigentlich nur statt, wenn noch etwas anderes dazukommt, der Druck zu hoch wird, bleiben aber für gewöhnlich in einem privaten Rahmen. Kein Depressiver rennt los und tötet zig Menschen - schon gar nicht in dem Wissen, dass danach alle Aufmerksamkeit auf ihm liegt! Das läuft einfach völlig dem Krankheitsbild zuwider.

      Es erschüttert mich, dass dieses Denken jetzt verbreitet wird. Genau deshalb fühle ich mich als Betroffene jetzt einfach (erneut) an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Und es reicht eigentlich schon, dass niemand um mich herum wirklich nachvollziehen kann, dass ich in meinen Tiefphasen einfach nicht aufstehen KANN. Oder Kommentare von Professoren, wenn ich mich ihnen anvertraue, ich solle mich darauf "nicht ausruhen"...

      Wir suchen uns das nicht aus. Und wir sind ganz sicher keine Mörder. :/

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    • Original von Bereth
      Ich möchte allerdings, weil ich das enorm wichtig finde, auf deinen Beitrag eingehen, Lüffel. Ich weiß nicht, ob ich das richtig entnommen habe, aber so wie du schreibst, klingt das, als wärst du schon von der Darstellung der Medien beeinflusst. Und genau deshalb macht mir dieser Wirbel Angst.

      Depressive töten keine Menschen.

      Der Mann, wenn er es denn wirklich wie dargestellt getan hat, muss mindestens eine Psychose gehabt haben, eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, oder etwas im Cockpit hat einen Anfall getriggert oder er hat es geplant, unabhängig (!) von seiner damaligen Diagnose. Es gibt unzählige Möglichkeiten, aber eine fällt einfach raus: die Depressionen. Depressionen führen zur Selbstverletzung, man verfällt in selbstschädigendes Verhalten, Aggressionen nach außen finden eigentlich nur statt, wenn noch etwas anderes dazukommt, der Druck zu hoch wird, bleiben aber für gewöhnlich in einem privaten Rahmen. Kein Depressiver rennt los und tötet zig Menschen - schon gar nicht in dem Wissen, dass danach alle Aufmerksamkeit auf ihm liegt! Das läuft einfach völlig dem Krankheitsbild zuwider.


      Danke für den Einwand. Ich *maße* mir zumindest an, Depressive nicht für Attentäter und Amokläufer zu halten, aber zweifelsohne ist bei der Debatte viel Unkenntnis im Spiel. Im vorherigen Post bin ich auf die Gedankengänge der Medien in letzter Zeit eingegangen: Der Co-Pilot bringt das Flugzeug mit Absicht zum Absturz und litt bereits an psychischen Problemen. Das kann doch kein Zufall sein - müssen wir nun andere Regeln für den Umgang mit Depressiven im Job setzen? Die allgemeine Masse - noch aufgebracht nach dem Unglück - lässt sich sofort zu Urteilen hinreißen.

      Der Zusammenhang kommt mir aber auch etwas merkwürdig vor, denn von Mord aus Depression hört man in der Regel nicht. Wenn überhaupt möchte der Betroffene nur sein eigenes Leben beenden, oder noch besser: Er möchte einfach aufhören, zu existieren, ohne selbst die Verantwortung für die Durchführung und die Konsequenzen zu tragen à la "Ich wünschte, ich würde überfahren werden." Ich kann mir auch weder eine Hauruck-Aktion, noch einen geplanten Quasi-Mord durch den vermeindlichen depressiven Piloten vorstellen. Je mehr ich drüber nachdenke, desto weniger ergibt die Depression als Grund hier Sinn für mich.


      Original von Bereth
      Es erschüttert mich, dass dieses Denken jetzt verbreitet wird. Genau deshalb fühle ich mich als Betroffene jetzt einfach (erneut) an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Und es reicht eigentlich schon, dass niemand um mich herum wirklich nachvollziehen kann, dass ich in meinen Tiefphasen einfach nicht aufstehen KANN. Oder Kommentare von Professoren, wenn ich mich ihnen anvertraue, ich solle mich darauf "nicht ausruhen"...

      Wir suchen uns das nicht aus. Und wir sind ganz sicher keine Mörder. :/

      Zur Verdeutlichung: Nein, auch mir ist diese Thematik nicht ganz fremd.



      Ein Absturz durch möglichen Selbstmord der Piloten wurde übrigens bereits bei anderen Unglücken debattiert: z.B. SilkAir Flight 185, LAM Mozambique Airlines Flight 470, EgyptAir Flight 990. Bestätigen lässt sich im Nachhinein natürlich nichts mehr. Sollten dort auch Persönlichkeitsstörugnen im Spiel gewesen sein, wieso wurde dann bei sämtlichen Flugtauglichkeitstests nie was festgestellt? Auch beim Germanwings-Piloten scheint ja abgesehen von der Depression in der professionellen Behandlung nichts anderes aufgefallen sein. Wo genau ist also die Stelle, an der man eventuell in der Zukunft ansetzen muss?
    • Original von Bereth
      Depressive töten keine Menschen.

      Anscheinend ja doch, oder nicht? Ich meine den Sinn deiner Aussage zu verstehen, aber ganz sicher bin ich mir dann doch nicht, ob du es nicht wörtlich meinst.
      Natürlich ist das nicht der alleinige Grund, entweder muss er anderweitig psychisch krank gewesen sein, oder einfach ein Arschloch, aber es kann niemand abstreiten dass Suizidgefährdete da zu einer besonderen Risikogruppe gehören. Und zwar nicht in der Risikogruppe, die vorsätzlich andere Menschen umbringt, sondern der, bei der der Drang zu sterben so hoch ist, dass einem alles andere auch egal ist. Wenn man an dem Punkt angelangt ist, dass der Selbstmord der einzige Ausweg scheint, ist die eigene Wahrnehmung auch so verzogen, dass ich mir gut vorstellen kann, wie man die anderen Menschen einfach ausblendet oder bewusst ignoriert. Oder wenn es ein Zusammenspiel mit anderen Krankheiten herrscht, was ja glaube ich nicht gerade selten ist, man halt dann noch der Menschheit eins auswischen will (was ich in diesem Fall aber nicht vermuten möchte, nur mal so ganz generell gesprochen). Wie Luffel sagte, ist es nicht das erste Mal, dass ein vermutlich suizidaler Pilot das ganze Flugzeug zum Absturz bringt. Und hier möchte ich Luffels Frage auch mal auffassen: Wenn er krankgeschrieben wurde, ist das wohl eindeutig mehr als bloß eine Behandlung. Wobei ich natürlich nicht sagen kann, wann es so schlimm ist, dass man krankgeschrieben wird, ist aber in meinem Umfeld aber auch nur passiert, wenn die Person wirklich suizidal war. Ich stimme also nicht zu, dass sowas nicht ins Krankheitsbild passt. Er ist ja auch nicht losgerannt und hat Menschen getötet, er hat ein paar Knöpfchen gedrückt. Ich denke auch, dass vielen, die sich vor einen Zug werfen, bewusst ist, was sie da dem Zugführer antun, und trotzdem machen sie es dann. Ganz abgesehen davon war ich sowieso erstaunt, dass man es zugelassen hat, eine einzige Person im Cockpit zu lassen, vor allem, wenn sie alle anderen aussperren kann.

      Falls das jetzt keine Falschmeldung war, dessen Richtigstellung ich verpennt habe, wurde er wie gesagt wegen Depressionen krankgeschrieben. Da könnte man überlegen, in bestimmten Fällen (und zwar wenn andere Menschen gefährdet werden), da gleich den Arbeitgeber einzubeziehen. Wie der im OP verlinkte Artikel sagt (über den ich vorher auch schon gestolpert war), darf rechtlich gesehen ein Arzt sowieso schon die Schweigepflicht missachten, wenn Gefahr für andere besteht - da wären entsprechende, spezielle Regelungen besser, als wenn man jetzt dieses Gesetz missbraucht. Und ich denke schon, dass man jetzt in dieser Hinsicht etwas sensibler ist, auch wenn man sich nicht von einer Panik, von der ich aber eh nichts mitbekommen habe, mitreißen lässt.
      Denn alle Artikel, die ich über die Krankheit gelesen habe, waren eher aufklärender Natur, und auch wenn ich kein Freund "der Medien" bin, ist mir da jetzt nichts Negatives aufgefallen. Ganz besonders trifft das aber auf den im OP verlinkten Beitrag zu: Was bitte ist daran negativ gegenüber Depressiven?

      Ich hoffe natürlich auch, dass es zu keinem "Stigma" kommt, aber wenn man dann in entsprechenden Berufen auch regelmäßige Überprüfungen einführt, bei denen der Arbeitgeber z.B. nur "ja" oder "nein" und keine Details erfährt, wäre dem ja vorgebeugt. Ich meine gelesen zu haben, dass die Bundeswehr das eh für all ihre Piloten macht. Ich bin mir sicher, das und/oder andere Hintergrundchecks gibt es bei anderen Berufen, die zu Katastrophen führen können, auch (Bohrinseln, Staudämme, ...). Da stehen einfach alle unter Generalverdacht, und das halte ich auch für sinnvoll. So hat man als Arbeitgeber, denke ich, auch weniger Sorge bezüglich einer vergangenen psychischen Erkrankung. Die Flugtauglichkeitstests macht man halt im Vergleich dazu einmal am Anfang, soweit ich weiß.
    • Original von Evilitschi

      Natürlich ist das nicht der alleinige Grund, entweder muss er anderweitig psychisch krank gewesen sein, oder einfach ein Arschloch, aber es kann niemand abstreiten dass Suizidgefährdete da zu einer besonderen Risikogruppe gehören. Und zwar nicht in der Risikogruppe, die vorsätzlich andere Menschen umbringt, sondern der, bei der der Drang zu sterben so hoch ist, dass einem alles andere auch egal ist. Wenn man an dem Punkt angelangt ist, dass der Selbstmord der einzige Ausweg scheint, ist die eigene Wahrnehmung auch so verzogen, dass ich mir gut vorstellen kann, wie man die anderen Menschen einfach ausblendet oder bewusst ignoriert.

      Tut mir leid, aber so stimmt das einfach nicht. Warst du schon selbst in der Lage, mit Depressionen kämpfen zu müssen? Hast oder hattest du jemanden in deinem Umfeld, der dir detailliert berichtet hat, wie es ihm damit geht? In einer Form, die dir auch half, es tatsächlich zu verstehen? Den Eindruck habe ich nämlich, zumindest auf Grundlage deines Beitrages, nicht. Das liest sich alles wie Schüsse ins Blaue, Mutmaßungen aufgrund von Halbwissen, aber nicht wie begründete Argumentation.

      Nun bin ich ja noch geplagt von einer Sozialphobie, was die Ausprägung der depressiven Symptome entsprechend beeinflusst, doch der Kern bleibt derselbe, somit also auch die Art der Symptome, wie sie etwa in diesem Artikel beschrieben wird. All die Symptome, die dort beschrieben werden, haben ausschließlich Bezug zu der betroffenen Person selbst! Man leidet, ist in sich selbst gefangen, ist langsamer, kann sich nicht mehr konzentrieren, empfindet eine Leere bis hin zum Wunsch zu verschwinden. Wichtig hier: verschwinden nicht gleich Suizid. Damit es bis zum Selbstmord führt, braucht es noch andere Trigger. Und selbst da, jemand mit "einfacher" Depression stürzt sich nicht vor einen Zug - wer das tut, der schleppt noch etwas anderes mit sich herum (Stichwort narzisstische Persönlichkeitsstörung).

      Sicher verliert man den Kontakt, den Bezug zu anderen Menschen, blendet sie aus, auch mir ist das passiert. Aber es nimmt niemals Ausmaße an, die dazu führen, dass man anderen bewusst schadet.


      Du sprichst außerdem von verschobener Wahrnehmung, um deine Sicht zu begründen. Sicher könnte das auf unseren Piloten Andreas L. durchaus zutreffen, wir wissen es nicht. Fest steht hier aber: Diese Art der Wahrnehmungsstörung ist ein eigenes Krankheitsbild: Leitsymptome. Das hat mit einer "klassischen" Depression nichts zu tun. Man kann zusätzlich depressiv sein, doch die Wahrnehmungsstörung ist ein Ding für sich.

      Ich würde dir daher raten, dich mit der Thematik noch einmal detailliert auseinanderzusetzen. So gehst du den Medien gerade nämlich nur in die Falle.



      Was die Schweigepflicht angeht, das ist ja nun der Punkt, der mir so aufstößt, kann ich nicht verstehen, wie man Gedanken dahingehend NICHT als schädigend empfinden kann. Meine Verlinkung des Berichtes zielte nicht darauf ab, den Bericht als solchen anzukreiden (da hätte ich andere Sachen raussuchen können, aber damit befasse ich mich lieber nicht, weil es mich viel zu wütend und traurig macht), sondern darauf aufmerksam zu machen, dass die Politik der CDU jetzt einen an den Haaren herbeigezogenen Sündenbock - Depressionen - dazu benutzen will, um eine zentrale Sicherheit des Patienten aufzulockern.

      Man stelle sich vor, die kriegen es durch. Und dann? Welcher Depressive (der eben nur ahnt, dass er depressiv ist, ich selbst habe es jahrelang mit mir herumgeschleppt, ohne zu wissen, was mit mir los ist, weil ich ja noch irgendwie "funktioniert" habe) geht dann noch zum Arzt, wenn er ihm nicht vertrauen kann? Könnte ja sein, dass die Informationen weitergetragen werden. Wenn ich in einer schlimmen Phase bin, brauche ich vor allem eines: das Gefühl, meinem Gegenüber bedingungslos vertrauen zu können. Wenn das bei meinem Arzt nicht gegeben ist, wem vertraue ich dann? Allein der Gedanke, die Schweigepflicht aufzulockern, ist lächerlich. Es würde nicht dazu führen, dass in "sensiblen Berufen" mehr Sicherheit herrscht durch Aufklärung des Arbeitgebers, nein: Es würde dazu führen, dass Betroffene, die eben wissen, dass diese Lockerheit herrscht, schlichtweg nicht zum Arzt gehen. Sie machen weiter wie bisher, entwickeln zusätzlich zu ihrer Depression vielleicht noch eine manische Psychose oder wer weiß was - und alles unerkannt, da kein Vertrauen herrscht. Was passiert, wenn wir solche kranken Menschen in genannten Berufen haben, ohne dass ihnen geholfen wird? Ich denke, man kann es sich ausmalen.

      Ich bin ehrlich, ich habe es satt, von der Gesellschaft als jemand betrachtet zu werden, der irgendwie nicht ganz richtig tickt. Entsprechend emotional reagiere ich, wenn ich solche Pläne wie die der CDU lese, und entsprechend wenig Neutralität kann ich einem Beitrag wie deinem, Evilitischi, entgegenbringen, da er mir all die Ignoranz, die ich alltäglich vor mir habe, ins Gesicht schreit - auch wenn ich mir sicher bin, dass du es nicht aus bösem Willen so geschrieben hast.


      Was wir brauchen, ist eine Akzeptanz der Krankheit, eine Akzeptanz aller psychischen Krankheiten, wie auch Krebs akzeptiert und sofort behandelt wird. Hat jemand Krebs, wird sofort reagiert, operiert, eine Chemo veranschlagt. Ist jemand depressiv, darf er wochen- oder monatelang auf einen Therapieplatz warten. In dieser Zeit wächst die Krankheit aber wie ein Krebsgeschwür, nagt an uns - frisst uns von innen auf. Und trotzdem wird man in breiten Teilen der Gesellschaft noch belächelt, wenn man depressiv ist oder unter Sozialphobie leidet.

      Wir schämen uns unserer eigenen Schwäche, weil die Gesellschaft uns sagt, dass wir schwach sind.

      Jahrelang kann das gehen, ohne dass wir uns Hilfe suchen. Und ich kann ehrlich nur vor jedem den Hut ziehen, der eine schwere Ausprägung irgendeiner psychischen Krankheit hat und noch am Leben ist. Wir kämpfen nicht nur gegen unser Inneres, sondern auch gegen Nichtakzeptanz, Anfängertipps, Halbwissen und Ignoranz. Was ich mir wünschen würde, wäre daher eine umfangreiche Aufklärung schon in der Schule. Wir lernen alles Mögliche über Sexualität (aber auch da bei weitem genug Unsinn...), doch eine so weit verbreitete Volkskrankheit (ich habe Zahlen zwischen 6 und 20% gesehen, würde aber fast sagen, es sind noch mehr - unerkannt), herbeigeführt und genährt durch unsere Leistungsgesellschaft, erfährt keinerlei Aufmerksamkeit? Das kann einfach nicht sein.

      "Heirs of Miraika"
      Fantasy, Steampunk, LGBT+

      "Dreaming of Dawn"
      Fantasy, Psychological, Depression
    • Original von Bereth
      Warst du schon selbst in der Lage, mit Depressionen kämpfen zu müssen? Hast oder hattest du jemanden in deinem Umfeld, der dir detailliert berichtet hat, wie es ihm damit geht? In einer Form, die dir auch half, es tatsächlich zu verstehen? Den Eindruck habe ich nämlich, zumindest auf Grundlage deines Beitrages, nicht. Das liest sich alles wie Schüsse ins Blaue, Mutmaßungen aufgrund von Halbwissen, aber nicht wie begründete Argumentation.

      Mir scheint, als siehst du dich gerne in der Opferrolle. Wäre das bei mir auch der Fall, würde ich dich jetzt empört fragen, wie du dir anmaßt, meine Leiden in Frage zu stellen, und so weiter. Das wäre nicht die Diskussion, die du dir wünschtest, warum machst du es dann nun schon zum zweiten Mal? Warum ist dein erster Gedanke, sowohl bei Luffel als auch bei mir, dass wir uns nur so äußern können, weil wir das eh nicht kennen? Würdest du das nicht annehmen, würde es dir nicht wie unbegründete Argumentation vorkommen, denn ich denke nicht, dass ich irgendwas aus der Luft gegriffen habe. Wenn doch, hätte ich gerne gehabt, dass du es aufzeigst, anstatt es einfach so in den Raum zu stellen, denn auf das was ich sage gehst du ja dann auch nur mit deinen persönlichen Gefühlen ein.


      Original von Bereth
      Nun bin ich ja noch geplagt von einer Sozialphobie, was die Ausprägung der depressiven Symptome entsprechend beeinflusst, doch der Kern bleibt derselbe, somit also auch die Art der Symptome, wie sie etwa in diesem Artikel beschrieben wird. All die Symptome, die dort beschrieben werden, haben ausschließlich Bezug zu der betroffenen Person selbst! Man leidet, ist in sich selbst gefangen, ist langsamer, kann sich nicht mehr konzentrieren, empfindet eine Leere bis hin zum Wunsch zu verschwinden. Wichtig hier: verschwinden nicht gleich Suizid. Damit es bis zum Selbstmord führt, braucht es noch andere Trigger. Und selbst da, jemand mit "einfacher" Depression stürzt sich nicht vor einen Zug - wer das tut, der schleppt noch etwas anderes mit sich herum (Stichwort narzisstische Persönlichkeitsstörung).

      Es scheint mir, als ob du von dir selbst auf alle schließt, obwohl es, wie irgendwer hier denke ich schon sagte, bei jeder Person verschieden ist. Denn das mit dem "Trigger" für Selbstmordgedanken höre ich zum ersten Mal. Und ja, ich habe ja auch gesagt, dass einen die Depression nicht dazu treibt, anderen was anzutun - aber sie ist dann zusammen mit einer anderen Störung, wie die von dir erwähnten, Teilgrund und somit trotzdem zu beachten. Du ignorierst den ersten Teil und stürzt dich wieder auf den zweiten.

      Ich meinte die verschobene Wahrnehmung auch nicht als medizinischen Fachbegriff, von daher verstehe ich dein Argument nicht. Um mal den ersten Satz zu den Symptomen einer Depression bei Wikipedia zu zitieren: "Die Depression ist charakterisiert durch Stimmungseinengung [...]." Das heißt, man fühlt nicht "normal". Das ist auch genau das, was ich meinte.

      Original von Bereth
      Ich würde dir daher raten, dich mit der Thematik noch einmal detailliert auseinanderzusetzen. So gehst du den Medien gerade nämlich nur in die Falle.

      Solche herablassenden Sätze kannst du dir sparen.

      Original von Bereth
      Was die Schweigepflicht angeht, das ist ja nun der Punkt, der mir so aufstößt, kann ich nicht verstehen, wie man Gedanken dahingehend NICHT als schädigend empfinden kann. Meine Verlinkung des Berichtes zielte nicht darauf ab, den Bericht als solchen anzukreiden (da hätte ich andere Sachen raussuchen können, aber damit befasse ich mich lieber nicht, weil es mich viel zu wütend und traurig macht), sondern darauf aufmerksam zu machen, dass die Politik der CDU jetzt einen an den Haaren herbeigezogenen Sündenbock - Depressionen - dazu benutzen will, um eine zentrale Sicherheit des Patienten aufzulockern.

      Ja, und in dem Artikel werden dann nach dieser CDU-Person weitere Leute befragt, die dagegen sind. Von daher weiß ich nicht, warum du jetzt denkst, "die Medien" reden jetzt nur schlecht über diese Erkrankung. Aber vielleicht meintest du tatsächlich nur den Absatz über den CDU-Mann, dann habe ich dich falsch verstanden, da du immer von "den Medien" sprichst.

      Und dann frage ich mich auch, warum du nicht auf das eingehst, was ich dazu gesagt habe, oder was in dem Artikel steht. Ein Arzt hat jetzt schon, ohne irgendwelche Änderungen, die Möglichkeit, es zu melden, wenn er eine Gefahr sieht. Deshalb habe ich gesagt, dass ich feste Regelungen besser finde, als dass eventuell diese schon bestehende Art des Bruchs der Schweigepflicht missbraucht wird. Diese Regelung wäre, dass in Berufen mit viel Verantwortung sich einfach jeder regelmäßigen Tests unterziehen muss, so gibt es keine Ausgrenzung. Das wird auch schon so praktiziert, und man kann auch seinem regulären Arzt trauen. Ich denke, das habe ich ziemlich ähnlich in meinem letzten Beitrag so gesagt. Warum tust du jetzt so, als wäre ich dafür, die Schweigepflicht zu lockern? Ich habe nichts in die Richtung gesagt.


      Original von Bereth
      Ich bin ehrlich, ich habe es satt, von der Gesellschaft als jemand betrachtet zu werden, der irgendwie nicht ganz richtig tickt. Entsprechend emotional reagiere ich, wenn ich solche Pläne wie die der CDU lese, und entsprechend wenig Neutralität kann ich einem Beitrag wie deinem, Evilitischi, entgegenbringen, da er mir all die Ignoranz, die ich alltäglich vor mir habe, ins Gesicht schreit - auch wenn ich mir sicher bin, dass du es nicht aus bösem Willen so geschrieben hast.

      Du tickst auch nicht richtig, denn du bist, wie du selbst sagst, psychisch krank, wenn man es mal ganz genau nimmt. Und es sind keine Pläne der CDU, das hat eine Person behauptet, und eine andere Person aus der CDU hat ihr widersprochen (nicht dass ich die CDU mag, aber das was du sagst stimmt einfach nicht). Ich denke es wäre dir selbst geholfen, wenn du eben nicht alles so emotional reagierst und dich nicht so als Opfer siehst. Vielleicht ist dein Verhalten außerhalb des Internets anders, aber wenn du es ähnlich hältst wie hier (z.B. in zwei Foren posten), dann ist es nicht verwunderlich, wenn du auch entsprechend oft dumme Sprüche hörst. Und dein Prof hat auch ganz recht, drauf ausruhen sollte man sich nicht, und die Aussage ist nicht mit den von Vas erwähnten vergleichbar (sowas wie "lach doch mal"). Vielleicht hat dein Prof es ja selbst durchlebt und spricht bloß aus Erfahrung?

      Original von Bereth
      Was wir brauchen, ist eine Akzeptanz der Krankheit, eine Akzeptanz aller psychischen Krankheiten, wie auch Krebs akzeptiert und sofort behandelt wird. Hat jemand Krebs, wird sofort reagiert, operiert, eine Chemo veranschlagt. Ist jemand depressiv, darf er wochen- oder monatelang auf einen Therapieplatz warten. In dieser Zeit wächst die Krankheit aber wie ein Krebsgeschwür, nagt an uns - frisst uns von innen auf. Und trotzdem wird man in breiten Teilen der Gesellschaft noch belächelt, wenn man depressiv ist oder unter Sozialphobie leidet.

      Wir brauchen in der Hinsicht eine Akzeptanz, dass Menschen sich trauen, zum Arzt zu gehen, da stimme ich zu. Aber jetzt einfach über Risiken hinwegzuschauen, oder jemanden bloß mit Samthandschuhen anzufassen, hat nichts mit Akzeptanz zu tun, auch wenn man sich Verständnis wünscht. Ich denke, dir ist außerdem selbst bewusst, dass eine Therapie nicht die einzige Möglichkeit der Behandlung ist. Antidepressiva gibt es sofort und sehr einfach, würde ich sagen. Gegen körperliche Symptome hilft eine Therapie nämlich auch eher weniger. Wenn du diese Art der Behandlung nicht annimmst und lieber monatelang auf eine Therapie wartest, ist das deine Entscheidung und nicht die Schuld der Gesellschaft.

      Original von Bereth
      Wir schämen uns unserer eigenen Schwäche, weil die Gesellschaft uns sagt, dass wir schwach sind.

      Es gibt hier kein "wir", bitte maß dir nicht an in dieser Art und Weise für alle Betroffenen zu sprechen. Und ehrlich gesagt kann ich in deinem Verhalten gerade keine Scham entdecken. Und nicht die Gesellschaft sagt, dass du schwach bist, sondern das hast du doch selbst mehrmals gesagt. Das gehört halt oft zum Krankheitsbild.

      Original von Bereth
      Jahrelang kann das gehen, ohne dass wir uns Hilfe suchen. Und ich kann ehrlich nur vor jedem den Hut ziehen, der eine schwere Ausprägung irgendeiner psychischen Krankheit hat und noch am Leben ist. Wir kämpfen nicht nur gegen unser Inneres, sondern auch gegen Nichtakzeptanz, Anfängertipps, Halbwissen und Ignoranz. Was ich mir wünschen würde, wäre daher eine umfangreiche Aufklärung schon in der Schule. Wir lernen alles Mögliche über Sexualität (aber auch da bei weitem genug Unsinn...), doch eine so weit verbreitete Volkskrankheit (ich habe Zahlen zwischen 6 und 20% gesehen, würde aber fast sagen, es sind noch mehr - unerkannt), herbeigeführt und genährt durch unsere Leistungsgesellschaft, erfährt keinerlei Aufmerksamkeit? Das kann einfach nicht sein.

      Also Sexualität ist keine Krankheit, und dass ich viel über andere Krankheiten in der Schule gelernt hätte, kann ich mich nicht erinnern, finde daher deine Argumentation etwas komisch. Natürlich wäre es besser, wenn man es bald an sich selbst erkennen und entsprechend Hilfe suchen könnte, aber ich weiß nicht, ob man das erreicht, indem man das in der Schule erzählt. Zu allem anderen gibt es ja auch viel Halbwissen, obwohl man es eigentlich in der Schule lernen sollte.
    • Okay, ich musste deinen Beitrag gerade zweimal lesen, weil ich stellenweise den Eindruck hatte, du liest auch zu viel bei mir rein oder in nur eine Richtung, wie ich das wohl bei dir oder Lüffel auch getan habe.
      Warum ist dein erster Gedanke, sowohl bei Luffel als auch bei mir, dass wir uns nur so äußern können, weil wir das eh nicht kennen?

      Die Frage ist jedenfalls ganz einfach beantwortet: persönliche Erfahrung. Ich hab eure Äußerungen in Verbindung gebracht mit denen von Leuten in meinem Umfeld, die (stellenweise!) ähnlich argumentiert haben, aber ganz klar nicht wussten, wovon sie eigentlich reden. Daher sind mir diese Sachen wohl so ins Auge gesprungen und deshalb bin ich auch nur auf diese eingegangen. Dass ich dann im Eifer des Gefechts dir gegenüber herablassend wirkte, war so nicht gedacht; wie der von dir zitierte Satz auch noch wirken kann, hab ich eben erst bemerkt. Ein Schnellschuss. Entschuldige. :)

      Dass ich mich "gerne" als Opfer sehe, würde ich so allerdings nicht bestätigen, da hast du ein wenig weit vorgegriffen (auch weiß ich nicht, wieso du die Tatsache, dass ich an zwei Orten für verschiedene Impulse über das gleiche Thema diskutieren möchte, als Indiz dafür heranziehst). Das Thema selbst ist es, was mir gerade so zu schaffen macht, da ich privat erst wieder großem Unverständnis begegnet bin und von meinem Vater fallen gelassen wurde - da nagt allein der Gedanke an mir, dass durch eine wahlweise lückenhafte oder geierhafte Berichterstattung (oder eben die "Ausnutzung" dieses Falles für andere Zwecke) Leute einfach auf falsche Ideen kommen oder sich in ihren einfachen Ansichten bestätigt fühlen. Ein Stigma besteht so gesehen meines Erachtens schon. Oder würdest du sagen, dass eine allgemeine Akzeptanz in der Gesellschaft herrscht? Den Eindruck geben mir meine und die Erfahrungen einiger Freunde nämlich nicht. Meistens begegne ich doch eher Unwissen oder Verwirrung - oder eben solchen Leuten, die es abtun, wenn man es versucht zu erklären.

      Vor dem Hintergrund würde ich vorschlagen, dass wir ein wenig zurückkurbeln und die Diskussion da wieder aufnehmen, wo es (respektive ich) emotional wurde. Ich glaube, wir würden uns sonst nur in persönlichen Kleinigkeiten verlieren - und alles will ich dann doch nicht von mir mitteilen, noch dir bei dem Versuch mich zu erklären weiter zu nahe treten. Ich hoffe, du stimmst mir darin zu und ich versuche mal, deine und die Argumente der anderen nochmal ein bisschen für mich zu ordnen und darauf einzugehen. (Wieso gibt es hier keinen nickenden Smiley.)


      Erst mal, wo du ja im letzten Beitrag auch direkt eingehakt hast: Das Wort "Trigger" hab ich da schlichtweg falsch benutzt bzw. nicht mit seiner eigentlichen Bedeutung (wo ein Trigger ja einen Flashback u.ä. auslöst). Damit wollte ich verkürzt beschreiben, dass es eben dauert, bis wirkliche Suizidgedanken auftreten. In meiner Erfahrung und aus Berichten anderer war daran dann auch oft eine Art externer Auslöser beteiligt. Dass es den nicht immer braucht, stimmt natürlich, allein schon wegen der unterschiedlichen Ausprägung, die Depressionen annehmen können (endogen/exogen, mit Sozialphobie o.a. obendrauf etc.) - das war tatsächlich sehr unglücklich ausgedrückt. ^^"


      Warum tust du jetzt so, als wäre ich dafür, die Schweigepflicht zu lockern? Ich habe nichts in die Richtung gesagt.

      Das kam wohl falsch rüber, weil ich dich zwischendurch im Wust der Absätze genannt habe, ich bezog den "lächerlichen Gedanken" auf besagten CDU-Politiker, der die Idee mit mehr Überwachung in den Raum geworfen hat. Und wie du ja schon erkannt hast, hab ich ansonsten einen Teil deiner Worte unterschlagen, daher ist es kein Wunder, dass sich das nun so doof liest.

      Dafür hast du mich mit der Nase auf einen Gedanken gestoßen, dem ich bisher nur wenig Raum zugestanden habe, indem du eine neutralere Sicht auf die Berichterstattung aufgezeigt hast, die ja auch Luna schon mal angesprochen hat: Denn letztendlich, ob zum Guten oder Schlechten, wird wieder darüber geredet. Ich meine, bei Robert Enke damals war das Thema das erste Mal wirklich durch die Medien gegangen, oder? Nach Robin Williams' Tod kam glaube ich auch nochmal eine Flut, jetzt sind wir bei Germanwings. Vas-y hat ja zu der potenziell schlechten Seite auch schon was geschrieben und auch mir kommt es bei sowas immer schnell so vor, als stürzte die Mehrheit sich dann auf Depressive an sich und nicht einfach nur auf die Krankheit - in dem Sinne beziehe ich das also durchaus auch auf mich, da ich die Gefahr sehe, dass viele Leute "Depression" und "depressiver Mensch" nicht zur Genüge voneinander trennen.
      Was ich in solchen Fällen daher für besonders wichtig halte, ist, dass nicht nur über den Fall selbst berichtet wird ("Andreas Lubitz hat das Flugzeug gegen den Berg gesteuert, bei ihm zu Hause fand man mehrere Krankenscheine"), sondern auch detaillierte Hintergründe zur Krankheit als solche, damit die Leute es eben nicht einfach abtun von wegen, da hat eben so ein "Spinner" 149 Leute und sich selbst umgebracht, sondern was das Leiden als solches ausmacht, damit Verständnis für die Krankheit aufkommt und dass die (allein) als Ursache nicht alles gewesen sein dürfte (wenn sie überhaupt daran beteiligt war, woran ich ja, wie beschrieben, meine Zweifel habe). Habt ihr dazu in den letzten Tagen solche neutralen Berichte gesehen? Das würde mich mal interessieren, um zu schauen, ob mein Pessimismus da zu weit geht, da mir bisher nur solche Artikel untergekommen sind, die ich für fragwürdig hielt. Kann das auch wirklich eine Chance sein, wie Luna meinte?

      Von der (möglichen) Chance einmal ab halte ich aber doch einiges an Scham für eine mögliche Reaktion. Während ich hier, mehr oder weniger "anonym" (nur eine Handvoll Leute hier kennt mich näher und denen vertraue ich einfach), nicht von dem Gefühl beherrscht werde, habe ich doch Schwierigkeiten bei dem Gedanken, andere könnten mich mit diesem Vorfall in Verbindung bringen und von dem darauf schließen, dass ich vollkommen gestört bin und auch zu so etwas fähig wäre. Ich kann mir zudem gut vorstellen, dass es so einige Betroffene gibt, die, bedingt durch ihre Erkrankung, vielleicht sogar selbst glauben könnten, sie wären dazu fähig (überhöhte Schuldgefühle spielen bei vielen auch eine Rolle, wobei da noch eine soziale Störung mit reinspielen dürfte). Daher auch meine allgemein gehaltene Formulierung, "wir schämen uns" dessen. Mir ist klar, dass ich nicht für alle sprechen kann, doch habe ich schon einige erlebt, die in solche Gedankenmuster verfallen.



      Original von Lüffel

      Der Zusammenhang kommt mir aber auch etwas merkwürdig vor, denn von Mord aus Depression hört man in der Regel nicht. Wenn überhaupt möchte der Betroffene nur sein eigenes Leben beenden, oder noch besser: Er möchte einfach aufhören, zu existieren, ohne selbst die Verantwortung für die Durchführung und die Konsequenzen zu tragen à la "Ich wünschte, ich würde überfahren werden." Ich kann mir auch weder eine Hauruck-Aktion, noch einen geplanten Quasi-Mord durch den vermeindlichen depressiven Piloten vorstellen. Je mehr ich drüber nachdenke, desto weniger ergibt die Depression als Grund hier Sinn für mich.

      Evilitschi hat ja geschrieben, der Mann habe eben nur ein paar Knöpfe vor sich gehabt, aber ob jemand es so stark ausblenden kann, dass mit ihm noch so viele Menschen im Flieger sitzen? Das kann ich mir auch sehr schlecht vorstellen, das Ganze ist schon sehr aggressiv. Aber ich denke, zumindest hier im Thread sind sich alle einig, dass dahinter noch mehr steckte. Danke übrigens, dass du deine Gedankengänge nochmal aufgedröselt hast, das las sich für mich wirklich nicht wie die Gedankenabfolge frei nach der Berichterstattung dazu.


      Wo genau ist also die Stelle, an der man eventuell in der Zukunft ansetzen muss?

      Gute Frage... Da die Tests nie etwas ergeben haben, ist ja auch die Frage, ob überhaupt, trotz der gefundenen Krankenscheine, eine psychische Störung als Ursache für den Absturz herangezogen werden kann. Wenn ja, dann sollte es wohl ein engmaschigeres Netz von Unterstützung geben in Zukunft. Sicher sind Samthandschuhe auch keine Lösung, aber eine Forderung nach mehr Überwachung (wie zitierter CDU-Politiker) liest sich für mich einfach wie eine zusätzliche Bestrafung, als wollte man auf die Krankheit noch eins draufsetzen. Vielleicht bin ich da aber auch zu empfindlich, aber es fällt mir schwer, auf eine sinnvolle Lösung zu kommen, die Passagiere schützt und Piloten/Mitarbeiter gleichzeitig nicht in eine Ecke drängt aufgrund ihrer Erkrankung.

      Denn ich denke schon, dass es unsere Gesellschaft ist, die zusätzlich zu den ohnehin negativen Gedanken noch diese Scham schürt. Evilitschi hatte das zwar mehr oder weniger dementiert (wenn ich dich da richtig verstanden habe), aber ich bin davon überzeugt, dass allein schon eine Früherkennung und eine entsprechend rasche Behandlung einiges ausmachen könnte. Aber davon sind wir weit entfernt. Medikamente funktionieren eben nicht bei jedem, was die schnelle Lösung nicht zur besten macht - doch auf einen Therapieplatz muss man Wochen bis Monate, wie ich schon schrieb, warten. Da wird meines Erachtens zu wenig Arbeit und Zeit investiert, den Leuten schnellstmöglich zu helfen, wahrscheinlich gibt es auch zu wenige ausgebildete Therapeuten. Und es ist doch paradox: Einerseits sagt uns die Leistungsgesellschaft, wir sollen immer abrufbereit sein, andererseits tut sie nichts dafür, wenn wir am Boden sind. Mir werden trotz Nachweise von meiner Therapeutin noch überall Steine in den Weg gelegt, verantwortlich fühlt sich da niemand. Da fühl ich mich schon ein bisschen verarscht. Man ist an sich krank, aber eben nicht krank geschrieben, weil man ja irgendwie noch am Leben teilnehmen kann/will und wird behandelt wie jeder Gesunde. Irgendwie müsste es da eine Zwischenstufe geben, aber ich werfe hier gerade nur lose Gedanken in den Raum~



      Außerdem wiederhole ich mich irgendwie ständig, dabei wollte ich schon die ganze Zeit auf Floyd eingehen. :ugly:
      Original von Floyd

      Die Krankheit zum „Freund“ machen ist nicht unbedingt verkehrt. Gerade weil diese Krankheit in den meisten Fällen Betroffene ein Leben lang begleiten wird, finde ich, kann so was auch zwei Seiten haben. Natürlich ist da diese unerträgliche Schwere, die man oft nicht los wird, die einem Steine in den Weg legen… Auf der anderen Seite sind diese Dinge auch ein großer Teil von einem und können einem Sichtweisen oder Gedankengänge ermöglichen auf die man unter anderen Umständen vielleicht nicht gekommen wäre. Es ermöglicht andere Blickwinkel. Wenn auch oft erstmal finstere, aber es kommt auch immer darauf an, was man aus ihnen machen möchte.

      Finde das sehr verständlich formuliert! Und spätestens das verlinkte Video sagt ja gegen Ende nochmal, was du meinst. Aktuell bin ich zwar wieder in einem Tief, was es mir schwer macht, diese neuen Sichtweisen im Blick zu behalten, aber im Grunde weiß ich auch, dass ich durch diesen Weg über Therapie und was nicht alles auch ein tieferes Verständnis für Menschen allgemein entwickelt habe. Worauf ich nicht immer zugreifen kann, insbesondere wenn ich grad auf 180 bin aus irgendwelchen Gründen, aber es ist da! Und so. xD

      Interessant zu dem Thema finde ich auch einige Aussagen, die Erich Fromm mal getroffen hat, erst kürzlich bin ich (wieder) auf ihn gestoßen: "Krank sind die Angepaßten", auch das detaillierte Gespräch, dem der erste Teil entnommen ist, ist einfach unglaublich interessant, weil er darin den Einfluss der Gesellschaft auf den Einzelnen auseinander nimmt. Mir hilft es manchmal, mir vor Augen zu halten, dass ich zwar einerseits die Veranlagung zu diesen Symptomen habe (schon meine Urgroßmutter hatte das und hat sich das Leben genommen), andererseits dadurch aber auch die Möglichkeit gewinne, über den Tellerrand zu blicken - denn dass unsere heutige Gesellschaft die Symptome verschärft, davon bin ich überzeugt.

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    • Original von Bereth
      Tut mir leid, aber so stimmt das einfach nicht. Warst du schon selbst in der Lage, mit Depressionen kämpfen zu müssen? Hast oder hattest du jemanden in deinem Umfeld, der dir detailliert berichtet hat, wie es ihm damit geht? In einer Form, die dir auch half, es tatsächlich zu verstehen? Den Eindruck habe ich nämlich, zumindest auf Grundlage deines Beitrages, nicht. Das liest sich alles wie Schüsse ins Blaue, Mutmaßungen aufgrund von Halbwissen, aber nicht wie begründete Argumentation.

      Für mich steht dieser Absatz im Widerspruch zu einer guten Aufklärungsarbeit, wenn Personen mit anderer Meinung unterstellt wird, dass sie das Thema nicht verstanden haben - und das zu Beginn der Diskussion. Da ziehen sich bei mir automatisch die Schranken hoch.
    • Genau deshalb hab ich nach Evilitischis Hinweis versucht, meinem vorangegangenen Beitrag die Härte zu nehmen, weil die Reaktion berechtigt ist. Kam das nicht rüber?

      Ich scheitere oft daran, das nicht richtig ausdrücken zu können, daher: Wie sieht für dich denn gute Aufklärungsarbeit aus? ^^

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    • Zum Thema Schweigepflicht:
      Ethisch natürlich ein schwieriges Thema. Zum einen möchte man die Privatsphäre es Patienten/Klienten wahren, zum anderen muss man aber auch abwägen, ob das Verhalten der betroffenen Person sie selbst oder andere im Umfeld gefährden kann. Und das betrifft jetzt nicht primär Depressive, sondern sämtliche Personen mit gesundheitlichen Einbußen. Ich kann nicht sagen, wie es bei Psychiatern oder Psychotherapeuthen ist, aber bei Psychologen ist es so, dass in einem Fall, in dem tatsächlich gefährliches Verhalten auftritt die Schweigepflicht gebrochen werden darf/soll. Und ich persönlich finde das auch gut so, denn Psychologen/Psychiater etc sind auch nur Menschen und oft ist es in solchen Fällen schlichtweg unmöglich als Einzelperson eine so große Verantwortung gegenüber einem oder vielen Menschen zu tragen.
      Wenn man in solchen Fällen weiteres Fachpersonal hinzuzieht, bedeutet das ja nicht gleich, dass der Patient dann für den Rest seines Lebens als Gefährlich abgestempelt wird.

      Zum Thema Akzeptanz:
      Ich glaube, da muss man unterscheiden ob man vom Kollektiv oder einer kleinen Gruppe Menschen spricht. Es ist immer so, dass große Begriffe (z.B. Depression) im Kollektiv ein schwammiges Bild hinterlassen. Das liegt aber nicht primär daran, dass die Menschen nicht aufgeklärt sind (ja, viele sind es tatsächlich nicht. Aber nicht jeder Mensch kann alles wissen. Genauso könnten sich Physiker darüber aufregen, dass das Kollektiv ein falsches Bild von Gravitation hat. Selbes Spiel. Rein objektiv betrachtet, ist es irrelevant welche gesellschaftliche Relevanz ein Thema hat, wenn viele Menschen davon sprechen, kommt es immer zu einem verschwommenem Bild. (Und bei extrem individuellen Themen, wie Depressionen, ist das noch mal um einiges schwammiger).

      Wie äußert sich denn diese Inakzeptanz der Gesellschaft konkret bei dir, bereth?

      Erfährst du am eigenen Leibe, dass Leute dir intolerant gegenüber stehen, wenn sie von deinem Zustand erfahren? Oder regt dich wirklich nur diese allgemeine gesellschaftliche Perspektive auf?

      Edit: Ah! Ich hab noch ein wenig weiter gelesen und da hast du ja schon ein paar Beispiele gebracht. Ist natürlich echt doof zu hören, dass du in deinem Umfeld auf Unverständnis triffst. In den Kreisen, in denen ich mich bewege, geht man mit dem Thema meiner Meinung nach recht offen und gut um.

      Was wir brauchen, ist eine Akzeptanz der Krankheit, eine Akzeptanz aller psychischen Krankheiten, wie auch Krebs akzeptiert und sofort behandelt wird. Hat jemand Krebs, wird sofort reagiert, operiert, eine Chemo veranschlagt. Ist jemand depressiv, darf er wochen- oder monatelang auf einen Therapieplatz warten. In dieser Zeit wächst die Krankheit aber wie ein Krebsgeschwür, nagt an uns - frisst uns von innen auf. Und trotzdem wird man in breiten Teilen der Gesellschaft noch belächelt, wenn man depressiv ist oder unter Sozialphobie leidet.


      Irgendwie kommt das bei mir so an, als ob du hier verschiedenste Wirkfaktoren außer acht lässt. Selbstverständlich sind das Missstände, die nicht so sein sollten, aber da fahren so viele wirtschaftliche und geschichtliche Faktoren mit rein, dass das einfach zu pauschal klingt. Natürlich sollen psychische Krankheiten gleichwertig zu physischen sein und auch entsprechen behandelt werden, aber die Psychologie ist eine vergleichsweise junge Disziplin und die klassische Medizin schon seit tausenden von Jahren etabliert. Da ist es einfacher, "mal eben schnell ein bisschen Krebs rauszuschneiden" - Die Kapazitäten sind da. Es dauert eben seine Zeit, bis man auch genügend Psychologen/Psychotheapeuthen/Psychiater ins Gesundheitssystem eingegliedert hat, um ausreichend versorgen zu können.
      Das soll nicht heißen, dass ich nicht auch der Meinung bin, dass derzeit zu wenig in diese Richtung passiert, aber so einfach ist das leider nicht.

      (Demnächst mehr, ich muss leider nun los xD)
    • Also für mich ist das Thema Psychologische Erkrankung ein Thema das ich durch Mobbing selbst erlebt Habe und ich weiß aus eigener Erfahrung das Depressionen nicht nur von Natur aus entstehen kann. Manchmal bzw in den immer mehr zunehmenden Fällen wird Depression durch Ausgrenzung verursacht. Oder durch Leute die Neidisch auf den anderen sind und ihre Macht nutzen um diesen fertig zu machen bis der Jenige Selbst glaub er ist schuld er gehört nicht her er hat kein recht zu leben und so weiter. Natürlich gibt es auch solche fälle wie den Piloten hier, Doch hier stellt sich mir persönlich die frage Was war der Auslöser. Wenn jemand Psychisch depressiv ist fällt das zwar nicht oft auf aber ich vermute hier steckt mehr dahinter als es scheint. Und die Medien sind sowie so alle unter dem Pantoffel der Politik. Also ist eh nur jedes Vierte Wort was wert. Aber ich will jetzt nicht in die Politik abschweifen oder den Flugzeug Absturz. Nur weiß ich das Es verschiedene arten der Depression gibt, selbst Mitleid oder Unfähigkeit Zweifel an sich selbst und so weiter. Und dann das Gegenstück aggressive negative Hass Depression. Diese Art der Depression ich glaub mal das die negative Art auch Depression genannt wird. Projiziert alles Negative auf die Umwelt sprich er hast nicht sich selbst sondern alle anderen. Und die sind normal ein mini Prozent teil von ca 0,4 % Aller Depressiv erkrankten Patienten geschätzt.
        Wenn man mal Depressiv war versteht man so eignes im leben anders und schätzt das Leben wenn man die Depression überwunden hat. Ist aber oft ein harter Weg und für manche noch ein viel längerer. Ich war zum Beispiel 2 Jahre lang in Psychologischer Therapie. Nur um von meinem negativen Trip wieder runter zu kommen. Und Von einer Guten Freundin weiß ich das Mobbing bis ins LSF enden kann und dann ist der weg zurück in ein normales Leben sehr schwer. Sie Ist Heute noch arm weil sie noch immer keinen Guten Job Bekommen hat. Weil man sie mit Vorurteilen bewertet.
    • Weiter gehts:

      Zum Thema Pilot:
      Ich stimme dem Konsens da zu: "Depression" als Auslöser und Grund für das Ereignis ist definitiv eine zu einfache Erklärung, die auch keine ist. Ich stelle mir hier eher die Frage: "Warum ist ein Flugzeug so gebaut, dass man sich im Zweifelsfall im Cockpit einschließen kann?" - Anti-Terror Maßnahme? Wie mans dreht und wendet, der Mensch kann eben leider keine 100% Sicherheit gegen jedes Unglück schaffen. Wäre das Flugzeug wegen einem technischen Defekt abgestürzt, dann wäre zwar auch ein Aufschrei da, aber nicht in dem Maße wie es jetzt ist. Technik ist berechenbar, der Mensch leider nicht. Und das ist wohl die eigentliche Angst.

      @Alexander D.:
      Könntest du das mit den aggressiven negativen Hass-Depressionen vielleicht noch ein wenig genauer beschreiben? Ich weiß noch nicht genau, was du damit meinst.

      Zudem glaube ich nicht daran, dass man eine Depression wirklich "überwinden" kann. Jede "Krankheit" verändert einen Menschen nachhaltig. Wenn man einmal einen solchen Zustand erlebt hat, dann ist man danach definitiv ein anderer Mensch und weiß, dass es auch jederzeit wieder passieren kann. Zudem Depressionen ja sowieso meistens Phasenweise stattfinden, selbst wenn die Phasen nur sehr kurz sind oder über mehrere Jahre hinweg gehen.
    • Original von HeyDay
      Zum Thema Pilot:
      Ich stimme dem Konsens da zu: "Depression" als Auslöser und Grund für das Ereignis ist definitiv eine zu einfache Erklärung, die auch keine ist. Ich stelle mir hier eher die Frage: "Warum ist ein Flugzeug so gebaut, dass man sich im Zweifelsfall im Cockpit einschließen kann?" - Anti-Terror Maßnahme? Wie mans dreht und wendet, der Mensch kann eben leider keine 100% Sicherheit gegen jedes Unglück schaffen. Wäre das Flugzeug wegen einem technischen Defekt abgestürzt, dann wäre zwar auch ein Aufschrei da, aber nicht in dem Maße wie es jetzt ist. Technik ist berechenbar, der Mensch leider nicht. Und das ist wohl die eigentliche Angst.


      Böse Stimmen und Verschwörungstheoretiker behaupten ja, dass die Maschine tatsächlich durch einen technischen Defekt abgestürzt ist. Erst sollten es Gase gewesen sein, die den Co-Piloten bewusstlos machten, eine zweite Theorie sagt die Maschine sei explodiert.
      Germanwings ist jedoch so sehr in der Krise, dass man das mit einem wahnsinningen Massenmörder verschleiern muss, damit die Gesellschaft nicht noch weiter in den Sumpf absteigt. Dass der Co-Pilot Depressionen hatte war ein gefundenes Fressen.
      Nun ja.
      Ich persönlich finde die offizielle Version doch glaubhafter.

      Ich schließe mich an, Depressionen werden gerade wieder in ein gefährliches Licht gerückt. Ich kenne viele Menschen mit Depressionen, auch einige suizidgefährdete, aber die würden niemals andere Menschen mit in ihr Unglück ziehen, im Gegenteil, einer hoffte dass er seine Mitmenschen somit von sich "erlösen" kann.
      Der Mann hatte nicht nur Depressionen, sondern den Willen, andere Menschen mit sich zu reißen. Ich finde da sollten die Medien etwas vorsichtiger mit umgehen, ich habe schon viel zu oft "depressiver Co-Pilot" oder "Depressionen sind schuld" gelesen.
      >:3c