Depressionen: Darstellung in Medien und Gesellschaft

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    • Das ist dann natürlich irgendwo eine philosophische Frage :D

      Das wovon du redest sind per Definition eher Verhaltensweisen. Da müsste man in einem psychologischen Lehrbuch unter Charakter nachschauen, um deine Frage genau zu beantworten, da muss in Erfahrung gebracht werden, was in Fachkreisen unter Charakter verstanden wird. Ist es was inneres, oder auch das was von außen wahrgenommen wird?
    • Wenn ein Mensch immer nur Ja sagt und alles mit sich machen lässt und nie etwas dagegen unternimmt, dann eine Therapie macht, wo er lernt sich zu wehren und auch noch Medikamente bekommt, wird das Umfeld natürlich denken, die Persönlichkeit desjenigen hätte sich verändert. Das wäre meine Theorie.
      forever alone
    • Original von The Convict
      Ich würde eher sagen, dass es auf den Härtegrad der Depression ankommt. Aber ansonsten hilft man depressiven Menschen eher nicht, wenn man ihnen verbietet an der Welt teilzuhaben.


      Wenn man "hart Depressiv" ist, wird man ganz von alleine nicht mehr an der Welt teilhaben wollen (nicht im Sinne von Selbstmord, sondern dass man sich zurückzieht und sich abkapselt)

      So wie einfach zu wenige Therapeuten ausgebildet werden (wundert es noch jemanden bei einem NC von teilweise 1,2 auf das Studium?)


      Stimmt so nicht ganz :'D
      Wer Psychologie studiert, wird Psychologe, nicht Psychotherapeut. Ein Studium für Psychotherapie gibt's derzeit noch nicht. Stattdessen muss man eine Ausbildung machen, die meistens weit über 10.000 Euro kostet. Unterm Strich gäbe es genug Psychologen und Psychothreapeuten, das Problem dabei ist, dass man a) nicht einfach so eine Praxis eröffnen darf und b) es Schwierig ist an die Kassenpatienten dranzukommen und dann von den Krankenkassen auch extrem wenig Geld für die Threapieeinheiten bekommt. Deshalb sind die meisten Psychotherapeuten auch privat.

      Antidepressiva haben leider das Problem, dass die verschiedenen Präparate nicht bei jedem gleich wirken. Mein Psychopharmakologie Professor hat letztens auch zugegeben, dass das mit Anti-Depressiva ein riesiger Trial-and-Error Prozess ist, weil man einfach nur durchprobiert, was funktioniert. Und das kann leider auch Jahre dauern, da die Dinger erst über einen längeren Zeitraum wirken und man ja auch an der Dosis rumschrauben kann.
    • "Längerer Zeitraum" sind üblicherweise zwei Wochen, wobei erwünschte Nebenwirkungen sofort auftreten könnten (man kippt um und schläft zum ersten Mal seit langem mal vernünftig). Gibt auch lustige Kombinationen mit Antipsychotika, die wirken dann auch schneller, sollte man aber nicht lange anwenden.

      Natürlich hast du recht und es liegt auch an der Dosis und auch die Präparate muss man durchprobieren, jedoch gibt es zwei die sich soweit ich weiß besonders in ihrer Wirksamkeit hervorheben, und die sind doch schonmal ein guter Anfang. (Mirtazapin und Venlafaxin, falls es wen interessiert, und werden auch gerne zusammen eingesetzt (man beachte den tollen Namen)). (Nachtrag: Bupropion ganz vergessen.)

      Außerdem kann das trotzdem schneller sein als monatelang auf einen Therapieplatz zu warten, und es ist einfacher jemanden dazu zu bringen irgendwelche Tabletten zu nehmen als sich um so etwas zu kümmern und auch regelmäßig hinzugehen. Und statistisch wirken beide Methoden gleich gut, soweit ich weiß.

      Was ich eigentlich sagen will ist dass es definitiv eine würdige Alternative ist und ich deshalb nicht verstehe, warum einerseits alle so auf Psychotherapie abfahren, und es andererseits oft als einzige Möglichkeit dargestellt wird, wenn Leute über zu wenig Therapieplätze meckern.
    • Original von Bereth
      Ich glaube, das Problem bei Antidepressiva ist die Akzeptanz. Zumindest mir ging es so, dass der Begriff dann endgültig feststellt: Du bist bekloppt im Kopf, das muss man behandeln. Eine Psychotherapie macht es oft leichter, die eigenen Symptome auch auf die Vergangenheit zurückzuführen und sich selbst akzeptieren zu lernen, wohingegen man sich mit Antidepressiva endgültig eingesteht, dass man krank ist. Ich finde, dass das einen krassen Unterschied in der Eigenwahrnehmung ausmacht. Und damit eine zusätzliche Barriere darstellt, die ein Depressiver erst mal durchbrechen muss.


      Das Problem ist aber, dass nicht jede psychische Krankheit auf die Vergangenheit zurückzuführen ist. Natürlich legt der Begriff "Krankheit" einen gewissen Erwerb nahe (wie im Körperlichen - Krankheit erworben vs. Defekt angeboren), aber der kann vielfältig aussehen - eine ausgeklügelte Form des Hormonmangels oder das Fehlen eines Botenstoffes sein.
      Das heißt es gibt oft (und nicht nur bei Psychosen) auch ein physisches "Gebrechen" und manche Depressionen, Angststörungen oder Zwänge lassen sich einfach nicht mit Gesprächen lösen. Man kann auch einen Beinbruch nicht mit Konversation vertreiben und ich empfinde es (nicht von dir, von der Gesellschaft! :) ) als Respektlosigkeit, bspw. Depressionen als Bagatellerkrankung zu behandeln, die nicht regelmäßiger ärztlicher Kontrolle bedarf.

      Dazu kommt, dass ein schwerst depressiver, der jeden Tag Selbstmordgedanken hat, einfach keine Zeit für eine Psychotherapie hat, von tobenden Schizophrenen will ich gar nicht beginnen.

      Ich habe 10 Jahre lang Psychopharmaka genommen aus diversen Gründen und kein einziger davon war in irgendeiner Weise auf meine Vergangenheit zurückzuführen gewesen. Die Gesprächstherapien waren lächerlich, und wer einmal zwei Monate nicht geschlafen hat, weiß das meiner Meinung nach auch. Ich habe da sicher eine sehr extreme Meinung und ich bin weiß Gott kritisch gegenüber der (auch historisch anzweiflungswürdigen) Psychiatrie eingestellt und weiß, dass Medikamente nicht in allen Fällen die Lösung sind. Aber man muss gewisse Erkrankungen als medizinisches Phänomen ernst nehmen und nicht die maßgeblich durch Freud geprägte Trauma-Variante immer automatisch bejahen. Mit dem Sprung von MAO-Hemmern auf SSRI wurde der Leidensdruck eines gewaltigen Teils der Patienten erheblich verringert.

      War jetzt übrigens gar nicht gegen dich im Speziellen gerichtet! :) Ich nahm es als quasi-Anlass.
      when in doubt, do it.

      Homepage! / Youtube-Channel
    • Original von HeyDay
      So wie einfach zu wenige Therapeuten ausgebildet werden (wundert es noch jemanden bei einem NC von teilweise 1,2 auf das Studium?)


      Stimmt so nicht ganz :'D
      Wer Psychologie studiert, wird Psychologe, nicht Psychotherapeut. Ein Studium für Psychotherapie gibt's derzeit noch nicht. Stattdessen muss man eine Ausbildung machen, die meistens weit über 10.000 Euro kostet. Unterm Strich gäbe es genug Psychologen und Psychothreapeuten, das Problem dabei ist, dass man a) nicht einfach so eine Praxis eröffnen darf und b) es Schwierig ist an die Kassenpatienten dranzukommen und dann von den Krankenkassen auch extrem wenig Geld für die Threapieeinheiten bekommt. Deshalb sind die meisten Psychotherapeuten auch privat.

      Das... macht es irgendwie noch schlimmer. x_X

      Ich hab bisher immer geglaubt, man studiert Psychologie und macht dann nach dem Studium, ähnlich wie Mediziner, noch eine Art Praxiserwerb hinterher, der einen für den Job des Therapeuten befähigt. Dass da noch ganz andere Hürden genommen werden müssen, rückt das Ganze nochmal in ein anderes Licht, danke für die Aufklärung, HeyDay. Hast du noch mehr Hintergrundwissen zu den Abläufen? Mich würde interessieren, inwiefern unser Gesundheitssystem (oder die Politik) Anteil hat an solchen horrenden Kosten. Das ist ja wirklich utopisch (wobei es wohl auch keinen Unterschied macht, ob ich mich im Studium verschulde oder bei einer solchen Ausbildung... -.-). Allerdings gibt es, auch hier in Magdeburg, staatlich anerkannte Ausbildungen, hab ich grad mal festgestellt bei einer schnellen Suche. Von irgendwelchen Zahlen konnte ich da nichts finden, aber kann es nicht sein, dass die Situation mittlerweile verbessert wurde? Woher beziehst du deine Infos, HeyDay?


      @Lady-Esila
      Konnte den Link jetzt am Rechner öffnen, und der Artikel nimmt Bezug auf das, was ich eben meinte (und nur mal wieder nicht ausreichend für beide Seiten formuliert habe xP): Den Medikamenten hängt der Ruf an, sie machen süchtig, sie verändern die Persönlichkeit - das hält sich hartnäckig auch gegen Aussagen der Fachkräfte, dass das nicht (mehr) den Tatsachen entspricht. Soweit ich weiß, haben die Dinger mal abhängig gemacht, vielleicht hält sich die Auffassung deshalb auch so hartnäckig überall. Dürfte wohl auch wieder so eine Sache der Aufklärung sein.


      @Antidepressiva vs. Psychotherapie
      Dass eine Therapie nicht bei jedem hilft, so wie auch Medikamente wiederum nicht bei jedem (gleich) anschlagen, ist mir auch bewusst, körperliche/neurologische Ursachen lassen sich schlecht "wegreden". Als jemand, dem eine Therapie in weiten Teilen geholfen hat, empfinde ich aber auch nach wie vor diese Scheu gegenüber Antidepressiva - entgegen jeder Logik. Die Gründe, die ich genannt habe, waren deshalb ein Erklärungsversuch, woher diese Abneigung kommen könnte, bei mir, aber dann vielleicht auch bei anderen (ich kann nicht für alle sprechen, aber wenn es mir so geht, werden sich einige andere da auch locker einreihen können, so individuell ist dann ja doch keiner). Gleichzeitig werden auch Zweifel an der Psychotherapie wach in mir, da es mir seit Wochen wieder zunehmend schlechter geht und ich trotz aller Therapie erneut in selbstschädigende Gedankenmuster verfalle - die Psychotherapie brachte mir keine klare Diagnose (von der Diagnose einer Persönlichkeitsstörung wurde im Laufe der drei Monate Klinik schließlich abgesehen, damit ich nicht "ein Leben lang gebrandmarkt" bin) und genau daran schaukle ich mich jetzt hoch, kurz davor mich einem Arzt/Psychologen und Medikamenten zuzuwenden und doch mit der Scheu vor denselben und wieder vor dem Problem: "Bin ich eigentlich krank oder bin ich nur faul?" - einige hier werden die Frage kennen.

      Und bei dieser Frage lässt sich hier fast wieder die Rolle der Gesellschaft ansetzen. Würde ich denken, dass ich "einfach faul" bin (wahlweise dann auch "Versager", "unnütz" und so weiter - kennt man ja, nech), wenn das Umfeld der Leistungsgesellschaft uns nicht ständig vorhalten würde, dass wir gefälligst Leistung zu erbringen haben, weil wir sonst nichts "wert" sind (von der Frage nach "Wert" und "Kapital" und dem Unterschied fange ich jetzt mal nicht an...) und dadurch ein Klotz am Bein von anderen? Hier kann ich nur für mich und Leute, denen es ähnlich geht, sprechen, nicht für rein körperliche Depressionen, doch mir drängt sich doch die Antwort auf: Nein, würde ich nicht. Oder eben nicht in dem Ausmaß. Stellt sich natürlich die Frage, ob sich dann nicht andere selbstzerstörerische Gedanken finden ließen, mit denen mein Kopf sich befassen könnte, sähe unsere Gesellschaft anders aus...
      (Den Gedanken lasse ich mal bewusst unvollendet, das wäre ein Riesenfass.)
      ____________________________________________________________________



      Ansonsten, zum Stichwort Umfeld und "auf Leute zugehen", noch ein paar Worte zu Evilitschi:
      Und genau deshalb habe ich das mit der Opferrolle gesagt. Warum überhaupt damit auf Menschen zugehen? [...]

      Ich gehe mal bewusst nur auf diese Frage ein, denn der restliche Absatz, den du geschrieben hast, fußt auf nichts als Behauptungen deinerseits auf Grundlage von Einzelaussagen, die ich dich bitte in Zukunft zu unterlassen. Stell doch lieber Fragen, statt die Lücken selbst zu füllen, damit ich in deine "Opferrolle" passe, dann kommen wir uns in der Diskussion auch näher. (Und ja, ich bin mir bewusst, dass ich zu Beginn der Diskussion auch Verständislücken in anderen Beiträgen für mich gefüllt habe, aber ich arbeite dran. [Blockierte Grafik: http://naica-rpg.de/images/smilies/nicken.gif])

      Deshalb einfach mal neutral zu deiner Frage eine Gegenfrage: warum nicht? Soll ich mich wegen schlechter Erfahrungen sperren? Die Chance verstreichen lassen, andere verstehen zu lassen, was in mir vorgeht, um einerseits ihnen den Umgang mit mir und andererseits mir den Umgang mit ihnen zu erleichtern? Du sagst, als Depressiver steht man sich selbst noch am meisten im Weg und darin stimme ich mit dir überein. Aber man muss es sich nicht noch unnötig schwerer machen, indem man sich und sein Problem vor der Außenwelt verschließt. Mit einer "Opferrolle" hat der Wunsch nach gegenseitigem Verständnis meines Erachtens jedenfalls nichts zu tun.

      Trotzdem kann ich ein Bewusstsein über mein Handicap haben. Da muss man nichts beschönigen und nur weil ich in der Therapie gelernt habe, damit besser umzugehen und mein näheres Umfeld daran teilhaben zu lassen, heißt das nicht, dass mein Gefühl der Scham dabei verschwindet. Ich kann einem Dozenten sagen, dass ich mehr Zeit für die Hausarbeit brauche und das mit meinen Problemen begründen und gleichzeitig zittern und heulen - Scham heißt nicht, sie nicht trotzdem immer wieder neu überwinden zu können. Da ich das aber nicht immer allein kann, hole ich mir Hilfe aus meiner Familie oder von engsten Freunden, die natürlich (!) über meine Probleme Bescheid wissen müssen, um mir effektiv helfen zu können (etwa mit zum Dozenten kommen in dem Wissen, dass ich sonst den Mund nicht aufbekäme vor Scham). Ich habe also nicht ausschließlich schlechte Erfahrungen gemacht, wie sich das vielleicht gelesen haben mag, sondern ich hab das Glück, mit einer Handvoll verlässlicher Leute gesegnet zu sein, auf die ich im Notfall zurückgreifen kann, wenn ich den Alltag eben nicht allein bewältigen kann. Die hätte ich aber nicht gewonnen, wenn ich immer schweigen würde.

      Trotzdem, und darauf bezog ich mich, schmerzt es, wenn andere, denen man sich in derselben Hoffnung anvertraut, die Probleme kleinreden und selbst nach dem Versuch einer Erklärung nicht einmal glauben wollen, dass ich mir nicht aussuche, etwa morgens nicht aus dem Bett zu kommen und dass ich keinen Spaß daran habe, von einem Amboss zu Boden gedrückt zu werden an solchen Tagen. Wenn es sich dann ausgerechnet noch um den Teil der Familie handelt, der höchsten Wert auf unsere Leistungsgesellschaft legt und schon beim eigenen Sohn nicht reagiert hat, als der mit Depressionen in eine Drogenabhängigkeit und Mietschulden rutschte - nun, ich denke, da kann man schon enttäuscht sein, dass alles Erklären nichts brachte. Das nur nochmal dazu - ich hoffe, die Frage nach dem "Opferlamm" ist damit geklärt. ;)



      @HiddenPower13
      Das heißt also, es ist vollkommen unvorstellbar, dass von allen Depressiven auf dieser Welt auch nur einer dazu in der Lage ist, andere Menschen in ihren Tod mitzureißen?

      Lady-Esila hat dazu schon kurz was gesagt, aber: Nein, das heißt es nicht. Das war der, zugegeben etwas allgemein ausgedrückte, Versuch zu sagen, dass eine Depression allein keinen Massenmörder macht. Als Depressiver schadet man sich meist vor allem selbst, Aggressionen und ähnliches finden dann doch eher Platz in anderen Störungen/Verhaltensmustern. Wenn der Mann das Flugzeug wirklich bewusst ins Gebirge gesteuert hat, wie es die zweite Blackbox wohl zeigt, war der Mann ein Psychopath/Narzisst/was-auch-immer, der einfach zusätzlich noch Depressionen hatte, weil sein Umfeld die Bedürfnisse seiner tiefer liegenden Störung nicht decken konnte - so meine Theorie dazu.

      Juandalyn hat das sehr schön ausgedrückt, finde ich:
      Der Mann hatte nicht nur Depressionen, sondern den Willen, andere Menschen mit sich zu reißen. Ich finde da sollten die Medien etwas vorsichtiger mit umgehen, ich habe schon viel zu oft "depressiver Co-Pilot" oder "Depressionen sind schuld" gelesen.

      (Fett markiert von mir.)

      Interessant dazu ist vielleicht auch die Stellungnahme der DGPPN.

      "Heirs of Miraika"
      Fantasy, Steampunk, LGBT+

      "Dreaming of Dawn"
      Fantasy, Psychological, Depression
    • Ich nehme meine Infos von all den Psychologie-Studenten, die gemerkt haben, dass Psychologie und Psychotherapie nicht das gleiche sind, im Studium hocken, sich darüber beschweren, dass sie keine Ausbildung bekommen oder das es zu teuer ist, etc. blabla.
      Ich glaub im ersten Semester vor 4-5 Jahren gabs mal sone Info-Geschichte dazu (um genau jene Personen zu desillusionieren), wo wir auswendig lernen mussten, wieviele Stunden Theorie und Praxiserfahrung man haben muss um das Propädeutikum und Fachspezifikum zu machen. Ich glaub, das teure unter anderem ist, dass man ne gewisse Anzahl an Selbsterfahrungs-Stunden haben muss. Sprich: Man setzt sich zu nem richtigen Psychotherapeuten und lässt sich selber "therapieren", damit man weiß, wie sich das anfühlt. Sowas ist dann natürlich aus eigener Tasche zu bezahlen :'D
      Ich kann dir aber auch nicht allzuviele Infos darüber geben, weil ich mich geschickt davor gedrückt habe, das Thema mehr zu behandeln als notwendig (interessiert mich nicht, will kein Psychotherapeut werden). Zwei Links hab ich aber für dich: Klick und bevor jemand über Wiki meckert: klick

      Edit: Das hier (deutschepsychotherapeutenverei…d=50&no_cache=1&tx_ttnews[backPid]=3&tx_ttnews[tt_news]=2073 link bitte copypasten, forum macht probleme mit den eckigen klammern) hab ich auch grade gefunden. Ist zwar auch wieder ein bisschen Off Topic, aber trägt evtl auch dazu bei, zu verstehen, warum Psychotherapie so viele Hürden hat.
    • Original von Floyd
      Ja… was jetzt kommt, klingt vielleicht ein wenig merkwürdig, aber Bereth sprach es ja schon ein wenig an…
      Die Krankheit zum „Freund“ machen ist nicht unbedingt verkehrt. Gerade weil diese Krankheit in den meisten Fällen Betroffene ein Leben lang begleiten wird, finde ich, kann so was auch zwei Seiten haben. Natürlich ist da diese unerträgliche Schwere, die man oft nicht los wird, die einem Steine in den Weg legen… Auf der anderen Seite sind diese Dinge auch ein großer Teil von einem und können einem Sichtweisen oder Gedankengänge ermöglichen auf die man unter anderen Umständen vielleicht nicht gekommen wäre. Es ermöglicht andere Blickwinkel. Wenn auch oft erstmal finstere, aber es kommt auch immer darauf an, was man aus ihnen machen möchte.
      Das ist nun möglicherweise etwas unverständlich formuliert oder andere werden es evtl. nicht nachvollziehen können. Aber das ist eine bestimmte Erfahrung, die ich an mir selbst, aber auch bei manch anderem entdecken konnte. :'D


      Wenn ichs mir recht überlege, bin ich ganz sicher Depressiv krank. Oder habe sonst was weiß ich für Verhaltensstörungen. Psychologen haben nie was bei mir gefunden, weil ich mich nie einem öffnen konnte, aber nach allem was ich hier so gelesen hab, bin ich mir ziemlich sicher.
      Ich hab nie so genau drüber nachgedacht.
      Was ich aber festgestellt hab und hier wiedererkenne, ist eindeutig das Verhalten, seine eigenen Eigenheiten und Schwächen erst nicht akzeptieren zu können, sich wie ein Außerirdischer vorkommen, unverstanden, nutzlos, nicht in diese Welt passend usw.
      Und irgendwann nunmal hats klick gemacht und ich war einfach nur ich. Wer ein Problem damit hat, soll mir gefälligst den Puckel runterrutschen.
      Ich kann vieles nicht, was andere können, ich bin schwach, habe Ängste, probleme usw. aber ganz ehrlich, es lohnt sich einfach nicht, es allen rechtmachen zu wollen. Es klappt eh nicht. Entweder man akzeptiert - oder zumindest toleriert - mich so, wie ich bin, oder eben nicht. Man muss sich nicht an alles und jeden anpassen, um es im Leben zu was zu bringen. Ich bin ich und das ist gut so. Mit all meinen Macken, Problemen, Schwächen, Eigenheiten, aber auch mit all meinen Fähigkeiten, meinen Stärken, meiner Sicht- und Lebensweise und meiner Einzigartigkeit.

      Wer mich so nicht mag, muss sich nicht mit mir anfreunden.
      So einfach ist das.

      Also, liebe depressive Mitmenschen, lasst euch von niemandem fertig machen, erst recht nicht von den nutzlosen Massenmedien oder euren Arbeitgebern! Wenn ihr euch selber nicht fertig machen könnt, schafft es eh kein Anderer. Lebt euer Leben auf eure Art, versteckt nicht ständig eure Schwächen, seid ihr selbst. Vielleicht findet ihr ja Jemanden, der euch versteht. ;)


      Und ähm nein, nur weil ich eine teilweise pessimistische Art habe, dinge zu sehen, kommt mir nicht der Wunsch, 149 Leute umzubringen. Um so ein Verlangen auszulösen, müsste ich erst einmal 149 Leute, die es meiner Meinung nach verdient haben zu sterben, kennenlernen. Wenn auch nur ein unschuldiger dabei ist, würd ichs nicht machen. Ganz abgesehen davon, dass mein eigenes Leben der Preis dafür wäre... Hmm ne. Vendetta schön und gut, aber mein Leben ist mir zu wichtig, um es zu opfern, damit ein paar Arschlöcher weniger auf der Welt sind.

      Meiner Meinung nach hatte der Copilot eindeutig Suizid im großen Stil vor und ihm waren die anderen, armen Seelen scheißegal.

      Naja, soviel dazu mal von mir.
      Falls euch das jetzt zu off topic war oder ihr euch dran stört, dass ich nicht an eurer glorreichen Diskussion über Psychologie teilhabe, nun, dann ist das euer Problem.

      Mehehehe... :ugly:
    • Tut mir leid, hatte zu tun.

      Original von Bereth
      Ich gehe mal bewusst nur auf diese Frage ein, denn der restliche Absatz, den du geschrieben hast, fußt auf nichts als Behauptungen deinerseits auf Grundlage von Einzelaussagen, die ich dich bitte in Zukunft zu unterlassen. Stell doch lieber Fragen, statt die Lücken selbst zu füllen, damit ich in deine "Opferrolle" passe, dann kommen wir uns in der Diskussion auch näher.

      Auf was soll ich mich denn sonst beziehen, als auf Aussagen? Behauptet habe ich nichts, vielleicht wurde durch das "vielleicht" am Anfang des Satzes nur nicht klar genug, dass es eine Vermutung ist.
      Wie soll man es denn sonst nennen, wenn du "Akzeptanz" in der Gesellschaft forderst, was deinem Schluss nach zu mehr Therapieplätzen führen würde, damit man dich auch sofort behandeln kann, aber Möglichkeiten zur sofortigen Behandlung (Antidepressiva) einfach nicht erwähnst? Das ist deine persönliche Entscheidung, sie nicht wahrzunehmen, das hat nichts mit der Gesellschaft zu tun. Und sowas wie: "Wir schämen uns unserer eigenen Schwäche, weil die Gesellschaft uns sagt, dass wir schwach sind.". Und dass du alle in der Schule schon darüber aufklären möchtest, damit auch ja alle nett sind zu den Depressiven.

      Das ist ja genau die Sache - die Begründung hätte auch anders sein können, mit der gleichen Forderung. Du könntest mehr Aufklärung fordern, damit du es selbst früher hättest erkennen können, das tust du aber nicht. Und das denke ich mir gerade nicht aus, sondern das sind Dinge, die Betroffene so sagen. Deine Abneigung gegenüber Antidepressiva ist eine rein persönliche Sache, und doch forderst du mehr Therapeuten, damit es schneller geht, einen Platz zu bekommen.

      Aber abgesehen davon denke ich du liegst da falsch, denn ich beziehe mich auch auf dein Verhalten. Luffel und mir hast du sofort vorgeworfen, wird hätten keine Ahnung und seien von den Medien beeinflusst, nur weil wir nicht so wie du in das Thema eingestiegen sind.


      Deshalb einfach mal neutral zu deiner Frage eine Gegenfrage: warum nicht? Soll ich mich wegen schlechter Erfahrungen sperren? Die Chance verstreichen lassen, andere verstehen zu lassen, was in mir vorgeht, um einerseits ihnen den Umgang mit mir und andererseits mir den Umgang mit ihnen zu erleichtern? Du sagst, als Depressiver steht man sich selbst noch am meisten im Weg und darin stimme ich mit dir überein. Aber man muss es sich nicht noch unnötig schwerer machen, indem man sich und sein Problem vor der Außenwelt verschließt. Mit einer "Opferrolle" hat der Wunsch nach gegenseitigem Verständnis meines Erachtens jedenfalls nichts zu tun.

      Nö, aber sich Bekannten anzuvertrauen damit sie z.B. verstehen, dass es nicht an ihnen liegt, dass man sich gerade nicht treffen will, ist auch eine ganz andere Sache, als von der Gesellschaft Akzeptanz zu fordern.

      Trotzdem kann ich ein Bewusstsein über mein Handicap haben. Da muss man nichts beschönigen und nur weil ich in der Therapie gelernt habe, damit besser umzugehen und mein näheres Umfeld daran teilhaben zu lassen, heißt das nicht, dass mein Gefühl der Scham dabei verschwindet. Ich kann einem Dozenten sagen, dass ich mehr Zeit für die Hausarbeit brauche und das mit meinen Problemen begründen und gleichzeitig zittern und heulen - Scham heißt nicht, sie nicht trotzdem immer wieder neu überwinden zu können.

      Was jetzt mehr in Richtung Annahme geht und ich deshalb bisher nicht erwähnt habe, aber du kannst mir ja jetzt die Frage beantworten: Wäre der Kurs, für den du die Hausarbeit brauchst, nicht wiederholbar gewesen? Der Kontext ist: Ich kenne Leute, die einfach die Mehrzahl ihrer Kurse des Semesters fallengelassen haben, und da ist auch nie jemand zum Professor gerannt, wenn es nicht gerade studienentscheidend war. Natürlich hat das Folgen auf die Studiendauer die man später ausbaden muss, aber jeder hat als Problem nur die Selbstüberschätzung genannt, diese Kurse überhaupt anzufangen. Wenn man krank ist, und du fordest ja dass die Gesellschaft das anerkennt, dann dauert das Studium natürlich länger, weil man weniger Lehrveranstaltungen absolviert - da könnte man vielleicht irgendwas bei der erlaubten Studienzeit drehen. Aber dann innerhalb einer Lehrveranstaltung Sonderbehandlung zu fordern finde ich dreist, denn das heißt ja eigentlich nur, dass man einfach zu viele Kurse gewählt hat.

      Da ich das aber nicht immer allein kann, hole ich mir Hilfe aus meiner Familie oder von engsten Freunden, die natürlich (!) über meine Probleme Bescheid wissen müssen, um mir effektiv helfen zu können (etwa mit zum Dozenten kommen in dem Wissen, dass ich sonst den Mund nicht aufbekäme vor Scham). Ich habe also nicht ausschließlich schlechte Erfahrungen gemacht, wie sich das vielleicht gelesen haben mag, sondern ich hab das Glück, mit einer Handvoll verlässlicher Leute gesegnet zu sein, auf die ich im Notfall zurückgreifen kann, wenn ich den Alltag eben nicht allein bewältigen kann. Die hätte ich aber nicht gewonnen, wenn ich immer schweigen würde.

      Das ist ja genau der Punkt: Warum ist es so natürlich für dich, dass Freunde und Familie darüber Bescheid wissen, damit sie dir helfen können? Das hat jetzt nichts mit der Opferrolle zu tun, sondern halt eher generell mit Beziehungen zu anderen Menschen, aber ich kenne genug Leute die nie im Leben auf die Idee kommen würden, das ihrer Familie zu erzählen. Und es gibt auch ganz andere Sichtweisen darauf - da fühlt man sich nur noch mehr als Versager, wenn man sich schon von anderen helfen lassen muss...

      Trotzdem, und darauf bezog ich mich, schmerzt es, wenn andere, denen man sich in derselben Hoffnung anvertraut, die Probleme kleinreden und selbst nach dem Versuch einer Erklärung nicht einmal glauben wollen, dass ich mir nicht aussuche, etwa morgens nicht aus dem Bett zu kommen und dass ich keinen Spaß daran habe, von einem Amboss zu Boden gedrückt zu werden an solchen Tagen. Wenn es sich dann ausgerechnet noch um den Teil der Familie handelt, der höchsten Wert auf unsere Leistungsgesellschaft legt und schon beim eigenen Sohn nicht reagiert hat, als der mit Depressionen in eine Drogenabhängigkeit und Mietschulden rutschte - nun, ich denke, da kann man schon enttäuscht sein, dass alles Erklären nichts brachte. Das nur nochmal dazu - ich hoffe, die Frage nach dem "Opferlamm" ist damit geklärt. ;)

      Nein, ist sie nicht. Denn das ist genau die Opferlamm-Mentalität, ganz generell gesprochen. Die Welt ist voller Arschlöcher, und anstatt dich dahingehend abzuhärten möchtest du die anderen umerziehen, und ich kann dir garantieren dass das nie zu 100% funktionieren wird, selbst wenn man in der Schule davon hört. Man hat einfach keine Vorstellung davon, wie es ist, psychisch krank zu sein, bis man es selbst erlebt hat, daran wird man nichts ändern können. Oder aber sie sind selbst mal da durch und haben eben genau deshalb wenig Geduld für selbstverschuldete, vermeidbare Fehler. Ich habe ja versucht, die Aussage deines Profs so zu sehen - nicht, dass ich behaupte, dass er nur helfen wollte, denn das kann ich so nicht beurteilen, aber sich nicht drauf auszuruhen ist meiner Meinung nach ein sehr guter Tipp, weil man viele kleine Dinge tun kann, die Studien zufolge helfen (z.B. Sport, oder nochmal eine Spur einfacher: bestimmte als Nahrungsergänzungsmittel frei zugängliche Substanzen). Jedenfalls würde in diesem Fall auch keine Aufklärung helfen.
    • Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich jetzt noch groß schreiben soll, das ich nicht schon in irgendeiner Form erklärt hätte; weder bin ich verpflichtet, dir in jedes Detail Einblick zu gewähren, noch erscheint mir die Art, wie du jede Äußerung dezidiert auseinanderpflückst, geeignet für eine Diskussion. Du hast deine Sicht und mit der gehst du dem Anschein nach an alles ran, das ich schreibe, um es auf Hinweise zu untersuchen, die zu eben dieser Sicht passen. Mir vergeht daher die Lust, das Thema weiter mit dir zu besprechen. Ich bat dich um Neutralität (eher mal nachfragen statt einfach anzunehmen) und eine Handvoll Fragen hast du ja auch gestellt, aber dann machst du gleich weiter damit, Äpfel und Birnen in einen Topf zu werfen (ich schreibe von einem Erlebnis in der Familie, auf einmal ist "die Welt voller Arschlöcher"). Für mich liest sich das weiterhin wie Unterstellungen, als würdest du mir Äußerungen in den Mund legen, die ich nicht getätigt habe noch tätigen werde. Ob das jetzt wirklich so ist oder es nur so auf mich wirkt, sei jetzt mal dahingestellt - Fakt ist, dass ich mit deiner Art des Diskutierens schlichtweg nicht umgehen kann.

      Du kehrst immer wieder zurück zu Punkten, die ich für mich schon ausreichend besprochen habe und die ich nicht weiter erörtern will, da es mir dann einfach zu persönlich wird in diesem Rahmen. Warum du so ins Detail gehst, das kann ich nicht erraten. Das Thema hier war nicht dafür gedacht, dass ich mein gesamtes Innenleben und Umfeld preisgebe. Deshalb werde ich in dem Rahmen nicht weiter auf deine Fragen und Annahmen eingehen, solange die auf mein persönliches Erleben abzielen. Das kannst du dann sehen, wie du magst, aber irgendwann ist auch mal gut. ^^

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    • Original von Bereth
      Was wir brauchen, ist eine Akzeptanz der Krankheit, eine Akzeptanz aller psychischen Krankheiten, wie auch Krebs akzeptiert und sofort behandelt wird. Hat jemand Krebs, wird sofort reagiert, operiert, eine Chemo veranschlagt. Ist jemand depressiv, darf er wochen- oder monatelang auf einen Therapieplatz warten. In dieser Zeit wächst die Krankheit aber wie ein Krebsgeschwür, nagt an uns - frisst uns von innen auf. Und trotzdem wird man in breiten Teilen der Gesellschaft noch belächelt, wenn man depressiv ist oder unter Sozialphobie leidet.

      Wir schämen uns unserer eigenen Schwäche, weil die Gesellschaft uns sagt, dass wir schwach sind.

      Jahrelang kann das gehen, ohne dass wir uns Hilfe suchen. Und ich kann ehrlich nur vor jedem den Hut ziehen, der eine schwere Ausprägung irgendeiner psychischen Krankheit hat und noch am Leben ist. Wir kämpfen nicht nur gegen unser Inneres, sondern auch gegen Nichtakzeptanz, Anfängertipps, Halbwissen und Ignoranz. Was ich mir wünschen würde, wäre daher eine umfangreiche Aufklärung schon in der Schule. Wir lernen alles Mögliche über Sexualität (aber auch da bei weitem genug Unsinn...), doch eine so weit verbreitete Volkskrankheit (ich habe Zahlen zwischen 6 und 20% gesehen, würde aber fast sagen, es sind noch mehr - unerkannt), herbeigeführt und genährt durch unsere Leistungsgesellschaft, erfährt keinerlei Aufmerksamkeit? Das kann einfach nicht sein.


      Zu deiner Information - das ist das, worauf ich mich hauptsächlich bezogen habe. Ich denke nicht, dass ich irgendwas auf Hinweise durchkämmt habe, sondern du hast diese Dinge direkt so gesagt, und sie sind teilweise einfach faktisch falsch (denn man muss wie gesagt nicht monatelang auf Antidepressiva warten).
      Ich finde schon, dass in einer Diskussion jede Aussage zerpflückt gehört - ich hatte den Eindruck, du überspringst die Hälfte von dem was ich sage (nicht notwendigerweise absichtlich), und das scheint der Grund zu sein.

      Die Welt ist unabhängig von deiner Familie voller Arschlöcher und ich wollte da auch keinen Zusammenhang herstellen. An dieser Stelle vermute ich mal, dass du das Wort auch ein wenig falsch aufgefasst hast, oder vielleicht fasst man es auch normalerweise so auf und ich sollte es nicht so frei verwenden. Jedenfalls meine ich Leute, die nicht nett zu dir sind, auf welche Art auch immer. Von mir aus auch ich in dieser Diskussion, wenn du es so sehen willst.

      Aber ja, hören wir mal auf, wir reden einfach aneinander vorbei und ich möchte dich ja von nichts überzeugen, sondern wollte bloß meinen Senf dazugeben.
    • Ein sudentisches Guten Morgen !

      Gestern in der FAZ (13./14. Juni 2015/134) war ein für mich nur mäßig interessanter Artikel, der aber dieses Thema hier ins Zentrum der Betrachtung rückt: ["Wer krank wird, ist ein Verlierer". Im Gespräch: Arbeitsmediziner Andreas Weber]

      Weber geht es hier im Interview darum, die Phänomene des Burnouts, der Depression und der allgemeinen chronischen Krankheiten ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit zu ziehen, da er der Meinung ist, dass diese Krankheiten unterschätzt und nichtmal landläufig als solche angesehen werden. Die Gesprächsfühererin Ursula Kals konfrontiert ihn auch mit dem oft erwähnten Vorwurf, dies sei doch eher eine Modekrankheit, dem Weber mit sozialen Kontexten (Tabuisierung, fehlende Ernstnahme) und wirtschaftsethischen Handlungsmustern (dauernde Verfügbarkeit, Umgang mit Angestellten) begegnet.

      Das Thema ist für mich nicht von Bedeutung, wollte aber diesen Anstoss hier geben, besonders nach der letzten (auf Missverständnissen beruhenden ?) Konfrontation zwischen meinen Vorschreibern. Den gesamten Thread habe ich nicht gelesen.

      Alles in allem ist es eine relativ differenzierte und ernstnehmende Darstellung des Themas durch die FAZ. Und die FAZ wird international viel gelesen.
      Auch ist der Artikel sehr groß: halbe bis ganze Seite (etwa Din A2).
      Es ist die 2. Seite des Ressorts "Beruf und Chance".
    • Ich persönlich sehe als einen der schwierigsten Punkte in der Diskussion um den Umgang mit sämtlichen Geisteskrankheiten prinzipiell deren Status als Krankheit. Zum einen wollen wir Betroffene uns von dem Stigma der "Irren" trennen und beweisen, ebenso fähig zu sein, unser Leben zu leben und eine funktionierende, erfolgreiche Existenz zu führen. Andererseits verlangen wir nach Verständnis für die medizinische Validität unserer Beschwerden und wollen diese als Krankheiten mit alltagserschwerenden Symptomen ernstgenommen sehen. Hier ist ein unangenehmer Widerspruch verortet, welcher insbesondere den gesunden Außenstehenden den Umgang doch sehr erschwert. Auch, wenn Geisteskrankheiten individueller daherzukommen scheinen als körperliche Beschwerden gibt es schon einen Grund für die Klassifizierungen von Symptomen unter Krankheitsbildern und somit festzuhaltende Gemeinsamkeiten unter allen Betroffenen. Ansonsten wäre es auch nicht möglich, festzustellen, ob jemand nun an sagen wir Depressionen oder einer Schilddrüsenfehlfunktion leidet, da die Symptome doch sehr ähnlich daher kommen, allerdings ganz anders bekämpft werden.
      Betroffene neigen gerne dazu, was ich jetzt auch als Begründung der Missverständnisse zwischen ihr und Evillitschi unterstellen würde, ihre individuelle Ausprägung ihrer Diagnose als Referenz zu nehmen. Dabei vergisst man allerdings oftmals die zahlreichen Fälle in den Extremen, welche entweder trotz Erkrankung einem dem Standardbürger fast gleichwertigen Alltag erleben können, oder welche Grund starker Ausprägungen ohne Hilfe kaum lebensfähig sind. Dabei muss die Ausprägung allerdings nicht zwingend kongruent mit der Fähigkeit sein, gleichwertige oder gar höhere Leistungen als Gesunde erzielen zu können. Psychische Krankheiten sind für nicht Betroffene schwer nachvollziehbar, doch ist es ein Trugschluss zu denken, als Betroffener widerum andere Ausprägungen mit seiner genau gleich setzten zu können. Sicher lassen sich, wie angedeutet, die definierenden Grundsymptome stets festhalten, doch ist es gleichermaßen anmaßend, zu behaupten, Ernährund und Sport würden zu einer Besserung führen, als dass kein Depressiver jemand anderen umbringen wollen würde. Dieser Umstand zwingt uns oft dazu, auf anekdotische Beweise zurückzufallen, da wir Betroffene aus dem eigenen Umfeld oder uns sogar Selbst als Quelle und Beispiel heranziehen. So entstanden meine eigenen Erfahrungen mit Depressionen durch einige meiner engsten Freunde, die allesamt von eher heftigeren Formen der Krankheit erwischt wurden, als von einem eigenen Aufenthalt in einer geschlossenen sowie darauf offenen psychiatrischen Anstalt. Gerade deshalb allerdings unterstütze ich die These des Professors, dass man sich "nicht darauf ausruhen" kann- Schließlich versucht man, wie bei jeder Krankheit, eine Besserung der Symptome zu erreichen um seinen Alltag gelöst von ihnen bestehen zu können. Mehr noch sehe ich dies im Zwischenmenschlichen: Man kann auch von einem gesunden nicht erwarten, leidens- und stressfrei reagieren und dies immer nickend akzeptieren zu können, wenn die Krankheit das eigene Verhalten ihm gegenüber in unangenehme Bahnen lenkt (Langes Ignorieren, erhöhte Aggressivität u.Ä.). Allerdings ist mir auch bewusst, dass ich diese Ansicht Grund meiner Lebenserfahrung als Zwangsgestörter trage. Zwar bin ich selber, trotz früher teils ähnlicher Symptome, kein unter Depressionen Leidender, doch kann ich als jemand der bereits mit 10-11 Jahren mit starken, den Lebensalltag bestimmenden Zwangsstörungen Diagnostizierter die Sorgen über das gesellschaftliche Stigma oder überhaupt den Umgang mit Geisteskrankheiten gut nachvollziehen. Allerdings erlebe ich solche Diskussionen eben aus diesem Grund auch als besonders schwierig, da mir absolut bewusst ist, dass ich meine eigene Lebenserfahrung als Schablone auf die Thematik aufsetze. Was jetzt darauf genauer eingeht kommt, Grund der anektdotischen Natur, mal in einen Spoiler-tag.
      Spoiler anzeigen
      Ich teile die Erwartung in Eigenleistung und die eigene Fähigkeit, trotz Krankheit zu strahlen und diese weitestgehend überwinden zu können, Grund der Entwicklung meines eigenen Krankheitsbildes. Zum Zeitpunkt der Diagnose bis auch noch einige Jahre danach würde ich mich nun als kaum lebensfähig bezeichnen. Mein Alltag wurde klar von Ritualen eingeschränkt, welche mich teilweise den halben Tag am selben Ort, im "loop" halten würden, teilweise war mir Grund einer Kakophonie an intrusiven Gedanken kaum ein Gespräch möglich. Der einzige Umgang, den mein Umfeld mit meiner Störung hatte, war die TV-Serie "Monk", was eher zu überhäuft negativen Reaktionen führte. Allerdings habe ich nie Akkomodationen gefordert oder meine Beschwerden überhaupt erwähnt. Unter Umständen wären die kindischen, blöden Sprüche auf mein Zwangsverhalten zurückgegangen, hätte ich mit "Das liegt daran, dass ich die selbe Krankheit habe." geantwortet, doch das kann ich jetzt natürlich auch nicht mit Sicherheit sagen. Da Zwangsstörungen stark neurologisch bedingt sind und es sich bei den Medikamenten um Botenstoffblocker hält, fällt ihre Wirkungsweise genau in meine irrationalen Ängste, weshalb es mir in einem Teufelskreis nicht möglich ist, sie selber an- und einzunehmen. Dementsprechend nahm ich den weiteren Umgang "selbst in die Hand" und entfernte mich meinem alten Umfeld und arbeitete hart daran, zumindest die meisten der Rituale besiegen zu können. Sicherlich gab und gibt es Fälle, in denen ich andere darauf hinweise, dass sie mich mit einer mir nicht möglichen Situation konfrontieren- sei es so etwas lächerliches, wie unter einer Leiter langzulaufen, was man mich niemals tun sehen wird- und, insbesondere als jemand, der nie nach besonderen Hilfestellungen gefragt hat, sind dies oft die Momente, in denen ich auch in meinen engsten Freunden einen Moment des verwirrten Unverständnisses sehe. Selten allerdings ist die weitere Reaktion das Ignorieren meines Kommentars mit einem Schulterzucken, meistens bedenkt mein Umfeld diese besonderen Umstände. Allerdings rufen mir solche Situationen in Gedanken, dass man jemandem eine Geisteskrankheit nicht ansieht und selbst wenn man um sie weiß diese oft vergessen mag. Inzwischen habe ich großteils mit intrusiven Gedanken zu kämpfen, welche wie eine zweite, unaufhörliche innere Stimme gleichzeitig zu meinem normalen Gedankenstrom fungieren. Allerdings habe ich gelernt, ihnen weniger Aufmerksamkeit zu schenken. Situationen, in welchen mich meine Zwänge an einen Ort fesseln, sind auch zu jährlichen Ausnahmen verkommen. So kann ich wirklich niemandem eine böse Absicht unterstellen, wenn einfach vergessen wird, dass die Krankheit immernoch existiert und an mir nagt, da ich gelernt habe, ein normales Leben auch mit ihr zu führen. Gleichzeitig weiß ich auch darum, dass mir mein Werdegang Verständnis für akutere Hilfestellungen und anderer Leute Beschwerden zum Teil genommen hat, bzw. dass ich, wenn aus persönlicher Erfahrung gesprochen, zu einer unfairen Sicht auf zugegebenermaßen insbesondere Depressive neige. Im Gegensatz zu anderen Geisteskrankheiten ist die Depression so sehr in der Mitte der Gesellschaft angekommen und tatsächlich vergleichsweise so breit diskutiert, bekannt und zur Rücksicht genommen dass es mir teils, auch wenn ich weiß, dass gerade die Ohmacht Symptom der Depression ist, schwer fällt, die Beschwerden um Gehör und Wünsche nach mehr Hilfestellungen ernst zu nehmen. Objektiv ist mir bewusst, dass dies alles absolut valide Argumente, Kritikpunkte und Wünsche sind, subjektiv allerdings vergessen Depressive in meinen Augen oft das noch größere Stigma, mit dem z.B. Leidende von Schizophrenie, Post-Traumatischen Belastungsstörungen, Tourette-Syndrom, dissoziativen Störungen oder eben auch Zwangsstörungen zu kämpfen haben. Dementsprechend stoßen mir auch Aussagen wie "Depressive bringen keinen um, der muss noch was anderes gehabt haben!" bitter auf. Daraus lässt sich auch interpretieren, dass die Depression gesondert harmlos ist und verstanden werden soll, allerdings die anderen möglichen Diagnosen ihn natürlich schnell als "böse" identifizieren könnten. Ich mag sogar behaupten, dass nicht einmal ein Psychopath zwangsläufig ein schlechter Mensch sein muss bzw. ihn diese Krankheit eindeutig "böse" macht, oder dass eine Psychose die beste Begründung für Mord ist. Ebenso, wie es Unsinn ist, jedem mit Depression die Möglichkeit zum Mord zu unsterstellen ist es in meinen Augen wirklich hypokritisch, gleichermaßen unter Psychosen leidende unter den "potentielle Mörder"-Teppich zu kehren. Das soll nicht heißen, dass solche Krankheiten nicht tatsächlich Auslöser sein können. Depressionen ebenso wie Psychosen. Um dem Anektdoten-Spoiler wieder mehr Sinn zu verleihen: In der geschlossenen Behandlung durfte ich genug Depressive kennenlernen, welchen es laut eigener Aussage egal gewesen wäre, wie viele sie in den Tod mitgenommen hätten. Insbesondere durch negative Lebensumstände kann zum Selbsthass noch ein Welthass hinzukommen, den man auch nicht unterschätzen darf. Dementsprechend ist es in meinen Augen haargenau so fair, zu sagen, dass die Depressionen des Piloten ein entscheidender Faktor sein könnten, als zu behaupten, dass dies unmöglich sei und er dementsprechend an einer anderen Störung (Psychosen) leiden musste.