Die Wahrheit? Sie können die Wahrheit doch gar nicht ertragen!

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    • Die Wahrheit? Sie können die Wahrheit doch gar nicht ertragen!

      Nun, ich denke mal, man kennt den Film xD

      Was mich aber zu dem Thema bringt ist ein interessanter Blog, auf den ich im Internet stiess. Und der unter anderem auch davon handelt, wie man jemandem der was von einem will am besten klar machen sollte, dass man nicht auf ihn/sie steht.

      Ist es herzlos zu sagen: "Hey, tut mir Leid, aber ich steh nicht auf dich" , weil es kein gutes Gefühl ist zu wissen, dass man für den/die Angebetete/n wohl nicht klug, witzig, gutaussehen oder abenteuerlustig genug ist.

      Oder ist es schlimmer ständig auszuweichen und es auf private berufliche Dinge zu schieben oder darauf, dass man keine Beziehung will oder er/sie was besseres verdient hätte. Und sich der/die Verschmähte dabei womöglich doch noch jahrelang Hoffnungen macht und so sein Leben und seine Gefühle vergeudet?

      Und mal ganz generell, würden die Menschen eine Gesellschaft ohne Lüge überhaupt ertragen? Würde es mehr Unglück nach sich ziehen wenn es nur noch heissen würde: Ich habe seit einem halben Jahr eine Affäre; Ich habe Aids, weil mich hab in den Hintern f****n lassen; Ich liebe dich nicht, aber ich hab mich an dich gewöhnt und du machst immer alles für mich; Ich habe ein Alkoholproblem und eine Therapie hinter mir, aber magst du dich trotzdem mit mir treffen?

      Oder aber würde die Verbannung der Lüge zu mehr Akzeptanz in der Gesellschaft führen, da ja eh jeder Dreck am Stecken hat, den er nicht verbergen kann. Und wär`s nicht schön zu wissen, dass Sätze wie: Ich liebe dich; Ich vertraue dir; Ich bin glücklich wenn ich bei dir bin und so weiter tatsächlich eine echte Bedeutung hätten?

      Wie denkt ihr darüber und was wäre das Beste. Die schonungslose Wahrheit oder doch die dreisste Lüge? Oder ist ein bestimmtes Verhältnis von beidem nicht zu vermeiden? Gibt es vielleicht sogar gute Lügen? Was macht eine solche aus?
    • Naja, Lügen.... sind immer so ein Ding, wenn man lügt kommt es irgendwann raus, wenn nicht bist du die, die nur Mist/Verletzendes erzählt. Im Endeffekt ist es nie richtig :( . Aber trotzdem, bei manchen Dingen MUSS man lügen weil die Wahrheit zu verletzend oder unglaubwürdig ist. Aber die Wahrheit zu sagen ist erleichternd und man hat sich nicht ewig mit einem schlechtem Gewissen rumzuplagen. Lügen und die Wahrheit sagen sind zwei Sachen bei denen man sich gut überlegen sollte wann man sie macht. Beides ist weder falsch noch richtig. Es liegt bei jedem selbst wann er was macht.
    • Noja, gegen Ende widersprichst du dir selbst ein wenig... xD Ist es nun nie richtig oder manchmal doch? Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit die Wahrheit zu was schlechtem wird - und die Lüge zu etwas Gutem.

      Und vor allem, ist die Wahrheit tatsächlich immer ach-so verletzend für jemanden, dass man sie durch eine Lüge ersetzen muss? Oder ist das nicht auch manchmal ein praktischer Vorwand um sich mit Hilfe einer Lüge aus einer schwierigen Situation zu befreien ohne das Gesicht zu verlieren. Beziehungsweise gesellschaftliche oder soziale Sympathiepunkte, schliesslich will man ja von allen gemocht und bewundert werden, oder?
    • Da ich in solchen Sachen eher weitgehend denke überlege ich, was die Konsequenzen einer Lüge sein könnten.

      Sicher, das Beispiel mit dem "Ich habe mich mit Aids infiziert" ist ne harte Nummer. Wenn man da die Wahrheit sagt kommt heraus, dass man seinen eigentlich festen Partner betrogen hat. Andererseits ist es einfacher zu sagen dass man mit ihm/ihr keinen Sex haben will, weil man ihn/sie nicht auch infizieren will als wenn man so tut, als würde man sich nicht mehr für diese Person interessieren.

      Ein Alkoholproblem etc. lässt sich auch leicht ohne Lüge verbergen. Man könnte es immer noch mit "du hast ja nie gefragt" abwerten - bzw. wird das Gespräch nicht am Anfang des Kennenlernens aufkommen sondern erst, wenn man sich näher gekommen ist.

      In Sachen "Tut mir Leid ich steh einfach nicht auf dich" : Ja, ich finde da sollte man die Wahrheit sagen. Es ist besser als jemanden immer abzuspeisen, denn eine Person die einen mag hat es nicht verdient dass man ihr was vormacht.

      Die Wahrheit zu sagen ist sicher hart, man muss selbst einfach kälter in solchen Sachen sein. Mir fällt das z.B. schwer. Manchmal schiebe ich den Geburtstag der Tante vor bei einem Treffen, auf das ich keine Lust habe. Ist natürlich nicht leicht, aber ich denke in dieser Dimension hinzunehmen, da es, wenn ich nochmal auf meinen Eingangssatz hinweisen darf, auch kein Drama ist wenn rauskommt dass es nur eine Lüge war.
      >:3c
    • Es kommt immer auf die Dimensionen an. Bei "Kleinigkeiten", lüge ich schon einmal, wenn mich jemand z.B. fragt ob ich XYZ schon erledigt habe, ich es aber vergessen habe. Dann sage ich "ja" und mache es sofort.

      Bei größeren Sachen, die teilweise die weitere Beziehung zu meinen Freunden und meine Familie prägen, sage ich immer die Wahrheit. Was bringt es zu lügen? Sie wollen wissen wer ich bin und mich auch so akzeptieren, wie ich bin.
      Mein Exfreund z.B. hat meine Ehrlichkeit nicht verkraftet und das, obwohl er dadurch von Anfang an wusste, woran er bei mir ist. Er hat sich wohl eingebildet, mich noch ändern zu können. Das war dann Pech.

      Bei all den o.g. Dingen - auch wenn mir keines davon je passiert ist - wäre ich in allen Fällen für die Wahrheit. Man kann sich Aids im Übrigen auch anderswo holen, wie Heroinnadeln oder verseuchte Bluttransfusionen. Wenn man nicht zugeben willl, dass man fremdging, kann mans immer noch auf eines davon schieben. Aber dann frage ich mich, welchen Wert eine solche hypothetische Partnerschaft denn noch hat.
    • Ach, ich fange mit Überschriften an. Diese Bandwurmtexte haben sonst zu wenig Übersicht.

      Original von CAMIR
      Man kann sich Aids im Übrigen auch anderswo holen, wie Heroinnadeln oder verseuchte Bluttransfusionen. Wenn man nicht zugeben willl, dass man fremdging, kann mans immer noch auf eines davon schieben.

      Also diese zwei Ausreden finde ich dann doch schon zu heftig, da man dann noch die Story drum rum erklären muss, denn so einfach kriegt man weder Heroin noch eine Bluttranfusion. Sofort taucht dabei die Frage auf, wo der Unfall war oder was passiert sei (wobei die Lüge sehr schnell auffallen würde, wenn die Sache bei einem Familiiengespräch angesprochen werden könnte). Und auch das Heroinmilieu, die Zeit, der Entzug, die Erfahrung kann man sich schwer ohne Erfahrung und gutem Alibi aus dem Hut zaubern.
      Hier wär's wirklich einfacher zu sagen, dass man sich an einer Straßenecke beim Tragen von Sandalen an einer Spritze verletzte oder Blut ins Auge bekam.

      Und das ist ja keine reine Partnersache. Wenn Kollegen oder Bekannte fragen (weil es irgendwie rauskam), dann geht es sie einfach nichts an und ich würde verstehen, wenn man sie mit so einer Antwort abwimmeln würde. Ansonsten fragen diese direkt nach, weswegen man nicht drüber sprechen will und tuscheln ggf., was man zu verstecken hätte, in welchem Milieu man Geschlechtsverkehr hätte, Ausgrenzung etc. - je nach Umfeld und Charakter dieser Kollegen. Und ich glaube kaum, dass man es bei einem festen Job darauf ankommen lassen will, ein schlechtes Klima zu haben.


      Warum Lügen allgemein angenehm sein können

      Ich finde, dass man bei Lügen ohnehin merkt, was Personen aussagen wollen, nämlich sehr oft "Ich will nicht darüber sprechen". Das verstehe ich, nehme es hin und belasse es dabei. Extra darauf rumreiten frustriert nur den Gegenüber. Und letztendlich merken beide oft, was man insgeheim hofft und denkt, ohne es aussprechen zu müssen.

      Ich würde auf Lügen in dieser Welt nicht verzichten wollen, da ich mir nicht an jeder Ecke anhören will, was andere Personen alles schlecht finden und hassen. Wer will alle paar Straßen hören, wer wen aufschlitzen oder vergewaltigen will? Auch permanentes Gefluche will ich nicht dauernd mitkriegen. Das zieht mir inflationär die Laune runter, auch wenn klar ist, dass all das harmlose Emotionsgedanken und idR keine Planungsgedanken sind.
      Dafür haben andere ihre privaten Gedanken. Es wäre dann zwar mein Problem, wenn ich so viel Abwertendes nicht mitkriegen will, aber ich finde es so angenehmer und ruhiger.

      Jeder hat das Recht, Dinge so zu finden, wie er es tut und sich dies so fluchend vorzustellen, wie man es will. Wenn man gezielt danach sucht, findet man dank Anonymität gerade im Internet ohnehin viel davon, allerdings lässt man sich dann gezielt darauf ein. Und von mir aus kann man so viel Nervenauftreibendes über wen denken, wie man lustig ist, aber wenn man mich den ganzen Tag direkt damit belangen würde, ohne dass ich irgendwo ausweichen könnte, ginge mir das zu weit und auch Streitereien wären viel öfter der Fall. So aber gibt es einen Scheinfrieden - und der reicht mir bei zu mir inkompatiblen Personen völlig. Man kann es nie jedem recht machen und das ist auch okay. Wenn ich es will, kann ich mutmaßen, was die Person denkt - aber erst, wenn ich es will.

      Arbeitsbezogene Nachteile der Ehrlichkeit

      Warum sollte man sich auch auf jede Hasswelt einlassen?
      Ich kann aber auch nicht verlangen, dass andere sich extra ändern, nur damit ich meine Ruhe habe. Ich müsste mich quasi dauernd in gedankliche Unabhängigkeit wiegen, um das akustische Gerede auszublenden. Wahrscheinlich würde ich bevorzugt mit Ohropax rumlaufen, um mir all das Zeug nicht anhören zu müssen. :D Von daher freut es mich, dass es Höflichkeitslügen und Höflichkeitsdistanzhaltung gibt.

      Wer will schon von Arbeitskräften an jeder Ecke hören, wie sehr sie ihren Job hassen, wenn man irgendwo zur Erholung hingeht und von solchen Dingen gerade gerne Abstand hätte? Anhand vieler Reaktionen merkt man es ohnehin, ohne es unter die Nase gerieben zu kriegen. Dafür kann man es einfacher ausblenden, ohne direkt ein Teil dieses Geschehens werden zu müssen, wenn man kein Interesse daran hat.
      Zudem: Ein schlechter Tag, ein falscher ausgesprochener Gedanke und eine Firma kann zumachen, wenn der Chef aus Konkurrenzgedanken z.B. andere Firmen oder Kunden gnadenlos niedermacht, auch wenn er es normalerweise nicht so sieht.

      Außerdem würde es das Selbstwertbewusstsein sehr labiler Personen stark schwächen und in totale Frustrationen führen, da sie es eben nicht schaffen mit offenen Lästereien umzugehen. "Was dich nicht umbringt, macht dich stärker" gilt nicht für jeden.

      Das Selektionsverhalten in Unternehmen wäre zudem wohl noch radikaler als es jetzt ist. Denn dann bekämen bevorzugt Personen einen Job, die von Natur aus sympathisch sind. Die Griesgrame wären arbeitslos und müssten ihre Persönlichkeit auf Krampf ändern, um selbst in ihren Gedanken angepasst zu sein. Und das ist härtester Identitätsverlust - wenn man nicht einmal frei denken kann.
      Ich will lieber, dass der Griesgram griesgrämisch drauf sein kann, wenn ihm das so gefällt - aber ich habe kein Interesse daran, es an jeder Ecke hören zu müssen.



      Prägnant zusammengefasst:

      Ein härteres Beispiel: Man stelle sich vor, die eigene Mutter stirbt und die Krankenschwester spricht laut ihre Gedanken aus "So ein verfickter Tag, schon wieder eine stinkende Leiche und Überstunden. Herr Gott, auch eingeschissen hat sie sich. Hoffentlich kommt der Spätdienst, damit ich die ganze Scheiße unter ihr nicht alleine säubern muss. Und der dumme Junge hier war auch noch zu blöd, zeitig den Notdienst zu rufen. Wer weiß, wahrscheinlich hat er das sogar extra gemacht, um sie zu killen. So ein respektloses, widerliches Pack.
      Wären die Angehörigen nicht da, hätte ich diese Leiche am liebsten in den Müll geworfen. Sie hat eh keinen Mehrwert mehr - außer vielleicht für die heulenden Angehörigen. Die echten Patienten sind weitaus wichtiger. Toll, du Junge, toll gemacht. Da hast du mir noch ein schönes Abschlussgeschenk bereitet. Wegen dir habe ich eine Leiche mehr und kann der Nanny zu Hause Überstunden von meinem mickrigen Lohn zahlen."
      Will man das wirklich wissen oder wäre einem ein höflicher Trostblick nicht lieber?
    • Nunja, in vielen Berufen, die mit Menschen zu tun haben, werden Notlügen(obwohl, eig. könnte man auch Schmeichellügen o.ä. sagen) oft benötigt :DD. Naja, im Ernst: wenn man in nen Laden kommt,etwas anprobiert und die Verkäuferin anfängt ihre ehrliche (nicht sehr schmeichelhafte) Meinung zu den Klamotten zu sagen. Wer kauft da noch ein? Naja ein bisschen Süßolzgeraspel gehört halt zu solchen Jobs wie Verkäufer oder Friseur hinzu. Im Falle der Krankenschwester ist es so, dass es wirklich verletzend für die Verwandten der Verstorbenen ist, wenn sie anfängt so zu ätzen. :/ Im Berufsleben sind eig. immer Lügen benötigt, egal ob etwas zu verkaufen, oder es jemanden leichter zu machen etwas zu verstehen.
    • Ich denke, die Wahrheit ist wirklich situationsabhängig.
      Keiner kann mir sagen, er würde nur in dringenden Fällen lügen, wir alle tun es mehr oder minder häufig (allein schon auf so unangenehme Nachfragen wie "Sag nicht, du hast das vergessen?!" reagieren mehr mit einem "Nein, natürlich nicht" als mit einem "Ja, sorry").
      Insofern finde ich es auch schwer, einzuschätzen, worauf sich die Wahrheit bezieht.

      Faktor 1:
      Die Person
      Gehen wir davon aus, ich bin mit wem einkaufen. Jene Person hat ein Shirt anprobiert und es sieht schrecklich aus, diese Person merkt aber es offenbar nicht.
      Wenn meine Schwester mich fragt, dann sag ich ihr, es würde 'nicht ganz' sitzen und wir sollten evtl. etwas größer nehmen, da mit es *insert beliebige Körperstelle* nicht so straff ist oder das wir die Farbe/das Muster ändern. Ich erwähne nicht, wie grottig es aussah.
      Wenn ich mit einer guten Bekannten unterwegs bin, dann erwäge ich, wie sehr sie sich damit blamieren würde und würde dementsprechend entweder schlicht behaupten, es wäre ok oder dasselbe machen wie bei meiner Schwester.
      Gegenüber meiner besten Freundin wäre ich brutal ehrlich, ich würde es aber (ums nicht irgendwie beleidigend wirken zu lassen) humorvoll anmerken.

      Faktor 2:
      Der Grund
      Es gibt x Gründe, wieso man überlegt, ob man ehrlich sein soll oder lügen soll. Und diese Gründe können trotz identischem Setting oft vollkommen unterschiedlich ausgehen.
      Wenn z.B. Person A sterbenskrank ist, kann es gut sein, dass der Arzt Person A sagt, er hätte noch ne Chance, der Familie aber dafür die Wahrheit sagt. Ebenfalls ginge es umgekehrt oder aber beiden die Wahrheit/Lüge sagen.
      Das hängt von vielem ab. In jenem Todesbeispiel z.B. von der Krankheit, den Heilungschancen, dem Zustand des Patienten und dem geistigen Zustand der Verwandten.

      Faktor 3:
      Die Art
      Ironie und Sarkasmus sind eigentlich meist ehrliche Antworten, die als Gegenteil ausformuliert werden. Ich kümmer mich aktuell um eine Austauschstudentin aus Japan, die kaum Englisch und kein Deutsch spricht. Als ich ihr gegenüber in Gedanken ironisch wurde, begriff sie das nicht und war gekränkt. Man hat also ebenfalls zu überlegen, mit wem man wie spricht. Begreift jener die direkte Wahrheit? Oder die indirekte Wahrheit?

      Faktor 4:
      Die Situation
      Es ist nunmal einfach so, dass die Situation manchmal die Wahrheit oder halt eine Lüge erfordert. Wenn jemand sterbenskrank ist, dann erzählt man jenem evtl. auf die Nachfrage hin nicht davon, dass man heute nen gewaltigen Streit mit dem Partner hatte.
      Wenn jemand wiederrum sehr herabschauend einem gegenüber ist, neigt man wieder meist wahlweise zur Wahrheit oder zur Lüge in Form einer Übertreibung.
      Die Situation prägt es also ebenfalls sehr deutlich, sprich Zeit, Ort und die allgemeine Umgebung sowie die Befindlichkeit aller betroffenen Personen.


      Deshalb, ich finde es immer dämlich, wenn man behauptet, dass Lügen grundsätzlich schlecht sind oder das man die Wahrheit nicht vertragen kann.
      Es ist nunmal einfach nicht so leicht. Dafür sind Gesprächskontexte viel zu kompliziert als das man es so leicht verallgemeinern könnte.
      Allein schon das ändern von einer einzigen Person in einer Situation X könnte es leichter oder schwerer machen, zu lügen.
    • @Salev: Wobei die Wahrheit zu sagen ja nicht bedeuten muss, alles offen auszusprechen, was einem durch den Kopf geht - um bei dem Beispiel mit der Krankenschwester zu bleiben.

      Nur, im Gegensatz zu dir störe ich mich oft schon sehr an der Fassade aus Lügen und Heuchelei, da die Garstigkeit von uns Menschen ja nach wie vor wohl oder übel ein Teil von uns ist - aber mit der man sich lieber allerhöchstens im Internet befasst, ansonsten jedoch die ganze Fassade schön bunt und süsslich übertünkt...

      Und ich mach auch mal ein Beispiel: Beim Bäcker. Jemand kommt rein und bestellt hastig: "Drei Brötchen, Bitte Danke!"

      Dann kommt wieder jemand und bestellt: "Schieb drei Brötchen rüber!"

      Es mag seltsam klingen, aber stünde ich hinter der Theke würde ich mich weniger über den zweiten Kunden ärgern, als über den ersten. Denn die Bestellung des zweiten mag zwar reichlich respektlos sein, allerdings macht die Person auch keinen Heel daraus und das gibt mir die Möglichkeit, darauf zu reagieren.

      Der Sub-Text der ersten Bestellung jedoch lautet: "Drei Brötchen, du A-loch, aber da ich Leute lieber ungestraft im stillen als A-löcher bezeichne
      pack ich noch ein Bitte-Danke dran, dessen Bedeutung ich gar nicht mal bewusst wahrnehme, so schnell hab ich die Phrase rausgedrückt."

      Und auch in der Arbeitswelt denke ich dass Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit doch honoriert werden, sofern der Chef etwas Verstand hat. Man kennt das ja vielleicht, man macht grade ein Päuschen mehr als man eigentlich wohl sollte - doch da kommt doch unerwartet der Chef zur Türe herein.
      Nun unterteile ich das darauf folgende Szenario in drei Möglichkeiten.
      A) Man scheucht panisch auf und sucht schleunigst nach irgendwelcher Beschäftigung.
      B) Man errötet und schleicht kleinlaut von dannen.
      C) Man bleibt ruhig sitzen, wartet die Reaktion des Chefs ab und rechtfertigt sich notfalls dafür, warum man in den eigenen Augen die kleine Pause verdient hat; Möglicherweise sogar mit etwas Humor.

      Mit welchem Verhalten würde ein Vorgesetzter nun am ehesten klar kommen?

      Und auch mit dem schwachen Selbstwertbewusstsein ist das so eine Sache... Könnte es nicht manchmal auch sogar die Ursache des Mangels sein, weil einem zu vieles vorgemacht wird? Denn geringes Selbstwertbewusstsein bedeutet nicht, das einem auch jede Intelligenz und Selbsterkenntnis fehlt.
      Wenn man nun selbst merkt, dass man in der einen oder anderen Sache eine Schwäche hat, aber im Zwiegespräch mit anderen stets darüber hinweggehätschelt wird muss man sich dann nicht vielleicht auch noch mit dem Verdacht rum schlagen, dass man wohl noch nicht mal für voll genug oder psychisch stabil genug genommen wird um eine kritische Ansicht zu ertragen?

      Und am Schluss noch, es ist richtig, dass es einen nicht immer härter macht, wenn man nicht dran stirbt. Allerdings sagt man auch, dass man jemandem die Wahrheit ja nicht wie einen nassen Lappen ins Gesicht schmeissen muss. Man kann sie auch wie einen Mantel hinhalten, damit jemand hinein schlüpfen kann.
    • Original von Beauregard
      @Salev: Wobei die Wahrheit zu sagen ja nicht bedeuten muss, alles offen auszusprechen, was einem durch den Kopf geht - um bei dem Beispiel mit der Krankenschwester zu bleiben.

      Nur, im Gegensatz zu dir störe ich mich oft schon sehr an der Fassade aus Lügen und Heuchelei, da die Garstigkeit von uns Menschen ja nach wie vor wohl oder übel ein Teil von uns ist - aber mit der man sich lieber allerhöchstens im Internet befasst, ansonsten jedoch die ganze Fassade schön bunt und süsslich übertünkt...

      Und ich mach auch mal ein Beispiel: Beim Bäcker. Jemand kommt rein und bestellt hastig: "Drei Brötchen, Bitte Danke!"

      Dann kommt wieder jemand und bestellt: "Schieb drei Brötchen rüber!"

      Es mag seltsam klingen, aber stünde ich hinter der Theke würde ich mich weniger über den zweiten Kunden ärgern, als über den ersten. Denn die Bestellung des zweiten mag zwar reichlich respektlos sein, allerdings macht die Person auch keinen Heel daraus und das gibt mir die Möglichkeit, darauf zu reagieren.

      Der Sub-Text der ersten Bestellung jedoch lautet: "Drei Brötchen, du A-loch, aber da ich Leute lieber ungestraft im stillen als A-löcher bezeichne
      pack ich noch ein Bitte-Danke dran, dessen Bedeutung ich gar nicht mal bewusst wahrnehme, so schnell hab ich die Phrase rausgedrückt."

      Ehh... was?

      Warum sollte irgendjemand auch nur annähernd den Gedankengang haben? Wär' ich ein Bäcker, würde es mich kein Stück dafür interessieren, mit welchem Hintergedanken ein Kunde Brötchen bestellt. Solang ich kein neurotisches paranoides Wrack bin, würd' ich nicht mal auf die Idee kommen, dass in der ersten Bestellung irgendein Fünkchen Hostilität drin wäre - es bedeutet nur, dass derjenige es etwas eiliger braucht. Wenn ich Hochbetrieb hätte, würd' ich wahrscheinlich nicht mal wollen, dass die Kunden lange rumstehen und rumzögern und rumplänkeln und was weiß ich - die kleine Aufmerksamkeit, dass die Dienstleistung mit einem Bitte und Danke geschätzt wird, wäre mir genug. Egal, woher es kommt - ich kenne denjenigen nicht und mir ist's egal, ob der Kunde irgendwo im Hinterstübchen gegenüber mir Vorurteile hat. Und ich würde auch nicht wirklich lange rumüberlegen wollen, ob die Kunden mich jetzt nun leiden würden oder nicht; der Betrieb soll einfach flüssig weiterlaufen, ohne, dass irgendein Kunde großartig aufmuckt und mir blöd entgegenkommt; die "geheuchelte" Freundlichkeit wäre mir als Bäcker nutzvoll, da ich mich nicht mit den ganzen Launen der Kunden rumschlagen muss. Und woher genau soll man feststellen, dass diese Hintergedanken existieren? Hast du die Singularität des Menschenverständnisses erreicht, dass du Gedanken lesen kannst? Oder ist der Vorwurf, jemand würde mich unbewusst als Arschloch bezeichnen wollen, nicht selbst ein Vorurteil?
      Was die zweite Bestellung anbelangt, hängt es davon ab, ob man den Kunden eventuell nicht sogar kennt und man ein kumpelhaftes Verhältnis zu ihm hat. Falls nicht - hat er ein Lächeln auf dem Gesicht dabei? In welchem Ton drückt er sich aus? Welche Haltung nimmt er dabei ein? Der ganze Tobak ist wesentlich situativer, als du es hier darstellst. Außer, du meinst es als Gleichnis/Metapher für etwas Größeres... aber da kann ich jetzt nicht wirklich den angestrebten Vergleich erkennen. Ansonsten ist das Beispiel schon zu absurd, um wirklich deine Ansicht überzeugend darzustellen.

      Und auch in der Arbeitswelt denke ich dass Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit doch honoriert werden, sofern der Chef etwas Verstand hat. Man kennt das ja vielleicht, man macht grade ein Päuschen mehr als man eigentlich wohl sollte - doch da kommt doch unerwartet der Chef zur Türe herein.
      Nun unterteile ich das darauf folgende Szenario in drei Möglichkeiten.
      A) Man scheucht panisch auf und sucht schleunigst nach irgendwelcher Beschäftigung.
      B) Man errötet und schleicht kleinlaut von dannen.
      C) Man bleibt ruhig sitzen, wartet die Reaktion des Chefs ab und rechtfertigt sich notfalls dafür, warum man in den eigenen Augen die kleine Pause verdient hat; Möglicherweise sogar mit etwas Humor.

      Mit welchem Verhalten würde ein Vorgesetzter nun am ehesten klar kommen?

      Vollkommen abhängig davon, in welcher Beziehung man zu seinem Vorgesetzten steht. Ist das Klima auf Arbeit eher streng, ist der Vorgesetzte distant und erhaben, dann darf man nach so einer Sache wie C gar nicht erst erwarten, in Zukunft weiter im Betrieb angestellt zu sein oder zumindest vom Chef ernstgenommen zu werden; die anderen Optionen implizieren zumindest das Verständnis des eigenen Fehlverhaltens und den Willen, den Fehler zu korrigieren. Übrigens: warum propagierst du so aktiv das Wahrheit sagen als tugendhaftes Verhalten, aber kämst nicht mal auf die Idee, in dieser Situation deinen Chef zu fragen, ob man eventuell eine Pause mehr machen kann, da man von der Arbeit so ausgelaugt ist oder weil man noch schnell etwas erledigen muss oder was auch immer? Warum erst heimlich rummausern und die Situation erst beschwören, anstatt nach dem Verständnis des Arbeitgebers in erster Instanz zu suchen?