Eine Frage an die Linguisten hier!

    • Ich bezweifle aber, dass die Nutzung von anderen Worten dazu erzieht, gleichberechtigter zu denken. ôo

      Das Denken in den Köpfen kann man nicht mal eben mit neuen Formulierungen aufbrechen, ein "liebe Kollegen und Kolleginnen" treibt in meinen Augen nur dazu an, beide Geschlechter mehr voneinander zu trennen als nötig. Alle schreien nach kompletter Gleichberechtigung, also auch in der Sprache, wenn sie konsequent sein wollen, aber vergessen dabei imo, dass ein Aufsplitten das Abgrenzen der Geschlechter voneinander nur noch offensichtlicher macht.
      Davon abgesehen ist doch das Schubladendenken viel zu praktisch, wer könnte sich schon wirklich davon lösen? Ich bezweifle, dass das möglich ist.


      Und Tolkien war Linguist, ja klar. Ich werfe jetzt einfach mal in den Raum, dass er sich gerade deswegen einer einfachen Sprache bedient hat. Oder was heißt schon einfach. Direkt trifft es besser.
      Es kommt eben auf den Standpunkt an und offensichtlich hat Tolkien auch kein Drama um Gleichberechtigung veranstaltet. xP
      Oder, was viel näher liegt: Er hat seine Sprache an der Gesellschaft orientiert, die er abbildete.

      "Heirs of Miraika"
      Fantasy, Steampunk, LGBT+

      "Dreaming of Dawn"
      Fantasy, Psychological, Depression
    • So gern ich mich der Tolkien-Diskussion anschlösse, ich glaube, da machen wir lieber ein neues Topic auf... ;D

      Was Be sagte, find ich im übrigen sehr essentiell. Erst mal vertrete ich die Meinung, dass Frauen und Männer niemals gleich sein werden, eben weil sie's nicht sind (solange wir neun Monate so'n Blag mit uns rumschleppen und es nachher säugen müssen zumindest nicht), auch wenn ich natürlich für gleichen Lohn usw. bin.
      Deswegen finde ich es ja so dankbar, dass die, dare I say it, dänischen Feministen eben darauf POCHEN, bloß dasselbe Wort zu benutzen wie ihre männlichen Counterparts. Es gibt eben nur wenige Ausnahmen, wo man wirklich nach Geschlecht unterscheidet, und mir fallen gerade genau zwei ein, nämlich veninde/Freundin und sangerinde/Sängerin.
      Finde ich persönlich einfach logischer, weil's nicht diese von be angesprochene Abspaltung gibt.
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Ich bezweifle aber, dass die Nutzung von anderen Worten dazu erzieht, gleichberechtigter zu denken. ôo

      Sprache und Denken haben doch einiges miteinander zu tun.

      Interessant in dieser Hinsicht vielleicht die Sprache der Piraha. (Als allgemeines Beispiel, wie Denkstrukturen und Sprache voneinander abhängen können...)

      Wie ich bereits sagte - die Männersprache ist ein Symptom. Was wirklich stört, ist das Denken dahinter und dass Frauen nicht mitgedacht werden. Bei Doppelbenennungen werden sie zumindest mitgedacht. Dass das nicht DIE Lösung ist, streite ich keineswegs ab.

      Alle schreien nach kompletter Gleichberechtigung, also auch in der Sprache, wenn sie konsequent sein wollen, aber vergessen dabei imo, dass ein Aufsplitten das Abgrenzen der Geschlechter voneinander nur noch offensichtlicher macht.

      Stimmt. Der Vorschlag oben würde für komplette Gleichberechtigung sorgen und wurde genau aus dieser Problematik geboren.

      Tolkien war auch ein Kind seiner Zeit (30er) und hat einfach mehr Wert auf andere Sachen gelegt... Trotzdem war ich von dem fast kindlichen Stil etwas enttäuscht, zumal er ja betont, es sei kein Kinderbuch.
    • Original von Impa
      Ich schieb den Thread mal in's OT, damit sich mehr Leute daran beteiligen können. :)


      Jöööö. :)

      @Topic:
      Original von CAMIR
      Kurz gesagt, am Wort Lehrer demonstriert:

      Weiblich: die Lehrer
      Männlich: der Lehrer
      Allgemein: das Lehrer

      Plural:
      Weiblich: Die weiblichen Lehrer
      Männlich: Die männlichen Lehrer
      Allgemein: Die Lehrer


      Klingt ja prinzipiell ganz annehmbar, ist in manchen Sprachen auch sicher so vertreten, aber: die deutsche Sprache ist nunmal eine Suffix-Sprache, da wird sich auch im Zuge des ärgsten Sprachwandels nicht viel daran ändern. Ist dann eher so eine sprachgeschichtliche und - philosophische Sprache.

      Original von Carcharoth
      Naja, das is aber auch ziemlich sexistisch. Ich find ja da den Begriff "Studierende" klasse, denn der diskriminiert niemanden.


      Sprache diskriminiert ja auch nicht bewusst Geschlechter imo. Drum kann man meiner Meinung nach garnicht von "sexistischer" Sprache reden. Dass im Deutschen das Maskulinum überwiegt hat sicher auch mit der geschichtlichen Entwicklung (und der miteinfließenden Bevorzugung des Mannes) zu tun. Nur ich glaube ich ganz simpel, dass der Begriff "Arzt" nicht bewusst die Frau ausschließt. Macht man halt "Ärztin" drauf, was nur meinen oberen Punkt bestätigt: Deutsch ist eben eine Suffix-Sprache mit einer eher komplexen Morphologie im Vergleich zum Beispiel zum Englischen.

      Original von bereth
      Ich bezweifle aber, dass die Nutzung von anderen Worten dazu erzieht, gleichberechtigter zu denken. ôo


      I agree. Emanzipation sollte im sozialen (& vor allem im beruflichen) Teil des Lebens geschehen. Um mein Beispiel von vorher aufzugreifen: Wenn ich "Ich geh zu meinem Arzt" sage, schließt das nicht aus, dass es sich um eine Ärztin handelt. Sprache diskriminiert meiner Meinung nach nicht bewusst und wird nur im Zuge der Emanzipationsgeschichte so interpretiert und aufgegriffen. Wer meint, man müsse statt dem relativ neutralen "Schüler" "Schüler und Schülerinnen" schreiben kann das machen, ich halte es aber nicht für notwendig.
    • @ OOT:

      Der Kommentar wegen sexistisch,das hast du falsch verstanden. Es ging darum, dass auch Formulierungen wie Damen und Herren usw sexistisch sind, denn in allen Fällen wird die Frau zuerst genannt. Ein anderes Beispiel sind Begriffe wie Mörder, Kinderschänder usw. Positive und "normale" Worte werden selbstverständlich gegendert, negative Begriffe wie die oben genannten allerdings sehr selten. Und zwar losgelöst davon, dass viel mehr Männer diese Verbrechen verüben. "Feministischer sexismus" oder wie auch immer mans nennen will ists für mich.

      Und wegen Sprache und diskriminieren, der Begriff Arzt, Schüler usw. z.b. meint halt beide Geschlechter. Wenn man damit nur oder vor allem Männer asoziiert, dann ists eher ein Armutszeugnis, aber noch lange nicht allgemeingültig. Denn letzten Endes ist es ein soziologisches Problem, kein sprachliches, und Linguisten werden dieses Problem wohl nicht lösen können. Wenn man es denn überhaupt als Problem wahrnimmt.
    • Original von Carcharoth
      Ich find ja da den Begriff "Studierende" klasse, denn der diskriminiert niemanden.

      "Guns don't kill people - ah-ah -
      I kill people - with guns!" ging mir dazu spontan durch den Kopf

      Wenn diese diskutablen Aspekte unserer Sprache nur ein Symptom der Ungleichbehandlung sind, dann kann ich daraus nicht unbedingt schließen, dass ich nicht an der Sprache, sondern an der Denkweise in der Gesellschaft etwas ändern muss. Wenn ich krank bin und Fieber habe, dann ist das Fieber nur ein Symptom meiner Erkrankung. Dennoch sollte ich ab einem gewissen Grad (Celsius - *schenkelklopf*) nicht nur meine Medizin gegen das Virus/Bakterium nehmen, sondern auch sehen, dass ich mein Fieber zügle, um meinen Körper im Kampf gegen die Schädlinge zu unterstützen.
      Ich bin (leider) kein Sprachwissenschaftler, aber man muss kein Dr. sprech. sein um sich denken zu können, dass Kinder von einem Unterschied in der Sprache auf einen Unterschied bei den Menschen schließen. Der Arzt ist sprachlich wie Biologisch nicht das gleiche wie die Ärztin. (wzh, Schnee!?)

      kurz:
      Ja, vor allem das Denken muss sich ändern, aber man kann es sich mit einer Änderung der Sprache erleichtern.
    • Original von Carcharoth
      "Feministischer sexismus" oder wie auch immer mans nennen will ists für mich.


      Ah, i see. Spannender Punkt!

      @Torpedobaer:
      Denkst du wirklich, dass Kinder masukilin geprägte Sprachen wirklich als sexistisch interpretieren? Denk ich persönlich nämlich nicht, viel mehr denke ich, dass sie es einfach nur hinnehmen, wie's ist. Dass man "Arzt" und nicht "Ärztin" sagt, oder auch "Kinderschänder" statt "Kinderschänderin", um auf den Punkt vom Carcharoth zurückzukommen, hat für mich zum größten Teil mit historischem Ballast zu tun. Früher gabs eben nur männliche Ärzte, und auch heutzutage hört man nur von männlichen Kinderschändern. Dass sich das durch den sprachlichen Wandel ändert, merkt man eh. Ich konnte das zB in meiner Schulzeit miterleben, als aus dem "Schüler" langsam "Schüler und -Innen wurde.
    • Was haltet ihr eigentlich vom Code-Switching (wechseln der Sprache innerhalb eines Satzes oder während eines Gespräches)?

      Heute im Bus saßen mir zwei junge Ausländerinnen gegenüber. Es waren scheinbar zwei Freundinnen, weshalb sie sich ausgiebig unterhalten haben. Dabei haben sie ständig zwischen Deutsch und ihrer Muttersprache hin und her gewechselt, was einem ja im Grunde egal sein kann, doch die Beiden haben mich währenddessen immer wieder angeschaut, gekichert und mir am Ende, als sie den Bus verlassen hatten und draußen standen, zugewunken.

      Da ich die Sprache, welche die Mädchen gesprochen haben, nicht verstanden habe, kann ich natürlich nich wissen, ob sie überhaupt Bemerkungen über mich gemacht haben, aber ihre Gestik hat mich zumindest dazu veranlasst, das zu vermuten. Irgendwo kommt man sich ja auch automatisch etwas dumm vor, wenn Leute die Sprache wechseln, um einen scheinbar gezielt aus einem in aller Öffentlichkeit geführten Gespräch auszugrenzen.
    • Original von Ren
      Was haltet ihr eigentlich vom Code-Switching (wechseln der Sprache innerhalb eines Satzes oder während eines Gespräches)?

      einerseits ist es natuerlich verstaendlich, dass man sich unwohl fuehlt, wenn man bemerkt oder zumindest vermutet, dass man als gespraechsthema dient, und nicht versteht, was denn nun gesagt wird.
      allerdings muss ich zugeben, dass ich oft aehnliches praktiziere. manchmal wechsel ich beispielsweise die sprache waehrend eines telefonates, wenn ich mich in der oeffentlichkeit befinde (und angerufen wurde). ich kann es absolut nicht leiden, wenn jemand bewusst oder unbewusst in oeffentlichen verkehrsmitteln meine gespraeche mitbekommt.
      ausserdem ist es einfach praktisch, so manchen kommentar in einer sprache auszudruecken, die der grossteil der anwesenden personen vermutlich nicht versteht. ist vielleicht nicht sonderlich nett, aber es kam schon haeufiger vor, dass ich meiner mutter beispielsweise an der kasse mitgeteilt habe, fuer wie unfaehig ich die verkaeuferin halte. wenn ich nicht an mich halten kann, ist das auf tschechisch sicher noch angenehmer, als auf deutsch zu hoeren, dass man ne langsame trulla ist.
      natuerlich gibt es das ganze auch in positiv. vielleicht war das ja auch in deinem fall so (?). man weiss es nicht ;3

      EDIT
      Irgendwo kommt man sich ja auch automatisch etwas dumm vor, wenn Leute die Sprache wechseln, um einen scheinbar gezielt aus einem in aller Öffentlichkeit geführten Gespräch auszugrenzen.

      naja, aber das ist doch irgendwie verstaendlich, oder? nur weil man sich in der oeffentlichkeit befindet, hat man als aussenstehender nicht automatisch ein recht auf akkustische partizipation.
      »Denn wir können, wenn wir nur die Entschlossenheit besitzen,
      die Hure Erinnerung und ihr ganzes Gelumpe und Gesindel aus dem Haus weisen.«

      - Virginia Woolf -
    • Edit: Dieser Blogeintrag fasst recht gut, auch meine Position zu dem zusammen. :)

      Duu dii duuu dii duuu... *fingerknacks* Achtung, langer Beitrag! Aber es war doch schon klar, dass ihr von mir nochmals hören würdet. :D

      Fangen wir mit dem letzten an, bevor ich ein paar (hoffentlich letzte) Einwürfe zu meiner Lieblingsgenderdebatte äußere...

      Was haltet ihr eigentlich vom Code-Switching (wechseln der Sprache innerhalb eines Satzes oder während eines Gespräches)?

      Zunächst mal: Code-Switching ist afaik nicht nur das Wechseln der Sprache (ich vermute du meinst "Fremdsprache", sondern kann auch das Wechseln in eine andere Sprachvarietät sein, z.B. in einen Dialekt oder Soziolekt.

      Was ich davon halte? Es ist normal! Wir alle machen das. Ich werfe sogar hin und wieder englische Brocken in meine Konversationen mit Freunden ein, was vielleicht ungewöhnlich ist, oder rede sogar bisweilen Norwegisch und Isländisch mit meinen Eltern, auch wenn die nichts verstehen.

      Wir alle versuchen mit unseren Freunden eine gemeinsame Sprache zu finden, um ihnen zu symbolisieren, dass wir zusammengehören. Das grenzt Außenstehende per definitionem aus. Und wir switchen sogar bisweilen unseren Code, je nachdem mit wem wir so reden mehr oder weniger.
      Dass es unhöflich ist, über jemanden in einer fremden Sprache zu reden, aber so offensichtlich, dass die Person es mitbekommt steht dabei außer Frage.
      Es ist deshalb unhöflich, weil man diese 3. Person im Prinzip mit in das Gespräch einbezieht und gleichzeitig ausgrenzt. Aber wenn ich nicht (offensichtlich) das Gesprächsthema bin, stört es mich nicht weiter...
      ---------------------

      Original von FoWo
      Was Be sagte, find ich im übrigen sehr essentiell. Erst mal vertrete ich die Meinung, dass Frauen und Männer niemals gleich sein werden, eben weil sie's nicht sind (solange wir neun Monate so'n Blag mit uns rumschleppen und es nachher säugen müssen zumindest nicht), auch wenn ich natürlich für gleichen Lohn usw. bin.


      Das hat in dieser Diskussion auch niemand behauptet. Sogar ich nicht. XD
      Man müsste schon ziemlich blind sein, um nicht zu erkennen, dass Männer und Frauen nicht dasselbe sind.
      Aber wie du ja selbst andeutest und sagst, bedeutet "anders" nicht, dass eine Partei minderwertiger sei, als die andere und das bedeutet weiterhin, dass Frauen die gleichen Rechte (und Pflichten) haben sollten, wie Männer, also nicht schlechter behandelt werden.
      Wie das Individuum sein Leben dann letzten Endes auslebt, steht jedem frei. Aber die Grundvoraussetzungen, dass beide Geschlechter zunächst gleich behandelt werden und man nicht diskriminiert wird, nur weil man dem einen oder anderen Geschlecht angehört, müssen erst noch geschaffen werden.
      Im Gesetz sind sie inzwischen verankert, in den Köpfen noch nicht.

      Desweiteren bin ich ja auch der Meinung - aber das ist nur meine Meinung, die Wissenschaft hat bisher keine Erklärung - dass Männer und Frauen auch geistig ziemlich gleich sind und all diese netten Geschlechtsunterschiede, wie "Frauen sind schlechter in Mathe, Frauen können schlechter einparken, Männer können schlechter zuhören" blablabla soziologischer Art sind und nicht biologischer.
      Wie gesagt, eindeutige Antworten gibt es noch nicht aus der Wissenschaft, aber ich glaube es wurde zumindest bewiesen, dass es nicht die Biologie alleine ist. Auf jeden Fall schwebt mir das Wort Biologismus im Kopf herum.

      Wie gesagt: Es geht nur um eine Gleichbehandlung, nicht um die Tatsache, dass beide Geschlechter gleich sind.
      Auf die dänischen Feministinnen komm ich gleich zurück. ;)

      Original von Ocarina of Time
      Klingt ja prinzipiell ganz annehmbar, ist in manchen Sprachen auch sicher so vertreten, aber: die deutsche Sprache ist nunmal eine Suffix-Sprache, da wird sich auch im Zuge des ärgsten Sprachwandels nicht viel daran ändern. Ist dann eher so eine sprachgeschichtliche und - philosophische Sprache.

      Wer hat dir denn das erzählt? Das Deutsche ist sprachtypologisch zwischen den agluttinierenden (anklebenden - das meinst du vermutlich mit Suffix-Sprache) und den flektierenden anzusiedeln. Unsere starken Verben, auch der Konjunktiv und einige Plurale werden nicht durch Suffixe gebildet. Aber nehmen wir für einen Moment an, das Deutsche sei eine Suffix-Sprache.

      Nur ich glaube ich ganz simpel, dass der Begriff "Arzt" nicht bewusst die Frau ausschließt. Macht man halt "Ärztin" drauf, was nur meinen oberen Punkt bestätigt: Deutsch ist eben eine Suffix-Sprache mit einer eher komplexen Morphologie im Vergleich zum Beispiel zum Englischen.


      Damit kommen wir zum nächsten Punkt. Wenn wir "Ärztin" als Gegenstück zu "Arzt" aufmachen (nennt sich Movieren), dann steht Ärztin in morphologischer Abhängigkeit zu Arzt. Das Deutsche halt allerdings auch 2(!) Substantive, wo die maskuline Form von der femininen moviert wird:
      Hexe ==> Hexer
      Witwe ==> Witwer.
      Die Schlüsse dürft ihr selbst ziehen.

      Was ich jetzt sage ist rein hypothetisch, dass sich daran in Zukunft nichts ändern wird, aus allerlei möglichen Gründen ist mir klar und auch nicht von mir gewünscht.
      Aber die Tatsache, dass das deutsche eine Suffix-Sprache ist, ist nicht der Grund für die Tatsache, das wir diese morphologische Abhängigkeitsschieflage haben. Es wäre theoretisch möglich einen Stamm zu haben - bleiben wir doch bei Arzt - und sowohl eine männliche, als auch eine weibliche Endung. Und weil es so schön ist, nehmen wir doch - er als männliche Endung. ;)
      Da hätten wir also den Arzter und die Ärztin. :D
      Will sagen, nur weil das Deutsche also eine Suffixsprache ist, lässt sich die Schieflage trotzdem beseitigen.
      Wir hätten dann eben, um mein Lehrerbeispiel aufzugreifen:

      Weiblich: die Lehrerin
      Männlich: der Lehrerer
      Allgemein: das Lehrer

      Plural:
      Weiblich: Die weiblichen Lehrer
      Männlich: Die männlichen Lehrer
      Allgemein: Die Lehrer

      Will sagen - nur an der "Suffixsprache" scheitert es nun nicht. Selbst das Lateinische kann das mit -us und -a. :D

      Original von Carcharoth
      Der Kommentar wegen sexistisch,das hast du falsch verstanden. Es ging darum, dass auch Formulierungen wie Damen und Herren usw sexistisch sind, denn in allen Fällen wird die Frau zuerst genannt. Ein anderes Beispiel sind Begriffe wie Mörder, Kinderschänder usw. Positive und "normale" Worte werden selbstverständlich gegendert, negative Begriffe wie die oben genannten allerdings sehr selten. Und zwar losgelöst davon, dass viel mehr Männer diese Verbrechen verüben. "Feministischer sexismus" oder wie auch immer mans nennen will ists für mich.

      Vollste Zustimmung. Das nervt auch - und macht den Feminismus auch schlecht - wenn man nur die Rechte will, aber nicht die Pflichten. Wenn man doppelt benennt, dann auch konsequent und auch bei negativ konnotierten Wörtern. Es geht ja wirklich um die Gleichbehandlung.

      Und wegen Sprache und diskriminieren, der Begriff Arzt, Schüler usw. z.b. meint halt beide Geschlechter. Wenn man damit nur oder vor allem Männer asoziiert, dann ists eher ein Armutszeugnis, aber noch lange nicht allgemeingültig. Denn letzten Endes ist es ein soziologisches Problem, kein sprachliches, und Linguisten werden dieses Problem wohl nicht lösen können. Wenn man es denn überhaupt als Problem wahrnimmt.

      Es ist ein soziologisches Problem. Das wurde anhand von Sprachen bewiesen, die keinerlei sprachliche Unterscheidung von Geschlechtern vornehmen, wie das Finnische, wo das Personalpronomen für "er/sie/es" in einem Wort "hän" ausgedrückt wird, ergo eine sprachliche Benennung des Geschlechts so nicht möglich ist. Trotzdem wurden Berufe weitestgehend mit Männern assoziiert, obwohl die Wörter selbst keine Rückschlüsse zulassen, movierte Formen nicht existieren (können). Wie man dieses soziologische Problem angeht und ob man es überhaupt angeht ist dann auch mein letzter Punkt. :D

      Original von FoWo
      Deswegen finde ich es ja so dankbar, dass die, dare I say it, dänischen Feministen eben darauf POCHEN, bloß dasselbe Wort zu benutzen wie ihre männlichen Counterparts. Es gibt eben nur wenige Ausnahmen, wo man wirklich nach Geschlecht unterscheidet, und mir fallen gerade genau zwei ein, nämlich veninde/Freundin und sangerinde/Sängerin.

      Es stimmt - in den skandinavischen Ländern, den gleichberechtigsten von allen, werden solche sprachlichen Sperenzchen nicht veranstaltet. Die Frage ist, kann man das vergleichen?

      Original von Torpedobear:
      kurz: Ja, vor allem das Denken muss sich ändern, aber man kann es sich mit einer Änderung der Sprache erleichtern.


      Ich denke, da liegt der Hund begraben. Im Gegensatz zu Deutschland haben die nordischen Länder eine andere Mentalität, sind da schon weiter, brauchen all das nicht mehr. (Obwohl es auch dort Sprachkritik gab, und afaik sogar Richtlinien, zumindest für ein gendergerechtes "Norwegisch".) Wir Deutsche sind da wohl etwas langsam und es gibt noch genug Männer mit widerlich antiquierten Ansichten.
      Vielleicht hilft es da, wenn man die Sprache anpasst. Vielleicht aber auch nicht? Wer weiß das schon?
      Ausprobieren schadet ja nichts. Und so lange keiner eine bessere Idee hat, bin ich dafür es dabei zu belassen.
    • Würde sich ein Linguist bzw. ne Linguistin vielleicht ein bisschen Zeit nehmen, um meine Morphemanalyse des Swahlili zu überfliegen? Bin ansich schon fertig damit, aber da ich auf die Hausübung ne gute Note haben will, wäre ich dankbar, wenn sich irgendjemand damit befassen könnte. (klassische Morpehmanlalyse & Strukurdiagramme zu zB dem einfachen Aussagesatz)
      Würde es dann per Mail schicken.
    • Da der letzte Post schon länger her und dieser eine andere Frage beinhaltet, erlaube ich mir mal einen Doppelpost.

      Ich bin grad irgendwie am Zweifeln - fragt mich nicht warum - aber welche Berufsaussichten hat man als Linguist?
      EDIT: Ums zu konkretisieren interessiere ich mich vor allem für Angewandte Sprachwissenschaft, momentan am meisten für Sprachenpolitik & Soziolinguistik erscheint mir auch sehr interessant.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Ocarina of Time ()

    • Es gibt ein Buch, das sich mit Berufsaussichten für Linguisten beschäftigt, aber richtig Sprachwissenschaft betreiben geht i.d.R. nur auf universitärem Niveau.

      Was auch geht, ist in die Kriminologie gehen, Sprachprofile erstellen, in die Computerlinguistik: Spracherkennung, automatisches Übersetzen bla.

      Aber letzten Endes ist es wie mit jeder Geisteswissenschaft: Man ist für vieles qualifiziert. ;)
    • @Camir:
      Letztlich studiere ich einfach weiter, weils eine Leidenschaft ist. Berufliche Sorgen mach ich mir jetzt mal keine, bin ich zum Schluss gekommen. *g*

      @Topic:
      Wollte dafür jetzt keinen neuen Thread eröffnen, aber eine Genderdiskussion von heute hat mich ein bisschen nachdenklich gemacht.

      Und zwar geht es um die übliche Schreibweise wie LehrerInnen oder Lehrer und - innen. Emanzipation in der Sprache sozusagen.
      Mag fair klingen, dass Frauen wie im Berufsleben auch in der Alltagssprache gleichberechtigt sind oder werden, nur in einer (großen) Sache entzieht sich mir der Sinn darin gänzlich.
      Ich bin mir jetzt zwar nicht sicher, aber ist der Genus im Deutschen (oder überall?) nicht gänzlich zufällig und ohne System? Ich meine konkret, warum heißt es die Sonne, aber der Mond? Worauf ich aufmerksam machen will, ist die These des Sprachrelativismus. Inwiefern beeinflusst Sprache meine Perzeption der Wirklichkeit? Ist die überwiegende Verwendung des generischen Maskulinums von Wörtern wie zB der Lehrer oder der Arzt bewusste Diskriminierung, oder einfach nur Zufall?
      Dass Frauen selbst in Europa weniger verdienen, ist eine traurige Wahrheit und dass sie Gleichberechtigung verdienen ist gar keine Frage. Aber ist das nicht eine Parallele, die am Thema vorbei geht? Beziehungsweise: Steht die Genderdiskussion überhaupt in Zusammenhang mit sprachlicher Äußerung?
    • An mein Herz! :D

      Ich finde es auch außerordentlich spannend, inwiefern die Sprache Einfluss auf unser Denken hat. Die Gender-Diskussion hab' ich vor zwei Wochen auch erst mit 'nem Mathematiker geführt, ist immer wieder klasse. xD

      Inwiefern beeinflusst die Sprache meine Perzeption der Wirklichkeit?
      So eine verdammt gute Frage. Ich würde dabei allerdings noch etwas weiter gehen und fragen: Inwieweit bestimmt unsere Kultur die Sprache und diese wiederum unser Denken? Was kommt zuerst: Die Kultur oder die Sprache? Welches Element wird dem anderen angeglichen? Oder ist es ein gleichlaufender Prozess? Erinnert ein wenig an die Frage, ob zuerst das Huhn oder das Ei da war. ;3
      Denn wenn ich darüber nachdenke, dann kann ich sagen: Ja, die Sprache hat Einfluss auf unser Denken, doch ich glaube, dass es ein langwieriger Prozess ist. Wenn "der Mond" bspw. wie im Italienischen "la luna", die Mond, wäre, würde man mit dem Himmelskörper vielleicht automatisch eher "weiche", "weibliche" Attribute verbinden, einfach, weil es in unserem Denken verhaftet ist, dass der weibliche Artikel diese Eigenschaften mit sich trägt, beziehungsweise das Wort, welchem dieser Artikel vorangestellt ist.
      Hier haben wir das Denken durch die Sprache also schon an einem anschaulichen Beispiel, OoT. :>

      Andererseits wird Sprache auch stark durch den Zeitgeist mitbestimmt. Sprache trägt Kultur weiter, es heißt nicht umsonst Sprachkultur, und das wiederum impliziert, dass es die Menschen sind, die – wieder in einem langwierigen Prozess – auf ihre eigene Sprache und deren Nutzung einwirken. Derzeit steht die Genderdiskussion stark im Vordergrund, wie du ja schon angesprochen hast. Das generische Maskulinum wird zugunsten des Binnen-Is und anderen Stolpersteinen verdrängt, da ein emanzipiertes Denken bezüglich der Frauen eingesetzt hat. Das zwar schon seit Jahrzehnten, doch die unmittelbare Gleichberechtigung ist, wie auch schon von dir erwähnt, freilich noch nicht eingetreten.
      Ob daran nun Formulierungen wie "sehr geehrte Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen" etwas ändern – ich wage es trotz der These, dass Sprache auch Einfluss auf unser Denken nimmt, zu bezweifeln. In meinen Augen verstärken solcherlei Formulierungen nur die Trennung beider Geschlechter, erst in unserem Denken und schließlich auch in der Berufswelt. Ein generisches Maskulinum, mit der Bewusstheit eingesetzt, dass es auch die weiblichen Mitglieder einer Gruppe mit einschließt, hielte ich noch immer für sinnvoller. Doch das führt an der Stelle zu weit.

      Steht die Genderdiskussion überhaupt in Zusammenhang mit sprachlicher Äußerung?
      Kann ich ganz klar bejahen. Einerseits weise ich auf die Abschnitte oben hin.
      Andererseits: Man denke an das Patriarchat, welches vor allem die mittelalterliche Kultur beherrschte. Leider gibt es zu wenige Aufzeichnungen aus dem Althochdeutschen und so gut wie gar keine aus dem Germanischen, sodass man wohl kaum sicher sagen kann, dass die Sprache – unsere deutsche Sprache vor allem – einmal weniger eine "Männerdomäne" war (wobei man das auch nicht klar abstecken kann, immerhin ist dieses "Männliche" doch vor allem auf die Berufswelt beschränkt).
      Und hier kommen wir wieder zur Kultur, die vor (!) der Sprache steht. Immerhin war es lange Zeit so, dass die Frauen eher das Haus hüteten, nicht zu Schule gingen (wobei es auch Klosterschulen gab, die Mädchen aufnahmen, wenn ich richtig informiert bin, man berichtige mich, wenn nicht). Zumindest auf die gehobeneren Schichten bezogen. Bei Bauern wurde da sicher kein Unterschied gemacht, sondern angepackt, wo es ging. Doch die gehobenen Schichten sind es ja schließlich, welche die Sprache prägten, aus ihnen stammen die Schriftzeugnisse. Begriffe aus dem Lateinischen und Französischen wurden übernommen, höfische Frauen hatten schön auszusehen und wenig zu tun außer der ein oder anderen Hofkabale (an der Stelle schreit mein Text wahrscheinlich geradezu nur so vor Halbwissen, aber ich denke, es ist klar, worauf ich hinaus will ^^). Dass das dann Einfluss auf den Sprachgebrauch nahm, nun: kein Wunder.

      Diese Nutzung der Sprache wiederum zog sich ja dann auch noch lange in die Gegenwart. Schwer zu sagen oder zu beweisen, doch durchaus denkbar, dass durch die Sprache das Denken der Menschen so weit beeinflusst war, dass der Alltag nur schwer daran ausgerichtet oder abgewandelt werden konnte. Stichwort Industrialisierung: Frauen unter Dreifachbelastung – Arbeit am Fließband, Mutter, Ehefrau. Zu der Zeit setzten ja auch die ersten Frauenbewegungen ein, soweit ich weiß (Rosa Luxemburg? war die nicht später auch daran beteiligt?). Jedenfalls bewiesen Frauen, dass sie durchaus fähig zur Arbeit sind und weitaus belastbarer als von der Männerwelt vermutet. Dennoch passierte im Denken anscheinend nicht viel, bis in die 20er (? HALBWISSEN! 8D) Jahre des letzten Jahrhunderts war der Mann noch immer Hausherr, verwaltete Haus und Familie und so weiter und so fort.
      Lag das nun an der Sprache oder einfach an der festgefahrenen Kultur? Oder bestimmte die Sprache das Denken so weit, dass die Kultur sich dem nicht so rasch anpassen konnte?


      Ich denke, es ist ein Prozess, in welchem sich beides gegenseitig bedingt; ein Prozess, der Zeit beansprucht. Doch dass Sprache und Denken eng zusammenhängen, steht in meinen Augen fest.
      Mal abgesehen von der Gender-Diskussion. Versucht nur einmal, ein Wort zu denken, irgendetwas, sagen wir "Baum" als Plakativbeispiel, wie es auch Ferdinand de Saussure genutzt hat. Denkt "Baum" und dann versucht, es ohne die Schrift in eurem Kopf zu denken. Ist verdammt schwer, oder? Und wenn man die Schrift wegdenken kann, was folgt dann? Genau, das Abbild eines Baumes springt uns vor unser geistiges Auge.
      Wir wachsen mit Sprache und Schrift auf und sobald wir das Schreiben gelernt haben, können wir nur schwer ohne die Schrift vor Augen denken, glaube ich. die schwingt immer mit, denn sie ist ja ein Teil der Sprache. Aber das führt schon wieder zu weit, fürchte ich.

      Nun doch sehr weit ausgeholt, dabei hatte ich das nicht vor. Man merkt, Sprachwissenschaft kann verdammt spannend sein. Dabei ist der ganze Beitrag noch frei von jeglicher Wissenschaft und ich könnte vor allem an die Sache mit der Schrift noch anknüpfen, wie Kinder die Welt denken, wenn sie schon sprechen, aber noch nicht schreiben können undundund. Doch es ist spät. ^^


      EDIT
      Offenbar hat sich meine Position seit den Beiträgen weiter oben ein wenig verschoben, das ist spannend. Nur mal so am Rande festgestellt und gleich wieder rausgehüpft. ^^

      "Heirs of Miraika"
      Fantasy, Steampunk, LGBT+

      "Dreaming of Dawn"
      Fantasy, Psychological, Depression

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