Endlich wieder Zamonien?

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    • Als wahrscheinlich einer der größten Moers-Fans hier ist es mir eine Freude verkünden zu dürfen, dass endlich das neue Buch angekündigt wurde: "Das Labyrinth der Träumenden Bücher", erstmalig eine direkte Fortsetzung zu einem seiner Bücher, und zwar meiner Meinung nach des besten.
      Und es erscheint bereits am 5. Oktober dieses Jahres. Was will man mehr (außer, auf den nächsten Titel nicht wieder 4 Jahre warten zu müssen)?

      Auf jeden Fall scheint ein nicht unwesentlicher Teil der langen Wartezeit wohl damit zusammen zu hängen, dass der gute Moers schon wieder den Verlag gewechselt hat, nachdem er ja nach "Ensel und Krete" von Eichborn zu Piper gegangen ist. Für den Konsumenten wird sich da aber wohl kaum was ändern, schließlich merke ich, wenn ich meine Hardcover-Sammlung hier betrachte, absolut keinen Bruch in der Qualität. Den einzigen Unterschied, den ich feststellen konnte, ist dass unten halt "Piper" statt "Eichborn" steht, und jetzt wird dort eben "Knaus".

      Naja, ich für meinen Teil habe den Band auf jeden Fall gleich vorbestellt, schließlich ist Moers mit Abstand mein Lieblingsautor.

      /Fanboy-Mode: Off


      Top 4™ Bruno
      Think original.

    • Oah * _* Das ist super. Ich freu' mich, dass endlich wieder was kommt von ihm~~ aber bis 5. Oktober ist's noch so lang hin T _T Glaub ich muss bis dahin "Die Stadt der traeumenden Buecher" noch mal lesen, hab schon wieder alles vergessen XD
    • "Die Sadt der Träumenden Bücher" gehört für mich in meine absoluten Top Five der Lieblingsbücher. Ich liebe Moers' Schreibstil. Aber ich hab etwas Angst vor Fortsetzungen. :/ DSdTB war so perfekt, so wunderbar, so vollendet... eigentlich dürfte das nicht weitergehen.
      Ich freue mich auch, aber ich habe etwas Angst, dass er es versauen könnte... ; __;
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Tja, da haben wir es nun:

      Das Labyrinth der träumenden Bücher


      Vor ein paar Minuten zu Ende gelesen. Und das ganze noch für ein paar Minuten wirken lassen. Ursprünglich wollte ich sogar noch bis morgen früh warten, um etwas nüchterner an die Sache herangehen zu können, aber ich hab mich dann doch dafür entschieden, die Gedanken frisch aufzuschreiben.

      Mein Urteil? Ernüchternd. Um nicht zu sagen: enttäuschend.
      Das wäre mal das Wichtigste. Für den folgenden Absatz gilt folgende Warnung: Es wird keine direkten Spoiler geben - ich werde so gut wie nichts zur Handlung verraten. Allerdings werde ich ein paar Worte über Meta-Elemente verlieren, und dies könnte durchaus das Leseerlebnis beeinflussen. Wer also unvoreingenommen an das Buch herangehen will, sollte nicht weiter lesen.

      Spoiler anzeigen
      Vielleicht sollte ich mal damit anfangen, dass ich ein wahnsinnig großer Moers-Fan bin, und praktisch alles verehre was der Mensch produziert. Ich habe sehr viele von seinen Comics (wenn auch bei weitem nicht alle), beide Arschloch-Filme und sowohl alle Zamonien-Romane, als auch "Wilde Reise durch die Nacht" mehrmals gelesen. Von Blaubär, Rumo und Ensel & Krete hab ich mir vor einiger Zeit sogar um einen nicht allzu geringen Preis die inzwischen schon raren, ursprünglichen Hardcover-Versionen zugelegt, da ich die Drei bisher nur als taschenbücher hatte. Eine Investition, die ich nicht bereue.

      Ich liebe das oft verschmähte Ensel & Krete, nicht trotz der Abschweifungen, sondern genau wegen diesen, weil diese einfach sehr kurzweilig, lustig und unterhaltsam sind.

      Genauso wie ich auch Rumo aufgrund seines verschachtelten Aufbaus liebe, der ebenfalls oft kritisiert wird - jede diese Geschichten lässt sich einerseits wunderbar für sich selbst lesen (besonders das geniale lovecraftian Nebelheimer Leuchttagebuch), fügen sich aber am Ende zu einem makellosen Ganzen zusammen.

      Und auch wenn ich den Schrecksenmeister für wesentlich schwächer als die vorhergehenden vier Werke halte, ist es dennoch immer noch ein geniales, unterhaltsames Stück Literatur.

      Warum ich das jetzt alles erzähle? Damit vielleicht etwas klarer wird, wie schwer es mir fällt, eine doch eher negative Kritik zum neuesten Zamonien-Roman zu schreiben.

      Dabei fängt ja alles eigentlich sehr gut an. Der Beginn erinnert in seinem Aufbau sehr stark an "Die Stadt der träumenden Bücher", und es ist, also würde man eine Spiegelbild davon lesen. Gefällt mir sehr gut, ist witzig und spritzig.
      Generell kann man an der ersten Hälfte des Buches nichts aussetzen. Es gibt sehr interessante Dialoge, die sich auch recht kurzweilig lesen, und man entdeckt zusammen mit Mythenmetz Buchhaim neu, dass sich seit dem letzten Besuch vor 200 Jahren gewaltig verändert hat.
      Diesen "gemütlichen" ersten Teil gab es ja auch schon bei DSdtB, und teilweise auch in Rumo, daran ist auch überhaupt nichts auszusetzen.

      Doch dann scheint dieser erste Teil nicht zu enden. Man ist schon weit über der Hälfte des Buches angelangt, und es ist immer noch keine richtige Handlung zu erkennen.
      Stattdessen darf man sich durch eine 60-seitige, zähe Nacherzählung vom ersten Teil durchquälen, dicht gefolgt von einer 30-seitigen, vollkommen irrelevanten und nicht besonders unterhaltsamen Abschweifung.

      Hier habe ich langsam gemerkt, dass alles, was ich normalerweise so an Moers schätze, vollkommen überzogen wurde.
      Während die Schriftsteller-Akronyme und Anspielungen auf die Weltliteratur im Vorgänger noch eine sehr witzig Idee waren, an denen der Leser seinen Spaß hatte, erstickt dieses Werk hier geradezu vor Referenzen. Man kann keine Seite lesen, ohne Akronymen von Dichtern, Malern und anderen Menschen über den Weg zu laufen - und das ist kaum eine Übertreibung meinerseits.
      Noch schlimmer hingegen sind nur die Selbst-Referenzen: Alle paar Seiten findet man eine Fußnote, die auf die entsprechende Stelle in DSdtB hinweist.

      Dasselbe gilt auch für die Kunst-/Handwerkbeschreibungen. Diese sind ja für gewöhnlich das, was einen Moers-Roman ausmacht. Wenn Moers über ein Thema schreibt, wird er plötzlich zu einem Experten dafür, und normalerweise schafft er es, alles wie das interessanteste Themengebiet der Welt darzustellen. Pizza backen, Lügenduelle, Fechtkämpfe, Kochkunst, Buchdruck, Schriftstellerei, Lesungen, lesen, essen, trinken - egal was, alles zieht einen in seinen Bann.
      Doch der Themenkomplex den er sich hier herausgesucht hat zieht sich, wirkt öde, und einfach langweilig. Er schafft es einfach nicht, mich dafür zu begeistern, wie er es sonst immer schafft.

      Das könnte auch eventuell an seinen seitenlangen Aufzählungen liegen, eines meiner liebsten Moers'schen Stilmittel. Doch auch hier wieder: Langweilig, uninspiriert, uninteressante Elemente. Ich interessiere mich einfach nicht für die Sachen, die da aufgezählt werden.

      Tja, und während ich mich durch das alles durchkämpfe, und darauf hoffe, dass endlich Handlung und Spannung in die Sache reinkommt, wird der Seitenstapel in meiner rechten Hand immer schmaler, und schmaler. Und es gibt immer noch keine Handlung. Und so langsam dämmert es mir, und ich habe eine schreckliche Vermutung, die sich leider auch bestätigt, als ich bei der letzten Seite angekommen bin.
      Denn das Buch endet da, wo die Geschichte anfängt. Und das Warten auf den zweiten Teil hat begonnen - diesen Band hier bezeichnet Moers selbst als "Ouvertüre".

      Somit bleibt mir zu sagen: Ich kann die HC-Version keinem Menschen empfehlen, der nicht ein absoluter Moers-Fanatiker ist, der im Bücherregal alle Romane schön und einheitlich nebeneinander stehen haben will. Stattdessen sollte man eher zumindest auf ein billigeres Taschenbuch warten, denn 25€ für das hier können ein bisschen Bauchschmerzen verursachen.
      generell würde ich aber so oder so empfehlen, das Buch garnicht anzurühren, bis nicht auch der zweite Teil erschienen ist, denn Band 1 ist für sich alleine einfach nicht besonders lesenswert.

      Ich hoffe nun, dass nach der Lektüre des nächsten Teils auch dieses Werk hier rückblickend vielleicht wieder in einem besseren Licht steht, aber momentan überwiegt einfach der Frust.
      Es war auch in meinen Augen einfach eine Frechheit vom Verlag, das überhaupt nicht im Vorhinein zu kommunizieren, dass man hier nur den Anfang eines Buches erwirbt, anstatt ein neues Zamonien-Abenteuer.

      Aber zumindest gegen die Tusche-Zeichnungen kann man nichts sagen. Die werden von Buch zu Buch besser.


      Top 4™ Bruno
      Think original.