Der Nockherberg-Skandal

    • Der Nockherberg-Skandal

      Hat man das ganze außerhalb Bayerns mitbekommen?

      Beim alljährlichen Politiker-Derblecken bei der Salvatorprobe am Nockherberg wurden wie bisher immer schon, eingeladene sowie nicht anwesende Größen aus Regional-, Landes- und Bundespolitik mächtig durch den Kakao gezogen, zunächst in der Fastenpredigt von "Bruder Barnabas" alias Michael Lerchenberg, anschließend beim Singspiel, dieses Jahr dem Thema "Bavaria sucht den Superpolitiker" gewidmet, wo sich keiner der dargestellten Staatsmänner und -frauen die Anerkennung der Bavaria, der Weißwurst und des vor fast 20 Jahren verstorbenen Franz Josef Strauß verdienen konnte.

      Allerdings soll es hier mehr um Barnabas' Fastenpredigt gehen, beziehungsweise um deren Inhalt und Rezeptionsgeschichte von verschiedenen Seiten.

      Dass Lerchenberg Guido Westerwelle mit einem KZ-Wärter verglichen hat, der "alle Hartz4-Empfänger zwischen Usedom und dem Riesengebirge einsammelt, drumrum ein Stacheldraht - Haben wir schonmal gehabt..." mag eine durchaus harte Attacken auf ihn und seine Äußerungen zu Hartz4-Empfängern sein, aber was spricht dagegen, diesen Seitenhieb, wie alle andren Politiker die ihren auch, mit Humor zu nehmen? "Humor ist, wenn man trotzdem lacht", heißt es. Dementsprechend hat Herr Westerwelle, der zunächst überhaupt nicht anwesend war, nun aber auch in Zukunft nie wieder eingeladen werden will, keinen.

      Dass aber nun auch Michael Lerchenberg von der Paulanerbrauerei als Barnabas entlassen wird und die Wiederholung des Starkbieranstichs am Nockherberg im Bayerischen Rundfunk nur zensiert ausgestrahlt wird, zeigt, wie sehr heutzutage Wert auf GG Art. 5 Abs. 1 gelegt wird, wo so lustige kleine Sätze stehen wie "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten" oder "Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt."

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    • Mimimimi *schnüff* Ich hab Sand unter die Vorhaut bekommen, mimimi...

      Natürlich muss man aufpassen mit dem, was man sagt, und natürlich hat sich der Herr "Barnabas" da ein starkes Stück erlaubt.
      Aber mit sowas muss man leben können, denke ich. Dass das eine heftige Übertreibung war (was Satire ja so an sich hat), sollte wohl klar geworden sein. Das MAD-Magazin hat auch zu Steinmeiers Behauptung, er würde schon Arbeitsplätze für alle Arbeitslosen finden, einen Cartoon gebracht, der ziemlich eindeutig auf LKWs geladene Arbeiter mit Schaufeln und ein typisches Arbeitslager zeigte. Natürlich muss man ein wenig freundlch sein hier, und der GG Art.5 Abs. 1 gilt nach wie vor, aber man muss ihn nicht bis zum letzten ausreizen - das ist Bundespolitik, kein Schrebergartenverein!
      Abgesehen von meiner ohnehin nicht allzuhohen Meinung von Westerwelle muss ich wirklich sagen, dass seine Reaktion nicht angemessen war. So zickig muss - oder sollte zumindest - man sich als Bundespolitiker und Minister nicht zeigen.
      Mir sind in MAD, Titanic, Extra3, Neues aus der Anstalt und einigen weiteren Medien schon Dinge zu Ohren gekommen, für die man, wenn man das Grundgesetz bis zum äußersten ausreizen will, 50% unserer Medienlandschaft verknacken müsste.
      Das muss nicht sein und darf nicht sein, das wäre Gerichtsmissbrauch (falls es dieses Wort noch nicht gab - da habt ihrs) und dem sozialen Klima sicherlich weniger zuträglich als solche Scherze hier und da. Ich muss mir auch Sticheleien anhören, das gehört dazu und ist keineswegs immerzu bösartig und volksverhetzend.
    • Westerwelle ist genau der Richtige, der sich wegen Unsittlichkeiten einpissen muss. Beispiel: als unser neuer Auslandsbeauftragter wurde er nach Saudi-Arabien zum Scheich eingeladen. Und was macht der Depp? Tanzt dort Hand in Hand mit seinem Stecher an. In Saudi-Arabien steht auf Homosexualität die Todesstrafe, davon kann man halten, was man will, aber Westerwelles Betragen war genau aus diesem Grund einfach hochgradig unangemessen. Natürlich wurde es geduldet, man hat nichts gesagt, aber dass sich die Araber gefreut haben, kann ich mir nicht vorstellen. Das ist ein diplomatischer Beruf, den er ausübt/ausüben möchte, da haben solche Eskapaden, die die Kultur anderer Staaten underwandern, mal gar ncihts zu suchen. Der Scheich kommt hier ja auch nicht mit seinem Harem an, der ist da bissel kompetenter als Gudioline.

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    • Kurz dazu: Ich hab davon nichts mitbekommen, aber soweit ich weiß, ist es in vielen Ländern des Nahen Ostens üblich, dass Freunde sich die Hände halten. Also obwohl Händchenhalten hier gleich als schwul rüberkommt, ist es dort nur ein Zeichen der Freundschaft und wurde vielleicht in der Öffentlichkeit so aufgefasst. Und dass der Scheich nicht mit seinem Harem ankommt, könnte wohl andere Gründe haben, wie dir sicher bewusst ist. Ich mag den Kerl nicht, aber deswegen muss man ja kein künstliches Drama erzeugen.

      Zum Thema: "Skandal"... Wieso kriegt jeder aufs Maul, der in der Öffentlichkeit nen KZ-Witz reißt? Ob mans witzig findet, is jetzt ne andere Sache, aber deswegen immer gleich ein Drama draus zu machen... Aber das mit dem Pipi in den Augen hab ich ja glaube ich schon oft genug gesagt, wollte mich eigentlich eher zu Acri äußern.
    • Volle Zustimmung an Evilitschi. Man kann sich natürlich über KZ-Witze streiten, aber deshalb einen derartigen Aufstand zu machen halte ich für höchst unangebracht. Westerwelles Reaktion wundert mich aber nicht unbedingt, wir alle dürften ja wissen dass Mr. Westerwave eine ziemlich üble Zicke ist.