Gewalt und Sex in Filmen

    • Gewalt und Sex in Filmen

      Angeregt durch eine kurze Debatte mit meinen Mitzuschauer des Filmes “Antichrist” von Lars von Trier, habe ich mir überlegt, ob das nicht ein Thema ist, welches man auch hier bereden könnte (sollte das schon in einem anderen Thread geschehen sein, entschuldige ich mich dafür).
      Wie der Titel es schon sagt, geht es mir um Gewalt in Filmen (Serien, andere Medien, alles kann Thema sein). Im Antichrist gibt es eine Reihe von Szenen, die explizit Gewalt, bzw. Ekel erregendes darstellen (Verstümmelungen, Kadaver in Nahaufnahme, Tötung von Tieren). Auch wenn ich jetzt nicht jemand bin der wegschaut (da ich mir selber auch immer sage, dass ich hingucken muss), muss ich schon sagen, dass es an mir Spuren hinterlassen hat. Bei einer speziellen Szene ist glaube ich durch das ganze Kino ein Schauer gelaufen. Zwar war das eine der weniger expliziten Szenen, jedoch kam sie überraschend und war trotz des wenig gezeigten ungemein drastisch. Nach dem Film habe ich mit ein paar Menschen noch darüber geredet und eine hat auch diese Gewalt angeprangert (die Kritik an dieser, dann aber soweit reduziert, dass sie meinte, dass die einzige “Ekelszene” mit handlungstechnischem Sinn am Ende in der Reihe an Szenen untergeht). Als gegen Argument kam dann, dass es durchaus Filme mit expliziteren und extremeren Szenen gibt (Inglourious Basterds ja gerade aktuell, aber auch Death Proof oder Kill Bill um bei Tarantino zu bleiben), dort diese Szenen aber als viel weniger verstörend, sondern als unterhaltend empfunden werden. Mit hat sich da die Frage gestellt: Ist das besser oder schlechter? Verroht man durch einen Film wie Kill Bill Vol. I (wo ich, ganz offen zugegeben bei so mancher Schlachtszene in lautes Lachen ausgebrochen bin) nicht viel eher, wie durch Antichrist, wo Gewalt noch tatsächlich als etwas ekliges, widerliches, Schmerzvolles und zerstörendes dargestellt wird? Ich habe Filme wie Saw (leider mehrere dieser “Reihe”), Sin City, Planet Terror, Kill Bill, Pulp Fiction, Final Destination (auch hier leider mehrere) gesehen, Horrorfilme der eher härteren Sorte (das unsägliche Texas Chainsaw Massacre Remake, The Devil Rejects), die Bücher von Bret Easton Ellis gelesen (in diesem Kontext sind dabei aber nur American Psycho und Glamorama interessant) und auch ein, zwei Bücher von Stephen King, aber ich kann ehrlich sagen, das Stück was ich nach dem Antichrist im dunklen alleine nach Hause gehen musste (bzw. eine spezielle, sehr dunkle Stelle) hat mich mitgenommen und brauchte etwa zwei Stunden bis ich mich wieder beruhigt hatte und an etwas anderes denken konnte. Für mich ist Antichrist etwas abschreckendes, nichts Abhärtendes. Das waren schon eher die anderen Filme.

      Kommen wir noch zu einem anderen Thema, das mich seit längerem beschäftigt: Sex. Im Antichrist gibt es eine Vielzahl von Sexszenen, die jedoch meistens (mal von dem kurzen Einschnitt einer Penetration am Anfang) nichts zeigen, was man nicht schon bei anderen Sexszenen in anderen Filmen nicht gesehen hat. Ähnlich wie in “Die Träumer”, gibt es aber auch hier ein paar Nacktszenen, wo man “Sie” und “Ihn” nackt (mehr oder weniger erregt) sieht. Aber rechtfertigt dies den Begriff “pornographisch”, wie er in den Medien schon für Antichrist verwendet wurde. Was ist Pornographie und in wiefern ist das schlecht? Sollte man “von Trier” dafür loben, dass er sich traut etwas zu zeigen, anstatt zur Hollywoodmethode zurückzugreifen, das ganze unter der Bettdecke zu zeigen and am besten noch zu enthüllen, dass die Charaktere noch ihre Unterwäsche zeigen? Oder sollte man ihn schimpfend aus dem Land jagen. Was ist dann mit Filmen wie “Die Träumer” oder “Der letzte Tango von Paris”? Ist diese explizite Darstellung tatsächlich nötig? Überflüssig? Abstoßend?

      Wie sehr ihr das? Wie steht ihr zu Gewalt und Sex in Filmen?
      "There are no happy endings, because nothing ends."


      Quote: 'Schmendrick' gesprochen von 'Alan Arkin', aus dem Film 'The last Unicorn', von Peter S. Beagle
    • Ich greife hier spontan sogleich einmal das Thema um den Sex auf - zu der Gewalt-Frage muss ich mir tatsächlich noch umfassender Gedanken machen.

      Ich kenne die Darstellung der Sexualität im Antichristen nicht. Allerdings denke ich, dass man durchaus auch Genitalien und explizit unverhülltes Liebesspiel zeigen darf - das muss nicht zwangsweise im geschmacklosen Halten der Kamera direkt zwischen die Beine ausufern. Ich bin mir sicher, dass man Sexualität auch unverhüllt sehr Sicher rüberbringen kann. Das ist schon in der Aktfotographie bewiesen.

      Abgesehen davon spielt mir der Gedanke mit in den Kopf: Wenn das Kino mich schon so zu physischen Reaktionen treibt - wenn ich schon Stress schiebe, Schweißausbrüche habe und einen Puls von 120 - , wieso soll ich dann nicht auch mal ne Erektion haben? Ich persönlich habe sogar lieber eine Erektion als einen Stress-bedingten Puls von 120. Und eine menschliche Reaktion auf einen starken audiovisuellen Reiz ist es in jedem Fall.


      Zur Gewaltdarstellung
      Für mich macht es bei der Gewaltdarstellung schon einen wesentlichen Unterschied, welche Art von Gewalt es ist. Pervertierte psychisch definitif entgleiste Zerstümmel-Mörder-Quäler-wieauchimmer gehen mir schon wesentlich eher ins Mark, als wenn es sich um einen Unfall oder eine Kampfszene handelt. Angenommen in beiden Fällen würde jemandem der Arm abgerissen, dann ist das kein sehr angenehmer Anblick, aber der wesentliche Unterschied liegt in der Motivation: Für einen Kampf am Kriegsschauplatz ist das normal (leider); zwei Parteien setzen sich für ihre Sache ein und hoffen, durchzukommen. Eine zwecklose Verstümmelung zur reinen Vergnügung des Quälers wirkt wesentlich bedrohlicher, da es eine schwer nachzuvollziehende Handlung ist und ich schlechter einschätzen kann, inwiefern ICH davon betroffen sein könnte. Soldat bin ich nicht, ich gehe in keinen Krieg und habe nicht zu fürchten, dass mir ein Splitter den Arm abreißt. Da ist es naheliegender, dass irgendwer im Gebüsch auf mich wartet, um mir Schmerz zuzufügen, entsprechend verspüre ich eine latente Bedrohung.

      Ob man sowas wirklich im Kino sehen muss? Ich kann gut darauf verzichten, meine Fantasie und Erfahrung mit Stöckchen-schnitzen reicht vollkommen aus um mir sicher zu sein, dass Verletzungen keine wünschenswerte Sache sind. Ich sehe in der cineastischen Darstellung allerdings auch keine Bedrohung, ich weiß bisher von niemandem, der durch Horrorfilme einen emotionalen Schaden davongetragen hat. Wer den Stress braucht, darf ihn sich gerne antun. Hauptsache es erweckt bei niemandem den Eindruck, dass es sich beim Zufügen von Leid um ein harmloses amüsantes Hobby handelt.

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    • Ich bin ein Horror Film Fan seit meinemn 6 Lebensjahr. Das heißt seit diesem Augenblick bin ich sozusagen Horror gewöhnt.
      Ich habe schon massig solche Filme gesehen, wobei ich sagen muss das frühere Filme bei weitem mehr Ekel und Gewalt zeigten als heute. Ich ärger mich selbst bei sog. Splattern oft das die Szenen so aufgenommen oder Geschnitten sind, das man das was mn sehen will, gar nicht sieht. Wobei Splatter noch erträglich sind, während die Horrorfilme klar über de Jahre an Ekel und Grusel verloren haben. Sicher, ich bin daran gewöhnt, aber mich hat noch nie soetwas erschreckt oder stark geekelt, daher bewerte ich oft eher die Häufigkeit solcher Szenen die wenigstens etwas spannendes Kribbeln erzeugen.

      Dabei denke ich nicht das diese so sehr verrohen, zumal sich vor mir auch schonmal ein Auffahrunfall ereignete und mir das nicht am A** vorbei ging sondern noch immer es eine Emotion hervorrief was laut dieser Verrohung ja nichtmal mehr vorhanden sein dürfte.

      Man gewöhnt sich vielleicht an sowas, aber so lang man Film und Realität trennen kann nimmt man solche Ereignisse auch völlig getrennt nach. Da ist jede Nachrichtensendung mit realen Unglücken verrohender als ein Film mit Kunstblut und Plastik. Etwas auf einer Leinwand oder in echt zu sehen ist für mich etwas komplett anderes. Und mal ehrlich, wozu kuckt man Horror Filme und Co. ? Nicht wegen der komplezen Handlung sondern grade wegen diesen Szenen, weil sie teils "Erregung" (Spannungs mäßig) und Ekel erzeugen. Es ist aber bewusster, gezielter, künstlicher Ekel und Horror und nicht das was man auf der Straße sieht.

      Kenne zwar den Film nicht, aber sowas sind nunmal Mittel die man nutz um die Botschaft eines Filmes zu verdeutlichen und/oder ihn spannender auch fü die hart gesottenen zu machen, die nach soetwas "dürsten". Jeder geht nunmal anders damit um, ich denke ich wäre nach dem Film normal nach Hause gegangen, wie bei jedem anderen Film auch und trotz meiner Film mäßigen eher harten Schale würde ich noch immer nicht bei realen Ereignissen (siehe oben) völlig gelangweilt von dannen ziehen.

      Vegeta
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      Was einen nicht umbringt macht einen nur stärker und eines ist sicher, ein Saiyajin gibt niemals auf!

      Blicke können schlimmer sein als jeder Schlag ins Gesicht, du kannst sie nicht bekämpfen, nur ertragen. (DB TLW)

      Shiek-kuns und mein FF:
      Elemental Guardians