Crystal Fragments (Arbeit eingestellt)

  • Zelda-Geschichten/Texte

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  • Also geschrieben find ich's jedenfalls super; zumindest spricht es für die Story, dass ich weiter gelesen habe als bloß fünf oder sechs Zeilen, denn eigentlich interessieren mich Fanfictions nur in seltenen Fällen. Sehr flüssiger und angenehm zu lesender Aufbau und lebendig wirkt's auch.
    Bis auf kleinere stilistische Schnitzer (Zahlen schreibt man in Prosatexten aus; also bitte "dreizehn" statt "13" Jahren) ist mir nicht wirklich was aufgefallen, man merkt jedenfalls, dass du einiges an Arbeit reinsteckst. :o


    Eines jedoch, wofür ich mich jetzt vermutlich nicht sonderlich beliebt machen werde: Dein Schreibstil ist unheimlich girly. :D Bei manchen Formulierungen musste ich mir echt an den Kopf greifen; weniger weil sie schlecht wären oder sich holprig lesen, aber weil sie stellenweise wirklich triefen.
    Mal als Beispiel fogenden Absatz, weil mir der besonders aufgefallen ist:

    Original von bereth15
    Link zuckte die Schultern und blickte in den Spiegel, der rechts des Eingangs über dem Waschbecken hing, und blickte in seine tiefblauen Augen, die eine eigenartige Entschlossenheit ausstrahlten. Sie schienen eine bodenlose Tiefe zu besitzen, die an einen Brunnen erinnerte und gleichzeitig zeugten sie davon, dass ihr Besitzer noch nicht älter als achtzehn Jahre war. Er betrachtete sich genauer. Durch sein hautenges weißes Shirt zeichneten sich mühevoll antrainierte Muskeln ab, breite Schultern und starke Oberarme rundeten den Eindruck ab. Er war ein attraktiver junger Mann, das wusste er. Er bildete sich darauf allerdings nichts ein; die ständigen Versuche der Mädchen aus der Klassenstufe unter ihm, ihn auf sich aufmerksam zu machen, waren ihm eher lästig.


    Das schreit geradezu nach sparkling bishie. Ich mein, ich bin schon ziemlich selbstverliebt, aber so denk ich trotzdem nicht von mir, wenn ich des morgens in den Spiegel guck. xD ("Oh yeah, sind meine Augen heute wieder aussdrucksstark und emotional, fuck yeah, who's da boss?")
    Nix gegen diverse Heldenklischees, da bin ich ja selbst nicht ganz unschuldig, aber solche Sachen wirken dann doch irgendwie komisch; als hättest du unbedingt noch reinwerfen wollen, wie rattenscharf der Typ denn nicht ist.

    Das fällt mir hin und wieder auf, deshalb muss ich ab und zu beim Lesen etwas Schmunzeln, aber abgesehen davon isses wie gesagt ganz gut. ;)


    (Ja, man kann draufklicken)
  • Naja, der Kerl ist ja auch "rattenscharf" - oh Mann, weißt du, dass ich hier gerade total am ablachen bin am anderen Ende?
    *durchatme*beruhig*Puuh!

    So, jetzt kann ich mich auch angemessen für deinen Post bedanken, Uly ^^'
    Also: Dankeschön für das Kompliment an Schreibstil und Story!
    Du hast natürlich Recht, aber das musste ich eben einfach mit reinbringen - ist doch gut, wenn's dich zum Schmunzeln bringt (dass das so wirkt, ist mir allerdings bis eben nicht aufgegangen, ojeoje...) - ändern werde ich das aber nicht in absehbarer Zeit, das gehört da einfach rein - ja, er ist selbstverliebt. Und, ja, er ist 'n verdammt gutaussehender Kerl, ich "triefe" gerne :D (Ich lache schon wieder haltlos, Mann, das hat noch keiner geschafft ^^')
    Wahrscheinlich hab' ich zuviel Twilight gelesen, da verkorkst man ein bisschen in extrem romantischer Richtung...

    Gut, um die Zahlen werd' ich mich nochmal kümmern (schon wieder edtieren? Das nimmt überhand ^^)

    Oje, wenn ich jetzt nochmal deinen Post lesen muss, um weiter drauf zu antworten, fall ich vor Lachen noch vom Stuhl, an der Stelle sei's also erstmal genug. Könntest du das nächste Mal subtiler kritisieren, damit ich keine 10 Minuten für 'ne Antwort brauche, weil ich mich selber so lächerlich finde ? ^^'
    (Nein, schon ok, ich muss mich eben mal zusammenreißen - Mensch, bereth, was treibst du? :rolleyes: )



    Edit:
    Mhm, jetzt konnte ich ja 'ne Nacht und 'nen Tag drüber nachdenken - finde deine treffende Analyse zwar immer noch herrlich witzig zu lesen - liegt jetzt aber eher daran, dass ich dir mittlerweile uneingeschränkt Recht gebe ^^

    Ursprünglich sollte das Ganze beim Lesen so wirken, als würde der Erzähler Stellung zu Links Aussehen nehmen. Dabei ist mir aber entgangen, dass ich zumindest einen Absatz mehr mit hätte einbringen müssen, ganz zu schweigen davon,dass Link das nicht zu sich selbst sagen sollte (wie selbstverliebt er auch immer ist ^^).
    Ja, also, ich werde bei Gelegenheit nochmal (!) drüberlesen und sehen, was sich vom Schleim befreien lässt - aber der Subtext "rattenscharf" wird dabei auf keinen Fall verloren gehen ;)

    P.S.: Mal 'n paar Smiles rausgenommen, die sind ja penetrant ^^

    "Heirs of Miraika"
    Fantasy, Steampunk, LGBT+

    "Dreaming of Dawn"
    Fantasy, Psychological, Depression

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  • Und endlich geht's weiter!

    Mit dem folgenden Kapitel hab' ich mich verdammt schwer getan, weil ich random-Settings vermeiden wollte, ich hoffe, das ist mir gelungen. Ursprünglich hatte ich darüber nachgedacht, einen richtigen Dungeon zu entwerfen, aber alle meine Ideen erinnerten zu sehr an 08/15-Dungeons, wie es sie in jedem Spiel gibt - daher bin ich davon abgegangen.

    Die Lösung für Links Problem ist allerdings noch nicht greifbar, dafür müsst ihr euch noch auf das nächste Kapitel gedulden ;)

    Edit:
    Kapitälchen sind jetzt auch entschärft, außer beim "NEIN", aber es steht jetzt nicht allein da, auch will ich sofort klar machen, dass sie haltlos am Kreischen ist ^^

    Kapitel 6 - Zeitlos

    „Irgendwie kann ich immer noch nicht ganz glauben, dass ihr beide noch nie in Hyrule gewesen seid“, wunderte sich Colin, während er Zelda von vorne her misstrauisch musterte: ihre runden und kurzen Ohren, hinter welche sie ihr offenes Haar gesteckt hatte, besonders beachtend.
    Sie antwortete nicht – die Wahrheit hätte er ihr ohnehin nicht abgenommen. Und mehr als die Geschichte, sie und Link kämen aus einem fernen Land weit westlich Hyrules, konnte und wollte sie sich nicht ausdenken. Was hätte sie den Dorfbewohnern auch anderes erzählen sollen? Sie hatte halb befürchtet, dass ihr dann niemand geholfen und Link elend gestorben wäre – dass diese Angst unbegründet gewesen war, war ihr nun angesichts der Selbstlosigkeit dieser Menschen auch klar geworden; dennoch wäre es um so unglaubwürdiger, sollte sie die Wahrheit nun tatsächlich preisgeben.
    „Na gut, wenn du nicht darüber reden willst...“, schloss er nun enttäuscht und steigerte das Tempo noch etwas – offensichtlich war ihm der Zeitdruck, unter dem sie sich befanden, nur zu gut bewusst und Zelda hatte nun Mühe, Schritt zu halten.
    Beim Laufen blickte sie um sich und war wieder aufs Neue erschüttert, wie düster es in diesem Gewölbe war – ihre Augen hatten sich mittlerweile zwar an die fast vollkommene Dunkelheit gewöhnt, doch ihrem flauen Gefühl tat diese Gegebenheit keinen Abbruch.
    Der unterirdische Weg war eng, sehr eng. Würde sie ihre Arme auch nur zur Hälfte ausbreiten, so müssten ihre Fingerspitzen die rauen Wände berühren. An der viel zu niedrigen Decke ahnte sie mehr, als dass sie sie sah, ineinander verschlungene Ranken einer ihr unbekannten Pflanze – beinahe hatten sie die Gestalt von Ästen eines sturmgebeutelten Baumes, welche sich wie Klauen ihren Opfern zuneigten.
    Sie schauderte. Nun waren sie und Colin schon eine ganze Weile unterwegs, der Gang wurde zu beiden Seiten stetig enger, und noch immer war keine Veränderung der Umgebung in Sicht, geschweige denn irgendwelche Untoten, vor denen sie gewarnt worden waren – nun, darauf zumindest konnte sie auch gut verzichten. Für ihren Geschmack hatte sie bereits genügend Wiedergänger für ein ganzes Leben gesehen.



    Ludas besorgter Blick glitt über die Eulenstatue, die nun wieder an ihren angestammten Platz gerückt war, zurück zu dem Verletzten, an dessen Seite sie sich niedergelassen hatte. Sie seufzte.
    „Vater, sag' ganz ehrlich – wie viel Zeit, glaubst du, bleibt ihm noch?“
    Renaldo sah sie aus ernsten Augen an und tat ein paar tiefe Atemzüge, ehe er antwortete.
    „Hmm... Ich sagte ja, dass es ungewiss wäre. Jedoch...“
    Nun sah er Link direkt an und Luda folgte seinem Blick – das Gesicht ihres Patienten sah eingefallen, fast knochig, aus, seine Haut spannte sich und trug mittlerweile die Farbe von Elfenbein, unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab. Und noch immer bildeten sich Schweißperlen auf seiner Stirn, die sie behutsam mit dem nassen Tuch fortwischte.
    „... ich bin mir nun nicht mehr sicher, dass er noch lange wird standhalten können – vielleicht hat er noch bis Mitternacht... Aber selbst das würde einem Wunder gleichkommen.“
    Die Sonne war gerade untergegangen.



    „NEIN!“, schrie sie voller Angst, ja sogar regelrecht panisch.
    Sie kreischte hysterisch, fasste sich an ihre langen Haare – Zeldas Furcht war in dem Moment ins Unermessliche gestiegen, als sie etwas nach sich greifen spürte. Nun zog und zerrte es an ihrem blonden Haar, sie hatte keine Möglichkeit, sich eigenständig zu befreien.
    „Hilfe! Lasst mich gefälligst los, ihr elenden...“
    Colin kam auf sie zugeeilt, blieb vor ihr stehen, stutzte – und begann zu lachen! Sein Blick war auf etwas knapp oberhalb ihres Kopfes gerichtet. Er fasste sich mit der Rechten auf den Rücken und sie hörte ein leise klirrendes Geräusch, als er sein Langschwert zog. Die Klinge blitzte in dem mittlerweile schummrigen Licht kurz vor ihren Augen auf, sie zuckte zurück und stellte erleichtert fest, dass sie frei war.
    Colin lachte wieder, während er sein Schwert zurück in die Scheide gleiten ließ.
    „Was soll denn daran bitte so witzig sein?!? Da werde ich angegriffen und du hast nichts besseres zu tun, als – “
    Sie stockte. Vor ihren Augen wedelte er mit einigen Ranken der ominösen Deckenpflanzen umher und sein Grinsen wurde immer breiter. Sie packte unwirsch das abgestorbene Gewächs und warf es auf den Boden, wo es keinen Schaden anrichten konnte.
    „Wirklich witzig, selten so gelacht, ha...“ war ihr genervter Kommentar, der ihrem Gegenüber das Lächeln dennoch nicht aus dem Gesicht zu wischen vermochte.
    „Deine Haare sind einfach zu lang. Da musst du dich nicht wundern, wenn du dich irgendwo verfängst...“
    Er nahm die Mütze von seinem Kopf und drückte sie ihr kommentarlos in die Hand.
    Zelda zögerte. Seinen verträumten Blick, mit dem er diese Kopfbedeckung bedacht hatte, hatte sie nicht vergessen.
    Andererseits konnte sie sich noch so eine peinliche Überreaktion wirklich sparen – also drehte sie ihre langen Haare zu einem Knoten zusammen und steckte sie unter die grüne Mütze. Hatte sie vorher nur gedacht, dass sie ungewöhnlich lang wäre, so musste sie sich jetzt berichtigen – der gegen Ende spitz zulaufende Stoff reichte ihr sogar bis zum Steiß hinab.

    Sie setzten sich wieder in Bewegung, doch diese eine Sache ließ Zelda einfach nicht los.
    „Colin...“, setzte sie an, unsicher, ob sie ihre Frage wirklich stellen sollte.
    „Hm?“, machte er nur. Er schien noch immer still in sich hineinzulachen, also entschloss sie sich für das Gespräch.
    „Mich würde nur interessieren, wem deine Sachen vorher gehört haben... Also, deine Tunika, du hast sie so seltsam umklammert, als ich dich auf Link angesprochen habe...“
    Colin blieb so abrupt stehen, dass sie beinahe mit ihm zusammengestoßen wäre. Halb bereute sie es schon, ihn wieder auf ein offensichtlich schmerzvolles Thema angesprochen zu haben, doch diesmal blieb er ihr die Antwort nicht schuldig.
    „Er war... ein guter Freund – “, er blickte sie dabei nicht an, starrte stur geradeaus; doch sie wollte mehr wissen – sie hatte das Gefühl, sie müsste diesen Menschen besser kennenlernen, der schließlich ihren Bruder retten wollte.
    „Was ist aus ihm geworden?“, fragte sie ihn also.
    Ein langes Zögern und tiefe Stille folgten auf ihre Frage. Colin schien mit sich zu ringen, ehe er mit erstickter Stimme antwortete.
    „Er... ist gestorben. Vor zwölf Jahren. Ein Händler fand ihn auf dem Weg aus der Stadt nach Kakariko und hat ihn mitgebacht...“
    Seine Fäuste waren geballt.
    „Danach fing alles an, schiefzugehen. Der große Hyrule-Strom versiegte, der Vulkan nördlich Kakarikos hatte ein paar ziemlich heftige Ausbrüche, ehe er völlig erkaltet ist. Das Schloss...“
    Ein Schloss? Davon hatte ihr noch niemand etwas erzählt. Doch sie ließ ihn in ausreden – fürchtete sie doch, eine ungeschickte Frage würde ihn verletzen oder dafür sorgen, dass weitere Antworten ausblieben.
    „Schloss Hyrule wurde zerstört, einfach so! Es gab eine riesige Explosion – man konnte sie bis nach Kakariko hören. Dabei ist das Dorf zwei Tagesreisen von dort entfernt!“
    Er wurde nun immer lauter, redete sich in Rage. Warum musste sie auch immer so neugierig sein? Hatte sie es nicht einfach dabei belassen und die Mütze ohne dumme Fragen nehmen können?
    „Seitdem ist die Ebene nachts noch gefährlicher geworden – ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, dass ihr keinen Geistern über den Weg gelaufen seid...“, wunderte er sich, nun wieder etwas misstrauisch.
    Zelda ging nicht darauf ein. Sie war schockiert darüber, was in diesem Land passiert war. Magie, Explosionen aus dem Nichts heraus, ausgetrocknete Flüsse, Geister... Waren dies schon Vorboten des Chaos, von dem Nayru gesprochen hatte?
    „Mein Vater und ein paar andere wollten die Ruinen des Schlosses untersuchen, aber...“
    Sie konnte sein Gesicht nur ein wenig von der Seite erkennen, sah aber deutlich, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. Verdammt, was hatte sie nur angerichtet?
    „... sie kehrten nicht zurück... Ashley war bei ihnen und konnte nur knapp entkommen... Wir wissen bis heute nicht, was da los war und warum... “
    Zelda hatte genug gehört. Um ihm zu bedeuten, dass sie verstand, legte sie ihm ihre rechte Hand auf den Rücken. Plötzlich überkam sie das Gefühl, dass sie ihm nun doch die ganze Wahrheit sagen müsste. Sie setzte bereits zu einer Erklärung an, als weit hinter ihnen plötzlich gedämpftes Geschrei von unzähligen Stimmen ertönte.


    Sie liefen nun um ihr Leben – dem immer lauter werdenden Gejohle hinter sich entnahmen sie, dass sie eine vielköpfige Übermacht gegen sich hatten. Das Metall der Waffen schlug gegen den harten Stein der Mauer, schnelle Füße trampelten einen lauten Marschrythmus. Was waren das nur für Wesen?
    Zelda hoffte inständig, dass sie schnell genug würden fliehen können – doch wohin? Sie wurde immer schwächer, lange Strecken im Eiltempo zurückzulegen, war sie nach wie vor nicht gewohnt. Colin schob sie fast vor sich her, er schien genauso aufgebracht wie sie sich fühlte.
    Da sah sie vor sich ein immer heller werdendes Licht. Es war fahl, doch ihre an die Dunkelheit gewöhnten Augen mussten dennoch blinzeln. Völlig verzweifelt hielt sie nun darauf zu, sie stolperte schon über den unebenen Boden und ihre müden Füße.
    Wie aus dem Nichts öffneten sich plötzlich zu beiden Seiten die Wände und Zelda stürzte ungeschickt in eine große Kammer.
    Colin folgte ihr und sah sich hektisch um, wandte sich zu dem Gang, aus dem sie gerade herausgepoltert waren – und Zelda war im selben Moment klar, was er vorhatte.
    Eine Art Torbogen verband die Kammer mit dem Zugangsweg – beidseitig der Toröffnung waren große Türflügel angebracht, auf welche die beiden jetzt zustürmten, um sie zu verschließen.
    Zelda wunderte sich sehr, woher sie die Kraft nahm, etwas so schweres von der Stelle zu bewegen – die beiden Flügel quietschten in den Angeln und scharrten über den Boden, bevor sie mit einem lauten Dröhnen ineinander schnappten und Colin den großen Riegel vorschob.
    Ihre Verfolger hatten sie nun ausgesperrt – doch gleichzeitig war ihnen nun auch der Rückweg verschlossen.

    „Und jetzt?“, fragte sie bangen Herzens, während sie sich nun ihres Zufluchtsortes besah.
    Es war ein Raum von der Größe und Form eines ihrer Klassenzimmer, in dessen Zentrum ein dunkler Monolith den Blick auf sich lenkte. Ein silbern glänzendes Auge war auf ihm angebracht und schien sie direkt bis auf den Grund ihrer Seele zu röntgen, eine Träne ging von dem Auge ab und drei spitzwinklige Dreiecke schmückten an der Stelle von Wimpern das blitzende Symbol. Es strahlte eine seltsame Aura aus, die ihr noch zusätzliche Furcht einflößte.
    Rechter Hand konnte Zelda eine weitere Tür erkennen, die jedoch verschlossen war – und es waren keinerlei Möglichkeiten auszumachen, diese aufzusperren, sie schien aus blankem Metall zu bestehen, dass sich gegen jede Art der gewaltsamen Öffnung wehren würde.
    Hinter dem Monolithen und direkt gegenüber der beiden Flüchtigen war eine große Steintafel in die Wand eingelassen, über welcher durch einen Riss in der Decke ein fahles Licht in das dunkle Gewölbe fiel. Der Mond musste gerade sein erstes Schimmern über die Berge senden.
    Auf diese Steintafel bewegten sich die beiden nun zu, den Lärm der Verfolger, die sich nun an den Türflügeln zu schaffen machten, so gut wie möglich ignorierend. Sie mussten jetzt einen kühlen Kopf bewahren, denn ewig würde das Tor nicht standhalten können.
    Verschiedene Zeichen waren auf der Tafel angebracht, gleich Hieroglyphen, denen Zelda keine Bedeutung abgewinnen konnte. Doch Colin schienen sie bekannt vorzukommen. Er legte seinen Kopf schief und kniff die Augen zusammen, seine Lippen bewegten sich lautlos. Plötzlich lächelte er offenbar erleichtert und begann den Raum nach etwas ganz bestimmtem abzusuchen.
    Zelda verwirrte dieses Verhalten maßlos, daher konnte sie nicht anders, als ihn in seiner Konzentration zu stören.
    „Ähm... Entschuldige, aber was...?“
    „Hm? Oh, tut mir leid! Klar, die Schrift kannst du ja gar nicht kennen! Also, wie erklär ich's dir am besten?“, überlegte er, während er immer noch suchend durch die Kammer schritt und den Monolithen umrundete.
    Erst jetzt fiel Zelda auf, dass dieses seltsame Auge auf allen vier Seiten des Gesteins angebracht war. Sie sah sich noch einmal die Steintafel an und entdeckte nun dasselbe Auge wieder in den ihr fremden Schriftzeichen – doch hier fehlte die Träne. Was das wohl zu bedeuten hatte?
    „Also, dieses Symbol und die Schrift stammen von einem alten Volksstamm, der vor ewigen Zeiten in Hyrule lebte und der Königsfamilie diente – ihr Symbol war dieses Auge. Sie nannten sich selbst die Sheikah, das Schattenvolk. Jargo hat mir ihre Sprache beigebracht – er sagte immer, darin läge Magie, aber was genau er damit meinte... Ich schätze mal, wir müssen irgendwas mit diesem Auge anstellen, was die Tür öffnet...“, sagte er und verlor sich danach wieder in stillen Grübeleien.

    Zelda lehnte sich nun an die kalte Wand und beobachtete Colins kreisende Suche. Sie hatte das Gefühl, als würde er am falschen Ort suchen, also setzte auch sie sich in Bewegung, tastete die Wände ab und hoffte auf eine Eingebung.
    Von draußen war noch immer lautes Gepolter und Gekreisch zu hören. Sie wusste nicht, welche Wesen sie auf der anderen Seite des Eingangs erwarteten, doch sie wollte es auch auf keinen Fall herausfinden, also beschleunigte sie ihren Schritt.
    Plötzlich stieß sie in einer besonders düsteren Ecke des Raumes auf eine kalte Oberfläche – für Stein war sie zu ebenmäßig. Sie tastete weiter und stellte fest, dass sie den Gegenstand bewegen konnte. Also packte sie mit beiden Händen an den Seiten zu und hob ihn an – er war sperrig, maß fast dieselbe Größe wie sie selbst, doch wog gleichzeitig erstaunlich wenig, was ihr den Weg zum einfallenden Mondlicht doch sehr erleichterte.
    Sie stellte fest, dass es ein Spiegel war, ein silberner Rahmen umschloss die reflektierende Glasfläche – an der oberen Stirnseite war wieder das Auge der Sheikah angebracht, allerdings wiederum ohne die Träne. Sie lehnte den Spiegel schräg an die Steintafel, wobei das hereinfallende Licht auf seine klare Oberfläche traf und zum Monolithen geworfen wurde. Zelda sah in dessen Richtung – und schreckte zurück.
    Das silberne Auge, welches in ihre Richtung blickte, hatte seine Farbe geändert – es begann, rot zu glühen, ein sirrendes Geräusch entkam ihm, das Leuchten erfüllte den ganzen Raum mit einem Schimmer, der züngelnden Flammen glich.
    „Was machst du denn da?“, hörte sie Colins erschrockene Stimme. Er kam auf sie zu und blieb dann wie angewurzelt stehen, was sie nur zu gut nachvollziehen konnte.
    Abgesehen von dem leuchtenden Rot, das aus ihm strömte, hatte sich auch die Form des Symbols verändert – die Träne war nach oben geklappt und hatte sich in perfekter Symmetrie auf die Pupille des Auges gelegt, sodass es nun einfach nur noch starrte.
    Doch Zelda ging nun ein Licht auf – obwohl sie die alte Schrift nicht lesen konnte, untersuchte sie noch einmal die Steintafel nach dem Signum des Auges – keine Träne. Und wenn sie nun dafür sorgten, dass alle vier Seiten des Monolithen mit Licht bestrahlt würden? Doch mit nur einem Spiegel schien das unmöglich... Wobei... der Raum besaß schließlich vier in Schatten getauchte Ecken!
    Colin hatte offenbar denselben Gedanken gehabt, denn schon stürmte er auf die nächste dunkle Ecke des Raumes zu und kehrte mit einem zweiten Spiegel zurück. Zelda tat es ihm gleich und schnell hatten sie insgesamt vier identische Exemplare vor sich stehen.
    Es war gar nicht einfach, doch sie arrangierten die vier Spiegel eilends so, dass jeweils durch das rote Strahlen eines Augensignums ein weiterer angeleuchtet wurde, welcher wiederum auf das nächste Symbol reflektierte. Zwei der Spiegel konnten sie dabei an die Steintafel und die rechte Wand neben der planen Tür lehnen, die übrigen mussten sie mitten im Raum stehend selber aufrecht halten – dann erstrahlten alle vier Symbole und ein wildes Glühen erfüllte den Raum. Zelda musste ihre Augen zukneifen.
    Plötzlich ertönte ein dumpfes Grollen und der Monolith öffnete sich im oberen Drittel von allen vier Seiten – ein feuerroter Lichtstrahl entkam seinem Inneren und zielte auf die Decke. Jetzt erst fiel Zelda auf, dass dort ein Symbol aus drei gleichseitigen Dreiecken angebracht war, welches nun in hellem Gold erstrahlte.
    „Was passiert hier bloß?“, rief sie hinter vorgehaltenem Spiegel – das Grollen nahm zu, der Boden erzitterte.
    „Ich schätze mal, dass die beiden Familien jetzt wieder vereint sind!“, schrie Colin ihr als Antwort entgegen – damit konnte sie in dieser Sekunde herzlich wenig anfangen.
    Doch hatte sie auch kaum die Möglichkeit, noch länger darüber nachzudenken, denn plötzlich zerbarst hinter ihnen einer der beiden Türflügel und ein Skelett nach dem anderen sprang in die Kammer, mit gezogenen Krummsäbeln in beiden Händen. Wie die Ameisen strömten diese knöchernen Wiedergänger auf sie zu, mit glühenden Augen und feixenden Gesichtern – soweit man das bei Totenschädeln so nennen konnte.

    Zelda schrie laut auf, ließ den Spiegel vor Schreck fallen, wodurch er zerbrach – doch die Magie der Sheikah wirkte offenbar schon.
    Das Strahlen aus dem Kern des Gesteins teilte sich nun in unzählige einzelne Stränge, die in wirren Schlangenformen durch die Luft zischten. Es war ein unfassbares Schauspiel, das sie an eine Lasershow erinnerte, die sie vor ein paar Jahren hatte bestaunen dürfen. Doch glich diese gegenüber der geballten magischen Kraft, die sich um sie herum ausbreitete, einem Kinderspielzeug, ganz abgesehen davon, dass sich dieser Wahnsinn genau neben ihr abspielte und nicht mehrere hundert Meter entfernt stattfand.
    Sie hoffte inständig, dass diese offenbar heißen Strahlen nicht auf Colin oder sie treffen, sondern ihre Feinde verglühen würden.
    Diese waren auch vor Staunen stehengeblieben und hatten ihre potenziellen Opfer scheinbar völlig vergessen – dies wurde ihnen nun zum Verhängnis. Denn tatsächlich trafen die Entladungen genau auf die Untoten, als hätte jemand ganz bewusst auf sie gezielt. Sie schrien und kreischten durcheinander, ehe sie in kleinen Rauchwölkchen aufgingen. Auch die Nachfolgenden hatten keine Chance, dem Inferno zu entkommen – die Magie suchte sich ihren Weg direkt in den Gang, welcher zum Heiligtum Kakarikos zurückführte.
    Die beiden jungen Erwachsenen hatten inzwischen Zuflucht unter Colins Spiegel gesucht, von wo aus sie in den Gang starrten, und hörten nun ein weiteres Dröhnen zu ihrer Linken – die metallen wirkende Tür schmolz nun förmlich dahin, der Weg öffnete sich.
    Hektisch hielten sie darauf zu, die roten Magiestrahlen wirbelten jetzt völlig unkontrolliert durch die Kammer, prallten von den Wänden ab und brachen große Gesteinsbrocken aus ihnen heraus.
    Kaum hatten sie den Durchgang erreicht, als hinter ihnen die Mauer einstürzte und alles unter sich begrub – den Monolithen, die mysteriöse Steintafel, die Spiegel, ihre zu Staub zerfallenen Feinde.
    Zelda stürzte vornüber, gefolgt von Colin, und warf sich ihre Hände über den Kopf, zum Schutz vor Stein und Geröll.

    Sie hatten Glück im Unglück.
    Beide erhoben sich unversehrt und klopften sich den Staub von ihrer Kleidung – doch der unterirdische Weg zurück ins Dorf war nun unmöglich passierbar. Wie sollten sie denn nun zurückkehren, sollten sie finden, wonach sie suchten?
    „Also – das war ja mal verrückt...“, staunte Colin. Sein Blick war auf die Wand aus Geröll gerichtet und er kratze sich mit der Rechten am Hinterkopf.
    Da fiel Zelda wieder ein, was er vorhin gesagt hatte und nun sprach sie ihn auf die Inschrift an:
    „Colin, was genau stand auf dieser Steintafel geschrieben? Du hast eben irgendwas von den zwei Familien gesagt, die... wieder vereint wären?“
    Nun drehte er sich zu ihr um, nahm die Hand vom Kopf und stützte stattdessen sein Kinn in ihre Innenfläche, den Arm am Ellenbogen durch die linke Hand gehalten.
    „Also den genauen Wortlaut weiß ich auch nicht mehr, aber es war etwas in die Richtung:
    ,Auf dass das Schattenvolk wieder eins werde mit der königlichen Familie von Hyrule und der Verrat ungeschehen gemacht werde'.
    Und dann stand da noch was anderes... Wie war das noch gleich...:
    ,Ihre Magie soll ihren alten Herrschern dienen, so wie es die Sheikah selbst nicht mehr vermögen. Das Mondlicht bringt die Wahrheit um drei Stunden auf Mitternacht.'
    Und dann war da eben nur noch das Augensymbol eingeritzt, bei dem die Träne fehlte – die steht für den Verrat der Königsfamilie an ihren Dienern...
    Naja, so in etwa... Ist übrigens eine uralte Legende, die Jargo mir erzählt hat – aber bis heute hielt ich sie eigentlich für ein Märchen... Wir hatten jedenfalls Glück, dass wir wohl die richtige Zeit erwischt hatten und dass da gerade ein paar Feinde Hyules bei uns waren, sonst hätte es uns bestimmt genauso erwischt!“
    Er hatte nun einen Ausdruck in den Augen, als würde ihm die Gefahr, in der sie geschwebt hatten, jetzt erst bewusst werden.
    Doch Zelda war sich nicht so sicher, dass er richtig lag.
    Ihre alten Herrscher... Hatte sie nicht krampfhaft gewünscht, ihre Feinde würden unter den Strahlen verglühen? War eben dies nicht letztendlich auch eingetreten? Und hatte die Magie nicht erst dann die Kontrolle verloren, als sie völlig kopflos davon gestürmt war?
    Aber das war absurd, schließlich wusste sie nicht einmal etwas von diesem ,Schattenvolk' oder von einer königlichen Familie – wie auch, sie stammte ja auch aus der Zukunft, verdammt! Sie redete sich schon wieder Theorien ein, die völlig unhaltbar waren... Davon abgesehen vergeudeten sie hier ihre wertvolle Zeit, während ihr Bruder im Sterben lag!
    Sie wandte sich von dem eingestürzten Torbogen ab und blickte in die entgegengesetzte Richtung – ein warmes Licht erhellte den Gang, in dem sie sich befanden. Entschlossen ging sie seiner Quelle entgegen, hielt dabei beide Hände über die Scheiden der Kurzschwerter – auch wenn sie nicht wusste, wie genau man sie verwendete. Sie hätte noch ein oder zwei Übungen mit Ashley durchgehen sollen, dachte sie missmutig, während sie hoffte, dass nicht noch mehr dieser Knochengänger auf sie lauerten.
    Colin folgte ihr wortlos. Sie hielten nun auf eine Biegung in dem Gang zu und sie hörte, wie er hinter ihr sein Schwert zog. Sie tat es ihm gleich und zog umständlich ihre beiden Klingen aus den Scheiden, sich auf alle Eventualitäten gefasst machend.
    Wenn schon die Magie, die nur den Weg hierher schützte, so mächtig war – was würde die beiden dann an ihrem Zielort unter dem Friedhof erwarten?

    "Heirs of Miraika"
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    Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Bereth ()

  • Original von bereth15
    Ursprünglich sollte das Ganze beim Lesen so wirken, als würde der Erzähler Stellung zu Links Aussehen nehmen.


    Das wär an der Stelle auf jeden Fall besser gewesen. Entweder der Erzähler oder eine andere Person; es die Hauptfigur selbst denken zu lassen hat dann eher sowas narzisstisches an sich - rattenscharf hin oder her. ;)

    Es is aber auch das Einzige, das mir bei dir wirklich negativ auffiele - solch kleine stilistische Fehler. Wortwahl is wirklich gut und Schreibstil flüssig, ich hab zumindest keinerlei grammatische oder logische Fehler gefunden. Entweder du gehst das alles immer sehr gewissenhaft durch oder du hast einen unwahrscheinlich guten Blick für Satzbau. :o



    Bloß Kleinigkeiten: Sowas wie "NEIIIN!!! HILFE!" ist für Prosa ungeeignet und wirkt eher unprofessionell - als Autor sollte man andere Mittel kennen, um einen lauten Schrei oder so etwas darzustellen. Kein Capslock in Geschichten, das sollte man aufs Internet beschränken. Es sei denn, man nutzt es bewusst als Stilmittel, wie den Tod aus den Scheibenweltromanen (und der redet eigentlich in Kapitälchen, aber egal).

    Als Beispiel: Was liest sich besser:
    "NEEEEEEEIIIIIIIN!!!" schrie Hans, als er in die Schlucht stürzte
    oder
    Ein langgezogener, panischer Schrei entwich Hans' Kehle, als er in die Schlucht stürzte.

    (Absichtlich jetzt übertrieben, zu Demonstrationszwecken)


    [SIZE=7]In diesem Beitrag kamen keine Personen zu Schaden. Außer Hans.[/SIZE]


    (Ja, man kann draufklicken)
  • Original von Ulyaoth
    Als Beispiel: Was liest sich besser:
    "NEEEEEEEIIIIIIIN!!!" schrie Hans, als er in die Schlucht stürzte
    oder
    Ein langgezogener, panischer Schrei entwich Hans' Kehle, als er in die Schlucht stürzte.

    (Absichtlich jetzt übertrieben, zu Demonstrationszwecken)


    [SIZE=7]In diesem Beitrag kamen keine Personen zu Schaden. Außer Hans.[/SIZE]


    In diesem Fall ganz entschieden Ersteres, wenn du mich fragst. ;)
    Das zweite ist so widerlich pathetisch...

    Wenn, dann bitte so:
    Und Hans krisch sauamspießengleich, als sein Korpus fast ragnarökisch in den lodernden Orkus der Hadesschlucht hinab geschmettert wurde.

    Spass beiseite: ich plaediere ja immer für Gegenstaende, für anschauliches Erzaehlen. Natürlich ist die Capslock-Lösung recht uninnovativ, mit Sicherheit geht es eleganter - nur: zu viele Adjektive schaden dem Text enorm. Langgezogen, panisch? Ausgelutscht, langweilig. Ich empfehle hier, sich neue, kreative Tropen einfallen zu lassen - Metaphern, Vergleiche, Allegorien. Jedes elegant vermiedene Adjektiv ist ein Gewinn für den Text - und wörtliche Rede ist gut, sie macht die Sache anschaulich(er). Dennoch, und da geh ich mit dir d'accord, Uly: Capslock muss nicht sein in der Prosa - veralteter, tausendfach gelesener Pathos aber noch weniger. Ausser wenn er ironisch gebraucht wird - aber das ist bei den meisten, ich sag mal "Patheten", leider nicht der Fall und sie begehen scheussliche Fehler.

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  • Ich sagte auch "übertrieben", nicht "ins Groteske überzogen". :ugly:

    Na ja, das Beispiel war auch nicht unbedingt als Vorlage für moderne Literaturklassik gedacht, sondern bloß als Gegenüberstellung zu einem Capslock-Schrei. Klar gehts kreativer; auch im Kontext (der Satz stand ja völlig leer für sich da).


    (Ja, man kann draufklicken)
  • Also, erstmal: Wieder ein Danke für die Kritik, Uly, und auch für deinen ergänzenden Post, Acri ;)


    Ist mal wieder berechtigt, der Schrei wirkt tatsächlich etwas platt - aber eine großartige pathetische Formulierung wollte ich da nicht einbauen, das war situativ einfach unpassend. Aber, gut, ich werde mal sehen, wie sich das eleganter formulieren lässt - denn mit wörtlicher Rede soll dieser Absatz trotzdem beginnen. Wahrscheinlich nehm' ich dann eben statt den Capitals normale Schrift und sehe, wie es der Erzähler klar macht.
    Danke aber für den Hinweis!

    Naja, und die Erzähler-Beschreibung Links muss ich auch mal überdenken, bin ich noch nicht zu gekommen - wobei ein Spiegel ja immer eine gute Mögliochkeit ist, das Aussehen über die Figur selbst zu beschreiben - vielleicht mach ich's auch einfach trockener, mit demselben Inhalt. *shrug*

    Aber, ja, Uly, ich lese mindestens noch viermal über den Text, eh' ich ihn poste, wobei mir aber ständig noch Grammatikfehler auffallen - also würde ich sagen, ich hab' zu meinem Glück beides: ein Gefühl dafür und die nötige Geduld (wobei mir da schonmal der Faden reißt, wenn ich denselben Satz zum sechsten Mal ändern muss, weil er besch**** ist ;) )


    btw, das nächste Kapitel wird auch wieder seine Zeit brauchen, in magischen Dingen hab' ich ja nicht so furchtbar viel Erfahrung :D

    "Heirs of Miraika"
    Fantasy, Steampunk, LGBT+

    "Dreaming of Dawn"
    Fantasy, Psychological, Depression
  • Und wieder ein Doppelpost, hach, ist das nicht schön? *chrm*

    Auf jeden Fall - das nächste Kapitel ist endlich (!) fertig, es war eine schwere Geburt, ich wusste genau, wo ich hinwollte, aber die Worte kamen einfach verdammt schleppend.

    Wie auch immer, es ist lang, 10 Seiten in meinem Word-Programm, also bringt etwas Zeit beim Lesen mit - und evtl Taschentücher, kA, ob ich den Schluss vernünftig rübergebracht habe ^^'


    Kapitel 7 - Tränen in der Nacht

    Das warme Licht wurde immer heller – doch jetzt konnte Zelda ein schwaches Flackern erkennen, das sich an den Wänden abzeichnete.
    Sie packte ihre beiden Kurzschwerter noch etwas fester, atmete tief durch und bog dann mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend um die Kurve, dicht gefolgt von Colin.
    Doch was sie nun sahen, deckte sich kaum mit ihren dunklen Erwartungen: Sie betraten eine lichtdurchflutete Grotte, deren Mittelgang von beidseitig aufgestellten Fackeln erhellt wurde, welche schon ewig dort zu brennen schienen. Es war ein weitläufiges Gewölbe, dessen Decke im mittleren Drittel aus einem durchsichtigen Material bestand, welches herkömmlichem Glas ähnelte. Zelda ließ ihren Blick dorthin schweifen und meinte darüber Wasser zu erkennen, durch welches noch schwach das Licht des Vollmondes in die Höhle schimmerte.
    „Offenbar sind wir jetzt schon unter dem Zora-Friedhof... Ich wusste nicht, dass der noch unversehrt ist“, stellte Colin fest, der ihrem Blick gefolgt war.
    Dieser Ausspruch wunderte sie doch sehr – von Zoras hatte sie noch nie zuvor gehört. Doch sie würde ihn danach fragen, wenn sie hier heil wieder herauskämen – trotz des vielen Lichts hatte die Höhle nämlich auch etwas Befremdliches, Unheimliches. Denn sie waren nicht nur unter einem Friedhof sie befanden sich sogar mitten in einem solchen. Linksseitig des bröckligen Steinpfades waren Marmorsärge aufgereiht, die der schönen Grotte und ihren rot glitzernden Wänden ein absonderliches Aussehen verliehen – sie schienen nicht in diese Szenerie passen zu wollen. Der Boden war mit hellem Sternmoos bewachsen, zwischen den verschiedenen Deckenabschnitten tropfte immer wieder etwas Wasser herab, durch welches sich Stalagmiten und Stalagtiten in den verrücktesten Formen gebildet hatten. Teilweise griffen sie wie Zähne ineinander – diese Höhle musste es schon seit unzähligen Jahrthunderten geben, doch die Särge waren eindeutig jüngeren Alters, der Stein sah noch sehr robust aus, die Verzierungen waren noch deutlich zu erkennen – sie bestanden aus nichts als roten Fresken des tränenlosen Auges der Sheikah, welche von goldenen Aufsätzen der drei gleichseitigen Dreiecke umfasst wurden.
    Zu ihrer Rechten befand sich noch ein weiteres Element, welches nicht so recht hier hineinpassen wollte – es war ein großer tiefschwarzer Felsen, der unnatürlich abgerundet war und im Mondlicht leicht schimmerte – doch war auch noch eine grün leuchtende Reflexion auf seiner linken Seite zu erkennen, welche Zeldas Blick zum hinteren Teil der Grotte zog. Und vor Staunen vergaß sie einen Moment, zu atmen.

    Denn am Ende der Höhle war ein helles, grünes Strahlen auszumachen, das von einem Kristall von der Größe zweier Ellenlängen ausging, der mitten in der Luft schwebte. Es war eigentlich unmöglich, ihn zu übersehen – und dennoch hatte sie ihn bis jetzt aufgrund ihrer strapazierten Nerven nicht bemerkt. Er hatte die Form zweier an den Bodenflächen aufeinander gesetzten Pyramiden und drehte sich unaufhörlich um die eigene Achse. In seinem Inneren konnte Zelda noch etwas anderes erkennen – doch war aus dieser Entfernung nicht auszumachen, was es war und so begann sie, darauf zuzugehen, eine seltsame Vertrautheit verspürend.
    Colin folgte ihr, offenbar zu verwundert, um noch viel zu sprechen – auch hatte er sein Schwert mittlerweile zurück in die Scheide gleiten lassen, die Situation erschien ihm wohl sicher genug. Doch das unbestimmte Gefühl einer Gefahr bemächtigte sich Zeldas – als sie an dem schwarzen Felsen vorbeischritten, überlief sie ein Schaudern, was sie dazu veranlasste, ihre Klingen nur noch fester zu halten.
    Seltsamerweise verging das Gefühl, je weiter sie sich von dem Stein entfernten und je näher sie dem strahlenden Kristall kamen. Was konnte das nur bedeuten? Sie hatte die Empfindung, dass sie sich in trügerischer Sicherheit wähnen sollten. Und hatte sie da nicht eine Bewegung am Eingang gesehen, einen Schatten?
    Hektisch drehte sie sich um – doch da war nichts, nur ein verwundert dreinblickender Colin, der seine Augen nicht von der perfekten Form vor sich abwenden konnte.
    „Was glaubst du, was das ist?“, fragte er in einem verträumten Tonfall, der Zelda überhaupt nicht behagte.
    Irgendetwas war hier faul, das spürte sie ganz deutlich. Doch Colin bewegte sich nur immer weiter auf den Kristall zu, einen völlig verzückten Gesichtsausdruck tragend.
    „Ich weiß nicht, was das ist – aber ich denke nicht, dass du zu nah rangehen solltest...“, begann Zelda nun.
    Als er nicht reagierte, steckte sie mit ihrer Linken eine der Klingen in die rechte Scheide und griff nach seinem Arm, denn er war mittlerweile an ihr vorbeigegangen, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen.
    „He, Colin, jetzt hör doch mal zu – hier stimmt was nicht... Colin?“
    Jetzt war er stehen geblieben und drehte sich zu ihr um – seine Augen waren völlig leer! Was war hier nur los? Sie wedelte nun ungeduldig mit der freien Hand vor seinem Gesicht.
    „Erde an Colin! Bist du noch da?“
    Doch sein verträumter Gesichtsausdruck schwand nicht, auch nicht nach der Ohrfeige, die sie ihm nun beibrachte. Verdammt, dachte sie verzweifelt, bei Link hatte das doch auch schon funktioniert! Was war denn nur mit ihm los?

    Plötzlich hörte sie hinter sich ein leises Geräusch wie von einem Windzug und ihre Nackenhaare stellten sich auf. Doch ehe sie reagieren konnte, wurde sie an der Schulter gepackt und rückwärts von den Beinen gerissen. Sie wirbelte kreischend durch die Grotte und landete hart neben dem Stein, der – verschwunden war! Geschockt richtete sie sich auf, die Schmerzen in ihrem Steiß und Rücken versuchte sie, mit zusammengebissenen Zähnen zu ignorieren. Doch der Stein war tatsächlich nicht mehr an seinem angestammten Platz. Sie sah nun in die Richtung, aus der das grüne Strahlen noch immer sendete und erstarrte mitten in der Bewegung.
    Vor Colin stand ein deckenhohes schwarzes Ungetüm, mit derselben abgerundeten Form, die der Stein gehabt hatte – oder schwebte es? Von hinten konnte sie nur seine vier krallenbewehrten und muskelbepackten Arme erkennen, die sich drohend auf Colins Kopf zubewegten, sein Rumpf ging nach unten hin in einen schattenartigen Rauch über, welcher einer Gewitterwolke ähnelte und den blonden Kämpfer umschloss.
    Und der junge Mann rührte sich noch immer nicht von der Stelle, obwohl er doch in so unmittelbarer Gefahr schwebte! Das musste ein Zauber dieses Wesens sein, anders war seine Untätigkeit nicht zu erklären. Sie musste etwas tun, sonst würde er von diesen Krallen zerfleischt werden. In ihrer Verzweiflung warf sie das Schwert, welches sie noch fest in der rechten Hand gehalten hatte, auf das schwarze Ungetüm, in der Hoffnung, es auf sich aufmerksam zu machen.
    Es wirkte. Sie traf das Wesen mit der Klinge an der linken Schulter, wo sie abprallte – und obwohl es ihm keine Schmerzen zu bereiten schien, drehte es sich nun zu Zelda um, sodass sie jetzt auch sein Gesicht erkennen konnte. Es besaß eine flache Mandelform und nur ein Auge, welches sich über die ganze Breite des schmalen Kopfes erstreckte – von dem starrenden, roten Ding hing eine gallerte Träne herab, alles in allem musste sie sofort an das Sheikah-Signum denken.
    Doch sie hatte keine Zeit, weiter zu grübeln, denn nun kam die Gewitterwolke auf sie zugesaust, sie schaffte es gerade noch, ihre übrig gebliebene Klinge wieder zu ziehen und sich aufrecht in den Gang zu stellen. Direkt vor ihr stoppte der Vierarmige und legte seinen Kopf schief, ehe er mit zwei Händen vor der Brust einen Trichter bildete, hinter welchem auf Augenhöhe ein helles Leuchten zum Vorschein kam. Zeldas Blick wurde sofort darauf gelenkt und sie erkannte durch die Dunstwolke eine goldene Kugel, die sich in der Brust des Wesens befand, umschlossen von sich bewegenden Hautlappen, die zuzeiten eine größere oder eine kleinere Öffnung über ihr ließen – offenbar atmete das Wesen durch diese Lappen wie durch Kiemen.
    Doch der lange Blick in diese Gegend wurde Zelda zum Verhängnis, denn durch ihre Unachtsamkeit gelang es dem Ungetüm ohne weiteres, sie mit allen vier Armen zu packen – zwei schlossen sich um ihre Beine und die anderen beiden um ihren Oberkörper. Sie schrie und wehrte sich mit aller Kraft, doch der Griff war unnachgiebig, das Schwert hing nun nutzlos in ihrer linken Hand.

    Die starken Pranken drückten ihren Körper schmerzhaft zusammen, die Luft wurde ihr aus der Lunge gepresst. Schon spürte sie, wie sie langsam das Bewusstsein verlor, als ihre Gedanken zu Link wanderten.
    Sie sah nun genau vor sich, wie er sich in Krämpfen und von Albträumen geplagt wand, das Gesicht eingefallen und schmerzverzerrt. Gleichzeitig rief sie sich in Erinnerung, wie er schon immer alles daran gesetzt hatte, ihr zur Seite zu stehen und sie zu schützen. Und das sollte sie ihm jetzt nicht zurückgeben können? Ihr stiegen Tränen auf, als sie an sein Lächeln, an seine blitzenden blauen Augen, dachte. Das konnte nicht das Ende sein, dachte sie wutentbrannt. Sie riss ihre eigenen Augen auf und spannte jeden Muskel ihres Körpers an, verbunden mit einem lauten Schrei, der von den Wänden widerhallte.
    Dann wurde sie sich der Klinge in ihrer Linken wieder deutlich bewusst. Sie drehte ihre Hand in die Richtung des monströsen Oberkörpers vor ihr und stemmte sich gegen den festen Griff – bis sie spürte, dass die Krümmung der übergroßen Finger langsam zurückging, sie konnte es schaffen, sie würde es schaffen!
    Zelda nahm noch einmal all ihre Kräfte zusammen und führte mit einem unglaublichen Ruck einen Hieb gegen die flatternden Hautlappen, wobei sie die Klinge genau in die hell leuchtende Kugel stieß.
    Ehe sie richtig realisieren konnte, was passiert war, landete sie schon wieder schmerzhaft auf ihrem Steiß – und musste sich die nun freien Hände auf die Ohren schlagen. Denn dem Wesen vor ihr entfuhr ein schrilles Kreischen, es war Fingernägeln, die auf einer Tafel entlangkratzen, unheimlich ähnlich, doch die Lautstärke war um ein vielfaches angehoben und ließ ihr Trommelfell erzittern.
    Sie überwand den unbändigen Drang, ihre Augen geschlossen zu halten und zwang sich, in die Richtung ihres mit Rauch umwölkten Widersachers zu schauen – doch war der Rauch nun verschwunden und gab etwas noch viel Furchteinflößenderes preis.



    „Hm, das wird haarig...“, hörte Luda eine vertraute Stimme hinter sich.
    Ashley hatte sich gerade mit einigen Decken beladen von Jargo aus durch die Reihen der Irrlichter und Nachtwandler hierher gekämpft und hatte den Stoff gewissenhaft um den Körper des Kranken gelegt, während Luda selbst ungeduldig vor der Statue gestanden hatte. Sie hoffte halb, dass die Eule jeden Augenblick von ihrem Standort springen und den Blick auf zwei junge Erwachsene mit dem Licht des Schutzgeistes Eldin freigeben würde. Sie seufzte und wandte sich zu ihrer Freundin um. Sie wirkte sehr mitgenommen, das sah ihr gar nicht ähnlich, Kämpfe machten ihr für gewöhnlich trotz ihrer rund vierzig Lenzen nichts aus.
    „Geht es dir auch gut?“, fragte sie sie daher besorgt.
    „Du machst wohl Witze? Ob es mir...? Ich glaube, wir haben gerade ein dringenderes Problem.“, sagte sie mit einem Blick zurück auf Link.
    „Davon abgesehen brauchen mir die beiden zu lange. Ich sollte lieber...“, begann sie, doch sie wurde von Renaldo unterbrochen, der aus dem Schatten hinter dem Sockel der Statue trat, wo er gebetet hatte.
    „Ich halte es für keine gute Idee, wenn du ihnen folgst, Ashley. Ich spürte vor nicht allzu langer Zeit eine Erschütterung und ich weiß nicht, ob der Weg noch passierbar ist – und ob es unsere beiden Freunde geschafft haben, der Gefahr zu entrinnen...“
    Ashley sah geschockt drein, doch Luda wusste, was ihr Vater meinte – auch sie hatte es gespürt. Trotzdem gab sie die Hoffnung nicht auf – Colin war stark, er würde nicht so einfach sterben. Außerdem würde sie ihn persönlich bis ins Jenseits verfolgen, wenn er nicht zu ihr zurückkehrte, dachte sie verbittert.
    Doch selbst wenn den beiden nichts zugestoßen war, so müssten sie doch einen erheblichen Umweg in Kauf nehmen, sollte der Pfad tatsächlich eingestürzt sein.
    „Du hast Recht, Ashley“, setzte sie zur Erklärung der möglichen Umstände an, „das wird tatsächlich eng... Wahrscheinlich müssen sie über die Berge zurück ins Dorf – das könnte sie noch einmal eine zusätzliche Stunde kosten. Und wenn ich mir Link hier so ansehe...“
    Alle drei wandten nun wieder ihre Köpfe zu dem jungen Mann und alle hatten sie denselben Gedanken: Es waren jetzt noch etwas weniger als drei Stunden bis Mitternacht – Colin und Zelda waren jedoch schon vor knapp zwei Stunden aufgebrochen. Und ob Link überhaupt noch so lange durchhalten würde, war angesichts seines Zustandes mehr als unwahrscheinlich.



    Während das langgezogene Kreischen noch immer anhielt, musste Zelda nun den Anblick eines überdimensionalen Stachels verdauen, der aus dem Rumpf des Wesens herausstach und von sechs gekrümmten, über und über beharrten Beinen umfangen wurde. Sie wünschte sich fast den Rauch zurück, um das insektengleiche Unterteil dieses Monstrums nicht mit ansehen zu müssen.
    Ihr Blick wanderte zu ihrem Kurzschwert, von welchem nur noch das Heft mit dem verzierten Griff zu sehen war – und voll Staunen klappte ihr die Kinnlade noch weiter als durch ihre Angst herunter. Denn nun konnte sie die strahlende Kugel ohne störende Hautlappen bewundern – und wusste instinktiv, dass eben diese die Magie beinhaltete, nach der sie und Colin suchten.
    Colin... Hektisch rollte sie sich zur Seite und sah in die Richtung, wo sie ihn zuletzt hatte stehen sehen. Doch musste sie geschockt feststellen, dass er nun nicht mehr aufrecht stand, sondern gekrümmt auf dem Boden lag. Sie sah genauer hin – und entdeckte eine kleine Pfütze dunklen Blutes, welches unter ihm hervorquoll!
    Verdammt, ging denn jetzt alles schief? Wie konnte er denn verletzt worden sein? Dann fiel ihr ein, dass die Wolke seinen Körper umschlossen hatte, ehe sie ihre Klinge auf das Wesen geworfen hatte – ihr Blick wanderte wieder zu dem glänzenden Stachel und nun erkannte sie kleine dunkelrote Tropfen auf ihm...
    Mittlerweile hatte sich das Ungetüm offensichtlich wieder gefangen, denn das Kreischen war nunmehr lediglich in ihrer Erinnerung präsent, das Wesen schüttelte sich über ihr und langsam braute sich wieder eine Rauchwolke zusammen.
    Zelda wusste, dass dies einen baldigen Angriff bedeutete und krabbelte panisch durch die wirren Beine hindurch auf Colin zu, wo sie ihr abgepralltes Schwert vermutete – sie musste diesem Ding nun also alleine beikommen und die Magie aus seinem Körper befreien. Das versetzte sie in fast lähmende Angst. Sie war noch nie auf sich gestellt gewesen, geschweige denn in einer solchen Gefahrensituation. Ihr ganzer Körper zitterte, das Herz schlug ihr wild hämmernd in der Brust, ihr Bauch fühlte sich an, als stürzte sie gerade einen tiefen Abhang hinunter.
    Doch wuchs sie in diesem Moment über sich hinaus, sie schaffte es, sich aufzurichten und zu ihrem übrig gebliebenen Schwert zu humpeln, ehe sich der Einäugige zu ihr umdrehen konnte.
    Zitternd, aber auch fest entschlossen, hielt sie die Klinge mit beiden Händen vor ihren Körper, Colins stoßweises Atmen so gut wie möglich ausblendend, während das Wesen nun wieder gleich einer Gewitterwolke auf sie zukam, seine Träne in einem gefährlichen Violett aufleuchtend.
    Und nun verstand Zelda. Sie blickte noch einmal zu den Marmorsärgen und besah sich des Siegels mit der fehlenden Träne – konnte das die Lösung sein? Sollte es letztendlich so leicht sein?
    Doch blieb ihr keine Zeit mehr zum Nachdenken und so handelte sie einfach: Sie hob das Schwert über ihre linke Schulter und ließ es mit einem wilden Kampfgeschrei vor sich kreisen, ehe die vier Hände nach ihr packen konnten. Tatsächlich schaffte sie es, knapp unter dem starrenden Auge den gallerten Verbindungsfaden der Träne zu durchtrennen, welche zwar erst nur kurz von einer Seite auf die andere pendelte, doch im nächsten Moment in den neugebildeten Rauch herabtropfte.
    Wieder ertönte ein Kreischen, doch diesmal war es noch um einiges lauter und schriller als das erste. Zelda warf sich auf den Boden, beide Arme um ihren Kopf geschlungen, jedoch hielt sie nun ihre Augen geöffnet. Die seltsame Wolke verschwand, wodurch sie sehen konnte, dass die Träne in die Öffnung auf der Brust des Ungetüms gefallen sein musste – das goldene Strahlen war nun leicht durch einen violetten Schatten gedämpft, doch nur für einen kurzen Augenblick. Denn nun bröckelte die Gallertmasse regelrecht, das helle Leuchten bahnte sich mehr und mehr seinen Weg durch den klebrigen Schleim, erstrahlte immer heller und begann nun auch, durch den schwarzen Körper des Einäugigen zu brechen.
    Sein Auge war mittlerweile geschlossen, die vier Arme griffen an den mandelförmigen Kopf, die sechs widerwärtigen Beine knickten ein. Nach und nach verwandelte das magische Licht das schattenartige Wesen in nichts als Staub und Rauch – nun musste Zelda ihre Augen doch noch schließen, denn ein Blick in die Sonne hätte nicht blendender sein können.

    Als sie sie wieder öffnete, sah sie nichts als diesen goldenen Ball vor sich schweben, über seine Oberfläche schienen Wellen zu laufen. Sein Leuchten durchstömte die Grotte in ihrer Gesamtheit und ließ die Särge gleich weniger befremdlich erscheinen. Offenbar war die Träne die Überlebensquelle des Ungetüms, sein Herzstück, gewesen, durch deren Vernichtung gleichzeitig auch das Schicksal ihres Trägers besiegelt worden war.
    „Nicht... schlecht...“, hörte sie die schwache Stimme Colins hinter sich, was sie dazu veranlasste, sich voller Sorge zu ihm umzuwenden – er sah gar nicht gut aus. Doch hatte er sich mittlerweile in eine mehr oder weniger sitzende Position gehievt, hielt sich beide Hände über den Bauch und lächelte sie anerkennend an.
    „Dieses Auge hat mich... irgendwie gelähmt – tut mir leid, dass ich dir nicht...“, setzte er an, doch sie ließ ihn gar nicht erst seine ohnehin unnötige Entschuldigung aussprechen. Es war vorbei – für den Augenblick.
    „Lass das gefälligst, du konntest nichts dafür. Außerdem“, sagte sie nun, während sie umständlich und mit noch immer zitternden Fingern an ihrer Tunika herumriss, „müssen wir deine Wunde versorgen. Hoffentlich ist sie nicht tief... “
    Mit diesen Worten schaffte sie es dann auch, einen größeren Stofffetzen abzureißen und sah Colin vielsagend an. Seine Verletzung war, zumindest für den Moment, wichtiger als Links Hoffnungsschimmer hinter ihr.
    Colin gehorchte und hob seine eigene Tunika an – unter der er zu Zeldas Entsetzen kein Kettenhemd trug. So etwas Unvernünftiges! Doch mussten sie das Beste aus der Situation machen und so begann sie, den Einstich zu untersuchen – er war, Nayru sei Dank, nicht besonders tief.
    Sie stutzte und musste ob ihres seltsamen Stoßgebetes lächeln – es wirkte so vertraut auf sie, auch wenn dies eher dem Gefühl eines Dejavús gleichkam. Sie schüttelte den Kopf, nahm eine der Wasserflaschen zur Hand, die Colin an der Seite trug und kümmerte sich nun um seine Wunde.


    „Und hast du eine Idee, was wir jetzt machen sollen?“, fragte sie mit zweifelndem Blick auf die vor ihr schwebende Sphäre und den grün strahlenden Kristall im hinteren Höhlendrittel. Colins Verletzung hatte sie behelfsmäßig abgebunden – sie hatte schließlich erst vor kurzem eine viel schlimmere Wunde behandelt. Doch ein paar Zweifel blieben, ob sie es diesmal richtig gemacht hatte.
    Dabei kam ihr wieder der Gedanke an Link und dass sie schnell eine Lösung und einen Rückweg finden mussten, ehe es zu spät war.
    „Wir können das beides ja nicht mal eben in die Tasche stecken – davon abgesehen: Wie sollen wir denn die ,Magie' überhaupt benutzen?“
    Auch aus Colins Blick sprachen die Zweifel. Er schien angestrengt zu überlegen, ehe er zögernd antwortete, sein Gesicht hielt er bewusst von der zusammengesetzten Pyramide hinter sich abgewandt, scheinbar, um erneuten Träumereien zu entgehen.
    „Der Kristall hatte nicht die Wirkung auf dich, wie er sie auf mich hatte. Vielleicht...“, begann er einen Gedanken, den er dann aber lediglich mit einem ratlosen Schulterzucken quittierte.
    Zelda wusste aber auch so, was er meinte – obwohl er den Grund dafür nicht kannte. Sie selbst wusste ja nicht einmal, woran es lag, doch sicher war, dass etwas an oder in dem Kristall ein Gefühl der Geborgenheit in ihr auslöste – auch jetzt verspürte sie wieder diese Vertrautheit.
    Daher richtete sie sich auf und trat auf ihn zu, wobei ihr wieder auffiel, dass etwas im Inneren entgegengesetzt seiner Drehbewegung im Uhrzeigersinn kreiste. Sie richtete ihr Augenmerk auf diesen ominösen Gegenstand, näherte sich weiterhin vorsichtig – und erkannte schließlich einen golden glänzenden Corpus von dreieckiger Form.
    Ein Relikt, dass in Kristalle eingeschlossen in den Heiligtümern dieser Welt wohnt... Waren das nicht die Worte der traurigen Göttin gewesen?
    Lasst euch von euren Träumen leiten... Hatte Link nicht aus dem Schlaf auffahrend gesagt, sie müsse die Toten aufsuchen? Aber um dann was zu finden?
    Hatte sie hier ein Fragment des heiligen Triforces vor sich? Einfach so? Dieser Gedanke kam ihr so surreal vor, sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es so einfach sein sollte, eines der Fragmente an sich zu nehmen. Sicher, der Wächter war furchteinflößend und unheimlich stark gewesen und sie hatte nur mit mehr Glück als Verstand die Oberhand gewinnen können – aber ein Teil dessen, weswegen Link und sie in diese Zeit gebracht worden waren, sollte nun einfach so auf sie warten?
    Angesichts der Umstände und der Macht, die sie in der Gegenwart hatte erleben müssen, konnte sie es nicht glauben. Also streckte sie ihre linke Hand aus, um den Kristall zu berühren, sich davon zu überzeugen, dass er wirklich da war – und um das Gefühl, welches immer stärker in ihr wurde, noch weiter zu intensivieren und es vielleicht sogar zu verstehen.
    Als ihre Hand das überraschend warme Glas berührte, war es, als öffnete sich ein Schleier, der auf ihren Augen gelegen hatte. Doch was sie dann sah, hatte nichts mehr mit dem vertrauten Gefühl zu tun:
    Es war Link. Er trug eine abgenutzte, grüne Tunika und eine grüne Mütze, gleich der, welche Zelda auf dem Kopf saß. Vor ihm stand eine Gestalt, die in einen langen, schwarzen Mantel gehüllt war und einen sich hoch auftürmenden Helm trug, der nach oben hin schmaler wurde. Dort, wo das Gesicht der Person hätte sein sollen, ging die Form der steinern wirkenden Kopfbedeckung in eine Zunge über. Es war ein beängstigender Anblick, der sie durch die nun folgende Szene in blanke Panik versetzte.
    Link lag unbewaffnet auf dem Boden, mit dem Gesicht zu der seltsamen Gestalt gewandt. Er war offensichtlich verletzt und wehrte sich nicht, als sein Widersacher zwei Krummsäbel auf ihn niedergehen ließ und ihn damit beiderseits in der Brust traf. Dann regte er sich nicht mehr.
    Schreiend taumelte Zelda rückwärts von dem Kristall gegen Colin, der ihr gefolgt war. Ihre Hände hatte sie vor das Gesicht geschlagen, heiße Tränen liefen ihr über die Wangen und ein haltloses Schluchzen jagte das nächste.
    „Was ist denn los? Was ist passiert?“, hörte sie Colin besorgt fragen.
    Sie drehte sich zu ihm um und ließ sich einfach in seine Arme sinken, wo sie mühevoll versuchte, wieder zu sich zu finden, die Bilder, die sie gesehen hatte, zu vergessen.
    Als sie sich etwas beruhigt hatte, ließ sie von ihm ab, wischte sich mit dem rechten Ärmel über das Gesicht und drehte sich nun peinlich berührt von ihm weg, wobei ihr Blick wieder auf den Kristall fiel, der wie zum Hohn noch immer ein strahlendes Grün aussandte.
    „Es war... Ich hab' etwas gesehen, dass ich schonmal geträumt habe...“, sagte sie schließlich, um ihre Reaktion zu erklären. Doch weiter konnte sie nicht sprechen, denn die Tränen stiegen ihr wieder in die Augen.
    Colin verstand offenbar, wie es um sie bestellt war und fragte nicht weiter nach, ließ sie zur Ruhe kommen, ehe er wieder sprach.
    „Lass uns von hier verschwinden. Ich denke, ich weiß, was wir machen müssen. Normalerweise müssten wir jetzt einen Umweg über die Außenbereiche des Friedhofs auf uns nehmen, aber... Wozu hat man die Macht eines Lichtgeistes auf seiner Seite?
    Ich hoffe nur, dass mein Althylianisch gut genug für unsere Zwecke ist...“
    Zelda sah verwundert auf – was Colin zu einem kurzen Lachen veranlasste.
    „Stimmt, ich vergesse immer, dass du ja nicht von hier stammst... Es heißt, dass die alte Sprache der Hylia auch die Sprache der Götter ist – und da die ja schließlich die Lichgeister ausgesandt haben, hilft es vielleicht, den Wunsch zu äußern, zurück zur Quelle in Kakariko zu gelangen. Jargo hat mich noch mehr alte Dinge gelehrt als die Geschichte der Sheikah.“, schloss er augenzwinkernd.
    Das entlockte Zelda ein erleichtertes Lächeln, denn es würde bedeuten, dass sie eine Menge Zeit einsparten. Doch den Kristall würden sie auch mit sich führen müssen. Denn trotz der schrecklichen Bilder, die er in ihr hervorgerufen hatte, war er wichtig, das wusste sie – und die Dreiecksform war vielleicht wirklich eines der sechs Teilfragmente. Sie konnten also kein Risiko eingehen, indem sie ihn hier ließen.
    Also wandte sie sich erneut zu dem großen Edelstein um und führte ihrer beider Hände an seine Seiten, sich auf das Schlimmste gefasst machend. Sie spürte die Wärme des Materials, spürte auch ein Pulsieren, das aus dem Inneren kam – doch die Bilder blieben aus. Sie seufzte erleichtert.
    Allerdings geschah im nächsten Moment etwas, das sie nicht erwartet hatte: Das Gebilde erstrahlte von innen heraus in einem hellen Gold und verschwand dann spurlos in einem letzten Aufblitzen, bei dem sie zurückgeworfen wurde und zum wiederholten Male äußerst schmerzhaft auf ihren vier Buchstaben landete.

    Colin half ihr auf, mit einem verkrampften Gesichtsausdruck, denn offenbar machte ihm seine Wunde doch mehr zu schaffen, als er sie Glauben machen wollte. Sie sahen einander verwundert an – was eben passiert war, konnte keiner von ihnen so recht begreifen.
    „Tja...“, begann Colin, „...Ich schätze mal, dass das Problem damit wohl erledigt ist, was?“
    Er lächelte auf eine Art, die Zelda stark an ihren Bruder erinnerte: Die Stirn war kraus gezogen und nur sein rechter Mundwinkel war zu einem schiefen Grinsen angehoben – das brachte auch sie zum Lächeln, obwohl sie befürchtete, dass mit dem Kristall etwas Wichtiges verloren gegangen war – wohin auch immer er plötzlich verschwunden war.
    Colins Blick wanderte nun an die gläsern wirkende Decke, durch die noch immer das gedimmte Mondlicht strömte – und er wurde ernst.
    „Es wird spät – wir sind jetzt schon seit fast drei Stunden unterwegs; und dein Bruder sah vorhin schon nicht mehr sehr... lebendig aus. Lass es uns mit der Macht von Eldin versuchen.“
    Mit diesen Worten trat er an die leuchtende Kugel heran und hielt Zelda seine Hand entgegen, zum Zeichen, dass sie sie in die ihre nehmen sollte. Sie nickte und folgte seiner stillen Anweisung, darauf wartend, was er jetzt wohl tun würde.
    „In Ordnung. Dann... Leg deine andere Hand auf den Lichtball“, wies er sie an, während er es mit seiner eigenen vormachte.
    Sie folgte ihm darin – und eine wohlige Wärme durchströmte ihren gesamten Körper bei der Berührung. Nun hörte sie, wie er auf seltsame Art Vokale und Konsonanten aneinanderreihte – scheinbar sagte er nun etwas in der Alten Sprache. Er wirkte hochkonzentriert, hatte seine Augen geschlossen und der Klang seiner Worte war wie Musik in ihren Ohren. Zelda schloss nun ebenfalls ihre Augen und konzentrierte sich ganz auf das Ziel, welches sie anstrebten – als sie ein Knacken über sich vernahm. Sie schreckte auf und sah einen kleinen Riss, der sich an dem durchsichtigen Deckenteil abzeichnete und immer größer wurde. Offenbar war die Erschütterung durch die Druckwelle des Lichtblitzes zu stark für das brüchige Material gewesen.
    „Colin...“, begann sie nervös. Sie sah sein in Gedanken versunkenes Gesicht an, blickte wieder zur Decke und schluckte.
    Schließlich beschloss sie, einfach zu hoffen, dass er seinen Spruch schnell genug zu Ende gebracht haben würde und die Magie des Lichtgeistes stark genug wäre, sie hier wegzubringen.
    Allmählich wurde es allerdings eng – das Knacken wurde lauter und schon hörte sie ein lautes Splittern – sie sah wieder nach oben und schnappte nach Luft: Das Glas war gebrochen und ein Schwall Wasser stürzte unerbittlich auf die beiden nieder. Voller Angst kniff sie ihre Augen zusammen und wartete schreiend auf die niederschmetternde Welle.


    Doch ihr Schrei verhallte keineswegs ungehört in den Wassermassen – denn er brach sich durch die vollkommene Stille Kakarikos bahn.
    Zelda öffnete ihre Augen und konnte kaum fassen, dass sie zwar von Wasser umgeben war, es jedoch nur bis zu ihren Waden reichte. Sie hatten tatsächlich die Quelle im Dorf erreicht.
    Der Ursprung der Magie schwebte nun ein paar Fuß über ihren Gesichtern und erstrahlte immer heller, bis die Siedlung von der Mühle bis zum Aussichtsturm taghell erschien.
    Sie sah die nächtlichen Schattenwesen und Geister vor dem hellen Licht fliehen, einige verpufften sogar noch mitten in der Luft zu kleinen Wolken, und ging ein paar Schritte auf dieses Schauspiel zu. Ihre Angst war nun vollständig vergangen, nur Staunen erfüllte noch ihre Gedanken.
    Dann drehte sie sich mit einem breiten Grinsen zu Colin um und ihr erstauntes Lächeln wandelte sich zu einem ehrfürchtigem Blick. Denn hinter ihm schwebte ein riesenhaftes, weiß-gold strahlendes Wesen, das sie an eine Mischung aus einem wunderschönen Schmetterling und einem starken Adler erinnerte. Doch sein Gesicht hatte keinen Schnabel – vielmehr sah es so aus, als hätte der Geist normale Lippen, von denen eine goldene Maske ausging, welche sein ganzes Gesicht bedeckte und nur die weißstrahlenden Augen freiließ. Seine Krallen hielten die leuchtende Kugel fest und er sah Zelda direkt an. Ein kurzes Nicken schien ihr ein Danke für die Befreiung zu zeigen – dann faltete er seine Flügel um sich zusammen, hüllte seinen Körper komplett in ihnen ein und verschwand mit einem letzten Aufleuchten.
    Die Dunkelheit war nun wieder vollkommen, doch das Dorf war von allen Menschenfeinden befreit.


    „Das... Das war...“, setzte sie an, doch dann fiel es ihr siedend heiß wieder ein – wie hatte sie ihn nur eine Sekunde vergessen können?
    „Link!“
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Wasser nach links, wo das runde Gebäude stand, von dem aus sie aufgebrochen waren, Colin folgte ihr auf dem Fuße.
    Nur am Rande bemerkte sie, dass einige Bewohner Kakarikos aus ihren Häusern traten und aufgeregt murmelten, denn sie hatte jetzt nur Augen für die Tür des Heiligtums, aus welcher in diesem Augenblick Luda und Renaldo in die frische Nachtluft hinaustraten.
    Luda stürmte Colin entgegen und fiel ihm in die Arme, während ihr Vater langsam die Tür schloss und mit einem ernsten Gesichtsausdruck langsam in Zeldas Richtung kam.
    Das brachte sie dazu, abrupt stehen zu bleiben. Wieso sah er sie nur so an? Sie waren doch erfolgreich gewesen und mit der Macht Eldins, des Lichtgeistes, zurückgekehrt. Was also – ?
    Nun senkte er den Kopf und schüttelte ihn schwach, ehe er wieder in die Richtung des Heiligtums sah und zögernd zu sprechen begann.
    „Dein Bruder... Hat bis vor kurzem hart gegen sein Siechtum angekämpft. Jedoch...“
    Er sog nun tief die Luft ein und sagte noch etwas – doch in Zeldas Ohren rauschte es nur noch, sie hatte aufgehört zu atmen, ihre Wangen wurden heiß und in ihrem Inneren schien ein Knoten von der Größe eines Medizinballs gegen ihre Brust zu hämmern. Ihre Eingeweide wurden schwer wie Blei und auch ihre Beine fühlten sich an, als hätte sie jemand in den Boden genagelt. Wie eine Statue stand sie da, den Blick starr geradeaus gerichtet, den Mund leicht geöffnet.
    Dann fand sie Gehör und Stimme wieder, schluckte, doch hörte sie sich selbst wie von weitem und völlig verzerrt, als sie Renaldo ansprach – ein heiseres Flüstern entkam ihren trockenen Lippen.
    „Lass mich zu ihm.“
    Zu mehr fand sie nicht die Kraft.
    Wieder schluckte sie schwer und trat auf Renaldo zu, der ihr den Weg und die Tür in die Dunkelheit öffnete.

    Ihre Beine spürte sie gar nicht, geschweige denn, dass sie bewusst wahrgenommen hätte, wie sie atmete. Sie tat es einfach automatisch, wie jeder, der lebte – und als einzige in diesem dunklen Raum, obwohl sie sich doch nicht allein in ihm befand.
    Nun wandte sie sich von der Tür ab und ging nach links auf das Lager zu. Ein ganzer Stapel Decken schien aufeinander getürmt worden zu sein, es sah kaum danach aus, als läge dort wirklich ein Mensch – ein Mensch, den Zelda mehr als alles andere in der Welt liebte.
    Sie blieb direkt vor ihm stehen, ihr Blick war noch immer geradeaus gerichtet; sie hatte Angst vor dem, was sie nun sehen würde, Angst vor der grausamen Realität. Sie dachte nichts. Jeder Gedanke hätte sie in die gemeinsame Vergangenheit mit ihrem Bruder geführt. Jede Erinnerung würde ihr das Herz tausendfach brechen.
    Sie schloss die Augen und setzte sich mit dem Rücken zu ihm auf das behelfsmäßige Bett. Durch die Decken spürte sie noch seine Körperwärme; es konnte also noch nicht lange her sein, dass er...
    Ein bebender Atemzug machte sie von diesem Bild frei. Zelda riss ihre Augen auf, die nun schmerzhaft brannten, rückte ein Stückchen nach links und legte ihre Hand auf die bewegungslose Brust unter all dem Stoff, den Blick noch immer abgewandt.
    Schließlich drehte sie auch ihren Kopf und sah in das weiße Gesicht ihres Bruders, noch immer völlig jedes Gedankens ledig. Ohne die Augen von ihm abzuwenden, fuhr sie mit zitternden Händen unter die Decken und tastete nach seiner linken Hand, nahm sie in ihre eigene.
    Und schließlich ergab sie sich nicht mehr nur dem Gefühl der Leere, welches Besitz von ihr ergriffen hatte, sondern bildete sich Links Lächeln und seine tiefgründigen Augen ein, wie sie sie ansahen, empfand seine Umarmung nach, hörte seine vertraute Stimme.
    Ein Schaudern lief durch ihren gesamten Körper, als sie zu schluchzen begann.

    Eine einzelne Träne traf auf seinen Handrücken, zersprang und hinterließ nichts als einen goldenen Schimmer.

    "Heirs of Miraika"
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    "Dreaming of Dawn"
    Fantasy, Psychological, Depression
  • Wow, das ist echt gut ;)
    Hier und da klinkt es etwas komisch, aber ich schreibe jetzt nicht nochmal, was die user über mir dazu gesagt haben.
    Ich wollt eigendlich nur mal sagen, dass mir die Geschichte wirklich gefällt. Schreib bitte weiter^^

    [Blockierte Grafik: http://img836.imageshack.us/img836/2016/anigifubl.gif]

    Choogle turns into El Pollo Loco turns into Ridley :ugly:
  • Dankeschön, freut mich zu wissen, dass die Geschichte auch tatsächlich von einigen gelesen wird ^^

    Mit dem nächsten Kapitel wird es aber leider etwas dauern, schonmal im Voraus gesagt, da ich momentan im Rl unheimlich viel um die Ohren habe - aber ich bleibe dran, versprochen :)

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  • Also..
    Ich habe mich jetzt bis Kapitel 4 durchgelesen ,ich hasse lange beiträge und ich hasse lesen, aber deine Story hat mich gefesselt ;)

    Finde es verdammt gut das du so viel Energie da reinsteckst!!

    Also der erste Teil mit dem "Goldenen Käfig auf der Kreuzung",oder " Wurden im Käfig gebruzelt und "Den Menschen die direkt an der Stelle der Goldenen stäbe waren,wurde direkt das Leben ausgehaucht." Oder sowas in der art stand da ,fang ICH PERSÖNLICH ein klein bisschen zu Extrem, ist allerdings geschmackssache und nur meine meinung und ändern würde ich es auch nicht, ist einfach so das man von TLoZ keine Toten gewohnt ist, zuminderst keine die Unschuldig sind ;)

    Das einzige was mich etwas nervt waren die viel zu Langen pausen bis Link endlich mal den Mund aufmacht und nach 3 mal "link,link..LINK" endlich reagiert :ugly:

    Mach weiter und lass uns nicht hängen ;)
    Ich bin einer deiner treuen Leser, wenn du das drucken lässt kauf ichs :D
  • Ach, jetzt werd ich rot... Dankeschön für dein Lob! ^^

    Joah, was die Toten angeht - klar, vielleicht etwas krass, aber ich finde es in den Spielen im Gegensatz dazu immer verdammt unlogisch, wenn der Großmeister des Bösen alles an sich reißt und niemand wirklich zu Schaden kommt (naja, abgesehen von dem Soldaten in der Seitengasse in OoT) - da denk ich mir auch immer, ob der einschläft auf seinem Thron oder so ;)

    Und der arme Link ist doch völlig im Eimer, der durfte ja dann gerade zusehen, wie die Leute, ehm "gebrutzelt" werden (auch, wenn ich das nicht so direkt geschrieben habe ^^), daher ist er so neben sich.

    Also, ich schreibe (bald) weiter und du liest weiter, find ich gut ;)

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  • Bitte gern geschehen ;)

    Was das betrifft hast du natürlich recht und wie gesagt ich würde es auch nicht ändern ich war in diesem Moment eher überrascht das es mal so Hoch her geht in einer Zelda Story, auch wenn ich jetzt nicht ganz weiß was genau du mit den Soldaten in OoT meinst * mich nicht erinnern kann *

    Aber ich denke das Link mal zu lange braucht um eine Antwort zu stellen ist nicht so tragisch, den bis jetzt hat er 10 Spiele lang den Mund nicht aufgemacht.. ;)
    Solange er nicht beginnt Sand zu essen, wie Ganon :D

    Ich war bis gestern bei Kapitel 4, jetzt wird mal bis 7 weiter gelesen!
  • Original von MasterofLink
    Hier scheints ja leider nicht weiterzugehen :(

    Hey!
    Ja, ich weiß, das tut mir auch wirklich leid!
    In meinem Kopf geht die Story weiter und entwickelt sich zunehmend, aber leider fehlte mir lange die Zeit, weiter an der Geschichte zu arbeiten.
    Das dürfte sich in den Weihnachtsferien ändern, denke ich.
    Da probe ich zwar immer noch viel, aber kann abends nach Hyrule "reisen".

    Ich hoffe, du hast noch etwas Geduld, denn sterben lasse ich nichts :)


    (Oh, und zu dem Soldaten - wenn du die drei heiligen Steine hast und statt sofort zur Zitadelle in die Seitengasse gehst, kannst du einen Soldaten ansprechen und ihm beim Sterben zusehen)

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  • Dödödödööööö! x'D

    Hab's endlich geschafft, mich wieder dranzusetzen, hat ja lange genug gedauert. Entschuldigt die lange Pause, aber die Geschichte wird nicht sterben, solange ich noch an ihr hänge :3

    Nun also auf zum nächsten
    Kapitel 8 - Neuanfang

    Er stand mit dem Rücken zum Innenraum des Kirchenschiffes und schaute durch das bunte Glas hinaus in den Sonnenaufgang, als er merkte, wie seine Kette nach unten gezogen wurde und ihm schmerzhaft in den Hals schnitt.
    Ganondorf packte den Anhänger mit seiner rechten Hand und spürte ein Pulsieren, das von dem Kristall ausging. Das Bruchstück in seinem Inneren strahlte urplötzlich eine glühende Hitze aus und brannte ihm regelrecht in seinem Ballen – daher ließ er den Schmuck wie von der Tarantel gestochen wieder los und sah ihn entgeistert vor sich schweben, ehe dieser sich wieder beruhigte und langsam zurück auf seine Brust glitt.
    Er wusste, was dieses goldene Aufglühen bedeutete – eines der Fragmente musste aus seinem Gefängnis befreit worden sein. Nun lächelte er. Sie konnte eben nicht alles an sich reißen, dachte er zufrieden und wandte sich wieder dem Sonnenaufgang zu.
    Doch spürte er nun hinter sich einen überraschenden, doch nicht gänzlich unerwarteten Luftzug, der ihm alles andere als willkommen war. Er rümpfte die Nase, verschränkte die muskulösen Arme vor der Brust und zischte in den Raum hinter sich.
    „Was willst du?“
    „Oh, komm, du wirst doch nicht etwa ausfallend werden?“, säuselte ihre Kleinmädchenstimme bittersüß. Er rollte die Augen – warum nur musste sie ihn immer verhöhnen! Er sah die Vorwürfe schon auf sich zuschäumen und zog seine Augenbrauen zusammen.
    „Du wirst es sicher schon bemerkt haben, mein Freund – wir haben einen der Kristalle verloren. Ich hoffe doch, dass du dies als Ansporn siehst, den letzten Reinkarnierten möglichst schnell ausfindig zu machen und in sein nasses Element zu tränken...“, sagte sie mit einem fast hörbaren Grinsen, was seine Geduld an die Höchstgrenze ihrer Belastbarkeit brachte.
    Ruhig, sagte er sich, während er tief und kontrolliert einatmete. Sie wollte doch nur, dass er in einem erneuten Wutanfall sinnlos ihre Macht entfaltete – das würde er nicht zulassen. Schon hatte er eine Veränderung an der Farbe seiner Augen festgestellt, nachdem er vor wenigen Stunden erst die Decke zum Erbeben gebracht hatte – von einem hellen Bernsteinton zu einem schimmernden Orange hatte seine Iris sich gewandelt.
    „Wie ich die Weisen finde, ist noch immer meine Angelegenheit, vergiss das nicht“, grollte er nun, trotzig wie ein verärgertes Kind.
    Insgeheim jedoch lachte er wieder. Sie ahnte ja nicht, dass er eigene Pläne verfolgte – er würde nicht zu ihrer willenlosen Marionette verkommen, dafür war er viel zu stolz. Und diese seine Würde hatte sie einmal zu oft verletzt.
    Nun lehnte sie sich über seine Schulter und legte ihre Hände auf diese, deren Kälte er selbst durch seinen schweren Mantel noch spüren konnte – sie hauchte ihm direkt in sein linkes Ohr, was ihn erschaudern ließ – doch unterdrückte er es gekonnt, diese Blöße würde er sich nicht geben.
    „Nun, dann macht es dir doch sicher nichts aus, wenn ich dir die Freiheit lasse, dich um die Sicherheit der anderen Teile zu kümmern, oder? Du weißt ja, wie der Übergang funktioniert.“
    Dann ließ sie ihn wieder los und schwebte zurück. Ganondorf drehte sich zu ihr um und sah sie missmutig an. Noch immer lag ein Schleier wie eine Dunstwolke um ihre Erscheinung und sie wäre schön gewesen, wäre ihr Gesicht nicht so von Hass und Trauer zerfurcht. Ein Schimmer in ihren Augen ließ noch die Vermutung zu, welcher Abstammung sie wirklich war – doch nur für einen kurzen Moment, welchen sie in Gedanken weit weg gewesen zu sein schien. Denn nun umfing sie wieder die dunkle Aura, mit der sie immerzu versuchte, ihn einzuschüchtern. Er lächelte traurig. War doch das einzige Druckmittel, das sie gegen ihn in der Hand hielt, so weit von ihm entfernt.
    Nun sprach sie wieder mit schmeichelnder Stimme.
    „Du weißt, dass ich dich brauche – dass meine Kraft auch nur eingeschränkt Macht ausüben kann. Und du brauchst mich. Also tu mir den Gefallen und sende einen Boten aus, um nach dem Rechten zu sehen – die Grabkammer war ja nicht besonders gut beschützt. Und mach es diesmal bloß richtig“, schloss sie mit einem drohenden Unterton, ehe sie in einem violetten Wirbel verschwand.
    Ganondorf seufzte tief und laut, griff sich erneut an seinen Anhänger. Würde sie herausfinden, dass er die Verbannung der Weisen bisher vorsätzlich versäumt hatte, gäbe es für ihn nichts mehr zu lachen. Sie hatte zwar selbst festgestellt, dass ihr Einfluss beschränkt war – aber er wusste, dass dies nur auf körperliche Aktivitäten bezogen war, denn die ihr ganz eigene Magie war noch sehr wirksam. Und ihre Gestalt wurde mit jedem neuen Besuch fester, dreidimensionaler, als beim vorherigen.
    Er wandte sich wieder der Sonne zu und dachte nach, während die Finger seiner rechten Hand gegen seinen linken Oberarm trommelten. Einen Boten schicken... Naomi konnte er nicht entbehren, der Junge würde ihr wahres Ich schnell zum Vorschein bringen und dann hätte er seinen letzten Trumpf verspielt. Er fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht und verharrte über seinem Mund, während er an die vielen Kreaturen dachte, die er in seinem schon viel zu ausgedehnten Leben erschaffen oder aus dem Hades befreit hatte.
    Er dachte auch an seine eigene Verbannung und der alte Hass loderte wieder auf, der Kristall erglühte – doch nur kurz, er konnte es sich nicht erlauben, seine Beherrschung zu verlieren. Er musste sich jetzt auf sein neues Ziel konzentrieren, auch wenn eben dies völlig wider seine Natur war.
    Und wenn er einen alten Bekannten aus dem Spalt zwischen den Dimensionen befreite? Würde es die Hohe Frau befriedigen?
    Ja, das könnte für diese Zwecke reichen, sie würde sicher keinen Verdacht schöpfen, wenn er dem Jungen sein Schattenwesen entgegenschickte, solange er es nur mit neuen Fähigkeiten ausstattete.
    Er hoffte nur, dass der Bengel sich diesmal nicht so dumm anstellen würde – noch einmal würde er die Jahrhunderte des untätigen Wartens nicht verkraften.
    Wieso musste die Seele seines alten Feindes auch immer im Körper eines unbedarften Kindes erwachen?



    Völlig teilnahmslos stand sie knietief im Quellwasser, den Blick gen Westen gerichtet, wo die Sonne gerade wieder unterging.
    Eine Woche war nun schon vergangen, seit die Ereignisse sich überschlagen und Zelda ihren Bruder verloren hatte. Nun war er auf dem Friedhof, der Zugang war wieder freigelegt worden.
    Eine lange Woche, die sie nicht mehr mit ihm hatte sprechen können.
    Eine unerträglich lange Woche, in der sie fast zu vergessen begonnen hatte, wie sorglos ihr Leben einmal gewesen war. Wie stark die Bindung zwischen ihr und Link gewesen war.
    Das alles gehörte nun der Vergangenheit an – sie würde sich zwingen müssen, den Blick in die Zukunft zu richten. Würde sich zwingen müssen, ihr Augenmerk auf die sie bevorstehende Mission zu richten.
    Das Triforce...
    Was nützte es schon, wenn es nicht einmal in der Lage war, ihren Bruder wieder zu ihr zurückzubringen? Denn nun war sie sich sicher, dass es ein Fragment gewesen war, was sie und Colin in der Grotte gefunden hatten.
    Noch hatte sie keine Erklärung für das gefunden, was vor sieben Tagen im Heiligtum passiert war – für das goldene Strahlen, welches Link völlig eingehüllt hatte, bevor es zu einem kleinen Symbol auf seinem Handrücken zusammengeschrumpft war. Zu einem Symbol dreier gleichseitiger Dreiecke.
    Wieder entkam ihr eine Träne und tropfte bedeutungslos in die Quelle.
    Wie viele sie in den letzten Tagen schon vergossen hatte, konnte sie nicht sagen. Sie hatte in ihrem Leben nur selten geweint und immer hatte es mit Link zu tun gehabt.
    Eine Schlägerei. Ein böser Traum. Seine Vergiftung.
    Und die Entfremdung von ihm.
    Link war noch am Leben, aber nicht mehr der Bruder, den sie so liebte.


    Sein Blick wanderte indes von einem Grabstein zum anderen, doch statt sie wahrzunehmen, sah er durch sie hindurch.
    Zu viele Bilder wirbelten in seinem Kopf umher. Sie drängten sich seinem Verstand auf und vermischten Vergangenes mit Gegenwärtigem. Er war völlig verwirrt.
    Kämpfe sah er und düstere Schattenwesen. Dunkle Kristalle und Scherben eines Spiegels.
    Da war ein skeletthafter Krieger, der ihm in der Gestalt eines goldenen Wolfs begegnete, ehe Link eine geheime Kampfkunst von dessen menschlicher Form erlernte.
    Und derer beherrschte er viele, ganz plötzlich und ohne darüber nachdenken zu müssen. Einiges hatte er schon auf dem Übungsplatz im Norden des ihm so vertraut anmutenden Dorfes ausprobiert und erstaunt festgestellt, dass der Schwertkampf für ihn kein Problem darstellte.
    Er erinnerte sich – konnte man das Erinnern nennen? – an einen kleinen Kobold, den er zuvor schon in einem seiner Träume gesehen hatte. Rotes Haar, schlaue Augen und ein hämisches Grinsen, dass in ihm dennoch ein Gefühl der Wärme auslöste. Dieser Kobold bedeutete ihm so viel – obwohl er sich nicht erinnern konnte, ihn in seinem achtzehn Jahre währenden Leben auch nur ein Mal gesehen zu haben. Und dennoch war dieses Wesen immer präsent.
    Link schloss die Augen und versuchte, seine wirren Gedankengänge zu ordnen.
    Was ging nur mit ihm vor?
    Dazu kam noch, dass er nun seinen eigenen Tod deutlicher denn je sehen konnte. Jedes Mal, wenn seine Gedanken abschweiften, blieben sie bei dieser für ihn tödlichen Auseinandersetzung hängen. Es war fast, als hätte er es wirklich schon erlebt.
    Sein Kopf schien zerbersten zu wollen.
    Er vergrub sein Gesicht in den Händen und seufzte, als er hinter sich vorsichtige Schritte hörte. Ohne sich umdrehen zu müssen, war ihm klar, dass es Colin war, der sich ihm näherte. Seit er so plötzlich und kerngesund aus seiner Ohnmacht erwacht war, konnte er auch winzigste Details in seiner Umgebung wahrnehmen. Und den leichten Gang in schweren Stiefeln hatte er sich schnell eingeprägt.
    Der Ankömmling räusperte sich, wie um auf sich aufmerksam zu machen. Als wenn er das gebraucht hätte! Aber Link tat ihm den Gefallen und schützte vor, ihn bisher nicht bemerkt zu haben, drehte sich mit einem überraschten Ausdruck im Gesicht um und sah ihm in die grünen Augen. Zum wiederholten Male stellte er fest, dass auch Colin Gefühle der Vertrautheit in ihm weckte. Er kannte ihn – und kannte ihn doch nicht.
    „Deine Schwester macht sich Sorgen um dich“, fing er an.
    Als Link nicht darauf einging und nur die Augenbrauen zusammenzog, fuhr Colin sichtlich verunsichert fort.
    „Sie... ist sehr traurig. Denkst du nicht, dass du mal mit ihr sprechen solltest?“
    „Nein“, schnitt Link ihm das letzte Wort ab und wandte sich wieder um.
    Er dachte daran, was er noch an Erinnerungen sehen konnte und dass eine Prinzessin darin häufiger als alles andere vorkam. Er hatte sie nicht oft getroffen, nur ein- oder zweimal, aber dennoch hing an ihr sein Herz. Die eisblauen Augen und der traurige Blick in diesem makellosen Gesicht. Doch sie sah eben wie seine Schwester aus – wie konnte er so starke Gefühle für jemanden haben, der Zelda wie aus dem Gesicht geschnitten war? Es war völlig absurd, unnatürlich und machte ihm Angst. Seine Träume mussten ihm einen Streich spielen – einmal ganz davon abgesehen, dass er diese Hoheit doch nie wirklich getroffen hatte.
    „Du kannst dich doch nicht ewig hier verkriechen, Link“, holte Colin ihn aus seinen Grübeleien zurück.
    „Niemand weiß, was mit dir los ist, du redest kaum ein Wort – und Zelda behandelst du wie Luft! Du hättest dich wenigstens bei ihr bedanken können, immerhin hat sie ihr Leben für dich aufs Spiel gesetzt.“
    Link seufzte. Auch das wusste er; und es führte nur dazu, dass er sich noch weniger wert fühlte, ihr in die Augen zu sehen. Gleichzeitig wollte jede Faser seines Körpers zu ihr – doch fürchtete er, dass dies aus den falschen Gründen der Fall war und ekelte sich vor sich selber.
    Dennoch, Colin hatte Recht – er konnte nicht für immer hier auf dem Friedhof stehen und Trübsal blasen. Wieder dachte er an die verstörende Begegnung mit dieser sogenannten Göttin und ihre Bitte an ihn und Zelda. Und auch das kleine Mädchen aus seinem Traum, welches ihm geraten hatte, nach den Toten Ausschau zu halten, kam ihm wieder in den Sinn.
    Die Verwirrung war perfekt, wieder seufzte er, schwächer diesmal, doch verschaffte es ihm ein wenig Erleichterung. Er drehte sich wieder zu Colin um und lächelte matt.
    „Ich war wohl ziemlich unausstehlich, was?“
    „Das kann man wohl sagen!“, ereiferte sich sein Gegenüber, ehe er zurückgrinste.
    „Und ich dachte schon immer, Ashley wäre anstrengend....“
    Beide mussten nun lachen.
    Die Dorfbewohner hatte Link schnell ins Herz geschlossen, nicht zuletzt wegen ihres Einsatzes für einen Fremden wie ihn.
    „Ich komme gleich wieder runter, warte nicht auf mich.“
    Er sah Colin noch nach, bis dieser hinter einem Felsen verschwunden war und blickte dann auf den für seinen Geschmack gebrandmarkten linken Handrücken. Es wurde Zeit, dieses Rätsel zu lösen.
    Es wurde Zeit, überhaupt eine Menge Rätsel zu lösen.

    Die Blicke, die nun auf ihm ruhten, gefielen Link überhaupt nicht.
    Warum hatte er auch auf Colin gehört und diese dumme Tunika angezogen? Er musste darin völlig bescheuert aussehen. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, irgendwann einmal Kleider zu tragen – und jetzt stand er hier mit einem grünen Leinenröckchen in der Gegend herum. Dazu kam noch eine enge weiße Hose, die ihm für den Moment ziemlich unpraktisch vorkam. Welcher geistig gesunde Mann trug denn schon Strumpfhosen?
    Er schaute in die Runde, von einem offensichtlich quietschvergnügten Colin über die amüsiert und überlegen dreinblickenden Frauen Luda und Ashley zu Renaldo, der einen wissenden Ausdruck im Gesicht trug.
    „Jetzt sieh uns doch nicht so leidend an!“, lachte Colin.
    Luda schaltete sich mit ein.
    „Immerhin, das sieht doch schon ganz gut aus.“
    „Klar, für einen Kostümball vielleicht...“ - Link ließ sich nicht belehren und versuchte schon, aus dem Stoff herauszuklettern – hatte allerdings das Nachsehen, weil ihn vier hartnäckige Hände gekonnt daran hinderten.
    „Lasst mich! Was soll denn das?“
    Ein wildes Handgemenge entstand, dessen Ergebnis war, dass er das Gewand nun völlig verdreht und nur zur Hälfte am Körper trug und alleine nicht mehr vor noch zurück konnte. Sein Gesicht lugte halb aus der Bekleidung hervor und ließ ein Paar ziemlich missmutig dreinblickender Augen erkennen – während der darauffolgenden Lachsalve liefen seine Wangen hochrot an.
    „Das ist überhaupt nicht komisch“, brüllte er mittlerweile wütend und gedämpft durch den Stoff. Colin hielt sich schon den Bauch vor Lachen.
    „Holt mich gefälligst hier raus, verdammt!“
    Endlich erbarmte sich Ashley, kam mit einem süffisanten Lächeln auf ihn zu und – zog ihm die Tunika wieder richtig über den Kopf.
    „Danke auch“, grollte er nun.
    Ein helles Lachen erklang vom anderen Ende des mit Betten vollgestellten Hotelzimmers und alle wandten die Köpfe – Links Eingeweide zogen sich zusammen.
    Zelda trat auf ihn zu und zog noch einmal an dem Stoff, damit er auch richtig saß.
    Der Stimmungsumschwung hätte nicht gravierender ausfallen können, nun herrschte eine peinliche Stille. Seit die beiden wieder angefangen hatten, miteinander zu sprechen, stritten sie meist nur.
    Link ließ sie gewähren, hielt aber seinen Kopf bewusst gesenkt, um seine verwirrten Gedanken und Gefühle nicht zu offenbahren.
    „Ich denke, wir können uns langsam auf den Weg machen, findest du nicht auch?“, fragte sie ihn zaghaft.
    Die beiden hatten vor, sich einmal in der alten Mine nördlich des Dorfes umzusehen.
    Colin hatte von ihr erzählt und dass es einst die Heimstatt eines steine-essenden Volkes gewesen war. Ein plötzlicher Ausbruch des Vulkans und dessen genauso plötzliche völlige Erkaltung vor einigen Jahren hatte aus dem Paradies für diese sogenannten Goronen eine wüste Leere geschaffen. Dieses Volk war immer abhängig gewesen von abgekühltem Lavagestein – als dies ausblieb und außerhalb Kakarikos immer dunklere Gestalten auftauchten, waren die gemütlichen Bergbewohner nach Süden geflohen; wohin, wusste keiner so genau.
    Die Absprache der Geschwister zur Route hätte in einem Desaster enden können, wäre Colin nicht so weitsichtig gewesen, den neuerlichen Streit vorauszuahnen. So hatte er sich als Begleitung angeboten, was Link sehr begrüßte – er hätte nicht gewusst, wie er länger als ein paar Minuten mit Zelda allein verbringen könnte. Die Gemüter waren ohnehin schon gereizt, auch ohne ständig aufkommende Wortgefechte.
    „Na dann...“, sagte Colin in die drückende Stille hinein, „lasst uns alles Nötige zusammensuchen und los. Die Sonne steht schon fast im Zenit“, schloss er mit einem prüfenden Blick aus dem Fenster.
    Luda wirkte nun überhaupt nicht mehr zufrieden, sagte aber nichts. Stattdessen war es ihr Vater, der sich zu Wort meldete. Offenbar teilte er ihre Sorge.
    „Ich hoffe, ihr findet, was ihr sucht. Ich denke nicht, dass es viel Sinn macht, das alte Heiligtum noch einmal zu stören – dennoch wünsche ich euch den Beistand der Göttinen.“
    Damit neigte er leicht seinen Kopf in Links Richtung.
    Dieser jedoch hätte fast laut geschnaubt nach diesem Satz. Beistand der Göttinen! Es lief doch eher umgekehrt...
    Er ließ sich aber nichts anmerken und neigte ebenfalls leicht den Kopf, ehe er sich den anderen beiden zuwandte.
    „Dann mal los, sonst verschwenden wir noch einen Tag!“
    „Und die Tunika, Link?“, stichelte Ashley.
    Er sah an sich herab, zu den schweren Lederstiefeln, die sie ihm aus welchen Gründen auch immer gegeben hatten, befühlte noch einmal das Gehänge, an dem sein Katana in der glänzenden Scheide ruhte und zog seine Handschuhe etwas fester, die knapp über den Stoff eines langen weißen Hemdes an seinem Oberkörper hinausreichten, welches er noch unter dem grünen Leinen trug.
    „Ach, naja, vielleicht kann ich ja doch ganz gut damit leben...“
    Noch ein Lachen und ein Kopfnicken – und schon befanden sich die drei auf dem Weg aus dem Dorf hinaus, Richtung Nordwesten.
    In Kakariko herrschte einiges Gedränge. Jeder hatte die Geschichte gehört von dem jungen Mann, der wie durch ein Wunder aus einer Ohnmacht erwacht war, die tödlich für ihn hätte enden müssen. Dementsprechend wurden sie auf ihrem Weg in die Berge permanent von einer Menschenmenge gesäumt – und sie alle tuschelten hinter vorgehaltenen Händen.
    Ihre Blicke waren eine Mischung aus skeptisch, verwundert und hoffnungsvoll.
    Nun, alle Bewohner des Dorfes hatte Link doch nicht liebgewonnen. Diese starrenden Augen und offenen Münder erinnerten ihn nur an solche Menschen, wie es sie in der Gegenwart zuhauf gegeben hatte: dumme, glotzende Lemminge.
    Er musste grinsen, der Vergleich gefiel ihm.
    Er bahnte sich mit Colin weiter den Weg durch die Siedlung und bemerkte dabei gar nicht, dass Zelda ihn mit zweifelndem Blick beäugte.

    Sie hatten die Brücke über den Fluss erreicht – sie wirkte nicht besonders stabil. Doch sie war der einzige Weg in die Berge, also mussten sie es darauf ankommen lassen.
    Gepäck hatten sie so gut es ging vermieden und sie hatten je einen Stoffbeutel an ihren Gürteln hängen, in welchem jeder das Nötigste für ein paar Tagesmärsche zusammengestellt hatte. Immerhin war also keine unnötige Masse über die morschen Bretter zu transportieren. Unwohl war den drei Gefährten dennoch.
    Link maß den Bau eingehend und entschloss sich, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Colin und Zelda hielten ihn nicht auf und so setzte er den ersten Fuß auf die Brettervorrichtung, schluckte und verlagerte sein Gewicht, ehe er das zweite Bein nachzog.
    „Klappt doch!“, freute er sich und ging ein paar Mal leicht in die Knie, um die Festigkeit zu prüfen – da krachte er mit beiden Stiefeln durch das Holz, verschwand bis zu den Achselhöhlen im Nichts, einige hundert Meter unter sich den reißenden Fluss.
    Zelda schrie laut auf, doch Colin hatte schon reagiert und ihn unter den Armen gepackt. Mit vereinten Kräften schafften es die beiden jungen Männer, wieder auf festen Boden zu gelangen. Sie atmeten schwer.
    „Jungejunge, das war knapp“, schnaufte Colin, die Hand an dem bemützten Kopf.
    „Wem sagst du das“, keuchte Link, „wenn du nicht gewesen wärst, hätt's mich entschärft...“
    Noch bevor er den Satz beendet hatte, bröckelte auch der Rest der Brücke in sich zusammen und stürzte in das Gewässer.
    Einen Moment war es still. Dann...
    „Wann, sagtest du, wurde die das letzte Mal überprüft?“
    „Noch nie.“
    „Aha... Gut zu wissen.“
    Link schluckte schwer, stand auf und klopfte sich Holzsplitter von der Kleidung. Dann wagte er einen Blick in den Abgrund, schluckte wieder und drehte sich zu seinem Retter um, der sich inzwischen auch erhoben hatte.
    „Darf ich das das nächste Mal bitte vorher erfahren?“
    „Gern – ich dachte nur, du magst vielleicht Überraschungen.“
    Sie grinsten sich nervös an, der erste Schock war überwunden.
    Zelda schaltete sich ein.
    „Jungs, das ist... überhaupt. Nicht. Witzig!“, blaffte sie die beiden an.
    Sie schien Mühe zu haben, ihre Tränen zurückzuhalten, ob aus Wut oder Angst, konnte Link nicht sagen. Er wollte schon darauf einsteigen und hätte damit einen Riesenstreit vom Zaun gebrochen, wie es in den letzten Tagen ihrer Vorbereitungen einige Male vorgekommen war, doch Colin war schneller.
    „Du hast Recht, das hätte schiefgehen können. Tut uns leid – aber wir haben ein viel größeres Problem. Die Brücke ist zerstört.“
    „Was du nicht sagst, danke für die Information“, zischte sie.
    Link musste schmunzeln, doch wurde gleich wieder ernst, wie auch die übrigen beiden. Denn jetzt hatten sie wirklich ein erhebliches Problem – der einfache Weg durch die Berge war nun nicht mehr passierbar und sie würden eine Möglichkeit finden müssen, das Ufer an einer anderen Stelle zu kreuzen. Das könnte sie wertvolle Zeit kosten, die sie vielleicht nicht hatten.
    Link dachte an Nayrus Bitte, sich zu beeilen, da Menschen in ihrer Heimat entführt würden. Und er dachte auch an seine und Zeldas Eltern und hoffte inständig, sie hätten ihren Inselurlaub verlängert. Am liebsten würde er sofort zurück in die Gegenwart reisen, nur um sich zu vergewissern, dass den beiden nichts fehlte. Die Farnays hatten die Angewohnheit von einem Fettnäpfchen ins nächste zu tappen...
    Er wischte den Gedanken beiseite und besah sich der Berge zu seiner Rechten. Sie sahen allesamt uneinnehmbar aus.
    „Tja, dann“, stöhnte er, „auf, auf, ihr Lemminge.“
    Die verwirrten Gesichter der anderen beiden ignorierend stapfte er los. Das würde ein netter kleiner Ausflug werden, dachte er grimmig.


    Hm. Könnte länger sein, denke ich. Ist auch noch nicht perfekt. Was sagt ihr?

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