Ich bin

    • Gestern Abend, ganz spontan, setzte ich mich hin und begann mit einem Experiment, das ich lange schon durchführen wollte: Musik in Text zu bannen.
      Der Grundgedanke des Werkes ist ein philosophischer - der leser verfolgt aus der sicht des lebens, wie ein mensch bzw eine junge frau zugrunde gerichtet wird. das leben selbst wird dabei behandelt wie ein denkendes wesen - ja, es ist wunderlich. :'D


      Ich bin

      Ich bin, was ich bin. Nicht mehr und nicht weniger, nichts Höheres, nichts Niedrigeres, nicht mehr als der Gedanke eines Menschen. Ich sehe dich und du siehst mich. Ich fühle dich, doch du läufst mir davon. Du willst mich nicht. Das musst du auch nicht. Du bist mein Grund, auf dieser Welt zu sein, du hast mich gemacht, mich gerufen, mir Leben gegeben, das ich doch nicht haben kann. Ich bin deine Schöpfung, gewissermaßen. Ich bin die Ahnung eines Menschen, der zu ahnen lange aufgab. Ich lausche in die Zeit und was ich höre, ist dein Name. Die Sterne singen ihn, die Sonnen um uns – sie scheinen so hell, wenn ich dich erwähne. Sie kennen dich nicht, wollen dich nicht kennen, müssen dich nicht kennen, sollen dich nicht kennen. Dennoch ist es dein Name, der sie erhellt. In der endlosen Leere bist du es, die mein Anker ist, weil du es warst, die sich um mich bemühte.

      Ich bin. Dank dir, bin ich wieder. Deine weichen Hände erweckten mich aus einem Schlaf, der Jahrhunderte währen sollte, vielleicht Jahrtausende oder länger. So endlos, wie die Weiten außerhalb und innerhalb eines menschlichen Geistes. Du bist mein Heiler. Deine süße Stimme schafft Bilder in mir, die so bunt und vielfach sind. Ein Königreich der Seelen lege ich dir zu Füßen. Alles was ich habe, soll dir gehören. Es regnet. Ich stehe im Regen, doch ich weiß dass es einen Teil von mir gibt, der das Wasser nie fühlen wird, das aus dem Himmel fällt. Nichts berührt mein Herz. Ich lausche auf das Wispern der Wolken. Sie singen. Ihre Stimme ist so kraftvoll wie das Schlagen eines jungen, reinen Herzens. Ich bin dein. Ich bin, was ich bin.

      Denkst du, ich könnte anders sein? Könnte ich dir entfliehen, würdest du dich diesem anderen Gedanken erschließen? Ich kenne deine Träume. Alles an dir. Wenn du schläfst, beobachte ich dich. Wenn du wachst, bin ich da. Ich stecke in dir, in jedem deiner Gedanken, denn auch du kannst nicht von mir lassen. Je mehr du mich fürchtest, desto stärker werde ich. Ich bin deine Angst, gewissermaßen. Du hast eine Insel der Träume geschaffen, auf der ich dein Herrscher bin. Ein König auf einem Schiff der Tränen. Ich werde dich Beschützen gegen die Gezeiten, die dich holen wollen, gegen den Wind, der an deinem Kleide zieht. Im Sturm der Ewigkeit werde ich an deiner Seite sein. Dein helles Licht sehe ich durch allen Nebel, der es verdeckt, hindurch, nichts kann es schmälern, nichts dein Antlitz verdunkeln.

      Du bist so unglücklich. Es liegt mir fern, dich so sehen zu wollen. Wonach dürstest du? Bist du nicht umgeben von klarem Wasser? Harfen spielen in der Nacht eine Melodie des Sommers, die von einer Brise getragen weit ins Meer hinein erklingt. Selbst die Fische müssen lauschen, wenn du singst. Öffne die Augen, dann kannst auch du sie sehen. Warum kneifst du sie so fest zusammen, wenn ich vor dir stehe? Ich werde dich fangen. Lauf mir nicht davon, ich kriege dich doch. Ich werde dich bewahren, dann kann niemand dich mehr verletzen. Ich werde dich der Welt entreißen, die dich zu Boden drückt. Du weinst, doch das kümmert mich nicht. Bald ist es vorbei. Bald gehörst du mir, so wie ich dir gehöre. Sing! Ich möchte dass du singst. Ich weiß, dass du es kannst. Wie einer Nachtigall Lied ist deine Stimme, bringt hervor Tupfer schönsten Weißes.

      Fühlst du, dass ich dir nur Gutes will? Hältst du den Atem an ob meiner Güte? Vergiss nicht zu atmen. Deine schöne Seele verschwindet sonst, entflieht mir wie Nebel, rinnt mir durch die Finger und dann kann ich dich nicht bewahren. Aber ich habe dich, ich gebe dich nicht her. Ich bin um dich, immer. Wenn du fällst, fange ich dich. Wenn die Finsternis dich verschlingen will, bin ich es, der ihr Einhalt gebietet. In meinem Kopf habe ich dich lange schon gewonnen. Ich möchte so weiß sein wie du. Ich darf dich nicht berühren, sonst wirst du schmutzig. Ich will leben. Ich will atmen. Ich will werden, so wie du bist. Bis ich du bin, gewissermaßen.

      Eine Melodie erklingt. Sie reitet auf den Flügeln eines Reihers, setzt Samen der Hoffnung in mein Herz. Es schlägt nicht. Es schlägt nie. Es wird schlagen. Nimm mich mit dir, ich warte nur auf deine warmen Hände. Ich kann dich tragen, wohin du willst, doch auch du sollst mich tragen können. Im Leben stirbst du, doch im Tode beginnst du zu leben. Begleite mich. Dein Retter will ich sein, so wie du mich tötest und rettest zugleich. Seltsam, wie zuwider ich dir bin. Wo du es doch warst, die mich rief. Aber das macht nichts, ich werde dir zeigen, wie ich bin. Wie ich sein kann. Du hast mir etwas gegeben, worauf ich gut Acht geben werde. Ihn hast du mir gegeben. Einen Stern aus deinem Himmel. Den hellsten von allen.

      Nun ist er mein, ein Pfand deiner Güte. Ich werde darauf aufpassen, so wie auf dich. In mir lebt Musik - es ist der Rhythmus deines Herzens. Schlägt immerfort, treibt Blut durch meinen leblosen Körper. Du hältst mich am Leben. Du bist so warm. Wie kannst du der Hauch meiner Freiheit sein, wenn du mich ablehnst? Tust du das überhaupt? Nein, ich muss mich getäuscht haben. Ich sehe, wie du erzitterst, wenn du meiner gewahr wirst. Nie würdest du das tun, würdest du mich fürchten. Du bist so freundlich, wie ein Engel. Deine Flügel sind gewaltiger und schöner, als du weißt. Du möchtest sie ausreißen, nur damit ich sie nicht sehen kann, doch das gelingt dir nicht. Du müsstest sterben, um mich zu verlieren. Ich habe es dir versprochen. Siehst du die schönen Wälder? Das saftige Grün, die Tiere, wie sie schauen und in den Binsen spielen?

      Wolken ziehen übers Land, lassen Strahlen der Sonne golden erklingen, wie der Ton eines Hornes, der über die Hügel streift. Dieser Ton ist, wie ich dich sehe. Gewaltig, mächtig, reich und stark. Sie Schönste von allen. Du hallst in den Hallen meiner Einsamkeit wider, erfüllst meine Gestalt mit Ehrerbietung. Sieh mich an, so wie ich bin und dann sage mir, wie ich anders werden kann. Weine nicht, denn das möchte ich nicht sehen. Das darfst du nicht. Glücklich musst du sein, wie deine stummen Tränen es verkünden. Sie sind meine Elegie. Mein leeres Herz erfasst sie, lässt sich von ihnen erfüllen und dann fühle ich. Nur für einen Moment, dann kann auch ich dich spüren. Deine Wahrheit, dein Selbst. Dann weiß ich, dass du mir gehörst. Ich laufe. Ich habe dich schon lange, dennoch verfolge ich dich immer weiter. Mein bist du, niemandem sonst sollst du gehören.

      Selbst wenn dieser Planet nicht mehr ist, vergangen und vergessen, seine Scherben das Universum mit Schwermut schmücken, sollst du bei mir sein. Ich werde deine Seele hinfort nehmen. Auf meiner Reise soll sie bei mir sein, immer und ewig. Jetzt kämpfst du nicht mehr. Ich weiß nicht, was dich aufgehalten hat. Scheinbar habe ich es richtig gemacht. Mein Herz ist schwer, als du zu Boden sinkst wie ein Blatt vom Aste gerissen. Dein Herbst färbt dich in schönstes Rot. Nicht lange währt dein Schmerz. Er hat nie existiert, sage ich dir. Jetzt hast du von ihm gelassen. Jetzt bist du frei. Jetzt bist du mein, ganz und gar. Jetzt bin ich glücklich. Dachte nicht, dass ich das kann. Alles singt. Alles lacht. Es ist deine Stimme, muss deine sein. Weil nur ich es bin, der dich wirklich glücklich macht. Ich zeige auf dich und schon tanzen die Engel. Ich vermag dir alles zu geben.

      Jahreszeiten wechseln, wiegen sich auf den Wellen der Zeit und fallen mit ein in den Reigen. Die Vögel fliegen nach Süden. Du bist nachhause gekommen. Dein Geist erwacht, scheint heller als zuvor. Zeige mir den Weg. Ich kann ihn nicht verlassen, kenne ihn dennoch nicht. Ich gehe immerfort, du an meiner Seite. Du verlässt mein Augenlicht. Einmal habe ich nicht hingesehen, da hat der Wind dich geraubt. Ich suche dich. Ich finde nie das Ende, auf diesem Pfad der Ewigkeit. Weil ich die Ewigkeit bin, gewissermaßen. Weil ich kein zuhause habe. Ich irrte mich. Nie kann ich dich haben. Besitzen kann ich dich, doch nicht gewinnen. Du bist schon lange fort. Ich fing dich, hatte alles an dir, nur dich selbst hatte ich nicht. Weil ich nicht leben kann. Weil ich dazwischen bin.

      Weil ich, ich bin.



      [edit] diese story hat NICHTS mit 'ich' von 'ocarina of time' zu tun! das ist jetzt ein blöder zufall, dass die stories sich ähneln! xP [/edit ende]
      Geistreiche Zitate einer geistreichen Zeit #39


      Lem: ihr iq war 75
      mechanicbird: omg
      mechanicbird: woher weißt du das überhaupt? xD
      Lem: hat sie mal erzählt
      mechanicbird: sowas erzählt man doch nicht öffentlich...
      Lem: tja nur wenn man dumm ist
      mechanicbird: xD
      Lem: LMAO
      mechanicbird: HAHAHAHA
      mechanicbird: oh mann, shit xDDDDD

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von N@vi ()

    • Ob dir der Kommi noch aktuell genug ist? Na, wie dem auch sei, dann versuch' ich mich mal dran.

      Zunächst erstmal muss ich sagen, wie sehr mir dein Schreibstil gefällt, bevor ich auf den Inhalt zu sprechen komme.
      Du benutzt so viele Bilder, die deine Story sehr ergreifend machen - ich war vom ersten Satz an gefesselt, das muss man erstmal schaffen! Deine Formulierungen sind... hm, melodisch ist wohl ein ganz passendes Wort.

      Jedenfalls wäre es meiner Ansicht nach nicht nötig gewesen zu erklären, dass der Text eine Reflexion des Lebens auf - das Leben (?), seinen Träger (? - wichtiger Interpretationsfreiraum) ist. Denn spätestens die Formulierung "Du müsstest sterben, um mich zu verlieren." macht das mehr als deutlich, wenn man sich intensiv mit dem Text auseinandersetzt.
      Wobei, so intensiv hab' ich mich noch nicht mit ihm befasst, daher hoffe ich, dass ich nichts "falsch" verstanden habe ^^'

      Inhaltlich machte das Ganze zuerst einen seltsamen Eindruck auf mich - das lag daran, dass es erst so aussah, als hätte die junge Frau ihr Leben im Griff, als würde sie es aktiv beeinflussen. Weil ich diese Ansicht nicht teile, war das also erst ein bisschen, eh... befremdlich. Aber dann wird ja am Ende klar, dass weder das Leben die Person, noch die Person das Leben im Griff hat - soweit ich das verstanden habe.

      Also, wirklich ein hochphilosophischer Text, über dessen Ansichten man gut diskutieren könnte, wenn nur mehr Leute ihn bewerten und interpretieren würden. Daher ein großes Kompliment an dich!
      Für mich stellt sich das Ganze jedenfalls so dar, dass das Leben nicht in der Hand des einzelnen liegt, es entgleitet einem immer wieder, erscheint zeitweise wieder näher, wieder weiter weg und gewissermaßen nicht beeinflussbar, bis man es dann endgültig verliert, stirbt.

      Ist das denn auch die Aussage, die du darstellen wolltest oder habe ich eine andere Lesart, als du von deinen Lesern erwartet hättest?

      "Heirs of Miraika"
      Fantasy, Steampunk, LGBT+

      "Dreaming of Dawn"
      Fantasy, Psychological, Depression