Dialekte - peinlich oder Kulturerbe?

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    • Original von CAMIR
      Warum die Hannoveraner dann so "schön nach der Schrift" sprechen? Weil man arbiträr deren Dialekt zur Norm erklärt hat.
      Wobei es natürlich auch einen Hannoveraner Dialekt gibt, der zwar eher nach Standartdeutsch klingt als z.B. Ripuarisch oder Bairisch, aber doch ans Niederdeutsche erinnert.
      Demnach: Hannoveraner Dialekt nicht direkt gleich Standartdeutsch, würde ich zumindest sagen.

      Wenn ich auf einen Artikel der Zeit verweisen darf:

      Über das Standartdeutsche (sehr knapp allerdings)

      Wer keine Lust auf Durchlesen hat, hier wird als Beispiel "Fluch" genannt, das natürlich den uns bekannten Fluch meinen kann, aber auch das Arbeitsgerät "Pflug".
      Ich denke das geht bei vielen weiteren Wörtern so, z.B. "sacht" anstatt "sagt" etc.

      Aber sonst stimme ich CAMIR zu.
      >:3c
    • Original von Hylia
      Kann ich von meinem Umfeld nicht sagen. Anscheinend suche ich mir Freunde, die genauso sprechen wie ich - schönes, reines Hochdeutsch.
      Viele von ihnen können zwar Bairisch, so ist es nicht, aber sie benutzen es nicht.
      Ich lebe an die zwei Stunden von München entfernt und trotzdem fiel mir auch in der Schule nie eine besonders starke Verbreitung des örtlichen Dialekts auf (wofür ich persönlich dankbar bin.)
      Weiß auch nicht, woran das liegt. Vielleicht ist das ja auch irgendwie regional bedingt. o_ô
      Leute, die richtig heftiges Bairisch sprechen, kenne ich vielleicht... zwei? Und dabei lebe ich hier auch schon länger. Ziemlich mickrige Bilanz, würde ich sagen.

      Wenn du fast nur an diesem Ort Deutsch gesprochen hast, wirst du den Dialekt natürlich für normal - Hochdeutsch - halten. Dabei finden sich aber viele kleine Unterschiede in Aussprache und Wortschatz, die dir vermutlich erst auffallen, wenn du mal woanders gelebt hast, oder selbst dann oft noch nicht mal bewusst.

      Bei bairischer Aussprache kommt mir folgendes in den Sinn:
      - rollendes r
      - "rch" wie in Furcht oder Kirche klingt irgendwie anders, tiefer im Rachen, als anderswo in Deutschland
      - "-ig"-Endungen wie in Fünfzig oder König klingen oft härter, während es anderswo oft als -ich gesprochen wird
      - Vokale wie in Dirndl oder Vierzig klingen stärker betont, weniger abgeflacht
      - Kina, Kemie...

      Sicherlich bist du auch nicht frei von solchen Einflüssen. Und selbst wenn es sich vielleicht hochdeutsch anhört: Frage mal einen Außenstehenden, wie er deine Sprache beurteilt. Erfahrungsgemäß klingt es einfach anders, so sehr man den Dialekt auch unterdrücken will. Bei den Berlinern ist dir sicher auch ein ganzer anderer Ton aufgefallen, selbst wenn sie nicht mit Begriffen wie "jut" um sich warfen.

      Und falls mal Berliner nach Bayern kommen, verschone sie besser mit Begriffen wie Fleischpflanzerl, Bub und Scharfes S :)



      ...und täglich grüßt der Atlas zur deutschen Alltagssprache: philhist.uni-augsburg.de/lehrs…wissenschaft/ada/runde_1/
    • Ohja, Kemie und Kina kommen mir sehr bekannt vor. :D
      Und Fleischpflanzerl (?!) und Bub sind mir selbst ein Graus, da muss niemand Angst haben, dass ich damit ankomme.

      Aber ich bin ein großer Fan von Künstlichem, Ordnung und Kontrolle und diese drei Elemente finden sich mMn eben in der Standardsprache, deshalb ist es wohl auch irgendwie nur natürlich, wenn sie mir mehr gefällt als Dialekte, die wirklich konsequent gesprochen werden (konsequent, nicht nur kleine Einflüsse.)
      Do you fear death, pup?
    • Neues aus der Dialektkiste Deutschlands: Enden in Bayern alle Orte irgendwie auf -ing wie Garching, Schwabing, Penzing? Klingt im Nordosten irgendwie alles nach Polen wie Pankow und Buckow?

      Die Antwort ist ja: Karten zur Verbreitung von Städteendungen in Deutschland

      Fand ich beim Durchklicken sehr interessant und kommt mir auch vertraut vor :3

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    • Ich wohne in einer Gegend, in der der Dialekt noch so halb in die Sprache der Jugendlichen reingreift. Also "s" wird zu "sch" und "Ich" auch manchmal noch zu "I".
      Ich komme aber aus Augsburg, einer Großstadt, meine Mutter hat sich auch nie darum bemüht, dass ich den bayerisch-schwäbischen Dialekt pflege, also spreche ich Hochdeutsch auch wenn - aufgrund von mittlerweile 3 Jahren Landleben - das Schwäbische wieder etwas einwirkt. Klingt scheußlich.

      Ganz schlimme Dialekte sind Sächsisch und Fränkisch. Niederdeutsch dagegen mag ich, wobei das kein Dialekt, sondern eine eigene Sprache ist. Das Bairische kann gut klingen, muss aber nicht (siehe Österreich).
    • Mangetsu schrieb:


      Ganz schlimme Dialekte sind Sächsisch und Fränkisch. Niederdeutsch dagegen mag ich, wobei das kein Dialekt, sondern eine eigene Sprache ist. Das Bairische kann gut klingen, muss aber nicht (siehe Österreich).
      Linguistisch gesehen sind alle Dialekte ne eigene Sprache. Niederdeutsch unterscheidet sich nicht mehr von Hochdeutsch, als alle anderen Dialekte auch. Die Grenzen werden da etwas willkürlich gezogen, was meist politische und keine linguistischen Gründe hat. :)
      Ich mag Fränkisch übrigens total gerne. <3
    • Mangetsu schrieb:

      Ich wohne in einer Gegend, in der der Dialekt noch so halb in die Sprache der Jugendlichen reingreift. Also "s" wird zu "sch" und "Ich" auch manchmal noch zu "I".
      Ich komme aber aus Augsburg, einer Großstadt, meine Mutter hat sich auch nie darum bemüht, dass ich den bayerisch-schwäbischen Dialekt pflege, also spreche ich Hochdeutsch auch wenn - aufgrund von mittlerweile 3 Jahren Landleben - das Schwäbische wieder etwas einwirkt. Klingt scheußlich.

      Ganz schlimme Dialekte sind Sächsisch und Fränkisch. Niederdeutsch dagegen mag ich, wobei das kein Dialekt, sondern eine eigene Sprache ist. Das Bairische kann gut klingen, muss aber nicht (siehe Österreich).

      Wo ist Fränkisch "schlimm"? Das ist ein ganz wunderbarer Dialekt und ich bin stolz drauf ihn zu sprechen. Wir sind nur sehr faul was das aussprechen von ganzen Wörtern angeht und das is ja das geile daran. Nicht jeder versteht uns.

      Sächsisch finden die meisten schlimm, aber ich mag ihn. Solange ich ihn nicht sehr oft bzw. viel höre.
      Es gibt keinen den ich nicht mag. Nur das verstehen erweist sich hin und wieder als schwierig.

      Dialekte sind für mich eindeutig ein Kulturerbe. Denn die werden irgendwann nicht mehr existieren.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Majoras Mask ()

    • Tja, so können sich Geschmäcker unterscheiden. Ist doch toll, wenn jeder unterschiedlicher Meinung sein kann... Meine Meinung hat sich zu damals nicht grundlegend geändert. Man hört deutschen Dialekten einfach an, dass der Ursprung der "Deutschen" ein Sammelsurium aus Bauern- und Barbarenvölkern ist. Das ist einfach nichts Erhabenes dabei, wenn man das mal – allein vom Klang her – mit romanischen Sprachen oder dieses posh upper class-Englisch aus UK vergleicht. Generell finde ich englische Akzente sehr viel geiler... Sei es australische, RP, Southern Drawl, New Yorker, New Jerseyan oder der im Raum Boston. In meinen Ohren (und ich "durfte" Sächsisch, Fränkisch und das meiste andere ja auch hören) klingen deutsche Dialekte irgendwie bäuerlich, ja fast schon 'niedlich' irgendwie... Richtig schlimm ist ja Berlinerisch. Das klingt einfach mal so proletenhaft. Da hat man sofort das Bild vom dauertrinkenden, arbeitslosen Assi vor Augen. Wenn bei mir mal Nachwuchs ansteht, dann werde ich dafür sorgen, dass Standarddeutsch gesprochen wird. Ein bisschen Akzent dabei ist ja ok, solange es kein ost- oder süddeutscher ist. Dieses Stück "Kultur" sollen andere bewahren.
    • 3tmk schrieb:

      Das ist einfach nichts Erhabenes dabei, wenn man das mal – allein vom Klang her – mit romanischen Sprachen oder dieses posh upper class-Englisch aus UK vergleicht.
      Ich kann Sudaca-Spanisch echt nichts erhabenes abgewinnen, oder Portugiesisch allgemein...
      Und wenn du britische Dialekte z.B. aus Manchester oder Liverpool nimmst, klingen die meiner Meinung nach auch nicht unbedingt sehr "posh" :D Schottisch klingt aber wirklich nett, finde ich. Was du an der Sprache New Jersey oder New York toll findest ist mir auch ein Rätsel, aber jedem das Seine.

      Fränkisch finde ich übrigens auch ganz klasse.
    • @3tmk: Schade dass du so denkst. Dass Dialekte "bäuerlich" oder "provinziell" sind, ist m.E. keine objektive sondern eine anerzogene Meinung. Woher sie kommt, weiß ich auch nicht, du bist aber damit nicht alleine. Viele denken so, auch meine eigener Vater, der mir den Dialekt vorenthalten hat, sodass er jetzt für mich eine Fremdsprache ist. Dass der Ursprung der Deutschen ein "Sammelsurium" an Bauern- und Barbarenvölkern sei, ist mal dahingestellt, zum einen, weil es doch einige sehr erstaunliche "germanische" Kulturleistungen gibt, wie u.A. die Entwicklung einer eigenen Schrift (Runen) und auch an Erzählungen gibt es einiges sehr, sehr gute. Weiterhin hat ja auch im süddeutschen Raum dann das römische Imperium ein bisschen seinen kulturellen Stempel dagelassen. Aber ist ja auch wurscht, ich lass dir natürlich deine Meinung, denn dass du den Eindruck hast, kann dir ja niemand absprechen. Ich finde es nur sehr schade, dass die Deutschen so ein gestörtes Verhältnis zu ihren Dialekten haben, denn die haben sehr viel ererbten Wortschatz, den man sonst nirgends findet und auch sonst eine Menge faszinierender Merkmale. :D
    • CAMIR schrieb:

      @3tmk: Schade dass du so denkst. Dass Dialekte "bäuerlich" oder "provinziell" sind, ist m.E. keine objektive sondern eine anerzogene Meinung. Woher sie kommt, weiß ich auch nicht, du bist aber damit nicht alleine. Viele denken so, auch meine eigener Vater, der mir den Dialekt vorenthalten hat, sodass er jetzt für mich eine Fremdsprache ist. Dass der Ursprung der Deutschen ein "Sammelsurium" an Bauern- und Barbarenvölkern sei, ist mal dahingestellt, zum einen, weil es doch einige sehr erstaunliche "germanische" Kulturleistungen gibt, wie u.A. die Entwicklung einer eigenen Schrift (Runen) und auch an Erzählungen gibt es einiges sehr, sehr gute. Weiterhin hat ja auch im süddeutschen Raum dann das römische Imperium ein bisschen seinen kulturellen Stempel dagelassen. Aber ist ja auch wurscht, ich lass dir natürlich deine Meinung, denn dass du den Eindruck hast, kann dir ja niemand absprechen. Ich finde es nur sehr schade, dass die Deutschen so ein gestörtes Verhältnis zu ihren Dialekten haben, denn die haben sehr viel ererbten Wortschatz, den man sonst nirgends findet und auch sonst eine Menge faszinierender Merkmale. :D

      Das kommt wohl einfach daher, dass die Dialekte in den Großstädten nahezu vollständig ausgestorben sind. Und wenn man dann (zumindest in Süddeutschland) auf's Land fährt, hört man eben noch viel Dialekt, deswegen kommen Dialekte halt provinziell rüber, was sie ja inzwischen auch irgendwie sind.
      Die deutsche Sammelsprache zu sprechen, welche sich aus den Dialekten gebildet hat, finde ich durchaus vorteilhafter zu sprechen, ich meine: Wenn ein Ostfriese mit einem Schwaben auf Volldialekt reden würde - würden die ein Wort voneinander verstehen? Und ganz verschwinden werden Dialekte wohl nie, weil es in den deutschsprachigen Gebieten immernoch unterschiedliche Bezeichnungen gibt, die sich in den jeweiligen Regionen als Standart eingebürgert haben. (zB in Österreich ist Pfannkuchen = Palatschinken)
    • Erstens spricht ja nichts gegen "Zweisprachigkeit". Es redet ja niemand die Standardsprache schlecht hier - die sich übrigens nicht aus den Dialekten gebildet hat, sondern um 1870 von dem Hannoveraner Dialekt einfach zur Standardsprache erklärt wurde und daher eigentlich genauso willkürlich ist. Ich finde einen Standard, auf den man sich verständigt auch sinnvoll. Dass es aber anders geht, zeigen die Norweger. In Norwegen gibt es keine Standardsprache, jede/r spricht seinen/ihren Dialekt, egal ob im Radio, Funk und Fernsehen, es gibt ja keine Standardsprache und die Verständigung klappt zwecks Gewöhnung daran ganz ausgezeichnet.
    • Nur dass mich hier keiner falsch versteht... Ich will um Gottes Willen die anderen Dialekte nicht verteufeln. Meine eigene, völlig subjektive Meinung ist geprägt vor allem durch das Klangbild vieler Dialekte. Im deutschen gibt es sehr viele 'schhh', 'tschhh', 'ktz', 'rtz' und andere Laute über die ich so stolpere und in meinen Ohren alles andere als fein und harmonisch klingen. Es gibt Ausnahmen, ja. Gesang auf Deutsch kann auch sehr schön klingen, aber Dialekte verstärken aus meiner Sicht nochmal dieses eher Unharmonische. Mangetsu hat auch nicht ganz Unrecht... In Großstädten trifft man gefühlt weniger auf Dialekte. Natürlich nicht in einer alteingesessenen Hamburger Kneipe, aber wenn man auf einer gewissen Ebene mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun hat, dann verständigt man sich eben auf dieses meinetwegen 'hannoveranische Deutsch' und klingt mehr wie der Sprecher aus der Tagesschau und nicht wie Willie aus Buxtehude und das find' ich gut. :)
    • 3tmk schrieb:

      und klingt mehr wie der Sprecher aus der Tagesschau
      Gerade das kommt mir ziemlich merkwürdig vor, wenn ich mal wieder in Deutschland bin. Ich kann nicht genau sagen, was es ist, da meine Freunde auch nicht unbedingt Dialekt reden, aber manche Leute klingen für mich wirklich, wirklich merkwürdig, so als ob sie für eine Ansage extra sauber sprechen damit sie auch jeder versteht.

      Ich denke auch, dass alles nur Gewöhnungssache ist. Es gibt zwar manchmal andere Worte für weniger alltägliche Dinge die man dann einfach wissen muss, aber oft werden nur irgendwelche Laute verändert und man erkennt schnell das System dahinter. Da ich in Hessen aufgewachsen bin, war ich denke ich mit einem gewissen Mischmasch aus südlichen und nördlichen Einflüssen ein wenig vorbereitet auf alles, aber hier in Wien kamen dann nochmal aus ganz Österreich verschiedene Menschen zusammen und bei Leuten aus Vorarlberg musste ich teils mehrmals hinhören, kann aber dadurch auch ganz gut Schweizerdeutsch verstehen. Würde man also alle mit allem konfrontieren, würde das bestimmt gut gehen. (Was ich übrigens nicht so gut fand: Österreicher scheinen zu glauben dass alle Deutschen einheitlich reden und ich mit meinem hessischen Einschlag bloß nuschle... Und außerdem picken sie sich aus den einzelnen Dialekten die hässlichsten Wörter raus und fragen dann ständig, ob "Deutsche" das so sagen :D)
    • Dass das Standartdeutsche nur auf das Hannoveranische zurückzuführen ist, stimmt nicht so ganz.

      Schon im Mittelalter gab es eine deutsche ("teutsche") Schriftsprache, die sich nicht wirklich an einem Dialekt orientierte. Ich kenn mich mit der Geschichte von Sprachen nicht so wirklich aus, aber ich schätze mal, der Adel hat früher schon eine Art Standartdeutsch gesprochen, während das einfache Volk noch ihre Sprache gesprochen haben. Weil Deutschland bis ins 19. Jahrhundert lang kein Nationalstaat war, konnten sich bei uns eben noch Dialekte halten, v.a. in ländlichen Regionen, ganz im Gegensatz zu Frankreich, wo die Dialekte inzwischen ausgestorben sind.
    • Mangetsu schrieb:

      ...
      Ganz schlimme Dialekte sind Sächsisch und Fränkisch. Niederdeutsch dagegen mag ich, wobei das kein Dialekt, sondern eine eigene Sprache ist. Das Bairische kann gut klingen, muss aber nicht (siehe Österreich).
      Bitte die Vielfalt österreichischer Dialekte nicht in einen Topf zu werfen, wir sind vielleicht ein kleines Land,
      aber meiner Meinung nach unterscheidet sich die "Mundart" hier von Region zu Region enorm.

      Meine Art zu sprechen ist leider ein riesen Mischmasch (burgenländisch, niederösterreicherisch und wienerisch),
      wodurch ich keinen Dialekt gepflegt sprechen kann, mich aber von Haus aus immer an den meines Gegenüber bestmöglich anpasse.
      Meine Mama spricht wienerisch, wobei nicht so dieses klassische, sondern eher schon mit niederösterreichischem Einfluss,
      vermutlich da sie im Norden Wiens zur Grenze Niederösterreich aufwuchs.

      Mein Vater kommt aus dem Mittelburgenland und wuchs überhaupt zweisprachig (Burgenlandkroate) auf,
      wobei sich sein burgenländisch wiederum von meinem unterscheidet, da ich in Neusiedl am See zur Schule ging
      und somit viel vom richtig böse klingenden (die böhn (=bellen) was zam) nordburgenländischen mitbekam.

      Vom Verständnis her gibt es vielleicht nicht so arge Unterschiede wie in Deutschland,
      aber mit tirolerischen oder noch schlimmer vorarlbergerischen tut sich ein Niederösterreicher schon sehr schwer.
    • Mangetsu schrieb:

      Ich wohne in einer Gegend, in der der Dialekt noch so halb in die Sprache der Jugendlichen reingreift. Also "s" wird zu "sch" und "Ich" auch manchmal noch zu "I".
      Ich komme aber aus Augsburg, einer Großstadt, meine Mutter hat sich auch nie darum bemüht, dass ich den bayerisch-schwäbischen Dialekt pflege, also spreche ich Hochdeutsch auch wenn - aufgrund von mittlerweile 3 Jahren Landleben - das Schwäbische wieder etwas einwirkt. Klingt scheußlich.

      Ganz schlimme Dialekte sind Sächsisch und Fränkisch. Niederdeutsch dagegen mag ich, wobei das kein Dialekt, sondern eine eigene Sprache ist. Das Bairische kann gut klingen, muss aber nicht (siehe Österreich).
      In Augsburg scheint man ja tatsächlich noch viel Dialekt zu reden. Seit ich Augsburg wohne und studiere, hab ich Schwäbisch echt lieben gelernt, auch weil meine Freundin das sehr stark spricht.

      Mein eigenes Bairisch wurde mir vor Jahren schon im Kindergarten und der Schule radikal ausgetrieben. Ich komme aus München und bin einer von den ca 10-15% "waschechten Münchnern", bei denen noch die ganze Familie von hier stammt. Als Dialektsprecher in München aufwachsen war keine gute Erfahrung. Spätestens mit 7-8 Jahren war mein Dialekt weitgehend weg, allerspätestens mit 10 hat man mir nichts mehr angehört. Trotzdem war das fast wie ein Trauma für mich. Das geht bis heute soweit, dass ich eine mentale Blockade habe, mit anderen Menschen Bairisch zu sprechen, selbst wenn diese Leute auch Bairisch sprechen. Da muss ich schon sehr gut gelaunt oder mindestens mittelstark betrunken sein, dass ich mal Bairisch in der Öffentlichkeit rede. Bei anderen Bairischsprechern habe ich meistens auch Angst, dass mein Dialekt "künstlich" oder "nicht echt" klingt, nach mittlerweile fast 20 Jahren Unterdrückung. Inzwischen rede ich, wenn ich daheim bin, manchmal mit meinen Eltern wieder Bairisch, aber nur selten.

      Wenn es einen Dialekt gibt, den ich überhaupt nicht mag, dann ist das eigentlich Hochdeutsch, auch wenn ich heute fast nur in dieser Sprache denke und spreche. Kommt sicher aus meiner Kindheit.
    • Da ich in erster linie von meinem opa deutsch gelernt habe, habe ich im kindheitsalter ein eher russisch geprägtes schwäbisch gesprochen. Die Sprache der deutschen Minderheit in der sowjetunion hat sich bis zu einem bestimmten grad verselbstständigt und dieses deutsch habe ich im endeffekt auch gelernt.

      Habe mir aber mittlerweile eher hochdeutsch angewöhnt, den akzent bekommt man aber denke ich nie 100% ig weg.
      Immer für 25ct dankbar!