Antizionismus= Antisemitismus?

    • Antizionismus= Antisemitismus?

      Dieses Thema könnte etwas heikel werden, ich bitte darum im Vorfeld darum das hier die Objektivität gewahrt wird.
      Also: mein Mitbewohner hat sich im StudiVZ in der Gruppe "Antizionismus ist nicht dasselbe wie Anisemitismus" eingeschrieben. Seitdem bekommt er auf der Pinnwand regelmäßig Nachrichten von anderen Usern, die damit anscheinend nicht einverstanden sind und das Gegenteil behaupten. Paradoxerweise wird er jetzt von einigen Linken als Nazi, gleichzeitig von einigen rechten aber als "Zecke" bezeichnet. Er sieht keinerlei Grund deswegen seine Meinung zurückzustecken, aber ist auch genervt von den Reaktionen, weil weder die eine noch die andere Partei Gründe für ihre Haltung angeben, sondern nur ihren Kommentar hinschmettern und das wars.

      Zur Information hab ich nur relativ wenig: ich weiß nur soviel, dass Antizionismus eine politische Kritik am Staate Israel ist. Antisemitismus wird ja allgemeinhin als Judenfeindlichkeit bezeichnet, das dürfte der Großteil von uns aus Geschichte kennen.

      Ich muss ehrlich sagen dass ich die Meinung meines Mitbewohners in Sachen Antizionismus schon irgendwie teile. Ich habe nichts gegen das Judentum, warum auch, aber ich kann den Status und die Aktionen Israels nicht gutheißen. Wenn es um Israel geht heißt es sofort von Überall "Ja die vertriebenen Juden aus Deutschland..." Is ja alles OK, aber ich finde es andererseits ebenso verständlich wenn die Leute eine Abneigung gegen Israel als Staat entwickeln, vor allem wenn es um Palästina geht. So wie Israel auf die Geschichte und die Vertreibungen der Juden aus sämtlichen Staaten und Gesellschaften pocht, sollte es doch eigentlich der letzte Staat sein der genau das im Umkehrschluss mit den Palästinensern macht. Wollte man es unprofessionell auszudrücken, Israel macht mit den Palästinensern heute im Prinzip nichts anderes als Deutschland vor Sechzig Jahren: in einem Buchtitel über die Situation in dem Gebiet wird es sogar "Ethnologische Säuberung Israels" genannt. Und ich muss sagen, ganz Unrecht haben sie nicht.

      Ich werd nicht so ganz schlau aus den Definitionen von Antizionismus im Detail. Ich hab da nur nen groben Überblick. Vielleicht weiß da jemand von euch eher darüber Bescheid.
      Und wie seht ihr das? Sind Antizionismus und Antisemitismus wirklich gleichzusetzen? Schreibt aber bitte auch Begründungen für eure Haltung. Ich und mein Mitbewohner würden gern sowohl die eine als auch die andere Seite verstehen. Ein einfaches "Is halt so" bringt uns da nicht weiter.
      Die Menschen die viel über die Albae lesen, nennen sie Todesschatten. Die Menschen die ihnen begegnet sind haben dazu keine Gelegenheit mehr.

      Ich grüße Herr des Triforce, Kimahri, Ishtar,Rooro, ShadowLink85, N@vi und xRESxSongoku.
      Die Albae stehen hinter euch.
    • Antizionismus würde ich keines Falls mit Antisemitismus gleichsetzen, einfach deswegen, weil beim Antizionismus der Staat ansich und die Regentschaft (oder eben ein Teil der jeweiligen Politik) kritisiert wird und nicht der Jude als Gläubiger diskriminiert wird. Da Religion und Politik im Staate Israel oft noch recht nah beieinanderliegen, kommt es vor, dass eine Kritik am Staat auch als Kritik an der eigentlichen Person wahrgenommen wird - ob es nun auch so gemeint ist, sei mal dahingestellt.
      Als ein Beispiel, wie sowas aussehen kann, würde ich Amerika und die Ernährungspolitik nehmen. Man könnte sagen, die Amerikaner hätten keine Ahnung von guter Ernährung, Gesundheit, würden sich nur von MC Donals ernähren und sind zum großen Teil so fett, wie die Kuh vom Nachbarkaff.
      Würde man das ganze auf die Juden übertragen, von sich geben, wäre es auf jeden Fall antisemitistisch, weil man die Bevölkerung an sich beleidigt, dabei sehr stark verallgemeinert etc.
      Wenn man hingegen objektiv von den Ernährungsproblemen in Amerika berichtet, dabei diese und jene Statistiken nennt ist es nicht mehr eine "antisemitistische" Aussage, sondern eine reine Kritik am Staatssystem.
      Dass viele, vor allem die Betroffenen, dadurch beleidigt sein werden, sich dagegenstemmen, lässt sich nicht verhindern, ändert aber trotzdem nichts daran, dass sich nichts von dem Gesagten direkt an die Bewohner des Staates richtet (wobei das mit dem Essen gewisserweise ein recht schlechtes Beispiel ist, da die meisten sich aussuchen können, was sie zu sich nehmen, aber ich denke, worauf ich hinaus will, ist klar).

      Außerdem sollte man im Falle Israels in Verbindung mit Antisemitismus auch bedenken, dass da nicht nur Juden leben, genauso wie es ja sein kann, dass die oberste Führungskraft mal nicht jüdischen Glaubens ist. Wenn dies der Fall ist, so kann man die Staatsform kritisieren, es gelte aber nicht unbedingt als Antisemitismus - und da hätten wir das Problem. Wegen historischen Auseinandersetzungen und der Diskriminierung der Juden ist es oft nicht mehr erlaubt, Kritik an jenen zu üben, ohne des Antisemitismus beschuldigt zu werden, während der Großteil der restlichen Staaten Kritik seitens anderer hinnehmen und sich rechtfertigen muss.
      "Hallo ich bin der Andi und würde gerne meine Festplatte an den USB - Port ihrer Tochter anschließen und Kram sharen"
    • Von der Bedeutung her kommt Antisemitismus natürlich vom Stamm der Semiten, wodurch das ganze auch noch eine ethnische Facette bekommt; Antizionismus richtet sich nicht nur gegen Israel speziell, sondern gegen alle Weltmacht-Ambitionen, die sich auf eine jüdische religiöse Grundlage berufen.
      Ich kann in dieser Hinsicht immer nur für mich sprechen, aber ich sehe das große Problem nicht, das immer damit herrscht, Israel zu kritisieren. Viele Politiker tun das, in den Nachrichten wird das getan, ich selbst habe mein ganzes Leben lang noch nie irgendeine Reaktion damit provoziert, Israel zu kritisieren. Mir kommt es mehr und mehr vor, als wollten einige Leute diese Meinungsschranke geradezu herbeibeschwören. Kritisch - und meiner Erfahrung nach kommen auch DA erst die großen Reaktionen - wird es, erst, wenn man Israel mit allen Juden gleichsetzt. Wenn man von "Den Juden" redet, wenn man Israel meint, oder noch genauer: Die politische Führung Israels, denn damit einverstanden sind schonmal gar nicht alle Israelis.
      Dazu kommt leider die Tendenz vieler Rechtsextremer, ihren Antisemitismus hinter Antizionismus zu verstecken, sowie viele ZOG-Verschwörungstheorien, die von Israel ausgesandte jüdische Agenten in jeder Regierung und jedem Unternehmen wittern. Dadurch ist gerade bei politisch Interessierten und Aktiven in dieser Richtung die Stimmung etwas angespannt. Von einer Unmöglichkeit der Israelkritik kann aber nicht die Rede sein, im Gegenteil - die Reaktionen kommen eigentlich fast immer nur dann, wenn man entweder die Linie zum Antisemitismus übertritt oder bewusst provozieren will - wie man es meiner Meinung nach mit der Mitgliedschaft in so einer Gruppe schon tut. Ich sehe einfach die Notwendigkeit nicht, ein Problem zu diskutieren, das in der Gesellschaft praktisch nicht vorhanden ist.
    • Um Himmels Willen, armes Deutschland.

      Antizionismus ist, wie ungefähr schon von Sinthoras geschrieben, Kritik an der politischen Bewegung des Zionismus.

      Antisemitismus ist eigentlich gegen alle Semiten gerichtet, wie das Wort sagt. Gebraucht wird es aber für etwas, das eigentlich Antijudaismus bezeichnet werden sollte.


      Eigentlich müsste es einem Narren mit meterdicken Brillengläsern auffallen, dass das nicht das Gleiche ist, aber heutzutage ist ja alles möglich was die freie Interpretation angeht.