Obwohl ich mir durchaus im Klaren darüber bin, wie wenig für die meisten User hier wahrscheinlich ein solcher Text hierher gehört- überdies, wie viele mich hiernach wahrscheinlich im besten Falle für untalentiert, im schlechtesten für verrückt halten werden- nutze ich ausnahmsweise das Recht auf demokratische Vielfalt und stelle hier vglw. Ungewöhnliches zur Schau. Eine kleine, nicht überragende Geschichte, die als Hommage an den Stil eines großen Vorbildes gemahnen soll: Franz Kafka. Wer sein Werk kennt und liebt wie ich wird sich unter Umständen weniger wundern- wer nicht verschone mich bitte zumindest mit physischer Gewalt.
1. Die Einbildung
Der Schleibitzer ist unter keinen Umständen, unter keinsten um es präziser zu formulieren, mit den Mechanismen einer einfachen Apparatur gleichzusetzen- er ist ein regelrechtes Panoptikum des Maschinerientums, das stark wie ein Holzfällergeselle für nichts als seine eigene Marke steht. Doch zweifelsohne ist er eine metallene Maschine, ein Wunderwerk aus Kraft und Dampf und Dampfkraft. Erst gestern bin ich an ihn getreten um ihn genauer zu studieren- nichts anderes ist meine Aufgabe und ausschließlich kraft dieses voyeuristischen Tagewerks nenne ich mich auch schon unmittelbar nach dem Aufstehen zum ersten mal eine versierte Fachkraft, dann gleich nach dem ersten Kaffe noch einmal: so lautstark wie zweifelsohne bin ich dazu im Stande mich auszuweisen als solche. Die Erzeugnisse und Kindereien des Schleibitzers aufzuzeichnen- er ist oft das misteste Stück und voll kätzischen Ingrimms verstimmt- ist die schwerste aller Aufgaben, denn es ist nicht möglich auch nur den winzigsten hölzernen Bogen zur Vergangenheit zu schlagen. Alles ist heute, alles präsent für den Schleibitzer der über die Zeit hinwegwandelt in wunderlicher Missachtung allen menschlichen Wissens. Er bezieht sich auf nichts und er möchte auch keine Quelle sein, er dient natürlich auch keinerlei studentischer Protestbewegung und überhaupt: ein genauerer Zweck wäre auf das lächerlichste profan für ein gewitztes Schlitzohr wie ihn. Für ihn sind wir Menschen wie Fixsterne, während sein Wesen sich in beliebiger Zerstreutheit über alle Himmelsrichtungen verteilen kann- auf uns festgelegt, stehen wir fest auf zwei Beinen, während er aber der Boden des Standes selbst ist. Einmal erfuhr ich, dass er sogar meinte, er könne die Konjunktionen im lateinischen Lehrsatz zu Goldfäden spinnen, ehe die Sonne aufginge. Ich halte es für möglich und richtig.
Niemand weiß um die Arbeitsweise des Schleibitzers besser als ich- vielleicht habe ich Facetten seines gigantischen, organischen Stampfcorpus auch in mir schon aus der Ferne gesichtet. Aber doch nur die Ahnung- wer könnte behaupten, er sei schon wie er, wo er uns nur um die Ohren saust, sich niemandem zeigt, und längst über alle Berge ist, immerschon? Der Schleibitzer produziert am laufenden Band und beschäftigt permanent vier Frauen, sieben Männer und drei Kinder mit besonders zarten Händen. Wer ihm länger dient als drei, vier Monate magert unweigerlich hinunter auf die Statur eines knacksenden Gespinstes, so sehr beansprucht er mental und physisch, der Meister des akut Beschäftigten per se. Alles an ihm ist doch letzlich Beschäftigung. Es beginnt alles in allem mit dem Prägen einer Münze, das so unerwartet wie verträumt passiert; doch nimmt er es so ernst wie die Schöpfung der Welt wohl gewesen sein muss als erstmals das Licht, dieses Novum, fiel. Und komponiert es doch stets! das Heruntersausen zweier Kolben auf heißes Eisen, das seufzend ein seelenloses Metallscheibchen aus sich speit. Jedem noch so erfahrenen Mitwirkenden stockt hier der Atem, denn die entscheidende Übung widerfährt dem Schleibitzer, dessen eigene Münze nur in desselbigen ureigensten Schlitz passt, durch einen hageren Serben, den wir nicht anzusprechen wagen. Die Münze fällt, inzestuös doch notwendigerweise, in dessen eigenen Schlitz, schlägt im Geheimen in die uneinsehbaren Böden, die kein Mensch durchschaut, nur um jene namenlosen Mechanismen in Gang zu setzen, die jedem Menschen die eigene kapillare Natur vor Augen führen- die mystische Verzweigtheit. Es hat etwas sakrales, wie sich jetzt die ganze Maschinerie des Schleibitzers zu entrollen beginnt, Zahnräder ächzend und wollüstig ineinandergreifen in ihren endlosen Kopulationen, wie die hüstelnden Spinnräder rasend und sehnsüchtig danach verlangen mit immer weiterem Dampf gespeist zu sein. Drei Minuten dauert es, es könnte aber auch tausend Jahre umfassen- und wie nichtig werden angesichts dieses fundamentalontologischen „ich bin“ des Schleibitzers menschliche Kategorien! Dann muss eine andere Frau im Schichtbetrieb den Garn erneuern, während ihre Vorgängerin Blut hustend zusammensackt und auf den Tod schwört die infernalische Ausgeburt nie wieder zu berühren. Das ist die unweigerliche Folge der Berührung des Übersteignisses per se. Dabei werkt der Schleibitzer auf unvergleichliche Art, ja ich selbst meine auf das entschiedenste niemals etwas erlebt zu haben, was er nicht mit nüchterner Selbstverständlichkeit für möglich erklärt hätte. Im Tun setzt er alles in Kraft. Er ist die Kraft, er ist der Geist. Was seinen mampfenden (er konsumiert lebende Natur- er kaut unsere wechselhaften Launen, zahlreich und treibhölzern) Platten aus sich heraus gebären, kann substanzlose Hoffnung sein, können lebende Organismen sein, doch nur als Abfallprodukte, die ohne Ziel und Maßgabe ihr kurzes Dasein versehen, versehentlichen! Dann nehme ich des Schleibitzers Leitfaden zweifach behandschuht und lege ihn in ein Fach, umhänge die Haken des zurrenden gurrenden Apparates zweimal in die unzweckfehllichen Laschen. In diese tiefen Klüfte aus Stahl und Beton- in die tiefsten Tiefen dieses mystischen Weltenkerkers- greifen die Streichholzhände der Kinder, der rußverschmierten, zeitweisen Unschuld. Denn die Erwachsenenglieder hat die Zeit längst auseinandergeschwämmt, diesen schmutzigen, dornversehrten Germteig aus Fleisch…Vom Neid verwischt wohne ich dem regulären Vorgang bei wie eine verschmierte Spur aus Schmutz, die überflüssig aber gerade deswegen umso hartnäckiger an den Rändern des Gesichtsfeldes die Scheiben trübt. Die Hände der Kinder schießen salvenartig aus den Tiefen des Schleibitzers und halten vier Fäden in Händen, die sie acht starken und feisten Männern überlassen, unerschrocken geworden auf den sieben Weltenmeeren in Begegnungen mit Piraten und Haien, und welchen Bestien auch immer sie mit bloßen Händen den Kopf abgerissen haben mögen. Das Relief ihrer Muskeln stemmt sich kühnerdings beißend gegen die Aufgabe, in die sie ihre bitte Wut, die rohherzige Gewalt zu explodieren lassen gewillt sind. Doch dann stehen sie dem Schleibitzer Mann gegen Maschine gegenüber: und die Erinnerung kehrt, sowie sie an den Fäden ziehen, unmittelbar zurück daran, einst ein kleiner, unvermögender Hänfling gewesen zu sein- ein Kind das nichts vermochte. Was überstrumpft worden war, mit unverwischbaren Deckfarben, übertüncht von einer unverbrüchlichen, vermeintlich einzig stimmigen Identität der massereichen Stärke dieser Männer, schwemmt der Schleibitzer aus dem trüben Schilf an die freie Fläche. Halbtot brechen die stärksten aller Männer zusammen - das ist notwendigerweise nicht zu vermeiden. Ihr Keuchen- die Erinnerung an die Vergänglichkeit von Muskel und Mensch- erzeugt die melancholische Traumverworrenheit, in deren Gewahren jeder einzelne in sein eigenes Delirium gleitet. Und dann komme ich, des Schleibitzers Vertraute, einzig Geliebte, und trete an das Wunderwerk, das mich alleine nie erschöpft, nie verbraucht. Ich trete aus dem Schatten, um das Tagewerk des Schleibitzers, denn ich kann’s allein, zu beschließen. Zärtlich vollziehe ich seine tiefen Wege nach, die gesättigt von Dampf und gärendem Heu, verlangen durchtrennt zu werden um sich am Morgen darauf selbst zu erneuern. Mein reinkarnierendes Begehren…! Unendlich zärtlich fuhrwerke ich den alleine richtigen Faden aus den schnaubenden Kolben des wilden Ungetüms, dass in mich dringt wie lebendiges Gewebe- ich kann mich niemals enthalten meine schäumenden Küsse über diesen einen!Strang zu verlieren. Ich schneide ihn durch und schraube behutsam das Ergebnis seiner harten Arbeit aus seinen Fächern, dass das Wunderwerk des 20. Jahrhunderts, hergehört meine geehrte moderne Societät!, täglich erzeugt. Es ist das Hervorbringnis des Himmels- vom reißenden, pressenden Stahlbolzen gezeugt: die Decke mit der man das wunderlichste Instrument unserer Zeiten, den Schleibitzer, für eine Nacht zudecken kann. So nimmt er keinen Schaden.
Gestern 1920
Ich trat also eines Morgens aus dem scheußlichen Grau meines Angestelltenverhältnisses, das ich einer formidablen Apparatur, namentlich dem Schleibitzer, täglich zu Füßen zu legen hatte. Er ist, zweifelsohne, ein wunderbar Ding- gerade das aber war mir täglich der Grund, mich ihm Tag für Tag, zu weiteren Stücken anheim fallen zu lassen, dessen alleinige Existenz mich bereits zu vollen Teilen okkupierte. Als ich meinen Dienst also versehen hatte, da lief ein Kind an mir vorbei. Es war gewiss nicht meine Art, aber ich hatte ihm zu folgen, da es ein gänzlich unromantisches Kind war, dass keck zugleich und widersinnig im Kopfe schien. Als ich es eingeholt hatte, hatte ich kaum Zeit Erklärungen zu verlangen von diesem Mädchen, wird es vier gewesen sein oder zwölf oder zwanzig?, das mir bereits im Gewahrsam eines Prinzessinenkostüms vor die Füße lief. Es schien mir vollkommen unbefangen in jenem Spiel, dessen Uniform ihm der natürlichste Bezug zu sein schien, wenngleich mit jener Künstlichkeit, die die feste Konsistenz sich bedenkenlos überwerfen kann ohne an sich selbst zu verlieren. Es war so vollkommen Prinzessin- und doch so vollkommen klein; so fantastisch real, wie die Wirklichkeit nicht hätte sein können, dass ich nicht anders konnte, als ihm hindreinzueilen. Denn das schien mir, und ich löste mich sanft in der Rolle des Verfolgers, sei meine natürlichste Position- nicht seit jetzt, aber immer schon gewesen. „Kind“ schrie ich also in vollster Überzeugung, dem Fangspiel bereits seit längerem anzugehören, und „stehen bleiben Rotzpippen“ schrie ich ebenfalls. Doch das junge Ding mit seinen schlanken Gliedern, ranken Bewegungen, zanken Schreien, pranken Griffen in die Baumwipfel, war verteufelt schnell und entsetzlich flink. Ich verlor es rasch aus den Augen, den irrlichternden Scheinwerfern, deren Bedienung ich kaum mächtig war, in deren Tiefen sich aber der Anblick des geistesschlaksigen Kindes rot und beharrlich eingesenkt hatte. Bis heute bin ich mir nicht sicher ob es ein hölzernes Kind war oder doch die Prinzessin eines exotischen, fernen, tropischen Landes. Ich denke das muss es gewesen sein, denn ich sah es fortan jeden Tag zwischen den Beinen der Passanten mit seinen goldenen Bällen spielen; nicht zu selten auch an der Decke hoher Gebäude entlanglaufen oder monumentische Kästen in fremder Sprache anleiten einen Platz für sein Spiel zu bewachen. Es war umstandslos verwöhnt und im reliefartigen Gesicht, dass ich wie maurische Schnitzereien studierte (oft stundenlang im Gewühl des sonntäglichen Grabens), waren stets drei Komponenten zur Entnahme schon bereit: Hohn, Entzücken nebst tiefster Weltfremdheit seines brunnenhaften Inneren. Doch konnte und, und das zweifelsohne, vorerst vor meiner Verfolgung stets fliehen, wohnte in meinen Augenwinkeln und Lungenspitzen, allzu oft auch nur am Rande meines Trommelsfells, bevor ich es von goldenen Vögeln durch den Himmel gezogen entschweben sehe. Oh das tat es…und mein Sehnen immer hintennach, durch die Himmel, durch die Erde, hinter der Prinzessin, deren goldenes Haar ich mir in allen Träumen erdachte. Doch war sie stets in ihrer Biegsamkeit schon jedem Zugriff zuvor verschwunden. Ich denke die Flucht wird wohl das tiefste Privileg einer exotischen Prinzessin sein – und trotzdem kann ich nicht davon lassen sie im Geheimen immer zu verfolgen; meine Gedanken- die schweiffreudigen!
Wenn ich schließlich also zu Hause bin; zögerlich nur die Türe aufschließe und zwei, drei, vier mal dabei innehalte bei allen Verpflichtungen die ich dort drin schon rasten weiß; es schließlich doch mit klick und klack tue- habe ich trotzdem meine Schuhe immer anzubehalten aus Sorge, der Schleibitzer könne vielleicht nach mir schicken lassen. Sowie ich mit pflichtenbeladenem Beamtenbuckel die Schwelle überstolpere mehr als ich sie noch überschreiten kann, fallen mir die ersten turmhohen Berge unerledigter Formulare entgegen, die ich mit versiegender Kraft all meiner Glieder vor dem Sturz zu bewahren suche. Schon fällt der zweite- dann der dritte, die ich allesamt mit kühnen Verspeizungen meines ermatteten Körpers zu korrigieren habe. Ich setze mich also stürzermaßen an die unbewältigbare Arbeit- wach gehalten nur vom zeitweiligen Aufschlagen meines Kopfes auf die schier vor Gewicht berstende Schreibtischplatte. Die Ruhe käme vor dem Sturm- doch ist der Schleibitzer ein konstant sausender Boreas, dessen Ruf ungebremst über alle Bergwipfel zu mir schwappt. Doch zuweilen passieren mir auch andere Dinge, die mich vor der peinlich genauen Pünktlichkeit, die mich sonst so akkurat beherrscht, abbringen. Die Wände rascheln und sprechen…sie beherrschen. Der Raum ist nichts weiter, als das Maß aller Dinge, der zu mir spricht, mir Befehle zu erteilen versucht, um alles in sich befindliche einzuschließen…die Macht: die ich nicht besitze steigt mir schlagartig zu Kopf, wenn allerlei Ungetüme meinen Körper besteigen und mich nur der Gedanke entziefert, dass die Arbeit wie ein Uhrwerk nach ihrer Fertigstellung verlangt. Wie vehement mich die Stimmen, nach deren Tonalität meine Wände auskeuchen auch ihre Unterbrechung fordern, bleiben meine Augäpfel in der Unterzahl doch permanent genagelt auf die greinenden Aufgaben, auf die ich Acht zu geben habe. Milch für das Kind, Wärme für das Kind! Meine schüttere, karge Behausung, die wie das menschliche Haupt im Alter von allem menschlichen welkt und kahl, glatt und hohstirnig vor einbähniger Pflichtbeflissenheit ist, enthält nichts weiter als Formularberg um Formularberg; die mich nach nächtener Trance in den notwendigsten Stumpfsinn wiegen. Morgens um fünf trudelt mit unhinterfraglicher Pünktlichkeit der Herr Transporteur, Herr M. ein, um stumm und maschinell das allerdringlichste an behördlichen Papieren schon vor Dienstbeginn in druckreifem Zustand einzuholen. In seinem Gesicht findet sich dreierlei bemerkenswertes: zunächst die fluchtartig, fast panisch das Gesicht von sich stoßende Nase, dann aber etwas Glattes, Verschlissenes, das alle Regung negiert; schlussendlich aber etwas unbändig Tatkräftiges, das jedes dass vor ein mögliches warum stellt. Jeder Blick, den er mir notwendigerweise bei Übergabe meiner Skripten entgegenbringt, verebbt doch zentimeterweit vor meinem Gesicht: es ist die vorwurfsvolle Abwesenheit, die Herrn M. unweigerlich auf sich selbst festlegt. Er ist mir die knallende Peitsche, wenn auch Spinnen oder Skorpione mich zu bremsen versuchen; ich, das schwitzende, nässende Zugpferd, stemme mich trotzdem mit aller Macht vor den Pflug und sage mir taumelnd: es muss getan werden, Herr M. wird pünktlich warten, und kein Pardon keine Krankheit, kein Notfall in der Familie, womöglich nicht einmal mein plötzliches Verscheiden werden die edle Hingabe an das zu tuende von seiner stets abreisenden Nase löschen! Das treibt mich gegen alle Winde durch die schleibitzerne Nacht und durch jedes Formular aufs Neue, denn es muss, schreie ich gegen vier Uhr, sodaß es zwischen den sechs cubusreihenen Wänden hallt, getan werden ehe Herr M. seine Klauen danach reckt, bevor Herr M. seine unermüdlichen Schritte gegen den Schleibitzer wieder zu wenden droht. Ich hetze meinen frenetischen Trab sogleich wieder gegen den Ort meiner Arbeit, höre hinter mir Fanfaren und gleissende Pietschenhiebe niederprasseln, die den flammenden Boden hinter meinem Rücken entzünden. Zum Tageswerk, sofort! Denn die Tram könnte ja doch zu spät sein; oder durch plötzlichen Todesfall aufgehalten werden- oder aber alle Uhren durch unvorhergesehene Eventualitäten um eine Stunde zurückgestellt: wer durchschaut das seifenhobelnde Weltenrutschen, vor das der Zufall einen zu treiben vermag? Mein schweißverschwemmtes Gesicht unverblümt erschlaffend, schlägt mein Körper auf dem unvermeidlichen Fall des müden Fachwerkers zu Boden. Aber es muss getan werden, singeln die Vögel von den Bäumen, raschelt es in den Blättern, tickt mir die Ganzheit der rastlos, unendlich fortquarzenden Weltenuhr in die Tiefen meines Bewusstseins: es muss getan werden!
Als ich eines Tages, welchen ist unerheblich im statthabenden Gleichmaß meines Lebens, den Faden des Schleibitzers wie an jedem Tage in Händen hielt, entgegenahm ich etwas wahr, das jede Routine an meinem erzvertrauten Apparat hinlänglich zerschlug. Dabei waren es nur einige Routinebewegungen die zu verrichten waren, gänzlich gewöhnlich und vollkommen banal. Ich zog am roten Faden, der den blechernen Klüften entsprang wie eh und je – aber ich fühlte plötzlich einen Widerstand, nur die unbedeutendste Verzögerung im Respons meines Muskels. Und doch war ich im tiefsten verbebt: ein Viehtreiber der an der plötzlich einreißenden, verwischten Reactio seines betrauten Maultieres erkennt, dass sein Wesen lebendig sei. Aber mein Mund war geschnürsenkelt, die Muskeln schritten unveränderlich in ihrem Trott wegentlang, zeitentlang, während ich an den ziseliertesten Feinheiten meines Zuges erkennen musste, dass sich der Widerstand organischer Materie sich mir hier entgegensetze. Stumm und atemschwer senkte sich mein bleierner Blick in das zwiste Matt des Fadens. Und da erkannte ich das unmäßig pulsierende blau einer Vene, das menschliche Antlitz einer unbekannten Bedrohung, die ihre Unregelmäßigkeiten längst auf mich gerichtet hielt- im Ziehen vernahm ich schon die Gegenkräfte die sich gegen mein Sein so abgründig nichtend richteten, als hätte man den gebrochenen Takt meiner Rhythmik seit Unzeiten gegen das Orchester verschoben; dass es mir grollte für das unbemerkte Verpatzen der finalen, der einzigen Aufführung. Rasend heiß aber fühlte ich plötzlich wie sich ein zweites Bewusstsein in meines verlagerte, schauderte unter der pochenden Wärme an meinem harrenden Rücken, der sanft der Küsse gegen meinen gänsehäutenen Nacken gewahr wurde. Unter deren Übersteigung fühlte ich meine Knochen bersten und mein Gewahrsein selbst fremdkörperartig aus meinem Leib operiert werden. Die tosenden Stimmen meines Kopfes trieben mich in alle Direktionen, der Schleibitzer sang wütend und kaiserlich die Hymnen meines Unterganges während sich meine Schädeldecke für immer unabänderlich gegen mich verschloss. Und in den nie enden wollenden, tickenden Kolben des Schleibitzerischen Gottesapparates wusste ich intuitiv das Kind seine ausufernden Bauklötzlein stapeln.
Am selben Abend, ein Bursche des Büros hatte sich kundesschnell an meine Formulare gekniet um mir kurze Abwesenheit zu erstemmen, sollte ich einen in allen Städten Europas berüchtigten Ingenieur kennenlernen. Dieser vortreffliche Herr namens Gottlieb K. war ein Mann fluminanten Rufes, dessen Ansehen man an ellen Ecken unseres Gewerbes durch Munkeln und Augenrollen in den Seelen brennen sah, und ebenfalls sofort als brennende Gallionsfigur am Bug des vornausrasenden Zeitgeistes. Selbst eine Koriphäe auf fachlichem Terrain, dass ganz nach seinem Willen sich wallte oder bebte über seinen glühenden Magmavenen, herrschte um ihn stets der brechende Hauch der Degradierung, der einen anderen ohne Mühe zu jenem fast masselosen, immer grauer werdenden Balken macht, in dem der berühmte Hochspringer nur ein Zeichen sieht, sich in noch schier unerreichbarere Sphären zu katapultieren. Er hatte ungeheure Apparate gebaut und überglaubliche Maschinerien zusammengetüfelt, extraterrestrische Kybernetomikel, physioatomare Schleifzahnwalrösser und ähnliches Gewirrwarr, das ich zu entschlüsseln versuchen wollte. Er hingegen zitterte seit Wochen in seinen Briefen mit von Aufregeungskrämpfen gekrakelter Schrift einer Erläuterung des Schleibitzers entgegen, wie sich jeder fachkundige Mensch nun einmal danach zu verzehren hatte. Ich aber, der kleine Wurm und niederste Scherge viel Höherer, hatte mich eben jenem Gottlieb K. gegenüber zu behaupten, der mich einzig und alleine passieren ließ, da ich dem weihrauchschwangeren Dunst und Dampfkreis der schleibitz'schern Schlote entstammte. Ich hatte Gottlieb K. also abends schlag acht in einem scheinbar vollkommen für diesen Mann reservierten Lokal zu treffen, in dem hurtige Kellner und schreiende Köche sich schier überschlugen vor Eifer, während sie mit durchäderten Augenbällen und feuchten Lefzen fast frenetisch gegen die unabänderliche Zeitentlange liefen. Aber da kam schon der erwartete Uhrschlag und das erwartete Ereignis, das in einem kurzen Streben, einem Handschlag, einem verbindlichen Nicken in Sekundenbruchteilen wie nie geschehen vorbeigeszogen war. Dabei war ich schier ins absurde erstaunt von der wunderlichen Erscheinung eines Mannes, dessen Ansehen bei phaenotypischer Merkwürdigkeit zu solchen Höhen emporgeschwungen hatte. K. höchstselbst erschien im Gewahrsam eines scheinbar transfiniten Hosenpaares, dem zweierlei innezuwohnen schien: erstens das Verlaufen seines Beinkleides im glatten Boden, zweitens aber die unmäßige Höhe die es ihm an Distanz vom Boden verlieh. Er benannte diese rasch und und unwillig mit dem Namen persischer Stelzenhosen und setzte seinen Weg in unbeirrlichem Schritt fort. Sein Schreiten schien so auf seltsame Weise vom Untergrund abgekoppelt zu sein. Aber er schritt nicht, vielmehr; es schien als würde sich zu seinen Gunsten der Raum simmer gerade so verschieben, dass er problemlos jedes Ziel zu erreichen vermochte. Ohne seinen alteingehakten Platz zu verlassen, den er als sein einziger Bezug: Gottlieb K., versah. Nachdem wir saßen, und uns allerlei Spezereien wie beiläufig in die ohnehin im Sprechen offenen Schlünder fallen ließen, begann K. endlich auf den Schleibitzer eingehen zu wollen. Marionettenhaft und mechanisch schnappte dabei sein scheinbar ausgehägter Kiefer karpfenhaft an der Wasserobefläche nach Sphären, die ihm niemals zugänglich sein könnten. Obschon feierlich verlieh er damit, dieser priesterliche Herr, der Situation etwas Groteskes, das er allerdings ihr umlegte wie eine Medaillie oder einen Lorbeerkranz. „Bitteschön“ meinte er und salbte jedes einzelne seiner Worte königlich, „wo steht ihr Schleibitzer, denn, dieses Staatsgeheimnis?“. Was sollte man darauf erwidern? Ich spie unter scheußlichster Übelkeit meine Unantwort nicht sofort. „Nun, Herr K.“ begann ich „Hochverehrter! Das ist unmöglich zu sagen, denn die Welt dreht sich stets. Und überhaupt! Wie könnte man schon sagen wo er heute ist, denn in Relation wozu sollte ich einen Ort angeben, sollte ich sagen links, oder rechts, nur: wovon?“ Schon als ich anhub zu sprechen hatte sich ein Art dämmender Luftpolster rasant agglutiniert, der nicht nur meine Worte dämpfte, sondern auch die nach wie vor fliegenden Kellner so auffing, dass sie spinnenartig mit allen Gliedern rudernd im Raum hängen blieben. Gottlieb K.s donnernder Atem durchschlug wellenbrecherisch die aus seinem eigenen Gemüt hervorwallenden Aerosolschichten und durchschnitt: „Ich verstehe.“ Was aber zweifelsohne gelogen sein musste. „Und als was genau ist Ihre Apparatur zu verstehen?“ „Auch hier wäre jede Antwort vorwiegend eine gelogene.“ installierte ich vorsichtig am solidesten Luftpolster, „aber am ehesten ist es, so meinen wir Fachkräfte erkannt zu haben: ein intapretorisches Quasilein. Sie aber fragen mich nun mit an profetischer Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, was denn ein interpretorisches Quasilein zu sein vermeint, und ich: Wurm unter ihren Augen, kann darauf nur ein einziges mir bekanntes Beispiel nennen: den Schleibitzer.“ So war meine Rede. Gottlieb K. war indessen ich ihm Antwort gezuckt hatte um das zweifellos fünffache in die Höhe geschossen und stieß sich zu seinem vermehrten Ärgernis nun schon regelmäßig am Deckenpfeiler. Die Luft war zweifelsohne schon auf das ersticklichste Dicht, und ich hatte meinen Kognak verzweifelt zu befächeln aus Angst er könnte in diesem untrinklichen Milieu zu sieden beginnen. „Aber wie gestaltet sich denn die Funktionsweise?“ „Nein.“ musste ich zugeben und begann zu zittern vor der unaussprechlichen Wahrheit. Gottlieb K. zog vollkommen unvermittelt eine Maschinerie aus seiner breiten Hutkrempe, die auf das entsetzlichste bedrohlich schien, ohne dass man genau wissen hätte können wozu sie nütze sei. Er war mittlerweile nicht unbedingt entzürnt- der Verputz begann über seinem ausdehnungswütigen Leib schon zu rieseln- vielmehr schien die zu erleidende Strafe für meine Reduktion auf eine Rumpfexistenz zu sein, die sich ihm gegenüber schon ohne sein Zutun ins Unendliche dezimieren musste. Der Größenunterschied müsste doch, dachte ich mir, müsste doch für die Kellner unverkennbar sein, die als sei es von stoffwechselnder Alltäglichkeit, an mir vorbeihetzten um Lampenschirme zu polieren oder Fensterschaerniere zu ölen. „Eine letzte Frage, sie Kretin“ donnerte es aus längst uneinsehbaren Höhen wie göttliche Offenbarung, „was produziert ihr Schleibitzer?“ Diesmal zerbröckelten mir die Worte im Munde, bevor meine Antwort ihn auch nur in Erstaunen zu versetzen die Möglichkeit hatte. „Erpr od ,er!“ begann ich, „er ziert nur, er. s ein er eich ennur bis, er. unmög er ka sa gen wir e r ge ha tt ff ic hbin.“ aber sie starben mir zwischen den Zähnen, hingen. An meiner Zunge schrie ich, baumelten mir die Füße, nach unten, und ich kreischte: „n hai chde schl leilei bitz ka fa hrt!“ do h es wa re Totge burt tten di e ke nnle ben me h zttab.

1. Die Einbildung
Der Schleibitzer ist unter keinen Umständen, unter keinsten um es präziser zu formulieren, mit den Mechanismen einer einfachen Apparatur gleichzusetzen- er ist ein regelrechtes Panoptikum des Maschinerientums, das stark wie ein Holzfällergeselle für nichts als seine eigene Marke steht. Doch zweifelsohne ist er eine metallene Maschine, ein Wunderwerk aus Kraft und Dampf und Dampfkraft. Erst gestern bin ich an ihn getreten um ihn genauer zu studieren- nichts anderes ist meine Aufgabe und ausschließlich kraft dieses voyeuristischen Tagewerks nenne ich mich auch schon unmittelbar nach dem Aufstehen zum ersten mal eine versierte Fachkraft, dann gleich nach dem ersten Kaffe noch einmal: so lautstark wie zweifelsohne bin ich dazu im Stande mich auszuweisen als solche. Die Erzeugnisse und Kindereien des Schleibitzers aufzuzeichnen- er ist oft das misteste Stück und voll kätzischen Ingrimms verstimmt- ist die schwerste aller Aufgaben, denn es ist nicht möglich auch nur den winzigsten hölzernen Bogen zur Vergangenheit zu schlagen. Alles ist heute, alles präsent für den Schleibitzer der über die Zeit hinwegwandelt in wunderlicher Missachtung allen menschlichen Wissens. Er bezieht sich auf nichts und er möchte auch keine Quelle sein, er dient natürlich auch keinerlei studentischer Protestbewegung und überhaupt: ein genauerer Zweck wäre auf das lächerlichste profan für ein gewitztes Schlitzohr wie ihn. Für ihn sind wir Menschen wie Fixsterne, während sein Wesen sich in beliebiger Zerstreutheit über alle Himmelsrichtungen verteilen kann- auf uns festgelegt, stehen wir fest auf zwei Beinen, während er aber der Boden des Standes selbst ist. Einmal erfuhr ich, dass er sogar meinte, er könne die Konjunktionen im lateinischen Lehrsatz zu Goldfäden spinnen, ehe die Sonne aufginge. Ich halte es für möglich und richtig.
Niemand weiß um die Arbeitsweise des Schleibitzers besser als ich- vielleicht habe ich Facetten seines gigantischen, organischen Stampfcorpus auch in mir schon aus der Ferne gesichtet. Aber doch nur die Ahnung- wer könnte behaupten, er sei schon wie er, wo er uns nur um die Ohren saust, sich niemandem zeigt, und längst über alle Berge ist, immerschon? Der Schleibitzer produziert am laufenden Band und beschäftigt permanent vier Frauen, sieben Männer und drei Kinder mit besonders zarten Händen. Wer ihm länger dient als drei, vier Monate magert unweigerlich hinunter auf die Statur eines knacksenden Gespinstes, so sehr beansprucht er mental und physisch, der Meister des akut Beschäftigten per se. Alles an ihm ist doch letzlich Beschäftigung. Es beginnt alles in allem mit dem Prägen einer Münze, das so unerwartet wie verträumt passiert; doch nimmt er es so ernst wie die Schöpfung der Welt wohl gewesen sein muss als erstmals das Licht, dieses Novum, fiel. Und komponiert es doch stets! das Heruntersausen zweier Kolben auf heißes Eisen, das seufzend ein seelenloses Metallscheibchen aus sich speit. Jedem noch so erfahrenen Mitwirkenden stockt hier der Atem, denn die entscheidende Übung widerfährt dem Schleibitzer, dessen eigene Münze nur in desselbigen ureigensten Schlitz passt, durch einen hageren Serben, den wir nicht anzusprechen wagen. Die Münze fällt, inzestuös doch notwendigerweise, in dessen eigenen Schlitz, schlägt im Geheimen in die uneinsehbaren Böden, die kein Mensch durchschaut, nur um jene namenlosen Mechanismen in Gang zu setzen, die jedem Menschen die eigene kapillare Natur vor Augen führen- die mystische Verzweigtheit. Es hat etwas sakrales, wie sich jetzt die ganze Maschinerie des Schleibitzers zu entrollen beginnt, Zahnräder ächzend und wollüstig ineinandergreifen in ihren endlosen Kopulationen, wie die hüstelnden Spinnräder rasend und sehnsüchtig danach verlangen mit immer weiterem Dampf gespeist zu sein. Drei Minuten dauert es, es könnte aber auch tausend Jahre umfassen- und wie nichtig werden angesichts dieses fundamentalontologischen „ich bin“ des Schleibitzers menschliche Kategorien! Dann muss eine andere Frau im Schichtbetrieb den Garn erneuern, während ihre Vorgängerin Blut hustend zusammensackt und auf den Tod schwört die infernalische Ausgeburt nie wieder zu berühren. Das ist die unweigerliche Folge der Berührung des Übersteignisses per se. Dabei werkt der Schleibitzer auf unvergleichliche Art, ja ich selbst meine auf das entschiedenste niemals etwas erlebt zu haben, was er nicht mit nüchterner Selbstverständlichkeit für möglich erklärt hätte. Im Tun setzt er alles in Kraft. Er ist die Kraft, er ist der Geist. Was seinen mampfenden (er konsumiert lebende Natur- er kaut unsere wechselhaften Launen, zahlreich und treibhölzern) Platten aus sich heraus gebären, kann substanzlose Hoffnung sein, können lebende Organismen sein, doch nur als Abfallprodukte, die ohne Ziel und Maßgabe ihr kurzes Dasein versehen, versehentlichen! Dann nehme ich des Schleibitzers Leitfaden zweifach behandschuht und lege ihn in ein Fach, umhänge die Haken des zurrenden gurrenden Apparates zweimal in die unzweckfehllichen Laschen. In diese tiefen Klüfte aus Stahl und Beton- in die tiefsten Tiefen dieses mystischen Weltenkerkers- greifen die Streichholzhände der Kinder, der rußverschmierten, zeitweisen Unschuld. Denn die Erwachsenenglieder hat die Zeit längst auseinandergeschwämmt, diesen schmutzigen, dornversehrten Germteig aus Fleisch…Vom Neid verwischt wohne ich dem regulären Vorgang bei wie eine verschmierte Spur aus Schmutz, die überflüssig aber gerade deswegen umso hartnäckiger an den Rändern des Gesichtsfeldes die Scheiben trübt. Die Hände der Kinder schießen salvenartig aus den Tiefen des Schleibitzers und halten vier Fäden in Händen, die sie acht starken und feisten Männern überlassen, unerschrocken geworden auf den sieben Weltenmeeren in Begegnungen mit Piraten und Haien, und welchen Bestien auch immer sie mit bloßen Händen den Kopf abgerissen haben mögen. Das Relief ihrer Muskeln stemmt sich kühnerdings beißend gegen die Aufgabe, in die sie ihre bitte Wut, die rohherzige Gewalt zu explodieren lassen gewillt sind. Doch dann stehen sie dem Schleibitzer Mann gegen Maschine gegenüber: und die Erinnerung kehrt, sowie sie an den Fäden ziehen, unmittelbar zurück daran, einst ein kleiner, unvermögender Hänfling gewesen zu sein- ein Kind das nichts vermochte. Was überstrumpft worden war, mit unverwischbaren Deckfarben, übertüncht von einer unverbrüchlichen, vermeintlich einzig stimmigen Identität der massereichen Stärke dieser Männer, schwemmt der Schleibitzer aus dem trüben Schilf an die freie Fläche. Halbtot brechen die stärksten aller Männer zusammen - das ist notwendigerweise nicht zu vermeiden. Ihr Keuchen- die Erinnerung an die Vergänglichkeit von Muskel und Mensch- erzeugt die melancholische Traumverworrenheit, in deren Gewahren jeder einzelne in sein eigenes Delirium gleitet. Und dann komme ich, des Schleibitzers Vertraute, einzig Geliebte, und trete an das Wunderwerk, das mich alleine nie erschöpft, nie verbraucht. Ich trete aus dem Schatten, um das Tagewerk des Schleibitzers, denn ich kann’s allein, zu beschließen. Zärtlich vollziehe ich seine tiefen Wege nach, die gesättigt von Dampf und gärendem Heu, verlangen durchtrennt zu werden um sich am Morgen darauf selbst zu erneuern. Mein reinkarnierendes Begehren…! Unendlich zärtlich fuhrwerke ich den alleine richtigen Faden aus den schnaubenden Kolben des wilden Ungetüms, dass in mich dringt wie lebendiges Gewebe- ich kann mich niemals enthalten meine schäumenden Küsse über diesen einen!Strang zu verlieren. Ich schneide ihn durch und schraube behutsam das Ergebnis seiner harten Arbeit aus seinen Fächern, dass das Wunderwerk des 20. Jahrhunderts, hergehört meine geehrte moderne Societät!, täglich erzeugt. Es ist das Hervorbringnis des Himmels- vom reißenden, pressenden Stahlbolzen gezeugt: die Decke mit der man das wunderlichste Instrument unserer Zeiten, den Schleibitzer, für eine Nacht zudecken kann. So nimmt er keinen Schaden.
Gestern 1920
Ich trat also eines Morgens aus dem scheußlichen Grau meines Angestelltenverhältnisses, das ich einer formidablen Apparatur, namentlich dem Schleibitzer, täglich zu Füßen zu legen hatte. Er ist, zweifelsohne, ein wunderbar Ding- gerade das aber war mir täglich der Grund, mich ihm Tag für Tag, zu weiteren Stücken anheim fallen zu lassen, dessen alleinige Existenz mich bereits zu vollen Teilen okkupierte. Als ich meinen Dienst also versehen hatte, da lief ein Kind an mir vorbei. Es war gewiss nicht meine Art, aber ich hatte ihm zu folgen, da es ein gänzlich unromantisches Kind war, dass keck zugleich und widersinnig im Kopfe schien. Als ich es eingeholt hatte, hatte ich kaum Zeit Erklärungen zu verlangen von diesem Mädchen, wird es vier gewesen sein oder zwölf oder zwanzig?, das mir bereits im Gewahrsam eines Prinzessinenkostüms vor die Füße lief. Es schien mir vollkommen unbefangen in jenem Spiel, dessen Uniform ihm der natürlichste Bezug zu sein schien, wenngleich mit jener Künstlichkeit, die die feste Konsistenz sich bedenkenlos überwerfen kann ohne an sich selbst zu verlieren. Es war so vollkommen Prinzessin- und doch so vollkommen klein; so fantastisch real, wie die Wirklichkeit nicht hätte sein können, dass ich nicht anders konnte, als ihm hindreinzueilen. Denn das schien mir, und ich löste mich sanft in der Rolle des Verfolgers, sei meine natürlichste Position- nicht seit jetzt, aber immer schon gewesen. „Kind“ schrie ich also in vollster Überzeugung, dem Fangspiel bereits seit längerem anzugehören, und „stehen bleiben Rotzpippen“ schrie ich ebenfalls. Doch das junge Ding mit seinen schlanken Gliedern, ranken Bewegungen, zanken Schreien, pranken Griffen in die Baumwipfel, war verteufelt schnell und entsetzlich flink. Ich verlor es rasch aus den Augen, den irrlichternden Scheinwerfern, deren Bedienung ich kaum mächtig war, in deren Tiefen sich aber der Anblick des geistesschlaksigen Kindes rot und beharrlich eingesenkt hatte. Bis heute bin ich mir nicht sicher ob es ein hölzernes Kind war oder doch die Prinzessin eines exotischen, fernen, tropischen Landes. Ich denke das muss es gewesen sein, denn ich sah es fortan jeden Tag zwischen den Beinen der Passanten mit seinen goldenen Bällen spielen; nicht zu selten auch an der Decke hoher Gebäude entlanglaufen oder monumentische Kästen in fremder Sprache anleiten einen Platz für sein Spiel zu bewachen. Es war umstandslos verwöhnt und im reliefartigen Gesicht, dass ich wie maurische Schnitzereien studierte (oft stundenlang im Gewühl des sonntäglichen Grabens), waren stets drei Komponenten zur Entnahme schon bereit: Hohn, Entzücken nebst tiefster Weltfremdheit seines brunnenhaften Inneren. Doch konnte und, und das zweifelsohne, vorerst vor meiner Verfolgung stets fliehen, wohnte in meinen Augenwinkeln und Lungenspitzen, allzu oft auch nur am Rande meines Trommelsfells, bevor ich es von goldenen Vögeln durch den Himmel gezogen entschweben sehe. Oh das tat es…und mein Sehnen immer hintennach, durch die Himmel, durch die Erde, hinter der Prinzessin, deren goldenes Haar ich mir in allen Träumen erdachte. Doch war sie stets in ihrer Biegsamkeit schon jedem Zugriff zuvor verschwunden. Ich denke die Flucht wird wohl das tiefste Privileg einer exotischen Prinzessin sein – und trotzdem kann ich nicht davon lassen sie im Geheimen immer zu verfolgen; meine Gedanken- die schweiffreudigen!
Wenn ich schließlich also zu Hause bin; zögerlich nur die Türe aufschließe und zwei, drei, vier mal dabei innehalte bei allen Verpflichtungen die ich dort drin schon rasten weiß; es schließlich doch mit klick und klack tue- habe ich trotzdem meine Schuhe immer anzubehalten aus Sorge, der Schleibitzer könne vielleicht nach mir schicken lassen. Sowie ich mit pflichtenbeladenem Beamtenbuckel die Schwelle überstolpere mehr als ich sie noch überschreiten kann, fallen mir die ersten turmhohen Berge unerledigter Formulare entgegen, die ich mit versiegender Kraft all meiner Glieder vor dem Sturz zu bewahren suche. Schon fällt der zweite- dann der dritte, die ich allesamt mit kühnen Verspeizungen meines ermatteten Körpers zu korrigieren habe. Ich setze mich also stürzermaßen an die unbewältigbare Arbeit- wach gehalten nur vom zeitweiligen Aufschlagen meines Kopfes auf die schier vor Gewicht berstende Schreibtischplatte. Die Ruhe käme vor dem Sturm- doch ist der Schleibitzer ein konstant sausender Boreas, dessen Ruf ungebremst über alle Bergwipfel zu mir schwappt. Doch zuweilen passieren mir auch andere Dinge, die mich vor der peinlich genauen Pünktlichkeit, die mich sonst so akkurat beherrscht, abbringen. Die Wände rascheln und sprechen…sie beherrschen. Der Raum ist nichts weiter, als das Maß aller Dinge, der zu mir spricht, mir Befehle zu erteilen versucht, um alles in sich befindliche einzuschließen…die Macht: die ich nicht besitze steigt mir schlagartig zu Kopf, wenn allerlei Ungetüme meinen Körper besteigen und mich nur der Gedanke entziefert, dass die Arbeit wie ein Uhrwerk nach ihrer Fertigstellung verlangt. Wie vehement mich die Stimmen, nach deren Tonalität meine Wände auskeuchen auch ihre Unterbrechung fordern, bleiben meine Augäpfel in der Unterzahl doch permanent genagelt auf die greinenden Aufgaben, auf die ich Acht zu geben habe. Milch für das Kind, Wärme für das Kind! Meine schüttere, karge Behausung, die wie das menschliche Haupt im Alter von allem menschlichen welkt und kahl, glatt und hohstirnig vor einbähniger Pflichtbeflissenheit ist, enthält nichts weiter als Formularberg um Formularberg; die mich nach nächtener Trance in den notwendigsten Stumpfsinn wiegen. Morgens um fünf trudelt mit unhinterfraglicher Pünktlichkeit der Herr Transporteur, Herr M. ein, um stumm und maschinell das allerdringlichste an behördlichen Papieren schon vor Dienstbeginn in druckreifem Zustand einzuholen. In seinem Gesicht findet sich dreierlei bemerkenswertes: zunächst die fluchtartig, fast panisch das Gesicht von sich stoßende Nase, dann aber etwas Glattes, Verschlissenes, das alle Regung negiert; schlussendlich aber etwas unbändig Tatkräftiges, das jedes dass vor ein mögliches warum stellt. Jeder Blick, den er mir notwendigerweise bei Übergabe meiner Skripten entgegenbringt, verebbt doch zentimeterweit vor meinem Gesicht: es ist die vorwurfsvolle Abwesenheit, die Herrn M. unweigerlich auf sich selbst festlegt. Er ist mir die knallende Peitsche, wenn auch Spinnen oder Skorpione mich zu bremsen versuchen; ich, das schwitzende, nässende Zugpferd, stemme mich trotzdem mit aller Macht vor den Pflug und sage mir taumelnd: es muss getan werden, Herr M. wird pünktlich warten, und kein Pardon keine Krankheit, kein Notfall in der Familie, womöglich nicht einmal mein plötzliches Verscheiden werden die edle Hingabe an das zu tuende von seiner stets abreisenden Nase löschen! Das treibt mich gegen alle Winde durch die schleibitzerne Nacht und durch jedes Formular aufs Neue, denn es muss, schreie ich gegen vier Uhr, sodaß es zwischen den sechs cubusreihenen Wänden hallt, getan werden ehe Herr M. seine Klauen danach reckt, bevor Herr M. seine unermüdlichen Schritte gegen den Schleibitzer wieder zu wenden droht. Ich hetze meinen frenetischen Trab sogleich wieder gegen den Ort meiner Arbeit, höre hinter mir Fanfaren und gleissende Pietschenhiebe niederprasseln, die den flammenden Boden hinter meinem Rücken entzünden. Zum Tageswerk, sofort! Denn die Tram könnte ja doch zu spät sein; oder durch plötzlichen Todesfall aufgehalten werden- oder aber alle Uhren durch unvorhergesehene Eventualitäten um eine Stunde zurückgestellt: wer durchschaut das seifenhobelnde Weltenrutschen, vor das der Zufall einen zu treiben vermag? Mein schweißverschwemmtes Gesicht unverblümt erschlaffend, schlägt mein Körper auf dem unvermeidlichen Fall des müden Fachwerkers zu Boden. Aber es muss getan werden, singeln die Vögel von den Bäumen, raschelt es in den Blättern, tickt mir die Ganzheit der rastlos, unendlich fortquarzenden Weltenuhr in die Tiefen meines Bewusstseins: es muss getan werden!
Als ich eines Tages, welchen ist unerheblich im statthabenden Gleichmaß meines Lebens, den Faden des Schleibitzers wie an jedem Tage in Händen hielt, entgegenahm ich etwas wahr, das jede Routine an meinem erzvertrauten Apparat hinlänglich zerschlug. Dabei waren es nur einige Routinebewegungen die zu verrichten waren, gänzlich gewöhnlich und vollkommen banal. Ich zog am roten Faden, der den blechernen Klüften entsprang wie eh und je – aber ich fühlte plötzlich einen Widerstand, nur die unbedeutendste Verzögerung im Respons meines Muskels. Und doch war ich im tiefsten verbebt: ein Viehtreiber der an der plötzlich einreißenden, verwischten Reactio seines betrauten Maultieres erkennt, dass sein Wesen lebendig sei. Aber mein Mund war geschnürsenkelt, die Muskeln schritten unveränderlich in ihrem Trott wegentlang, zeitentlang, während ich an den ziseliertesten Feinheiten meines Zuges erkennen musste, dass sich der Widerstand organischer Materie sich mir hier entgegensetze. Stumm und atemschwer senkte sich mein bleierner Blick in das zwiste Matt des Fadens. Und da erkannte ich das unmäßig pulsierende blau einer Vene, das menschliche Antlitz einer unbekannten Bedrohung, die ihre Unregelmäßigkeiten längst auf mich gerichtet hielt- im Ziehen vernahm ich schon die Gegenkräfte die sich gegen mein Sein so abgründig nichtend richteten, als hätte man den gebrochenen Takt meiner Rhythmik seit Unzeiten gegen das Orchester verschoben; dass es mir grollte für das unbemerkte Verpatzen der finalen, der einzigen Aufführung. Rasend heiß aber fühlte ich plötzlich wie sich ein zweites Bewusstsein in meines verlagerte, schauderte unter der pochenden Wärme an meinem harrenden Rücken, der sanft der Küsse gegen meinen gänsehäutenen Nacken gewahr wurde. Unter deren Übersteigung fühlte ich meine Knochen bersten und mein Gewahrsein selbst fremdkörperartig aus meinem Leib operiert werden. Die tosenden Stimmen meines Kopfes trieben mich in alle Direktionen, der Schleibitzer sang wütend und kaiserlich die Hymnen meines Unterganges während sich meine Schädeldecke für immer unabänderlich gegen mich verschloss. Und in den nie enden wollenden, tickenden Kolben des Schleibitzerischen Gottesapparates wusste ich intuitiv das Kind seine ausufernden Bauklötzlein stapeln.
Am selben Abend, ein Bursche des Büros hatte sich kundesschnell an meine Formulare gekniet um mir kurze Abwesenheit zu erstemmen, sollte ich einen in allen Städten Europas berüchtigten Ingenieur kennenlernen. Dieser vortreffliche Herr namens Gottlieb K. war ein Mann fluminanten Rufes, dessen Ansehen man an ellen Ecken unseres Gewerbes durch Munkeln und Augenrollen in den Seelen brennen sah, und ebenfalls sofort als brennende Gallionsfigur am Bug des vornausrasenden Zeitgeistes. Selbst eine Koriphäe auf fachlichem Terrain, dass ganz nach seinem Willen sich wallte oder bebte über seinen glühenden Magmavenen, herrschte um ihn stets der brechende Hauch der Degradierung, der einen anderen ohne Mühe zu jenem fast masselosen, immer grauer werdenden Balken macht, in dem der berühmte Hochspringer nur ein Zeichen sieht, sich in noch schier unerreichbarere Sphären zu katapultieren. Er hatte ungeheure Apparate gebaut und überglaubliche Maschinerien zusammengetüfelt, extraterrestrische Kybernetomikel, physioatomare Schleifzahnwalrösser und ähnliches Gewirrwarr, das ich zu entschlüsseln versuchen wollte. Er hingegen zitterte seit Wochen in seinen Briefen mit von Aufregeungskrämpfen gekrakelter Schrift einer Erläuterung des Schleibitzers entgegen, wie sich jeder fachkundige Mensch nun einmal danach zu verzehren hatte. Ich aber, der kleine Wurm und niederste Scherge viel Höherer, hatte mich eben jenem Gottlieb K. gegenüber zu behaupten, der mich einzig und alleine passieren ließ, da ich dem weihrauchschwangeren Dunst und Dampfkreis der schleibitz'schern Schlote entstammte. Ich hatte Gottlieb K. also abends schlag acht in einem scheinbar vollkommen für diesen Mann reservierten Lokal zu treffen, in dem hurtige Kellner und schreiende Köche sich schier überschlugen vor Eifer, während sie mit durchäderten Augenbällen und feuchten Lefzen fast frenetisch gegen die unabänderliche Zeitentlange liefen. Aber da kam schon der erwartete Uhrschlag und das erwartete Ereignis, das in einem kurzen Streben, einem Handschlag, einem verbindlichen Nicken in Sekundenbruchteilen wie nie geschehen vorbeigeszogen war. Dabei war ich schier ins absurde erstaunt von der wunderlichen Erscheinung eines Mannes, dessen Ansehen bei phaenotypischer Merkwürdigkeit zu solchen Höhen emporgeschwungen hatte. K. höchstselbst erschien im Gewahrsam eines scheinbar transfiniten Hosenpaares, dem zweierlei innezuwohnen schien: erstens das Verlaufen seines Beinkleides im glatten Boden, zweitens aber die unmäßige Höhe die es ihm an Distanz vom Boden verlieh. Er benannte diese rasch und und unwillig mit dem Namen persischer Stelzenhosen und setzte seinen Weg in unbeirrlichem Schritt fort. Sein Schreiten schien so auf seltsame Weise vom Untergrund abgekoppelt zu sein. Aber er schritt nicht, vielmehr; es schien als würde sich zu seinen Gunsten der Raum simmer gerade so verschieben, dass er problemlos jedes Ziel zu erreichen vermochte. Ohne seinen alteingehakten Platz zu verlassen, den er als sein einziger Bezug: Gottlieb K., versah. Nachdem wir saßen, und uns allerlei Spezereien wie beiläufig in die ohnehin im Sprechen offenen Schlünder fallen ließen, begann K. endlich auf den Schleibitzer eingehen zu wollen. Marionettenhaft und mechanisch schnappte dabei sein scheinbar ausgehägter Kiefer karpfenhaft an der Wasserobefläche nach Sphären, die ihm niemals zugänglich sein könnten. Obschon feierlich verlieh er damit, dieser priesterliche Herr, der Situation etwas Groteskes, das er allerdings ihr umlegte wie eine Medaillie oder einen Lorbeerkranz. „Bitteschön“ meinte er und salbte jedes einzelne seiner Worte königlich, „wo steht ihr Schleibitzer, denn, dieses Staatsgeheimnis?“. Was sollte man darauf erwidern? Ich spie unter scheußlichster Übelkeit meine Unantwort nicht sofort. „Nun, Herr K.“ begann ich „Hochverehrter! Das ist unmöglich zu sagen, denn die Welt dreht sich stets. Und überhaupt! Wie könnte man schon sagen wo er heute ist, denn in Relation wozu sollte ich einen Ort angeben, sollte ich sagen links, oder rechts, nur: wovon?“ Schon als ich anhub zu sprechen hatte sich ein Art dämmender Luftpolster rasant agglutiniert, der nicht nur meine Worte dämpfte, sondern auch die nach wie vor fliegenden Kellner so auffing, dass sie spinnenartig mit allen Gliedern rudernd im Raum hängen blieben. Gottlieb K.s donnernder Atem durchschlug wellenbrecherisch die aus seinem eigenen Gemüt hervorwallenden Aerosolschichten und durchschnitt: „Ich verstehe.“ Was aber zweifelsohne gelogen sein musste. „Und als was genau ist Ihre Apparatur zu verstehen?“ „Auch hier wäre jede Antwort vorwiegend eine gelogene.“ installierte ich vorsichtig am solidesten Luftpolster, „aber am ehesten ist es, so meinen wir Fachkräfte erkannt zu haben: ein intapretorisches Quasilein. Sie aber fragen mich nun mit an profetischer Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, was denn ein interpretorisches Quasilein zu sein vermeint, und ich: Wurm unter ihren Augen, kann darauf nur ein einziges mir bekanntes Beispiel nennen: den Schleibitzer.“ So war meine Rede. Gottlieb K. war indessen ich ihm Antwort gezuckt hatte um das zweifellos fünffache in die Höhe geschossen und stieß sich zu seinem vermehrten Ärgernis nun schon regelmäßig am Deckenpfeiler. Die Luft war zweifelsohne schon auf das ersticklichste Dicht, und ich hatte meinen Kognak verzweifelt zu befächeln aus Angst er könnte in diesem untrinklichen Milieu zu sieden beginnen. „Aber wie gestaltet sich denn die Funktionsweise?“ „Nein.“ musste ich zugeben und begann zu zittern vor der unaussprechlichen Wahrheit. Gottlieb K. zog vollkommen unvermittelt eine Maschinerie aus seiner breiten Hutkrempe, die auf das entsetzlichste bedrohlich schien, ohne dass man genau wissen hätte können wozu sie nütze sei. Er war mittlerweile nicht unbedingt entzürnt- der Verputz begann über seinem ausdehnungswütigen Leib schon zu rieseln- vielmehr schien die zu erleidende Strafe für meine Reduktion auf eine Rumpfexistenz zu sein, die sich ihm gegenüber schon ohne sein Zutun ins Unendliche dezimieren musste. Der Größenunterschied müsste doch, dachte ich mir, müsste doch für die Kellner unverkennbar sein, die als sei es von stoffwechselnder Alltäglichkeit, an mir vorbeihetzten um Lampenschirme zu polieren oder Fensterschaerniere zu ölen. „Eine letzte Frage, sie Kretin“ donnerte es aus längst uneinsehbaren Höhen wie göttliche Offenbarung, „was produziert ihr Schleibitzer?“ Diesmal zerbröckelten mir die Worte im Munde, bevor meine Antwort ihn auch nur in Erstaunen zu versetzen die Möglichkeit hatte. „Erpr od ,er!“ begann ich, „er ziert nur, er. s ein er eich ennur bis, er. unmög er ka sa gen wir e r ge ha tt ff ic hbin.“ aber sie starben mir zwischen den Zähnen, hingen. An meiner Zunge schrie ich, baumelten mir die Füße, nach unten, und ich kreischte: „n hai chde schl leilei bitz ka fa hrt!“ do h es wa re Totge burt tten di e ke nnle ben me h zttab.