Wow... Seid ich hier das letzte Mal etwas online gestellt habe, ist viel Zeit vergangen. Mehr als ein Jahr, möchte ich behaupten.
Jedenfalls habe ich mich seit langer Zeit endlich einmal wieder daran gewagt, eine Zelda-Fanfiction zu beginnen. Bisher stehen zwei Prologe, die ich hier online stellen möchte, damit ihr sie euch ansehen und sie bewerten könnt. Je nachdem, wie viel Anklang sie hier finden, entscheide ich, ob ich weiterschreiben werde, oder nicht. (Was nicht bedeutet, dass ihr sie alle ums Verrecken gut bewerten müsst, das wäre nicht in meinem Sinne. Wem etwas nicht gefällt, soll es bitte sagen! xD) Es könnte sein, dass noch einige Tippfehler drin sind. Ich habe eigentlich schon jemanden querlesen lassen um Derartiges auszumisten, allerdings war die betreffende Person sich teils selbst nicht ganz sicher.
Wie dem auch sei, langer Rede kurzer Sinn, hier sind die Texte:
Irgendwo, an einem Ort, der außerhalb von Raum und Zeit existierte, an einem Ort, der jedem sterblichen Wesen bekannt war, doch den niemals jemand erreichen würde, standen sich zwei ungleiche Männer gegenüber und kämpften. Es war ein ewiger Kampf. Sein Beginn lag Äonen von Jahren zurück, er reichte hinein bis in den Ursprung der Erde, des Himmels und der Sterne. Er dauerte auch jetzt noch an, und er würde weitergehen, endlos, bis zu dem Tag, an dem die Sterne entfliehen und die Erde den Himmel verschlingen würde. Die beiden Männer wussten, dass ihr Krieg endlos war, dennoch bereiteten sie sich darauf vor, ihn nun zu beenden. Mit wütenden Kampfschreien, die in der Unendlichkeit niemand hören würde, stürmten sie mit gezogenen Schwertern aufeinander zu, holten aus, und stachen zu. Der jüngere der beiden war schneller, flinker als sein Gegner, seine Klinge blitzte im trüben Licht dieses wunderlichen Ortes, dann durchstach sie die Brust seines Gegners, ließ ihn laut aufschreien, seinen ganzen Zorn herausbrüllen, bis sein Ruf schließlich verhallte und er wieder zur Ruhe kam. Der Schlag hatte ihn durchbohrt, doch nicht getötet. Dazu hatte er zu viel Finsternis in seinen Körper hineingesogen. Doch seine Existenz, sein Leben, oder sein Tod, lagen nun in einer einzigen Handbewegung seines jungen Gegners. Schwer wie der Odem der Zeitgöttin, die mit jedem Atemzug das Universum in Bewegung setzt, hallte sein Röcheln von den zerklüfteten Felswänden rings umher wieder.
„Und… Was wirst du nun mit mir tun?“, fragte er: „Vernichtest du mich oder… Rettest du mein Leben… Held.“ Der junge Mann atmete schwer, seine letzte Attacke hatte ihn sehr mitgenommen. Mit leerem Blick, die Augen stur auf seine Klinge gerichtet, an der nun langsam das Blut seines Gegners herabsickerte, Tropfen für Tropfen, meinte er nur: „Ich wollte nie… ein Held sein.“ „Und doch bist du es!“, fuhr ihn der alte Mann an: „Auserwählt von den Göttern, ausgestattet mit einer gesegneten Klinge, mich, ja, mich! – Zu töten!“ „Nicht töten… besiegen!“, unterbrach ihn der Held. Sein Gegner zögerte, schwieg einige Sekunden, in denen er sein junges Gegenüber fest ins Auge fasste, dann entgegnete er: „Obwohl ich ein Kind der Götter bin… Ich diene ihnen... Bin ich nicht ihr Untertan! Ich werde mein Ziel verfolgen, so lange ich lebe…“ „Dann musst du sterben!“, brach der Junge heraus „Stoß also endlich zu!“, fuhr ihn der Alte hitzig an, der junge Held ergriff feste sein Schwert, schickte sich an, seinen Feind nun vollends zu durchbohren, sein wütendes Knirschen hallte von den Wänden wieder, doch plötzlich, ganz plötzlich, hielt er inne, und seufzte. „Nein.“, antwortete er: „…Niemals. Ich kann nicht…darüber entscheiden.“ „Dann bist du schwach.“ Der alte Mann war inzwischen in sich zusammen gesunken, nur seine rechte Hand, mit der er sich fest an der Klinge der gegnerischen Waffe festklammerte, die ihn durchbohrte, hielt ihn auf den Beinen. „Hätte ich gesiegt… Hätte ich dich niemals am Leben gelassen.“ „Ich weiß“, seufzte der junge Held: „Das ist der Unterschied zwischen uns beiden.“ „Was wirst du also tun…?“, fragte der Alte, und das Gespräch war seinem Anfang angelangt. Für eine Sekunde blickte der junge Mann zu Boden. Eine dicke, tiefrote Blutlache hatte sich dort ausgebreitet. Sie berührte bereits seine Stiefel. „Du hast Recht, ich…“, der junge Mann blickte auf, genau ins Gesicht seines Feindes: „…bin schwach. Ich kann nur dein Schicksal aus meinen Händen legen. Und warten. Bis die Zeit… eine Entscheidung bringt.“
Und mit diesen Worten zog er die Klinge aus dem Leib seines Gegners, der zu Boden sackte. Und der junge Recke nutzte die Macht seines Schwertes, er rief die Götter herbei, seinen Gegner fest zu bannen, an diesem Ort der außerhalb von Raum und Zeit existierte, an diesem Ort, der jedem sterblichen Wesen bekannt, doch den niemals jemand erreichen würde.
Und seine Geschichte sollte weitergereicht werden, von Generation zu Generation, sein Feind würde zu dem Teufel aus der Wüste werden, und ihn selbst sollte man zum Herrn der Zeit erklären.
Mit festem Schritt, ihren Körper in einen dicken Mantel und ihr Baby in eine warme Decke eingehüllt, stapfte die junge Frau durch den tiefen, kalten Schnee. Mit jedem Schritt hinterließ sie mit ihren dicken und unförmigen Pelzstiefeln neue Fußabdrücke in der tiefen Schneeschicht, während die herabrieselnden Flocken ihre Spur langsam aber sicher verwischten. Sie befand sich in der Nähe des Hibernia, des höchsten Berges der Welt, der sich turmgleich und von frostigen Gletschern umhüllt über der Erde erhob. Diese Gegend war bewaldet, doch in ewiger Kälte gefangen. Tagsüber umsäumten riesige Wolkenberge die Spitze des Hibernia, doch nun war es Nacht, und alle Wolken hatten sich verzogen, um einem ganz besonderen Schauspiel der Natur Platz zu machen. Dem nördlichen Licht. Wie ein Regenbogen aus blau, grün und violett, wie ein gefangener Strahl aus buntem Mondlicht, flimmerte der Streifen am Himmel und umspielte die Spitze des Hibernia. Es hieß, der Ursprung des nördlichen Lichtes läge irgendwo auf dem Gipfel des Berges. Es hieß, dort befände eine einzelne, blaue Blume, inmitten des Schnees, die nur nachts blühte, und ihr Blütenstaub, der vom kühlen Wind in den Himmel getragen wurde, ließ das nördliche Licht entstehen. Doch niemand hatte es je geschafft, den Gipfel des Hibernia zu erklimmen, um nachzusehen… Für einen Moment hatte die junge Frau innegehalten, all die Kälte und den Wind vergessen, und nur verträumt das schummrige Farbenspiel am Himmel betrachtet. Dann hörte sie in der Ferne einen Wolf heulen, ihr Kind begann in seiner Decke unruhig zu strampeln, und sie wurde aus ihren Gedanken gerissen. „Still… still.“, beruhigte sie den Säugling, wiegte ihn ein paar Mal in ihren Armen hin und her, und starrte ein letztes Mal ängstlich über ihre Schulter in den Wald hinein, um sicher zu gehen, dass sich dort auch tatsächlich kein Wolf versteckte. „Ich muss weiter!“ schoss es ihr durch den Kopf und so setzte sie sich entschlossen wieder in Bewegung. Während sie weiter durch lief, schien sich um sie herum das Wetter zu verändern, der sanfte Schneefall wurde immer heftiger, und ein pfeifender Wind sauste zwischen den Bäumen hin und her. Ihre Wangen waren von dem heftigen Sturm schon längst blau gefroren und schmerzten, und langsam begann auch, das Gefühl aus ihren Füßen zu verschwinden. Dennoch stapfte sie weiter durch den immer tiefer werdenden Schnee, eine andere Möglichkeit hatte sie nun ohnehin nicht mehr. Zum Umkehren war es nun zu spät und hier in der Kälte bleiben konnte sie auch nicht, das einzige, was für sie noch offen war, war weiter zu gehen, und ihren Bestimmungsort zu erreichen. „Bald… Bald sind wir da.“ Hauchte sie ihrem Baby entgegen und drückte es noch etwas mehr an sich, meinte aber eigentlich nur sich selbst. Dichter weißer Nebel stieß aus ihrem Mund hervor während sie sprach, hing für kaum eine Sekunde vor ihr in der Luft und wurde dann stürmisch von den wilden Winden in alle Himmelsrichtungen verweht. Entschlossen setzte sie erneut einen Fuß vor den anderen, sackte jedoch augenblicklich zusammen, nur um direkt wieder aufzustehen und weiter zu marschieren. „Bald sind wir da!“, hauchte sie nochmals, stapfte weiter… einen Schritt… zwei Schritte… Dann brach sie zusammen. Mit einem letzten Atemzug hauchte sie all ihre Kraft aus ihrem Körper und starrte zur Seite, wo ihr Kleinkind neben ihr im tiefen Schnee lag, immer noch in seine Decke gehüllt. „Bald…“ murmelte sie ein letztes Mal und schloss die Augen. Dann fiel sie in Ohnmacht.
…
Als sie wieder zu sich kam, herrschte noch immer tiefste Nacht, um sie herum, jedoch hatten sich die zornigen Windböen in friedliche Stille verwandelt. Der Sturm war vorüber, alles war ruhig, und sogar der sanfte Hauch ihres eigenen Atems hallte in ihren Ohren und ließ ihren Brustkorb sanft auf und ab sinken. Es dauerte eine Weile, bis die junge Frau all ihre Sinne wiedererlangt hatte, dann jedoch sammelte sie all ihre hinterbliebenen Kräfte, stützte sich mit ihren Handschuhen fest im Schnee ab und stand auf. Ihr erster Blick fiel zum Himmel, wo noch immer das nördliche Licht glitzerte, zu dem sich nun der leuchtende Vollmond gesellt hatte. Ein Gefühl von Erlösung entflammte in ihrer Brust, als sie das Schauspiel betrachtete, es war als sei ein fester gordischer Knoten in ihrem Herzen endlich erschnitten worden. Der Sturm war vorbei. Tatsächlich vorbei. Und sie war… tatsächlich am Leben. Ohne umschweife sank sie zu Boden, verneigte sich vor dem Mond, wieder und immer wieder, und stammelte stumme Gebete vor sich hin. „Danke.“
Dann hörte sie ein Krächzen.
Aufgeschreckt von dem Laut erhob sie sich aus ihrer Verbeugung, sah sich wie verrückt um und erkannte endlich eine Krähe, die in der weißen Schneelandschaft wie ein schwarzer Ascheteufel aussah und wie wild um ein am Boden liegendes Bündel herumhüpfte. Erst verstand die Frau nicht, dann jedoch kehrte die Erinnerung zurück und sie sprang wild geworden auf, um den Raben von ihrem Säugling zu vertreiben. „Weg! Weg da!“, keifte sie laut und ruderte mit den Armen. Die Krähe flatterte augenblicklich aufgescheucht in die Höhe, schlug wild mit den Flügeln, so dass sie einige Federn verlor, ließ etwas aus ihrem Schnabel auf den Säugling herabfallen, und flog davon. Ohne zu zögern ergriff die Frau ihr Kind, hob es auf und drückte es fest an sich, lachte erleichtert, und vergoss noch ein paar Tränen. Erst als sie sich beruhigt, ihr Kind ein paar Male hin- und hergewiegt hatte, hielt sie den Kleinen von sich weg, lächelte erfreut und starrte ihn an. Dann jedoch erstarb ihr Lächeln, ein Staunen huschte über ihr Gesicht und ihre Augen weiteten sich, als sie erkannte, was der Vogel auf die Wange ihres Kindes hatte fallen lassen. „Ein blaues… Blütenblatt?“, murmelte sie verwirrt, nahm die winzige Blüte von der Backe ihres Sohnes und wandte sich erstaunt in alle Richtungen um, in der Hoffnung, den Raben noch irgendwo entdecken zu können. Doch zu spät, das Tier war verschwunden. Stumm blieb die junge Frau einige Sekunden lang inmitten der Schneebedeckten Lichtung stehen, starrte auf das Blütenblatt in ihrer Hand und drehte es nachdenklich immer wieder hin und her. Dann setzte sie sich in Bewegung. Bis zu ihrem Ziel konnte es nicht mehr weit sein…
Ihr weiterer Weg war einfach. Fast wie ein richtiger Weg schlängelte sich ein Pfad vor ihr durch den verschneiten Wald, es schien fast, als öffnete die Natur ihr nun eine Pforte, nachdem sie sich ihr zuvor in den Weg gestellt hatte. Immer weiter lief die junge Frau durch den Wald, setzte einen Fuß vor den anderen, obwohl sie schon längst keine Kraft mehr dazu haben sollte. Irgendetwas trieb sie weiter, und sie wusste nicht, ob es ihre eigenen, verborgenen Kräfte waren oder nur die Gewissheit war, bald angekommen zu sein, doch was es auch war, es half ihr, nicht aufzugeben.
Und wirklich, nach einiger Zeit hatte sie ihr Ziel erreicht.
Zuerst sah sie nur den dichten grauen Rauch aufsteigen, der sich gegen den tiefblauen Nachthimmel abhob, dann sah sie das unförmige, überdimensionale Dach aus Stroh zwischen den Bäumen hervorstehen. Schließlich erkannte sie das gesamte Haus. Es wirkte seltsam unwirklich, wie aus einer anderen Zeit, nein, einer anderen Welt. Mit seiner niedrigen, aus dunklen, morschen alten Holzbrettern bestehenden Fassade, dem viel zu großen, deformierten Dach aus Stroh und Reisig und dem verkrüppelten Schornstein, aus dem dicker grauer Rauch emporstieg, wirkte es fast wie ein Hexenhaus, ein Ort aus einem Märchen, doch sicher nicht aus der Realität. „Kein Wunder…“, murmelte die junge Frau: „Immerhin wohnt darin…“
Stockend brachte sie den Satz in Gedanken zu Ende. Ein leichter Schauer durchfuhr sie, als sie daran dachte, was sie in der Hütte erwarten würde, doch schließlich fasste sie sich ein Herz und stapfte hinüber zu dem wunderlichen Gebäude, das mit seiner dunkelbraunen Farbe im weißen Schnee ebenso fehl am Platz wirkte, wie der Rabe zuvor.
Mit vorsichtigen Schritten näherte die junge Frau sich der Pforte des Hauses, sah sich ein letztes Mal zaghaft zu allen Seiten um, nahm dann jedoch all ihren Mut zusammen und klopfte an.
„Wer ist da?!“
Die Stimme erklang aus dem Inneren der Hütte und ließ die Frau fast augenblicklich zusammenzucken. War das die Stimme eines Menschen? Sie hatte sich eher angehört wie die einer Bestie. Die junge Frau zögerte. Sollte sie sich lieber erklären oder doch besser weglaufen? Noch ehe sie sich für eine der beiden Optionen entscheiden konnte, ließ die Stimme aus der Hütte sie erneut erschaudern. „Wer it da?“, schnarrte sie erneut, diesmal lauter, klarer, der Einwohner des Hauses schien sich offenbar der Türe genähert zu haben. „Ich bin… Ich brauche eure Hilfe!“, stammelte die Frau und ärgerte sich noch im selben Moment darüber, dass sie nicht reißaus genommen hatte. Schlurfende Schritte erklangen hinter der Pforte des Hauses, zuerst leise, dann immer lauter, bis sie schließlich inne hielten. Die junge Frau hörte mehrere Schlösser knicken, dann öffnete sich knarrend die Tür der Hütte und ihr Bewohner gab sich zu erkennen.
Es war eine einfache, alte Frau. „Seid ihr… Impa?“, fragte die junge Frau an die Greisin gerichtet und starrte neugierig auf die Alte herab, die, genau wie ihr Haus, unwirklich, wie eine Figur aus einer Geschichte wirkte. Wie eine Märchenhexe. Sie war klein und bucklig, reichte der jungen Frau gerade einmal bis zur Schulter, ihr Gesicht war faltig und wirkte ausgetrocknet, als schien ihre Haut nur mehr von den Knochen ihres Schädels zu hängen. „Wer möchte das wissen?“ krächzte die Greisin sie an und verschränkte die Arme, wobei die junge Frau einen kurzen Blick auf ihre Hände werfen konnte. Sie waren knöchern, ihre Finger lang und ihre Fingernägel spitz und gekrümmt. Sie musste sie seit Jahren nicht mehr geschnitten haben. Zögernd starrte die junge Frau auf sie herab, blickte tief in ihr Gesicht mit seinen bösen Adleraugen und der krummen Hakennase, dann antwortete sie, ruhig und wahrheitsgemäß: „Mein Name ist... Amelia.“
Für einige Sekunden musterte die Alte Amelia, fuhr mit ihren großen gelben runden Augen prüfend über die Gestalt der jungen Frau hinweg, blieb mit ihrem Blick an ihrem in ein Tuch gewickelten Säugling hängen, öffnete ihre Arme aus der Verschränkung und röchelte, nun etwas freundlicher: „Gut dann ist mein Name… tatsächlich Impa.“ Dann machte die Alte mitten auf dem Absatz kehrt, wobei ihre zerrissene schwarze Kutte und ihre fast bodenlangen grauen Haare um sie herumwirbelten wie die Federn eines alten Raubvogels, und setzte sich ins Innere ihres Hauses in Bewegung. „Komm herein!“, keifte sie Amelia entgegen, die keine Sekunde lang widersprach, sich bückte und geduckt durch die viel zu kleine Pforte des Hauses trat, Impa hinterher. Im Innern angekommen schloss sie zuerst die Tür hinter sich, dann blickte sie sich in der Hütte um. Sie schien keine Fenster zu besitzen, durch die Licht eindringen konnte, und dennoch schien es hier drin nicht dunkel zu sein. Stattdessen hing ein seltsamer, roter und blauer Dunst in der Luft, der in alle Ecken und Ritzen zu schweben und das Haus von innen heraus in ein schummeriges Leuchten zu hüllen schien. Verwundert sah Amelia sich nach Impa um, ließ ihren Blick über unzählige morsche Regale voller Gläser mit bunten Flüssigkeiten und einen großen runden Tisch aus bemaltem Holz fliegen, dann erkannte sie die Alte in einer entlegenen Ecke des Hauses, wo sie über einen wuchtigen alten Kupferkessel gebeugt stand. Mit ihrer knöchrigen, krallenartigen Hand ergriff sie eine große Schöpfkelle von einem Haken an der Wand, tauchte diese tief in den Kessel und schüttete den Inhalt schließlich in zwei schlichte runde Becher aus bunt bemaltem Ton. Dann hängte sie die Kelle vorsichtig zurück an ihren ursprünglichen Platz, ergriff mit einer schnellen Bewegung die beiden Trinkgefäße und humpelte damit eilig zurück zu Amelia. „Hier. Trink das. Und setz dich.“, murmelte sie und rümpfte ihre schnabelartige Nase. Amelia verzichtete auf den trank, setzte sich aber eilig an den Tisch und wartete neugierig auf die Alte, damit sie sich zu ihr hockte. „Trink das. Es wird dich wärmen.“, röchelte die Greisin nochmals, dann setzte sie sich der jungen Frau gegenüber und trank selbst einen kurzen Schluck aus ihrem Becher. „Nein danke.“, murmelte Amelia und starrte auf ihre Tasse herab, in der eine grüne, trübe Flüssigkeit langsam vor sich hin Dampfte und von der beißende Rauchwolken in die Höhe rollten um sich mit dem leuchtenden Nebel unter der Decke zu verwirbeln. „Trink es!“, murrte Impa nochmals, diesmal mit mehr Nachdruck. „Es ist bloß Tee, oder denkst du, ich möchte dich vergiften, Mädchen?“ und fast keifend fügte sie hinzu: „Wenn ich das gewollt hätte, wäre es schon längst geschehen, und zwar ohne dass du es bemerkt hättest!“
Ein furchtsames Schauern fuhr über Amelias Rücken hinweg, während ihr Blick über die bunten Flüssigkeiten in den Regalen fuhr und schließlich auf der grünen Brühe in ihrem Becher landete. „Also gut.“, jammerte sie, ergriff die Tasse und nahm eilig einen Schluck. Der Trank schmeckte ebenso scheußlich wie er roch und aussah, dafür jedoch schickte er ein wohliges Gefühl in Amelias Hals, Brust und Bauch, und mit einem beruhigenden Seufzer musste die junge Frau feststellen, dass er tatsächlich wärmte. Zögerlich trank sie einen weiteren Schluck, dann stellte sie den Becher vor sich ab und starrte erwartungsvoll zu Impa herüber. „Sehr gut. Wirklich sehr gut.“, meinte die Alte, ergriff einen knorrigen Gehstock aus Holz, der an den Tisch gelehnt war, und erhob sich, unter einigen Anstrengungen. Dann setzte sie sich in Bewegung, schritt zu einem ihrer Regale hinüber, wandte sich von Amelia ab um die Gläser darin zu betrachten, umklammerte ihre Krücke zittrig mit beiden Händen und fragte, in einem besorgten Tonfall: „Also, mein Kind… Was stimmt mit deinem Sohn nicht, dass du, eine Soldatenfrau, ihn durch die ganze Kälte bis zu mir hinunter in meine Hütte schleppst?“ „Du kannst hellsehen!“, schoss es aus Amelia hervor. Ohne zu zögern, sprang sich von ihrem hölzernen Hocker auf, sodass dieser knallend unter ihr zu Boden fiel, und stellte sich der alten Impa mit festem, jedoch nicht anklagendem Blick gegenüber. Viel mehr zeigten ihre Augen Sicherheit. Sie war überzeugt von ihren Worten. „Ich?“, fragte Impa ungläubig: „Nein, ich kann nicht hellsehen. Ich bin nur alt genug. Erfahren genug um zu wissen, dass keine Mutter dieser Welt wahnsinnig genug währe mit ihrem Kind durch einen Schneesturm zu marschieren, wenn es nicht von äußerster Wichtigkeit für das Kind währe. Und dass die einzigen Menschen, die sich hier in einem Umkreis von zehn Meilen aufhalten, Soldaten und ihre Familien sind. Also sag schon deinen Willen, und verschwende nicht mehr meine Zeit. Ich habe nicht mehr viel davon.“ Der Blick in Amelias Augen veränderte sich, ihre Pupillen flackerten, tasteten das Gesicht der Alten ab. Irgendetwas zögerte in der jungen Frau. Sie zweifelte. War dies wirklich nur eine alte Heilkundlerin. Oder doch eine Wahrsagerin. Sie musste es herausfinden. „Die Soldaten sagten mir, du wärest eine Seherin!“, murmelte Amelia anklagend. Impa verfiel in ein röchelndes Lachen, schwang ihren knorrigen Gehstock und wandte sich zu der jungen Frau herum. „Ha. Haha. Soldaten. Soldaten sagen viel, wenn der Tag lang ist, besonders wenn sie es einem hübschen jungen Mädchen sagen können… Eine Seherin. Ich? Nun, vielleicht, ja, vielleicht bin ich eine Seherin, aber nur, weil ich viel gesehen habe, in meinem langen Leben. Du stiehlst mir meine Zeit, Kindchen!“ „Aber ihr wusstet dass ich seine Mutter bin!“, rief Amelia aufbrausend: „Woher wollt ihr nicht wissen, dass ich nur seine Ziehmutter, sein Kindermädchen, bin?“ „Seine Augen…“, murmelte die Alte, diesmal ruhig und gelassen, ja, fast betrübt, ganz im Gegensatz zur ungestümen Amelia, als wolle sie die junge Frau beruhigen. „Er hat die selben Augen wie du. Die Farbe. Und auch der Ausdruck.“ Mit humpelnden Schritten näherte sie sich ihr, starrte sie zuerst an, strich ihr über die Wange, und berührte dann das Gesicht des Kleinen, an der selben Stelle. Das Kind weinte nicht, obwohl die alte Frau so fürchterlich aussah. „Ja, ganz sicher. Dies ist dein Kind.“, murmelte sie. „Sein Name… ist Link.“, hauchte Amelia geistesabwesend, während sie die alte Frau betrachtete, die ihrem Sohn die Stirn streichelte. „Link…?“, wiederholte Impa und sah die junge Frau von unten herauf fragend ab: „Link…?“ „Ja…“, murmelte Amelia. „Ja!“, meinte Impa, wandte sich wieder dem kleinen zu und begann eifrig zu nicken. „Ja! Ja! Link. Natürlich. Ein guter Name. Ein alter Name, aber ein guter. Ja!“ Dann wandte sie sich wieder von der jungen Frau und ihrem Kind ab, humpelte einige Schritte durch das Zimmer, wobei ihre Krücke bei jedem Schritt ein pochendes Geräusch auf dem Boden erzeugte, und meinte schließlich, als sie stehen blieb: „Also gut. Ich werde sehen, was ich für ihn tun kann. Was fehlt ihm, er scheint nicht krank zu sein…“ „Nun ich… Ich glaube er…“ begann Amelia zögerlich, dann brach sie den Satz ab, schüttelte den Kopf und begann von neuem: „…Ihr seid sicher, dass ihr keine Seherin seid?“ „Eine Seherin. Eine Seherin.“, wiederholte Impa: „Mein Kind, wieso sollte eine Seherin deinem Kind helfen können?“ „Seht euch… Seht euch seine Hand an.“, erklärte Amelia erregt, schob die Decke ihres Sohnes ein wenig zurück, und nahm vorsichtig dessen kleinen Arm in die Hand. Verständnislos humpelte die Alte wieder auf die Frau und ihr Kind zu, starrte neugierig auf das Kind herab und kniff die Augen zusammen, um besser erkennen zu können was mit der Hand des Jungen nicht stimmte. Ein seltsames Muttermal zeigte sich auf seinem Handrücken, es schien unter seiner Haut hindurch zu schimmern. Ein Dreieck, unterteilt in drei weitere Dreiecke. „Das Triforce…“, stammelte Impa ungläubig. „Ein Symbol für die Götter.“, meinte Amelia überzeugt: „Und für Helden.“
Für einige Momente schwieg Impa. Dann drehte sie sich ohne ein Wort um, erneut, um zurück zu ihren Regalen zu gehen, die vollgestopft mit Glasgefäßen waren. Das Gesicht der Alten spiegelte sich verzerrt in einer der bunten Flüssigkeiten, während sie mit leerem Blick darauf starrte und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Schließlich lachte sie kurz und emotionslos auf. „Was?“, fragte Amelia und wickelte ihr Kind wieder ein: „Was denkst du?“ „Dieses Zeichen…“, begann Impa und klopfte leicht mit ihrem Gehstock auf den Boden: „…Bedeutet Nichts.“ „Nichts?!“, unterbrach sie die junge Mutter, doch eine gebieterische Handbewegung der Alten brachte sie sofort zum Schweigen. „Nichts.“, wiederholte sie röchelnd und fügte hinzu: „…Es bedeutet Nichts. Das heißt, dieses Zeichen ist nichts weiter als ein Muttermal, eine Laune der Natur, und dein Sohn ist nur einer von vielen, einer von den tausend Menschen dort draußen in Hyrule. Er wird aufwachsen, sein Leben führen, eines Tages sterben, und niemand wird sich an ihn erinnern.“ Impa schwieg einen Moment, ebenso wie Amelia, dann holte die Alte erneut Luft, seufzte und meinte: „Oder… Dieses Zeichen bedeutet Alles. Dieses Zeichen auf der Hand deines Sohnes ist das heilige Triforce, er ist ein Auserwählter der Götter, er wird große Taten vollbringen, und alle Welt wird sich an seine Namen erinnern. Für immer.“ „Für immer…“, wiederholte Amelia und sah auf Link herab, der sie neugierig aus seinem Tuch heraus anblickte und sich an sie schmiegte. „Aber was denn nun?“, fragte die junge Frau ratlos und blickte zu Impa herüber, die immer noch mit leerem Blick auf ihr Regal starrte „Wird er ein Held oder nur einer von Vielen? Weißt du es wirklich nicht?“ Die Greisin seufzte einige Male, erhob ihre krallenartige Hand um nach einem kleinen Gefäß zu greifen, welches sie einige Male hin- und her wiegte, dann murmelte sie, während sie sich Amelia zuwandte: „Wer kann das schon sagen, mein Kind? Warum sollte ihn die Tatsache, dass es bloß ein gewöhnliches Muttermal ist, davon abhalten, Großes zu vollbringen? Warum sollte ihn ein Zeichen der Götter davor bewahren, dass seine Erinnerung ebenso wie sein Körper verblasst?“ Vorsichtig stellte sie das Gefäß zurück, setzte sich langsam in Bewegung und streichelte dann, als sie Mutter und Kind erreicht hatte, dem Kleinen die Wangen. „Die wirklich wichtige Frage ist doch…“, begann sie und sah zuerst den Jungen, dann Amelia an: „Würdest du ihn weniger lieben wenn er kein Auserwählter wäre?“
„Nein.“, antwortete die junge Frau geistesabwesend. Sie hatte verstanden. Ja, wirklich. Mit einer zarten Bewegung drückte sie den Kleinen an sich, nickte Impa zu und meinte: „Dankeschön. Vielen Dank.“ „Nicht zu danken, mein Kind.“, murmelte die Alte und tätschelte dem Baby noch einige Male die Stirn, während sie sich umdrehte und zu ihrem Kessel zurück schlurfte. Plötzlich wirkte sie sehr übermüdet und gebrechlich, ganz im Gegensatz zu ihrem vorherigen, herrischen Auftreten. „Du gehst jetzt besser. Sieh zu, dass du gut nach Hause kommst. Und dass deinem Sohn nichts passiert, er ist ein hübsches Kind. Und sorge dafür, dass er das Zeichen verbirgt, gleich welche Bedeutung es hat. Menschen werden davon sehr schnell beunruhigt, wie du dir sicher denken kannst…“ „Jawohl.“, meinte Amelia und wandte sich ab. Langsamen Schrittes näherte sie sich der Pforte, um zu gehen. Dann erkannte sie das Symbol, das in die Innenseite der Tür geritzt war. „Das allsehende, tränende Auge. Das Symbol der Shiekah.“, dachte sie und wandte sich noch ein Mal zu Impa um, die sie zu ignorieren schien und sich wieder ihrem Kessel widmete. Es kitzelte sie in ihrer Brust, die alte Frau noch einmal zu fragen. Doch sie tat es nicht. Stattdessen öffnete sie die Tür, schritt hinaus in den kalten Wald, schloss die Pforte wieder hinter sich, und setzte sich in Bewegung. Sie lief zurück durch die verschneite Gegend des Hibernia, von dem es hieß, dass auf seinem Gipfel nachts eine blaue Blume blühe, deren Blütenstaub das nördliche Licht entstehen lässt, doch dessen Gipfel noch nie jemand erklommen hatte, um nachzusehen. Sie lief den ganzen Weg zurück bis in das Feldlager der Soldaten, zu denen auch ihm Mann gehörte. Jene Soldaten, die hier, an der nördlichsten Grenze Hyrules, Krieg gegen die Bestienhorden der Moblins führten. Jene Soldaten, die behaupteten, dass die alte Impa eine Seherin war. Nun, war sie es? Vielleicht war sie nur eine alte Frau, die schon Viel gesehen hatte. Aber reichte das nicht? Musste sie eine Wahrsagerin sein, damit Amelia ihrem Urteil vertrauen konnte? Musste ihr Sohn ein Held sein, damit sie ihn liebte? Musste das nördliche Licht einer blauen Blume entstammen, um schön zu sein? Nein, natürlich nicht. Und dennoch. Amelia hatte das allsehende Auge an der Türe gesehen. Und das Zeichen auf der Hand ihres Sohnes. Und die blaue Blüte…
So, das waren so weit die Prologe. Man mag es seltsam finden dass ich gleich zwei davon an den Anfang einer Geschichte stellen möchte, allerdings erschien es mir als folgerichtig, da beide zwei wichtige Ereignisse vor Beginn der Geschichte beschreiben, die allerdings von einander getrennt sind. Vielleicht kann es sein, dass man aus den Prologen noch keine Rückschlüsse auf die spätere, richtige FF ziehen kann, daher möchte ich auch ein paar Worte dazu sagen.
Im Großen und Ganzen soll es eine "solide" Zelda-FF werden, das bedeutet, eine eher schlichte Rahmenhandlung in Anlehnung an die Spielereihe. Rückkehr Ganondorfs, Links Weg zum Helden usw. Allerdings möchte ich die Rahmenhandlung benutzen um einige Themen abzuhandel, die mir interessant erschienen.
-Revolutionen (Umwälzungen in einer Gesellschaft, Herrschaftsformen usw)
-Helden/Heldentum
-Legenden und ihr wahrer Kern
-Ideale bzw das Eintreten für sie, bzw ihr Konflikt (zB Freiheit vs Sicherheit).
So, das wars erst einmal, mehr habe ich nicht zu sagen (es gibt auch ohnehin schon viel zu viel zu lesen xD). Ich warte gespannt und freue mich auf eure Meinungen/Bewertungen...
Jedenfalls habe ich mich seit langer Zeit endlich einmal wieder daran gewagt, eine Zelda-Fanfiction zu beginnen. Bisher stehen zwei Prologe, die ich hier online stellen möchte, damit ihr sie euch ansehen und sie bewerten könnt. Je nachdem, wie viel Anklang sie hier finden, entscheide ich, ob ich weiterschreiben werde, oder nicht. (Was nicht bedeutet, dass ihr sie alle ums Verrecken gut bewerten müsst, das wäre nicht in meinem Sinne. Wem etwas nicht gefällt, soll es bitte sagen! xD) Es könnte sein, dass noch einige Tippfehler drin sind. Ich habe eigentlich schon jemanden querlesen lassen um Derartiges auszumisten, allerdings war die betreffende Person sich teils selbst nicht ganz sicher.
Wie dem auch sei, langer Rede kurzer Sinn, hier sind die Texte:
Der vergessene Prolog
Irgendwo, an einem Ort, der außerhalb von Raum und Zeit existierte, an einem Ort, der jedem sterblichen Wesen bekannt war, doch den niemals jemand erreichen würde, standen sich zwei ungleiche Männer gegenüber und kämpften. Es war ein ewiger Kampf. Sein Beginn lag Äonen von Jahren zurück, er reichte hinein bis in den Ursprung der Erde, des Himmels und der Sterne. Er dauerte auch jetzt noch an, und er würde weitergehen, endlos, bis zu dem Tag, an dem die Sterne entfliehen und die Erde den Himmel verschlingen würde. Die beiden Männer wussten, dass ihr Krieg endlos war, dennoch bereiteten sie sich darauf vor, ihn nun zu beenden. Mit wütenden Kampfschreien, die in der Unendlichkeit niemand hören würde, stürmten sie mit gezogenen Schwertern aufeinander zu, holten aus, und stachen zu. Der jüngere der beiden war schneller, flinker als sein Gegner, seine Klinge blitzte im trüben Licht dieses wunderlichen Ortes, dann durchstach sie die Brust seines Gegners, ließ ihn laut aufschreien, seinen ganzen Zorn herausbrüllen, bis sein Ruf schließlich verhallte und er wieder zur Ruhe kam. Der Schlag hatte ihn durchbohrt, doch nicht getötet. Dazu hatte er zu viel Finsternis in seinen Körper hineingesogen. Doch seine Existenz, sein Leben, oder sein Tod, lagen nun in einer einzigen Handbewegung seines jungen Gegners. Schwer wie der Odem der Zeitgöttin, die mit jedem Atemzug das Universum in Bewegung setzt, hallte sein Röcheln von den zerklüfteten Felswänden rings umher wieder.
„Und… Was wirst du nun mit mir tun?“, fragte er: „Vernichtest du mich oder… Rettest du mein Leben… Held.“ Der junge Mann atmete schwer, seine letzte Attacke hatte ihn sehr mitgenommen. Mit leerem Blick, die Augen stur auf seine Klinge gerichtet, an der nun langsam das Blut seines Gegners herabsickerte, Tropfen für Tropfen, meinte er nur: „Ich wollte nie… ein Held sein.“ „Und doch bist du es!“, fuhr ihn der alte Mann an: „Auserwählt von den Göttern, ausgestattet mit einer gesegneten Klinge, mich, ja, mich! – Zu töten!“ „Nicht töten… besiegen!“, unterbrach ihn der Held. Sein Gegner zögerte, schwieg einige Sekunden, in denen er sein junges Gegenüber fest ins Auge fasste, dann entgegnete er: „Obwohl ich ein Kind der Götter bin… Ich diene ihnen... Bin ich nicht ihr Untertan! Ich werde mein Ziel verfolgen, so lange ich lebe…“ „Dann musst du sterben!“, brach der Junge heraus „Stoß also endlich zu!“, fuhr ihn der Alte hitzig an, der junge Held ergriff feste sein Schwert, schickte sich an, seinen Feind nun vollends zu durchbohren, sein wütendes Knirschen hallte von den Wänden wieder, doch plötzlich, ganz plötzlich, hielt er inne, und seufzte. „Nein.“, antwortete er: „…Niemals. Ich kann nicht…darüber entscheiden.“ „Dann bist du schwach.“ Der alte Mann war inzwischen in sich zusammen gesunken, nur seine rechte Hand, mit der er sich fest an der Klinge der gegnerischen Waffe festklammerte, die ihn durchbohrte, hielt ihn auf den Beinen. „Hätte ich gesiegt… Hätte ich dich niemals am Leben gelassen.“ „Ich weiß“, seufzte der junge Held: „Das ist der Unterschied zwischen uns beiden.“ „Was wirst du also tun…?“, fragte der Alte, und das Gespräch war seinem Anfang angelangt. Für eine Sekunde blickte der junge Mann zu Boden. Eine dicke, tiefrote Blutlache hatte sich dort ausgebreitet. Sie berührte bereits seine Stiefel. „Du hast Recht, ich…“, der junge Mann blickte auf, genau ins Gesicht seines Feindes: „…bin schwach. Ich kann nur dein Schicksal aus meinen Händen legen. Und warten. Bis die Zeit… eine Entscheidung bringt.“
Und mit diesen Worten zog er die Klinge aus dem Leib seines Gegners, der zu Boden sackte. Und der junge Recke nutzte die Macht seines Schwertes, er rief die Götter herbei, seinen Gegner fest zu bannen, an diesem Ort der außerhalb von Raum und Zeit existierte, an diesem Ort, der jedem sterblichen Wesen bekannt, doch den niemals jemand erreichen würde.
Und seine Geschichte sollte weitergereicht werden, von Generation zu Generation, sein Feind würde zu dem Teufel aus der Wüste werden, und ihn selbst sollte man zum Herrn der Zeit erklären.
Der erste Prolog
Mit festem Schritt, ihren Körper in einen dicken Mantel und ihr Baby in eine warme Decke eingehüllt, stapfte die junge Frau durch den tiefen, kalten Schnee. Mit jedem Schritt hinterließ sie mit ihren dicken und unförmigen Pelzstiefeln neue Fußabdrücke in der tiefen Schneeschicht, während die herabrieselnden Flocken ihre Spur langsam aber sicher verwischten. Sie befand sich in der Nähe des Hibernia, des höchsten Berges der Welt, der sich turmgleich und von frostigen Gletschern umhüllt über der Erde erhob. Diese Gegend war bewaldet, doch in ewiger Kälte gefangen. Tagsüber umsäumten riesige Wolkenberge die Spitze des Hibernia, doch nun war es Nacht, und alle Wolken hatten sich verzogen, um einem ganz besonderen Schauspiel der Natur Platz zu machen. Dem nördlichen Licht. Wie ein Regenbogen aus blau, grün und violett, wie ein gefangener Strahl aus buntem Mondlicht, flimmerte der Streifen am Himmel und umspielte die Spitze des Hibernia. Es hieß, der Ursprung des nördlichen Lichtes läge irgendwo auf dem Gipfel des Berges. Es hieß, dort befände eine einzelne, blaue Blume, inmitten des Schnees, die nur nachts blühte, und ihr Blütenstaub, der vom kühlen Wind in den Himmel getragen wurde, ließ das nördliche Licht entstehen. Doch niemand hatte es je geschafft, den Gipfel des Hibernia zu erklimmen, um nachzusehen… Für einen Moment hatte die junge Frau innegehalten, all die Kälte und den Wind vergessen, und nur verträumt das schummrige Farbenspiel am Himmel betrachtet. Dann hörte sie in der Ferne einen Wolf heulen, ihr Kind begann in seiner Decke unruhig zu strampeln, und sie wurde aus ihren Gedanken gerissen. „Still… still.“, beruhigte sie den Säugling, wiegte ihn ein paar Mal in ihren Armen hin und her, und starrte ein letztes Mal ängstlich über ihre Schulter in den Wald hinein, um sicher zu gehen, dass sich dort auch tatsächlich kein Wolf versteckte. „Ich muss weiter!“ schoss es ihr durch den Kopf und so setzte sie sich entschlossen wieder in Bewegung. Während sie weiter durch lief, schien sich um sie herum das Wetter zu verändern, der sanfte Schneefall wurde immer heftiger, und ein pfeifender Wind sauste zwischen den Bäumen hin und her. Ihre Wangen waren von dem heftigen Sturm schon längst blau gefroren und schmerzten, und langsam begann auch, das Gefühl aus ihren Füßen zu verschwinden. Dennoch stapfte sie weiter durch den immer tiefer werdenden Schnee, eine andere Möglichkeit hatte sie nun ohnehin nicht mehr. Zum Umkehren war es nun zu spät und hier in der Kälte bleiben konnte sie auch nicht, das einzige, was für sie noch offen war, war weiter zu gehen, und ihren Bestimmungsort zu erreichen. „Bald… Bald sind wir da.“ Hauchte sie ihrem Baby entgegen und drückte es noch etwas mehr an sich, meinte aber eigentlich nur sich selbst. Dichter weißer Nebel stieß aus ihrem Mund hervor während sie sprach, hing für kaum eine Sekunde vor ihr in der Luft und wurde dann stürmisch von den wilden Winden in alle Himmelsrichtungen verweht. Entschlossen setzte sie erneut einen Fuß vor den anderen, sackte jedoch augenblicklich zusammen, nur um direkt wieder aufzustehen und weiter zu marschieren. „Bald sind wir da!“, hauchte sie nochmals, stapfte weiter… einen Schritt… zwei Schritte… Dann brach sie zusammen. Mit einem letzten Atemzug hauchte sie all ihre Kraft aus ihrem Körper und starrte zur Seite, wo ihr Kleinkind neben ihr im tiefen Schnee lag, immer noch in seine Decke gehüllt. „Bald…“ murmelte sie ein letztes Mal und schloss die Augen. Dann fiel sie in Ohnmacht.
…
Als sie wieder zu sich kam, herrschte noch immer tiefste Nacht, um sie herum, jedoch hatten sich die zornigen Windböen in friedliche Stille verwandelt. Der Sturm war vorüber, alles war ruhig, und sogar der sanfte Hauch ihres eigenen Atems hallte in ihren Ohren und ließ ihren Brustkorb sanft auf und ab sinken. Es dauerte eine Weile, bis die junge Frau all ihre Sinne wiedererlangt hatte, dann jedoch sammelte sie all ihre hinterbliebenen Kräfte, stützte sich mit ihren Handschuhen fest im Schnee ab und stand auf. Ihr erster Blick fiel zum Himmel, wo noch immer das nördliche Licht glitzerte, zu dem sich nun der leuchtende Vollmond gesellt hatte. Ein Gefühl von Erlösung entflammte in ihrer Brust, als sie das Schauspiel betrachtete, es war als sei ein fester gordischer Knoten in ihrem Herzen endlich erschnitten worden. Der Sturm war vorbei. Tatsächlich vorbei. Und sie war… tatsächlich am Leben. Ohne umschweife sank sie zu Boden, verneigte sich vor dem Mond, wieder und immer wieder, und stammelte stumme Gebete vor sich hin. „Danke.“
Dann hörte sie ein Krächzen.
Aufgeschreckt von dem Laut erhob sie sich aus ihrer Verbeugung, sah sich wie verrückt um und erkannte endlich eine Krähe, die in der weißen Schneelandschaft wie ein schwarzer Ascheteufel aussah und wie wild um ein am Boden liegendes Bündel herumhüpfte. Erst verstand die Frau nicht, dann jedoch kehrte die Erinnerung zurück und sie sprang wild geworden auf, um den Raben von ihrem Säugling zu vertreiben. „Weg! Weg da!“, keifte sie laut und ruderte mit den Armen. Die Krähe flatterte augenblicklich aufgescheucht in die Höhe, schlug wild mit den Flügeln, so dass sie einige Federn verlor, ließ etwas aus ihrem Schnabel auf den Säugling herabfallen, und flog davon. Ohne zu zögern ergriff die Frau ihr Kind, hob es auf und drückte es fest an sich, lachte erleichtert, und vergoss noch ein paar Tränen. Erst als sie sich beruhigt, ihr Kind ein paar Male hin- und hergewiegt hatte, hielt sie den Kleinen von sich weg, lächelte erfreut und starrte ihn an. Dann jedoch erstarb ihr Lächeln, ein Staunen huschte über ihr Gesicht und ihre Augen weiteten sich, als sie erkannte, was der Vogel auf die Wange ihres Kindes hatte fallen lassen. „Ein blaues… Blütenblatt?“, murmelte sie verwirrt, nahm die winzige Blüte von der Backe ihres Sohnes und wandte sich erstaunt in alle Richtungen um, in der Hoffnung, den Raben noch irgendwo entdecken zu können. Doch zu spät, das Tier war verschwunden. Stumm blieb die junge Frau einige Sekunden lang inmitten der Schneebedeckten Lichtung stehen, starrte auf das Blütenblatt in ihrer Hand und drehte es nachdenklich immer wieder hin und her. Dann setzte sie sich in Bewegung. Bis zu ihrem Ziel konnte es nicht mehr weit sein…
Ihr weiterer Weg war einfach. Fast wie ein richtiger Weg schlängelte sich ein Pfad vor ihr durch den verschneiten Wald, es schien fast, als öffnete die Natur ihr nun eine Pforte, nachdem sie sich ihr zuvor in den Weg gestellt hatte. Immer weiter lief die junge Frau durch den Wald, setzte einen Fuß vor den anderen, obwohl sie schon längst keine Kraft mehr dazu haben sollte. Irgendetwas trieb sie weiter, und sie wusste nicht, ob es ihre eigenen, verborgenen Kräfte waren oder nur die Gewissheit war, bald angekommen zu sein, doch was es auch war, es half ihr, nicht aufzugeben.
Und wirklich, nach einiger Zeit hatte sie ihr Ziel erreicht.
Zuerst sah sie nur den dichten grauen Rauch aufsteigen, der sich gegen den tiefblauen Nachthimmel abhob, dann sah sie das unförmige, überdimensionale Dach aus Stroh zwischen den Bäumen hervorstehen. Schließlich erkannte sie das gesamte Haus. Es wirkte seltsam unwirklich, wie aus einer anderen Zeit, nein, einer anderen Welt. Mit seiner niedrigen, aus dunklen, morschen alten Holzbrettern bestehenden Fassade, dem viel zu großen, deformierten Dach aus Stroh und Reisig und dem verkrüppelten Schornstein, aus dem dicker grauer Rauch emporstieg, wirkte es fast wie ein Hexenhaus, ein Ort aus einem Märchen, doch sicher nicht aus der Realität. „Kein Wunder…“, murmelte die junge Frau: „Immerhin wohnt darin…“
Stockend brachte sie den Satz in Gedanken zu Ende. Ein leichter Schauer durchfuhr sie, als sie daran dachte, was sie in der Hütte erwarten würde, doch schließlich fasste sie sich ein Herz und stapfte hinüber zu dem wunderlichen Gebäude, das mit seiner dunkelbraunen Farbe im weißen Schnee ebenso fehl am Platz wirkte, wie der Rabe zuvor.
Mit vorsichtigen Schritten näherte die junge Frau sich der Pforte des Hauses, sah sich ein letztes Mal zaghaft zu allen Seiten um, nahm dann jedoch all ihren Mut zusammen und klopfte an.
„Wer ist da?!“
Die Stimme erklang aus dem Inneren der Hütte und ließ die Frau fast augenblicklich zusammenzucken. War das die Stimme eines Menschen? Sie hatte sich eher angehört wie die einer Bestie. Die junge Frau zögerte. Sollte sie sich lieber erklären oder doch besser weglaufen? Noch ehe sie sich für eine der beiden Optionen entscheiden konnte, ließ die Stimme aus der Hütte sie erneut erschaudern. „Wer it da?“, schnarrte sie erneut, diesmal lauter, klarer, der Einwohner des Hauses schien sich offenbar der Türe genähert zu haben. „Ich bin… Ich brauche eure Hilfe!“, stammelte die Frau und ärgerte sich noch im selben Moment darüber, dass sie nicht reißaus genommen hatte. Schlurfende Schritte erklangen hinter der Pforte des Hauses, zuerst leise, dann immer lauter, bis sie schließlich inne hielten. Die junge Frau hörte mehrere Schlösser knicken, dann öffnete sich knarrend die Tür der Hütte und ihr Bewohner gab sich zu erkennen.
Es war eine einfache, alte Frau. „Seid ihr… Impa?“, fragte die junge Frau an die Greisin gerichtet und starrte neugierig auf die Alte herab, die, genau wie ihr Haus, unwirklich, wie eine Figur aus einer Geschichte wirkte. Wie eine Märchenhexe. Sie war klein und bucklig, reichte der jungen Frau gerade einmal bis zur Schulter, ihr Gesicht war faltig und wirkte ausgetrocknet, als schien ihre Haut nur mehr von den Knochen ihres Schädels zu hängen. „Wer möchte das wissen?“ krächzte die Greisin sie an und verschränkte die Arme, wobei die junge Frau einen kurzen Blick auf ihre Hände werfen konnte. Sie waren knöchern, ihre Finger lang und ihre Fingernägel spitz und gekrümmt. Sie musste sie seit Jahren nicht mehr geschnitten haben. Zögernd starrte die junge Frau auf sie herab, blickte tief in ihr Gesicht mit seinen bösen Adleraugen und der krummen Hakennase, dann antwortete sie, ruhig und wahrheitsgemäß: „Mein Name ist... Amelia.“
Für einige Sekunden musterte die Alte Amelia, fuhr mit ihren großen gelben runden Augen prüfend über die Gestalt der jungen Frau hinweg, blieb mit ihrem Blick an ihrem in ein Tuch gewickelten Säugling hängen, öffnete ihre Arme aus der Verschränkung und röchelte, nun etwas freundlicher: „Gut dann ist mein Name… tatsächlich Impa.“ Dann machte die Alte mitten auf dem Absatz kehrt, wobei ihre zerrissene schwarze Kutte und ihre fast bodenlangen grauen Haare um sie herumwirbelten wie die Federn eines alten Raubvogels, und setzte sich ins Innere ihres Hauses in Bewegung. „Komm herein!“, keifte sie Amelia entgegen, die keine Sekunde lang widersprach, sich bückte und geduckt durch die viel zu kleine Pforte des Hauses trat, Impa hinterher. Im Innern angekommen schloss sie zuerst die Tür hinter sich, dann blickte sie sich in der Hütte um. Sie schien keine Fenster zu besitzen, durch die Licht eindringen konnte, und dennoch schien es hier drin nicht dunkel zu sein. Stattdessen hing ein seltsamer, roter und blauer Dunst in der Luft, der in alle Ecken und Ritzen zu schweben und das Haus von innen heraus in ein schummeriges Leuchten zu hüllen schien. Verwundert sah Amelia sich nach Impa um, ließ ihren Blick über unzählige morsche Regale voller Gläser mit bunten Flüssigkeiten und einen großen runden Tisch aus bemaltem Holz fliegen, dann erkannte sie die Alte in einer entlegenen Ecke des Hauses, wo sie über einen wuchtigen alten Kupferkessel gebeugt stand. Mit ihrer knöchrigen, krallenartigen Hand ergriff sie eine große Schöpfkelle von einem Haken an der Wand, tauchte diese tief in den Kessel und schüttete den Inhalt schließlich in zwei schlichte runde Becher aus bunt bemaltem Ton. Dann hängte sie die Kelle vorsichtig zurück an ihren ursprünglichen Platz, ergriff mit einer schnellen Bewegung die beiden Trinkgefäße und humpelte damit eilig zurück zu Amelia. „Hier. Trink das. Und setz dich.“, murmelte sie und rümpfte ihre schnabelartige Nase. Amelia verzichtete auf den trank, setzte sich aber eilig an den Tisch und wartete neugierig auf die Alte, damit sie sich zu ihr hockte. „Trink das. Es wird dich wärmen.“, röchelte die Greisin nochmals, dann setzte sie sich der jungen Frau gegenüber und trank selbst einen kurzen Schluck aus ihrem Becher. „Nein danke.“, murmelte Amelia und starrte auf ihre Tasse herab, in der eine grüne, trübe Flüssigkeit langsam vor sich hin Dampfte und von der beißende Rauchwolken in die Höhe rollten um sich mit dem leuchtenden Nebel unter der Decke zu verwirbeln. „Trink es!“, murrte Impa nochmals, diesmal mit mehr Nachdruck. „Es ist bloß Tee, oder denkst du, ich möchte dich vergiften, Mädchen?“ und fast keifend fügte sie hinzu: „Wenn ich das gewollt hätte, wäre es schon längst geschehen, und zwar ohne dass du es bemerkt hättest!“
Ein furchtsames Schauern fuhr über Amelias Rücken hinweg, während ihr Blick über die bunten Flüssigkeiten in den Regalen fuhr und schließlich auf der grünen Brühe in ihrem Becher landete. „Also gut.“, jammerte sie, ergriff die Tasse und nahm eilig einen Schluck. Der Trank schmeckte ebenso scheußlich wie er roch und aussah, dafür jedoch schickte er ein wohliges Gefühl in Amelias Hals, Brust und Bauch, und mit einem beruhigenden Seufzer musste die junge Frau feststellen, dass er tatsächlich wärmte. Zögerlich trank sie einen weiteren Schluck, dann stellte sie den Becher vor sich ab und starrte erwartungsvoll zu Impa herüber. „Sehr gut. Wirklich sehr gut.“, meinte die Alte, ergriff einen knorrigen Gehstock aus Holz, der an den Tisch gelehnt war, und erhob sich, unter einigen Anstrengungen. Dann setzte sie sich in Bewegung, schritt zu einem ihrer Regale hinüber, wandte sich von Amelia ab um die Gläser darin zu betrachten, umklammerte ihre Krücke zittrig mit beiden Händen und fragte, in einem besorgten Tonfall: „Also, mein Kind… Was stimmt mit deinem Sohn nicht, dass du, eine Soldatenfrau, ihn durch die ganze Kälte bis zu mir hinunter in meine Hütte schleppst?“ „Du kannst hellsehen!“, schoss es aus Amelia hervor. Ohne zu zögern, sprang sich von ihrem hölzernen Hocker auf, sodass dieser knallend unter ihr zu Boden fiel, und stellte sich der alten Impa mit festem, jedoch nicht anklagendem Blick gegenüber. Viel mehr zeigten ihre Augen Sicherheit. Sie war überzeugt von ihren Worten. „Ich?“, fragte Impa ungläubig: „Nein, ich kann nicht hellsehen. Ich bin nur alt genug. Erfahren genug um zu wissen, dass keine Mutter dieser Welt wahnsinnig genug währe mit ihrem Kind durch einen Schneesturm zu marschieren, wenn es nicht von äußerster Wichtigkeit für das Kind währe. Und dass die einzigen Menschen, die sich hier in einem Umkreis von zehn Meilen aufhalten, Soldaten und ihre Familien sind. Also sag schon deinen Willen, und verschwende nicht mehr meine Zeit. Ich habe nicht mehr viel davon.“ Der Blick in Amelias Augen veränderte sich, ihre Pupillen flackerten, tasteten das Gesicht der Alten ab. Irgendetwas zögerte in der jungen Frau. Sie zweifelte. War dies wirklich nur eine alte Heilkundlerin. Oder doch eine Wahrsagerin. Sie musste es herausfinden. „Die Soldaten sagten mir, du wärest eine Seherin!“, murmelte Amelia anklagend. Impa verfiel in ein röchelndes Lachen, schwang ihren knorrigen Gehstock und wandte sich zu der jungen Frau herum. „Ha. Haha. Soldaten. Soldaten sagen viel, wenn der Tag lang ist, besonders wenn sie es einem hübschen jungen Mädchen sagen können… Eine Seherin. Ich? Nun, vielleicht, ja, vielleicht bin ich eine Seherin, aber nur, weil ich viel gesehen habe, in meinem langen Leben. Du stiehlst mir meine Zeit, Kindchen!“ „Aber ihr wusstet dass ich seine Mutter bin!“, rief Amelia aufbrausend: „Woher wollt ihr nicht wissen, dass ich nur seine Ziehmutter, sein Kindermädchen, bin?“ „Seine Augen…“, murmelte die Alte, diesmal ruhig und gelassen, ja, fast betrübt, ganz im Gegensatz zur ungestümen Amelia, als wolle sie die junge Frau beruhigen. „Er hat die selben Augen wie du. Die Farbe. Und auch der Ausdruck.“ Mit humpelnden Schritten näherte sie sich ihr, starrte sie zuerst an, strich ihr über die Wange, und berührte dann das Gesicht des Kleinen, an der selben Stelle. Das Kind weinte nicht, obwohl die alte Frau so fürchterlich aussah. „Ja, ganz sicher. Dies ist dein Kind.“, murmelte sie. „Sein Name… ist Link.“, hauchte Amelia geistesabwesend, während sie die alte Frau betrachtete, die ihrem Sohn die Stirn streichelte. „Link…?“, wiederholte Impa und sah die junge Frau von unten herauf fragend ab: „Link…?“ „Ja…“, murmelte Amelia. „Ja!“, meinte Impa, wandte sich wieder dem kleinen zu und begann eifrig zu nicken. „Ja! Ja! Link. Natürlich. Ein guter Name. Ein alter Name, aber ein guter. Ja!“ Dann wandte sie sich wieder von der jungen Frau und ihrem Kind ab, humpelte einige Schritte durch das Zimmer, wobei ihre Krücke bei jedem Schritt ein pochendes Geräusch auf dem Boden erzeugte, und meinte schließlich, als sie stehen blieb: „Also gut. Ich werde sehen, was ich für ihn tun kann. Was fehlt ihm, er scheint nicht krank zu sein…“ „Nun ich… Ich glaube er…“ begann Amelia zögerlich, dann brach sie den Satz ab, schüttelte den Kopf und begann von neuem: „…Ihr seid sicher, dass ihr keine Seherin seid?“ „Eine Seherin. Eine Seherin.“, wiederholte Impa: „Mein Kind, wieso sollte eine Seherin deinem Kind helfen können?“ „Seht euch… Seht euch seine Hand an.“, erklärte Amelia erregt, schob die Decke ihres Sohnes ein wenig zurück, und nahm vorsichtig dessen kleinen Arm in die Hand. Verständnislos humpelte die Alte wieder auf die Frau und ihr Kind zu, starrte neugierig auf das Kind herab und kniff die Augen zusammen, um besser erkennen zu können was mit der Hand des Jungen nicht stimmte. Ein seltsames Muttermal zeigte sich auf seinem Handrücken, es schien unter seiner Haut hindurch zu schimmern. Ein Dreieck, unterteilt in drei weitere Dreiecke. „Das Triforce…“, stammelte Impa ungläubig. „Ein Symbol für die Götter.“, meinte Amelia überzeugt: „Und für Helden.“
Für einige Momente schwieg Impa. Dann drehte sie sich ohne ein Wort um, erneut, um zurück zu ihren Regalen zu gehen, die vollgestopft mit Glasgefäßen waren. Das Gesicht der Alten spiegelte sich verzerrt in einer der bunten Flüssigkeiten, während sie mit leerem Blick darauf starrte und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Schließlich lachte sie kurz und emotionslos auf. „Was?“, fragte Amelia und wickelte ihr Kind wieder ein: „Was denkst du?“ „Dieses Zeichen…“, begann Impa und klopfte leicht mit ihrem Gehstock auf den Boden: „…Bedeutet Nichts.“ „Nichts?!“, unterbrach sie die junge Mutter, doch eine gebieterische Handbewegung der Alten brachte sie sofort zum Schweigen. „Nichts.“, wiederholte sie röchelnd und fügte hinzu: „…Es bedeutet Nichts. Das heißt, dieses Zeichen ist nichts weiter als ein Muttermal, eine Laune der Natur, und dein Sohn ist nur einer von vielen, einer von den tausend Menschen dort draußen in Hyrule. Er wird aufwachsen, sein Leben führen, eines Tages sterben, und niemand wird sich an ihn erinnern.“ Impa schwieg einen Moment, ebenso wie Amelia, dann holte die Alte erneut Luft, seufzte und meinte: „Oder… Dieses Zeichen bedeutet Alles. Dieses Zeichen auf der Hand deines Sohnes ist das heilige Triforce, er ist ein Auserwählter der Götter, er wird große Taten vollbringen, und alle Welt wird sich an seine Namen erinnern. Für immer.“ „Für immer…“, wiederholte Amelia und sah auf Link herab, der sie neugierig aus seinem Tuch heraus anblickte und sich an sie schmiegte. „Aber was denn nun?“, fragte die junge Frau ratlos und blickte zu Impa herüber, die immer noch mit leerem Blick auf ihr Regal starrte „Wird er ein Held oder nur einer von Vielen? Weißt du es wirklich nicht?“ Die Greisin seufzte einige Male, erhob ihre krallenartige Hand um nach einem kleinen Gefäß zu greifen, welches sie einige Male hin- und her wiegte, dann murmelte sie, während sie sich Amelia zuwandte: „Wer kann das schon sagen, mein Kind? Warum sollte ihn die Tatsache, dass es bloß ein gewöhnliches Muttermal ist, davon abhalten, Großes zu vollbringen? Warum sollte ihn ein Zeichen der Götter davor bewahren, dass seine Erinnerung ebenso wie sein Körper verblasst?“ Vorsichtig stellte sie das Gefäß zurück, setzte sich langsam in Bewegung und streichelte dann, als sie Mutter und Kind erreicht hatte, dem Kleinen die Wangen. „Die wirklich wichtige Frage ist doch…“, begann sie und sah zuerst den Jungen, dann Amelia an: „Würdest du ihn weniger lieben wenn er kein Auserwählter wäre?“
„Nein.“, antwortete die junge Frau geistesabwesend. Sie hatte verstanden. Ja, wirklich. Mit einer zarten Bewegung drückte sie den Kleinen an sich, nickte Impa zu und meinte: „Dankeschön. Vielen Dank.“ „Nicht zu danken, mein Kind.“, murmelte die Alte und tätschelte dem Baby noch einige Male die Stirn, während sie sich umdrehte und zu ihrem Kessel zurück schlurfte. Plötzlich wirkte sie sehr übermüdet und gebrechlich, ganz im Gegensatz zu ihrem vorherigen, herrischen Auftreten. „Du gehst jetzt besser. Sieh zu, dass du gut nach Hause kommst. Und dass deinem Sohn nichts passiert, er ist ein hübsches Kind. Und sorge dafür, dass er das Zeichen verbirgt, gleich welche Bedeutung es hat. Menschen werden davon sehr schnell beunruhigt, wie du dir sicher denken kannst…“ „Jawohl.“, meinte Amelia und wandte sich ab. Langsamen Schrittes näherte sie sich der Pforte, um zu gehen. Dann erkannte sie das Symbol, das in die Innenseite der Tür geritzt war. „Das allsehende, tränende Auge. Das Symbol der Shiekah.“, dachte sie und wandte sich noch ein Mal zu Impa um, die sie zu ignorieren schien und sich wieder ihrem Kessel widmete. Es kitzelte sie in ihrer Brust, die alte Frau noch einmal zu fragen. Doch sie tat es nicht. Stattdessen öffnete sie die Tür, schritt hinaus in den kalten Wald, schloss die Pforte wieder hinter sich, und setzte sich in Bewegung. Sie lief zurück durch die verschneite Gegend des Hibernia, von dem es hieß, dass auf seinem Gipfel nachts eine blaue Blume blühe, deren Blütenstaub das nördliche Licht entstehen lässt, doch dessen Gipfel noch nie jemand erklommen hatte, um nachzusehen. Sie lief den ganzen Weg zurück bis in das Feldlager der Soldaten, zu denen auch ihm Mann gehörte. Jene Soldaten, die hier, an der nördlichsten Grenze Hyrules, Krieg gegen die Bestienhorden der Moblins führten. Jene Soldaten, die behaupteten, dass die alte Impa eine Seherin war. Nun, war sie es? Vielleicht war sie nur eine alte Frau, die schon Viel gesehen hatte. Aber reichte das nicht? Musste sie eine Wahrsagerin sein, damit Amelia ihrem Urteil vertrauen konnte? Musste ihr Sohn ein Held sein, damit sie ihn liebte? Musste das nördliche Licht einer blauen Blume entstammen, um schön zu sein? Nein, natürlich nicht. Und dennoch. Amelia hatte das allsehende Auge an der Türe gesehen. Und das Zeichen auf der Hand ihres Sohnes. Und die blaue Blüte…
So, das waren so weit die Prologe. Man mag es seltsam finden dass ich gleich zwei davon an den Anfang einer Geschichte stellen möchte, allerdings erschien es mir als folgerichtig, da beide zwei wichtige Ereignisse vor Beginn der Geschichte beschreiben, die allerdings von einander getrennt sind. Vielleicht kann es sein, dass man aus den Prologen noch keine Rückschlüsse auf die spätere, richtige FF ziehen kann, daher möchte ich auch ein paar Worte dazu sagen.
Im Großen und Ganzen soll es eine "solide" Zelda-FF werden, das bedeutet, eine eher schlichte Rahmenhandlung in Anlehnung an die Spielereihe. Rückkehr Ganondorfs, Links Weg zum Helden usw. Allerdings möchte ich die Rahmenhandlung benutzen um einige Themen abzuhandel, die mir interessant erschienen.
-Revolutionen (Umwälzungen in einer Gesellschaft, Herrschaftsformen usw)
-Helden/Heldentum
-Legenden und ihr wahrer Kern
-Ideale bzw das Eintreten für sie, bzw ihr Konflikt (zB Freiheit vs Sicherheit).
So, das wars erst einmal, mehr habe ich nicht zu sagen (es gibt auch ohnehin schon viel zu viel zu lesen xD). Ich warte gespannt und freue mich auf eure Meinungen/Bewertungen...
Look what I just did...
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