3 / Eine Erörterung in D-Moll

    • 3 / Eine Erörterung in D-Moll

      Ist eigentlich gar keine Erörterung, hat aber als Titel zu schön gepasst.
      Eine Geschichte zum Thema "3" (was erst in einem späteren Teil der Geschichte wirklich relevant werden wird) für einen Wettbewerb meiner Schule. Muss über die Ferien irgendwie noch weiterkommen.
      Würde sehr gerne wissen, was ihr von dem (in meinen Augen schrottigem) Anfang haltet- Will ihn sehr gerne verbessern.
      Muss wirklich an diesem Perspektivenwechsel arbeiten. Wird noch oft vorkommen.
      So, das wäre dann mal die unlesenswerte Vorrede gewesen, eigentlicher Text folgt- Geht, wie gesagt, hoffentlich noch weiter. x_o
      Btw. sind mir die Typos momentan bewusst, aber ich bin zu faul mich jetzt gerade um sie zu kümmern.

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      Eine Erörterung in D-Moll

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      Das, was ich immer so an Francis Miller schätzte, waren mit Sicherheit nicht nur seine kriminologischen Fähigkeiten, die mir fast den Atem raubten, sondern eher seine permanente Gelassenheit.
      Er schien immer die Ruhe in Person zu sein, was bei all den Jahren der Arbeit in dem Gewerbe allerdings auch echt kein Wunder mehr war.
      Im Gegensatz zu mir ging er immer gelassen an die Arbeit und erlaubte sich nicht den kleinsten Fehler.
      Peinlich genau musste jedes einzelne Staubkorn untersucht werden, ehe er zufrieden wurde- Und dann war er doch wieder mit irgendsoeiner belanglosen Kleinigkeit wieder absolut auf Kriegsfuß. Er war ein wenig cholerisch veranlagt, mag schon sein, aber trotzallem hatte der Kerl einfach etwas. Er konnte irgendwie sehen, was niemand sonst sah und sich in die meisten Täter perfekt hineinversetzen. Sicherlich war auch er nicht der perfekte Kommisar und auch nicht gerade so erfahren wie ein Gründungsmitglied von Scotland Yard es gewesen wäre, aber immerhin war er mein persönlicher Held in der ganzen Zeit, in der ich sein Assistent sein durfte.
      Sicher sah Miller in mir nur einen weiteren nervigen Kumpasen, den er mit seinem Genie gar nicht nötig hätte- Schließlich war ich einfach das neue Wunderkind aus Nähe Boston, dessen Talente im Erkennen von Zusammenhängen absolut unverfälschlich seien. Irgendwie kam es mir tatsächlich so vor, als ob der immernoch nicht wirklich alt gewordene Miller eine gewisse Eifersucht zeigte.
      Einst war er schließlich der jüngste Berufskommisar im ganzen Staat gewesen, worin nun ein kleiner Stümper vom Lande ihn abgelöst hatte.
      Naja, war auch nicht anders zu erwarten.
      Mit gerade erst 22 Jahren hatte ich nun eine Menge mehr Berufserfahrung als manche meiner Kollegen Ende 30, denn ich als stark gefördertes Wunderkind, dessen IQ den einiger renomierter Uniprofessoren in den Schatten stellte, habe die Universität bereits dann besucht, als einige meiner Kollegen das Wort nichtmal buchstabieren konnten (wobei ich nicht behaupten möchte, dass dies nun in der Macht von all ihnen steht). Natürlich war mir von Anfang an klar, dass ich nicht wirklich beliebt sein würde. Der Einzige, der diesen Zustand hier vor Ort in Schatten stellte, war wohl der ortsansässige Pathologe, zu dem man nur ging, wenn es auch wirklich sein musste. Ich selber habe den Burschen nie zu Gesicht bekommen und bin im Stillen auch ganz froh darüber gewesen, da er wohl ein arg unangenehmer Zeitgenosse sein sollte.
      So froh ich im Januar auch war, direkt als Assistent eines so berühmten Analysten der Verderbnis arbeiten zu dürfen, so begann ich doch bald meine Heimat zu vermissen, aus der ich hier her versetzt wurde. Heimat erinnert mich daran, dass Mutter bis heute nicht wirklich verstehen konnte, was mich an diesem Beruf so reißte. Sie meinte, ich hätte alles werden können, was ich wollte, und ich sei bloß einer dieser lausigen Ermittler beim FBI, die im Endeffekt den kleinen Ortspolizeiwachen kein bisschen vorraus sind (aber, so pflegte ich zu antworten, auch in nichts nachstehen).
      Bis auf eben das Zeug sah ich mich immer als einen ganz gewöhnlichen jungen Mann- Ich las gerne, interessierte mich für Technologie, nahm hin und wieder Radios außereinander, genoss gute Musik wie Haydn oder Mozart. Für die wirklich ganz typischen Beschäftigungen wie Sport allerdings konnte ich mich nicht ereifern, weder geistig noch körperlich-
      Sosehr ich den Ausdruck hasse, komm ich nicht drumrum, zu sagen, dass ich ein Bluter bin; Soll heißen, immer wenn ich mich auch nur an so einer gottverdammten Kante Papier schneide kipp' ich in Ohnmacht weil ich die Brühe einfach nicht sehen kann und werde ins nächstbeste Krankenhaus geschleift.
      Es hört sonst nicht auf.
      Und hey, wenn das kein Defizit ist, dann nennt mich John Wayne, gottverdammt.
      Aus denkbaren Gründen reagierte ich immer ein wenig aggresiv, wenn man mich auf dieses Thema ansprach. Es war ohnehin schon schwer genug als der Jüngste überall, aber wenn ich etwas besonders wenig leiden konnte, dann war es das hämische Gelächter dieser inkompetenten Vollidioten.
      Wäre ich nicht so ein ausgesprochen ruhiger Mensch, ich hätte keine Ahnung, wo diese ganzen Aggresionen hinsollten; Doch man lernt zum Glück schnell, mit sowas umzugehen, Gewohnheit macht da zum Meister.
      So sehr sie also auch versuchten, mir auf die Nerven zu gehen, sie würden immer scheitern, dass war Gesetz hier und überall.
      Warum ich beim FBI sei, wo ich doch kein Blut sehen kann.
      Ob das Wunderkind nicht nach Hause und mit Püppchen spielen will.
      Alles leeres Gerede, alles leeres Gerede, Butcher, lass' endlich mal Taten sprechen! Wir wollen wissen, was der Newb aus Boston kann!
      ...
      Der letzte war mit Abstand der Schlimmste.
      Aber ich habe ihn nur einmal, ein einziges Mal, gehört.
      Das war am Dritten, September, glaube ich, also gar nicht mal so lange her.
      Junge, ich war echt eingeschnappt an dem Tag, mehr noch, eher beleidigt in einer gewissen schon fast apathischen Ebene. Aber sie konnten mir nichts.
      Schließlich war es ja nicht meine Schuld, dass ich meine Fähigkeiten bisweilen nicht unter Beweis stellen konnte. Wir hatten ja nie einen echten Fall!
      Wie man sich denken konnte hat uns der Zufall allerdings an diesem verwölktem Tage einen beinahe schon stereotypischen, klischeehaften Zuge bestritten indem er uns nun einen wirklich echten, richtigen Fall schenkte. Kurz nachdem dieser Spinner am Kaffeeautomaten seine machohaften Manieren zur Schau stellte und mir dabei sogar beinahe ein bisschen Angst machte kam Miller angerannt, soweit man das bei ihm so nennen konnte, denn er humpelte seit ein paar Jahren schon (-Unter Kollegen munkelte man ja, er seie von einem besonders dreisten Subjekt angeschossen worden, aber ich will nichts gesagt haben-), wedelte mit einem Blatt Papier herum und bat mich in sein Büro.
      Ich ignorierte selbstredend die Nachrufe, dass mir mein hämisches Grinsen sicher bald vergehen würde, aber das Tat es nicht.. Schließlich war das mein echter richtiger Fall, vermutlich.
      Und was für einer es war! Er war das Superlativ von grotesk und absolut anfängerfeindlich und würde den zarteren Gemütern und solchen, die auf dem besten Wege waren, solche zu werden, unangenehme Albträume spendieren.
      Als Miller mir die Fakten verriet spürte ich das gewisse Ruckeln der Ekstase in mir, ein unpassender Akzent der Freude, der mir bei der Vorstellung bald ein so abscheuliches Subjekt unter Gewahrsam nehmen zu dürfen unweigerlich zu Kopfe schoss.

      Das war das erste Mal, dass ich in seinem Gesichtsausdruck so etwas wie Unsicherheit zu erkennen glaubte.
      Miller war für mich solange ich ihn kannte schon der Inbegriff der absoluten Unfehlbarkeit, darum zweifelte ich auch nicht daran, dass wir beide zusammen keine Probleme mit selbst einem Fall dieser Größenordnung haben würden. Anscheinend ging es Miller da anders, denn ich konnte mich auch an späteren Tagen immernoch gut an diesen unvermeidlich gequälten Gesichtsausdruck erinnern. Irgendetwas lies den Großmeister unleugbar sauer aufstoßen, und er fragte mich, ob ich wirklich Interesse an einem Fall dieser Art habe. Einem solchen Grünschnabel wie mir wollte er nicht gleich am Anfang schon in gar solch einer enormen Menge den Dreck dieser Welt offenlegen, so konnte ich aus seinen Worten schließen, denn er sprach unweigerlich leise und krächzig, grad so, wie in den ganzen billigen Dramen, in denen der Held die Nachricht vom Versterben der Liebsten seines besten Freundes erhält und es diesem irgendwie mitteilen muss... oder sowas in der Art.
      Zumindest erinnere ich mich noch klar daran, dass er meinen doch recht übereifrigen Versuchen ihn ebenfalls darauf heiß zu machen dieses widerliche Subjekt dingfest zu machen mehr oder weniger geschickt auswich. Es war ungewöhnlich für ihn, aber die schwere des Falles sprach nur dafür. Ich glaubte sogar, dass selbst Holmes und Watson vorerst gestockt hätten.
      Natürlich war das etwas ganz anderes- Sherlock Holmes war einfach eine ausgedachte Figur, der Phantasie des großartigen Sir Arthur Conan Doyle entspringend, aber Miller, Miller war real, ich konnte ihn mit meinen eigenen Augen sehen.
      Ich war doch nicht wahnsinnig. Was war eigentlich los mit allen?
      Warum zögerte hier überhaupt irgendwer?
      Es ging nicht um einen kleinen Ladendieb bei der Sache oder um einen dealer aus der Bronx; Nicht um nächtliches Graffiti-sprayen an der Feuerwehr oder Steuerhinterziehung.
      Es ging um ein Vergehen, dass einem jeden Menschen sein Recht auf Freiheit bis in den letzten Partikel nimmt-
      Die Freiheit, zu leben.
      Es ging um Mord. Mord! Mord und nichts geringeres; Kein Kaffeekränzchen bei Tante Agatha.
      Es war ein gottverdammter Mensch gestorben durch die Hand eines Anderen und hier zögerte noch irgendwer, den Fall anzunehmen?
      Natürlich habe ich es ihm direkt so ins Gesicht gesagt. Man hatte es schließlich machen müssen.
      Sicherlich verletzte es seine Ehre nur noch mehr, sicherlich würde jetzt sicherlich keine Freundschaft zwischen mir und ihm mehr zu Stande kommen können.
      Im Nachhinein finde ich die Szenerie eher lächerlich. Wie ich da stand, die Arme in die Seite gestemmt, meinen Mentor erwartend anstarrend, während dieser mit einer erschrockenen Miene kein Wort hervorbrachte bis auf ein ersticktes "Mein Gott, Butcher...".
      Ich fühlte mich schrecklich groß in dem Augenblick.
      Das war im Endeffekt kein Wunder, konnte ich ja auch nicht ahnen, wie die Sache eskalieren würde.
      Diese dämlichen Ermittlungsarbeiten sind ganz verschommen.
      Sie waren anfangs noch so klar und verständlich und nachvollziehbar!
      Aber irgendwann sind sie dann alle durchgedreht.
      Der Fall wurde nie aufgelöst, sie haben den Falschen festgenommen!
      Sie hätten sich den verdammten Keller eben genauer ansehen sollen. Den dreckigen, vergammelten, sterilen, weißen Keller.
      Sie hätten den dämlichen Pathologen am Kragen nehmen und auspeitschen sollen oder sonstsowas. Er war ein Mörder, warum sieht das keiner?
      Warum sieht das keiner?
      Und ich, das fragt man sich da?
      Ich kann nichts mehr machen.

      Ich erinnere mich ja nichtmal mehr an das Meiste von dem ganzen Zeug, was passiert ist.
      Das Meiste habe ich bereits erzählt, ansonsten bliebe noch zu sagen, dass ich verbunden und halbbetäubt in einem Krankenhausbett aufgewacht bin
      und sich alle weigern, mir zu erzählen, was passiert ist.
      Nur aus der Reinigungkraft konnte ich 'was rauskriegen. Sie meinte, ich wäre in einem Handgemenge verletzt worden.
      Vermutlich hat der Kerl von der Kaffeemaschine mir doch noch eine reingehauen.
      Wenn ich eine Gehirnerschütterung habe, hat das Schwein eine Klage am Hals.
      Typisch FBI, kann niemals verlieren. Gegen Anfänger ist ihnen da besonders unangenehm.


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      Die beiden ermittelnden Kommissare begaben sich so schnell es ihnen möglich war zum Tatort.
      Es war ein kleines Einfamilienhaus in Neuengland, gerade in der Gegend, in der niemand leben wollte, weil einfach alle zu freundlich waren. Die ordentlichen Rasen und gepflegten Blümchen in den Gärten schienen beinahe schon im unverbrauchten Sonnenschein zu glänzen, während ein jedes der gleichaussehenden, typisch-amerikanischen Häusschen hinter Vorhängen versteckt ein Paar neugieriger Augen beherbergte.
      Die ganze Nachbarschaft war im heillosen Durcheinander, auch wenn sich dies nur durch tuschelnde Grüppchen an Stepfort-ähnlichen Hausfrauen am Straßenrande zu erkennen gab.
      Anscheinend sicher, unauffällig zu sein, hoben sie ihre wachsamen Augen über den Tellerrand ihrer vor den Mund geschlagenen Hände und fixierten sie allesamt auf dem passierendem Polizeiauto, das umwegslos auf die Prime Street 9 zufuhr. Es wurde von einer unspektakulären gemauerten Einfahrt und einigen kitschigen Gartenkunstwerken aus bemaltem Stahl begrüßt, was einen der beiden aussteigenden Beamten ziemlich zu irritieren schien. Anscheinend war dem jungen Mann, Henry Gail Butcher, so ein Anblick wie dieser der Vorgartenwelten eher fremdartig, wogegen sein Kollege, der pre-berühmte Francis Miller, diesen nur müde belächeln konnte.
      In einem raschen Tempo führte er den anscheinend jüngeren Butcher in das Häusschen hinein, wo sich ihnen ein nicht gerade schöner Anblick bot.
      Die Männer von der Spurensicherung waren noch bei der Arbeit, unangenehm gestört durch die Anwesenheit der beiden Hoffnungsträger, und versuchten, aus den blutdurchnässten Gegenständen der auffällig normal eingerichteten Wohnung irgendeine brauchbare Faser zu finden. Die Leichen waren alle drei noch nicht entfernt worden; Nichtmal um das Kind hatte sich jemand gekümmert.
      So wie die Männer wie Ameisen umhertollten und nach auch noch so kleinen Hinweisen suchten, immer um die Frauen in der Mitte umhertanzend, schien dies beinahe wie ein altertümlicher Ritus um das Fleisch der Jungfrauen irgendeiner blasphemischen Kreatur zu opfern. Butcher wurde bei diesem Anblick anscheinend übel, denn er erkundigte sich sogleich nach dem Badezimmer.
      Er wurde von einem freundlichen Kollegen, der sich schon den ganzen Tag vor Ort aufhalten musste, dorthingeführt. Dies stellte kein Problem dar, da das erschreckend kleine Badezimmer zum einen bereits schrecklich oft untersucht wurde und zum anderen gar nicht im Bezug zur Tat stand.
      Miller konnte über diese Unprofessionalität jedoch nur Seufzen, sich die Szenerie besehend.
      Ihn störte besonders die Leiche der Frau mitte 40, welche besonders bestialisch zugerichtet wurde. In seinen Augen musste dies das Werk puren, jahrelangen Hasses und vermutlich sehr gut geplant sein.
      Naheliegend war, dass der Täter selber ein Bekannter der Familie oder von dieser erwartet wurde, da die Opfer augenscheinlich alle direkt vor Ort (in ihrem Wohnzimmer) starben.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Citizen Insane ()

    • Naja, ich werde nicht so ganz schlau aus der Figur des Butcher, und am Ende des ersten Teils hab ich das Gefühl dass er etwas von nem unangenehmen Zeitgenossen hat. Den zweiten Teil mag ich lieber... und ein paar kleine Fehler halt, es reisste ihn, (tschuldigung, ich hab kein scharfes S auf der Tastatur) und seinen Kompasen

      Alles in allem würde ich aber gerne weiterlesen...

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