Wächter der Nacht

    • Wächter der Nacht

      Nun...
      Vor kurzem habe ich den Film gesehen, den ich sehen wollte, seitdem ich den Trailer dazu gesehen habe...
      Eine sehr interessante Idee und ein gewisses Maß an Potential steckte wirklich drin, leider wurde es durch die Umsetzung, bzw. den verqueren und unzureichenden Erzähl und Informationsfluss verschenkt....schade...

      Nun habe ich das Buch gelesen, welches der erste von drei Teilen ist (der Film logischerweise auch...)...
      Ich muss sagen es gefällt mir sehr:
      Es spielt im Russland der Gegenwart, genauergesagt in Moskau. Aber dort leben nicht nur Menschen, sondern auch so genannte 'Andere' (wie übrigens auch auf der ganzen Welt). Andere sind alle die Wesen die mehr 'können', als Menschen. Ihr Kräfte erhalten sie aus dem sogenannten 'Zwielicht', einer Ebene die sie über ihre Schatten betreten. Treten potentielle Andere zum ersten Mal in das Zweilicht ein, werden sie verändert, werden zu Hexern, Sehern, Tiermenschen oder Vampiren. Je nach dem für welche Seite sie sich entscheiden. Denn wie auch bei den Menschen, gibt es bei den Anderen ebenfalls 'Gut' und 'Böse', die Lichten und die Dunklen. Und es kommt für jeden Anderen der zeitpunkt, da er sich entscheiden muss (bzw. fast jeden), wobei dass auch sehr vom Unterbewussten abhängt und die Entscheidung unter anderem dadurch fällt, welche Erlebnisse ein Anderer beim ersten Betreten des Zwielichts hat.
      Sehr, sehr lange haben sich gut und böse bekämpft, bis es irgendwann zum Waffenstillstand kam und es bildeten sich zwei Organisatonen, die auf der ganzen Welt überwachen sollten, ob die Dunklen, bzw. die Lichten die Bestimmungen des Vertrages einhielten. Die Wächter des Tages, oder die Tagwache, welche die Lichten überprüfte und die Wächter der Nacht, die Nachtwache, welche die Dunklen überprüfen.
      Der Vertrag sieht vor, dass z.B. Vampire nicht vom Menschenblut leben dürfen (allenfals noch von Spenderblut), sie allerdings eine sogenannte 'Lizenz' beantragen können, einen Menschen zu beißen (gegebenenfalls auch zum Vampir machen), welche je nach Anliegen bewilligt wird.
      Die Dunklen dürfen nur bis zu einem bestimmten Grad 'böses' tun, wie die Lichten nur bis zum einem bestimmten Grad 'gutes'.
      Und würde ein Magier plötzlich anfangen Krankheiten vom Angesicht der welt zu tilgen, hätte ein Dunkler das Recht dazu eine neue noch viel schlimmere Krankheit zu erschaffen.
      Alles hält sich im Gleichgewicht.
      Doch die 'Bösen' wären nicht Böse, wenn sie nicht versuchen würden, das Gleichgewicht zu stören (ob das dann auch so der Fall ist, ist dann wieder eine andere Frage) und besonderst mächtige Magier auf ihre Seite zu ziehen.
      Und das ist wieder der Fall, denn der Hauptcharakter und Erzähler, Anton Gordezki, ein Magier, der vor fünf Jahren entdeckt und der Nachtwache beigetreten ist, muss sich (mit der in Moskau ansässigen Wache natürlich) mit gleich zwei Dingen auseinander setzen:
      Es taucht ein junger Anderer auf, welche noch vollkommen unentschieden ist und über ein so mächtiges Potential verfügt, dass er es schafft, zwei Vampiren zu entkommen und gleichzeitig, hängt über eines Frau ein so starker Fluch, dass er ganz Moskau, wenn nicht sogar Russland in die Vernichtung stürzen könnte.
      Der Chef der Moskauer Nachtwache, Geser, findet herraus, dass gerade Anton eine mystische Verbindung zu der Frau besitzt, gleichzeitig will/muss dieser aber dem Jungen mit seinen Problemen helfen, da er in der Lage sein könnte, dass Gleichgewicht für immer aus den Fugen zu bringen.
      Doch nicht alles ist so wie es scheint und Anton, der noch immer im Zweifel über die Richtigkeit seiner Handlungen und allgemein über die Einteilung in Gut und Böse ist, deckt langsam mit seiner Partnerin, der in eine Eule verwandelten Olga, Stück für Stück einen Teil der Wahrheit auf.

      Das ist allerdings nur die Zusammenfassung der ersten von drei Geschichten die im ersten Buch versammelt sind, allerdings handelt der Film eben nur von dieser...

      Sprachlich ist das Buch leider kein Meisterwerk (was ihm den letzten Schliff gegeben hätte), bediehnt sich eher auf einfache Konstruktion und Wortwahl usw. Das lässt sich wohl aber auch, auf der Übersetzerin schieben, aber natürlich kann ich das nicht beurteilen.

      Inhaltlich überzeugt mich das Buch im großen und ganzen. Es verlässt sich nicht auf ein schwarz weiß sehen, wie es anfangs wirkt sondern zeigt schnell auf, dass die sogenannten Guten nicht gerade besser sind, als die, die als Böse bezeichnet werden. Beide Chefs der Wachen, Geser und sein 'Gegenspieler' opfern am laufenden Band Bauern, um teilweise nur die eigenen Ziele zu erreichen, Anton ist nur eine einsame Spielfigur. Er selbst ist von Zweifel zerrissen und in verschiedenen Monologen erfährt man, wie er versucht damit klarzukommen, dass es eben doch keine Einteilung in Gut und Böse gibt.
      Alle drei Geschichten hängen in einem fast unsichtbaren Netz zusammen und alles ergibt Sinn. Die Guten werden nicht mit blüten weißer Weste dargestellt und die Bösen, wirken nicht unbedingt unsympathisch (so hatte ich mit einerm Charakter, der kurz zuvor noch kaltblütig jemanden umgebracht hat) sogar etwas Mitleid, als eben jener sich verantworten musste), das Buch unterhält da man immer versucht wie Anton selbst das Intrigenspiel der Tag und Nachtwache zu durchschauen und man am Ende doch nicht schlauer sind wird als zuvor. Alle Charaktere bleiben nicht profillos (zumindest alle die etwas länger erwähnt bleiben) und die meisten werden zumindest ein bisschen charakterisiert.
      Auch geht es nicht direkt um die Rettung der Welt, eher um die Rettung der eigenen Haut....


      Also mir hat der erste Band gefallen und den zweiten 'Wächter des Tages', werde ich mir auch noch zu Gemüte führen...
      "There are no happy endings, because nothing ends."


      Quote: 'Schmendrick' gesprochen von 'Alan Arkin', aus dem Film 'The last Unicorn', von Peter S. Beagle