In Ermangelung einer besseren Beschäftigung werfe ich hier mal ein in ziemlich kurzer Zeit entstandenes Drabble in den Raum. Kritisiert und lobt, was ihr wollt - ich bin für alles offen, solange es konstruktiv ist. Danke.
Orientierung?
Etwas, das ich schon lange verloren habe. Meine Sinne haben sich darauf beschränkt, zu überleben. Jeder Tag, den ich in diesen Zimmern verbringe, lässt mich mehr daran zweifeln, dass es irgendeine Möglichkeit gibt, hier noch lebend herauszukommen. Es ist ein grausames Spiel, in dem ich die Regeln nicht bestimmen durfte - ich kenne sie nicht einmal. Mir ist nur klar geworden, dass ich nicht auf Hilfe hoffen kann; nicht an einem so abgelegenen Ort. Es ist scheinbar Zufall, ob eine der massiven hölzernen Türen sich öffnet und in welches Zimmer sie führt. Mittlerweile kenne ich sie alle... das Bücherzimmer, nahezu überfüllt mit meterhohen Regalen, in denen auf unzähligen Seiten das Wissen mehrerer Epochen festgehalten ist. Der lange Flur, an dessen Wänden die Tapete an vielen Stellen zerkratzt oder heruntergerissen wurde. Der große Raum mit dem olivgrünen hölzernen Schrank, in dessen Inneren gähnende Leere herrscht. Das Treppenhaus, das mich trotz der vielen Stufen immer und immer wieder in diese verfluchte Eingangshalle führt – ein großer Raum mit hoher Decke und einem verblichenen Gemälde an der in einem sanften Gelb gestrichenen Wand. In jedem der Räume brennt eine einfache Glühbirne, die von der Decke hängt, einige flackern bereits unruhig, als wolle ihr Licht jede Sekunde verlöschen. Einrichtungsgegenstände sind rar gesät, genauso wie die Fenster... die wenigen, die es gibt, sind allesamt abgedunkelt oder mit Brettern verbarrikadiert. Nichts in diesem Haus gibt auch nur den kleinsten Hinweis darauf, wie eine Flucht möglich sein könnte. Und oft genug endet der Versuch, dieser Falle zu entkommen, in undurchdringbaren Sackgassen.
Was mögen Sie jetzt denken? Das alles reicht schon voll und ganz aus, um einen Menschen psychisch nachhaltig zu schädigen oder ganz und gar in den Wahnsinn zu treiben. Ja, damit haben Sie voll und ganz recht. Doch nichts ist unangenehmer als das Wissen, bei wirklich allem, was man tut, beobachtet zu werden. Die Gewissheit, dass jeder der eigenen Schritte für die Ewigkeit festgehalten und von fremden Personen beobachtet werden kann. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich die surrenden kleinen Objekte in der Wand wahrgenommen habe. Kameras. Sie befinden sich zuhauf in den Wänden eines jeden Zimmers, damit kein Winkel ohne Überwachung bleibt. Es ist dieses unangenehme Gefühl, von unsichtbaren Augen angestarrt und gemustert zu werden, das mich noch viel eher beunruhigt als dieses mysteriöse Gebäude für sich genommen. Nicht zu wissen, wo man ist und dabei von gierigen Blicken zerfressen zu werden - das ist etwas, was Sie vielleicht unzumutbar nennen würden. Ich hingegen nenne es Realität. Ich nenne es eine Angst, die sich beständig aufbaut. Und sich mit der Furcht davor, dass diese wachsende Angst sich irgendwann in einer Verzweiflungstat manifestieren wird, zu einem Cocktail vermischt. Einer tödlichen Säure, die langsam die Nervenstränge des Gehirns wegätzt und von allen Seiten damit beginnt, die Psyche auszuradieren.
Wenn das hier für mich zu einem Spiel ohne Siegeschancen wird, werde ich alles unternehmen, um die Regeln derer, die sich als Meister des Spiels sehen, zu sprengen.
Gefangen.
Wörter: 463
FSK: 12?
Kommentar: Inspiriert vom Musikvideo "Sieben" von StS.
Wörter: 463
FSK: 12?
Kommentar: Inspiriert vom Musikvideo "Sieben" von StS.
Orientierung?
Etwas, das ich schon lange verloren habe. Meine Sinne haben sich darauf beschränkt, zu überleben. Jeder Tag, den ich in diesen Zimmern verbringe, lässt mich mehr daran zweifeln, dass es irgendeine Möglichkeit gibt, hier noch lebend herauszukommen. Es ist ein grausames Spiel, in dem ich die Regeln nicht bestimmen durfte - ich kenne sie nicht einmal. Mir ist nur klar geworden, dass ich nicht auf Hilfe hoffen kann; nicht an einem so abgelegenen Ort. Es ist scheinbar Zufall, ob eine der massiven hölzernen Türen sich öffnet und in welches Zimmer sie führt. Mittlerweile kenne ich sie alle... das Bücherzimmer, nahezu überfüllt mit meterhohen Regalen, in denen auf unzähligen Seiten das Wissen mehrerer Epochen festgehalten ist. Der lange Flur, an dessen Wänden die Tapete an vielen Stellen zerkratzt oder heruntergerissen wurde. Der große Raum mit dem olivgrünen hölzernen Schrank, in dessen Inneren gähnende Leere herrscht. Das Treppenhaus, das mich trotz der vielen Stufen immer und immer wieder in diese verfluchte Eingangshalle führt – ein großer Raum mit hoher Decke und einem verblichenen Gemälde an der in einem sanften Gelb gestrichenen Wand. In jedem der Räume brennt eine einfache Glühbirne, die von der Decke hängt, einige flackern bereits unruhig, als wolle ihr Licht jede Sekunde verlöschen. Einrichtungsgegenstände sind rar gesät, genauso wie die Fenster... die wenigen, die es gibt, sind allesamt abgedunkelt oder mit Brettern verbarrikadiert. Nichts in diesem Haus gibt auch nur den kleinsten Hinweis darauf, wie eine Flucht möglich sein könnte. Und oft genug endet der Versuch, dieser Falle zu entkommen, in undurchdringbaren Sackgassen.
Was mögen Sie jetzt denken? Das alles reicht schon voll und ganz aus, um einen Menschen psychisch nachhaltig zu schädigen oder ganz und gar in den Wahnsinn zu treiben. Ja, damit haben Sie voll und ganz recht. Doch nichts ist unangenehmer als das Wissen, bei wirklich allem, was man tut, beobachtet zu werden. Die Gewissheit, dass jeder der eigenen Schritte für die Ewigkeit festgehalten und von fremden Personen beobachtet werden kann. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich die surrenden kleinen Objekte in der Wand wahrgenommen habe. Kameras. Sie befinden sich zuhauf in den Wänden eines jeden Zimmers, damit kein Winkel ohne Überwachung bleibt. Es ist dieses unangenehme Gefühl, von unsichtbaren Augen angestarrt und gemustert zu werden, das mich noch viel eher beunruhigt als dieses mysteriöse Gebäude für sich genommen. Nicht zu wissen, wo man ist und dabei von gierigen Blicken zerfressen zu werden - das ist etwas, was Sie vielleicht unzumutbar nennen würden. Ich hingegen nenne es Realität. Ich nenne es eine Angst, die sich beständig aufbaut. Und sich mit der Furcht davor, dass diese wachsende Angst sich irgendwann in einer Verzweiflungstat manifestieren wird, zu einem Cocktail vermischt. Einer tödlichen Säure, die langsam die Nervenstränge des Gehirns wegätzt und von allen Seiten damit beginnt, die Psyche auszuradieren.
Wenn das hier für mich zu einem Spiel ohne Siegeschancen wird, werde ich alles unternehmen, um die Regeln derer, die sich als Meister des Spiels sehen, zu sprengen.