Kurzgeschichte: Reanimation

    • Kurzgeschichte: Reanimation

      Ich habe Sonntag den "Lebensrettende Maßnahmen am Unfallort"-Kurs für meinen Führerschein gemacht.
      Logo, dass ich auch Mund-zu-Nase-Beatmung und Reanimation gelernt habe. Unsere Lehrerin, eine recht schmächtige, noch recht junge Frau namens Elke, hat uns gesagt, dass der Krankenwagen im Schnitt acht Minuten braucht, bis er am Unfallort ankommt.
      Und wir mussten ein Trainung machen: Zehn. Minuten. Lang. Reanimieren.
      Eins sag ich euch: Scheiße, ist das anstrengend. Ich war echt fertig danach.
      Nun, wie auch immer. Elke hatte eine Art... Melodie laufen lassen, während wir da knieten und unsere Puppen am Leben erhalten haben.
      Ich war eine der Ersten, die reanimieren musste, und hatte danach noch etwas Zeit, um zu schreiben.
      Und warum ich das getan habe? Weil mir diese Melodie, die da den Takt zum Reanimieren vorgab, so in meinem Kopf saß, dass es nicht anders ging.
      Ich warne euch vor: Leider bin ich nicht fertig geworden. Und ohne diese Musik im Hintergrund sehe ich mich außerstande, das hier zu vollenden. Es ist in der Hitze des Augenblicks erstanden... sowas geht nicht zwei mal.
      Aber lest selbst...


      REANIMATION

      Nichts, kein Atem. In Panik geraten fummelte Janne ihr Handy aus der Tasche und wählte die 112.
      "Hallo! Hier auf der U32, ein Unfall! Meine Freundin atmet nicht!"
      "Ruhig, wir komen sofort - U32 sagten Sie?"
      "Ja, wir hatten einen Unfall, wir sind gegen einen Baum gefahren, mir geht es gut, aber Elke atment nicht!" Janne spürte die Tränen auf ihren Wangen, die auf den leblosen Körper ihrer Freundin tropften.
      "Reanimieren Sie!", sagte der junge Mann der Zentrale am anderen Ende. "Wir sind in ein paar Minuten bei Ihnen. Sie sind die Lebensversicherung ihrer Freundin!"
      Die Zentrale war weg. Janne saß mit ihrer Jeans auf der nassen Straße, um drei Uhr nachts, alles war dunkel, sie war allein und ihre beste Freundin lag vor ihr und starb.
      Janne beugte sich über Elke. "Keine Sorge, der Krankenwagen kommt..." Düster erinnerte sie sich an den Erste Hilfe-Kurs, den sie vor ihrer Führerscheinprüfung belegt hatte.
      Janne beugte Elke den Kopf nach hinten. In ihrem Kopf pochte ihr Puls den wilden Rhythmus der Panik.
      Poch, poch, poch, poch, poch.
      Janne deckte Elkes Nase mit ihrem Mund und schloss mit der einen Hand Elkes Lippen.
      Pusten, pusten, horchen... Kein Atem.
      Rippenbogen?
      Hier.
      Janne erinnerte sich an den Leitfaden, den man ihr beigebracht hatte, um das Herz zu finden und reanimieren zu können. Sie unterdrückte ihre Panik so gut es ging und legte die Hände auf Elkes nackten Brustkorb. Es war doch so ein schöner Abend gewesen. Ein Besuch in der Disko. Elke hatte endlich den Mut gefunden, Andi anzusprechen. Sie schwärmte seit Wochen von ihm.
      Sie durfte nicht sterben.
      Janne schloss die Augen.
      Drücken, drücken, drücken, drücken, drücken, drücken, drücken, drücken, drücken, drücken, drücken, drücken, drücken, drücken, drücken!
      Fünfzen Mal das Herz animieren. Dann horchen.
      Kein Atem. Elkes Lippen waren fahl.
      "Verdammt, atme, du dusselige Kuh!" Janne deckte wieder Elkes Nase mit den Lippen.
      Pusten, pusten. Kein Atem.
      Drücken, drüken... Janne liefen Schweiß und Tränen den nackten Hals hinab.
      Puls. Poch, poch, poch.
      Mund. Pusten, pusten.
      Hände. Drücken, drücken, drücken.
      Tränen. Tropf, tropf, tropf.
      janne dachte nicht mehr. Ihre kleine Welt handelte sich nur noch um den bewusstlosen Körper ihrer Freundin und das regelmäßige Klopfen in ihrem Kopf.
      In der Ferne ertönte die Sirene eines Krankenwagens.
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von FoWo ()

    • Ich will wissen, wie es ausgeht!

      Jedenfalls ist das super. Man merkt richtig die Stimmung. Aber sag mal... ist es Zufall, dass die Sterbende Elke heißt, wie deine Lehrerin? ^^
      Nichts war je genug,
      Und nichts wird so wie früher sein!
      Die Hoffnung stirbt zuletzt,
      Doch vor ihr stirbt aller Glaube.
      Wir atmen Zug um Zug
      Den fernen Tag der Rache ein:
      Die Sonne, die die Schatten hetzt
      Wird uns das Letzte rauben!

      Wie laut muss das Schweigen sein,
      Damit das Flehen wird erhört?
      Wie leise soll ich schreiben,
      Damit Dich mein Leben immer noch betört?


      - Samsas Traum, Tineoidea
    • Schade, dass du es nicht zu Ende schreiben kannst... versuche es doch wenigstens nochmal...

      Mund. Pusten.Pusten.

      Ich weiß nicht, da musste ich lachen *mir selber eine Scheuer ich perverses Schein*

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Toby ()

    • @Da Höd:
      Mich würde es ehrlich gesagt auch interessieen. den letzten satz mit dem krankenwagen hab ich auch gerade angefügt, damit es nicht vollkommen abrupt ist. Aber assen wir es so, mit einem offenen Ende.
      Und nein, es ist natürlich kein Zufall, dass die Gute Elke heißt. Wenn man da sitzt und spontan irgendeinen Namen braucht, nimmt man schon das Naheliegende. ^^

      @Toby:
      Ich hab schon überlegt, weiterzuschreiben, aber ich komme nicht mehr in das Feeling rein, tut mir leid... ^^;
      Næhmachinery
      Premonitions in the rising wind; tonight the stars will fall.
      The world in a cyclone, pouring out.
      No escape, but hey, who cares? Just go with the flow.
    • Nun meld ich mich auch mal zu Wort ^^

      Der Text ist wirklich gut geschrieben und ich habe nur eine Sache zu beanstanden:

      Die Zentrale war weg. Janne saß mit ihrer Jeans auf der nassen Straße, um drei Uhr nachts, alles war dunkel, sie war allein und ihre beste Freundin lag vor ihr und starb.


      Ab dem Punkt ist ein weiterlesen nicht mehr notwendig, wenn es so stehen bleibt.

      Ändere es um in "liegt im Sterben".

      ...sie war allein und ihre beste Freundin war im Begriff zu sterben. ... *oder so in der Art*

      Somit bleibt es der Phantasie dem Leser überlassen.
      Und ein offenes Ende finde ich in diesem Fall auch besser, da so die Aussage des Unfalls und die Wertschätzung des Lebens noch besser hervorgehoben wird.
      Sonst heißt es "ohh HaPPy End" oder "mmhh und nun ist sie doch ... ..."




      P.S. und ein Rechtschreibfehler bei einem drücken gegen Ende

      Pusten, pusten. Kein Atem.
      Drücken, drüken... Janne liefen Schweiß und Tränen den nackten Hals hinab.