Ahrimans Seuche

Langsam nähern wir uns doch dem Finale. *___* Allerdings wird es nach diesem Teil wohl länger nix mehr geben, weil jetzt die wirklich bösen Prüfungen kommen.... *heul*

Mh, ich muss sagen, ... die Jungs reagieren ein bisschen sehr cool und gelassen, dafür, dass sie im Nichts sitzen. Freut ich, dass Anubis noch da ist, aber irgendwie... passt da was nicht. *nach Worten such* Es ist kein Logikfehler oder so, aber irgendwie stört mich da was. Wenn mir einfällt, was, sag ich dir bescheid. XD

Ich weiß, was du vermutlich meinst! XD Die DEUS-Munition hätte ihn umbringen müssen. Aber das kommt noch, wir sind ja noch nicht am Ende.....sind ja noch ein paar Fragen offen.
Und: Ja, die Jungs sind tatsächlich etwas zu gelassen. *nochmaldurchles* Andererseits....was bleibt ihnen anderes übrig? oO

Na ja, weiter geht's.... *hust*


Kapitel 7 (Fortsetzung)

Und jetzt, im Angesicht der entsetzlichsten Wesenheit überhaupt, im Angesicht der drohenden Untergangs, begriff sie.
Es war nie geplant gewesen, einen Kampf gegen dieses Monster zu führen - im Gegenteil, sie war nichts anderes als eine Opfergabe, nur existent, um Ahriman ein Trittbrett in die Realität zu verschaffen. Sie hätte ihn nie besiegen sollen, sondern nur ihren Geist, ihre Seele - nannte man es wie man wollte - darbringen, damit er geboren werden konnte. Also hatte er sie von Anfang an belogen.
Nein, nicht er, musste Fina sich verbessern, Ahriman selbst war der Lüge nicht mächtig. Anubis hingegen schon, ebenso wie all die anderen Menschen, von denen der Zerstörer Besitz ergriffen hatte.
Und wenn Ahriman erst existierte, würde seine bloße Präsenz genügen, um Universen in sich zusammenstürzen zu lassen.
Fina ließ alle Hoffnung fahren und beobachtete nur noch resigniert, wie das unendliche Auge Ahrimans sich näherte.

Anubis erreichte Finas Kokon etwa zwei Sekunden, bevor er mit dem schwarzen Klumpen verschmolz, klammerte sich daran fest und versuchte, sich mit dem Kokon zur Seite zu drehen, was allerdings mißlang, da es hier nichts gab, an dem er sich sonst hätte festhalten können. Nur mit Mühe schaffte er es, sich an dem Kokon festzukrallen.
"Amelie! Komm zu dir!" brüllte er aus vollem Hals, doch sie reagierte nicht. "Auserwählte! Hörst du mich?"
Sie hörte ihn nicht, vermutlich war Ahriman soeben dabei, ihr Gehirn zu infiltrieren, was ihm einen schmerzhaften Stich ins Herz gab.
Sollte die Welt vor die Hunde gehen, das war ihm völlig gleichgültig. Aber er würde nicht zulassen, dass das Leere Auge Amelie für seine Zwecke mißbrauchte.
"Du hast mich angelogen!" brüllte er dem Klumpen entgegen, "Sie war gar nicht tot! Sie war eine der Auserwählten!"
Er holte aus, um seine Klinge in den schleimigen Brocken zu rammen, doch obwohl das Objekt weich und schwammig wirkte, schien es so hart zu sein wie Diamant, denn statt einzudringen, prallte die Klinge zurück und beinahe hätte Anubis den Halt verloren. Entgeistert starrte er das Messer an, welches dampfte und verbogen war.
"Was bei allen....?"
Und dann waren sie wieder hier, plötzlich war er von Hunderten geflügelter Monster umgeben, unter triumphierendem Geschrei krallten sie sich an ihm fest, rissen ihn mit sich und schleuderten ihn von dem Kokon weg, der in derselben Sekunde mit Ahrimans Essenz verschmolz.

Bittere Ironie, dass mit dem Nahen Ahrimans Finas Erinnerungen zurückkehrten.
Ihre Kindheit, ihre Schulzeit, ihr erstes Date mit dem netten, blonden Jungen mit dem seltenen Namen Tristan. Wie sie ein Herz und eine Seele wurden - sie erinnerte sich daran, dass sie nur noch füreinander gelebt hatten.
Aus den Tiefen ihres Gedächtnisses stiegen wieder all die Gespräche und gemeinsamen Stunden empor, die sie miteinander verbracht hatten. Tristan, der sie hochhob und mit ihr über Wiesen rannte, Tristan, der ihr hochrot seine Liebe gestand, das - neidische? - Kichern ihrer Freundinnen, der erste Kuss, der erste Streit, die erste Versöhnung. Die Entscheidung, gemeinsam zu leben.
Und dann...der Unfall.
Auf der Bergstrasse.
Tristan, der die Kontrolle über den Wagen verlor, der rutschte, die Böschung hinabglitt, sich mehrmals überschlug. Sie selbst, wie sie aus dem offenen Wagenfenster geschleudert wurde und mit dem Kopf auf einem Stein aufschlug. Das letzte, das sie gesehen hatte, war ein laut schreiender Tristan, der von seinem eigenen Wagen zerquetscht wurde.
...und dann als Maschine weiterlebte....
...nur angetrieben von reinem Hass auf die gesamte Existenz...
...was Ahriman erlaubte, mit Tristans Hilfe einen Fuß in diese Welt zu setzen...
...Tristan, der sein ganzes bisheriges Leben verleugnete und sich fortan Anubis nannte...
Und dann natürlich sie selbst, wie Tristan immun gegen Ahrimans zersetzenden Einfluss, aber tot, gestorben, nur eine körperlose Seele.
Und dann war irgendetwas passiert. Sie wurde auf die Erde zurückgeschickt, ohne ihre Erinnerungen, nur mit der Aufgabe im Kopf, Ahriman aufzuhalten.
Aber von wem?
Das war nun völlig egal, entschied Amelie. Es war vorbei, es war unmöglich, sich gegen Ahriman zu wehren. Und wie auch, er war ein Gott - wie sollte man sich einem Gott entgegenstellen?
Etwas Leuchtendes löste sich aus der Mitte von Ahrimans Pupille, etwas wie ein leuchtender Stern, der sich näherte.
Und je näher der Stern kam, umso kälter wurde ihr.

"Nein! Nein! Lasst mich los, verdammt noch mal!" Anubis schlug wild um sich, doch für jeden Todesengel, den er abschüttelte, tauchten zwei neue auf, die ihn schnappten und weiterschleppten. Einer von ihnen riß sein linkes Prothesenbein ab, welches zischend und funkensprühend im leeren Raum verschwand, zwei weitere machten sich an seinem Klingenarm zu schaffen, doch hier war Anubis schneller und befreite die Mutanten mit einem schnellen Schnitt von ihren Armen.
Trotzdem gaben sie nicht auf, sondern verbissen sich sofort in seiner Schulter, er wand sich, schüttelte sich, schlingerte davon, doch sie ließen nicht ab. Mit einem peitschenden Knall löste sich irgendwo ein Kabel, erschüttert stellte Anubis fest, dass er zu brennen anfing, irgendwo anders platzte ein Schlauch, worauf schwarzes, öliges Blut in einem dicken Strahl aus einem seiner Gelenke schoß.
Das Ergebnis war verblüffend.
Jedes Monster, dass von dem Blut berührt wurde, kreischte schmerzerfüllt auf und fing an, sich aufzulösen, was Anubis hemmungslos ausnutzte und sich jeweils so drehte, dass jeder der Mutanten seine Dusche bekam.
"DEUS-Munition...besteht aus....Blutzellen...der Auserwählten, ihr...Mistkerle!" quetschte zwischen den Zähnen hervor und hielt seine menschliche Hand auf das Leck, kaum dass der letzte Mutant blubbernd zerfiel.
Er hatte viel Blut verloren, ihm wurde schwindelig, das künstliche Auge gab seinen Geist auf, aber Anubis kannte nach wie vor nur ein Ziel.
Finas Kokon.
Noch immer mit brennendem Rücken trieb er weiter auf den Klumpen zu, aus dem in der selben Sekunde eine pechschwarze Klauenhand hervorstieß.
Ahriman wurde geboren.

Der Stern war nun sehr nahe und je näher er kam, desto besser erkannte Fina, um was es sich bei diesem "Stern" handelte.
Es war ein Abbild ihrer selbst, ein Negativ wie auf einem Film und in ihrem Hinterkopf tauchte seltsamerweise plötzlich eine Erinnerung auf, eine Erinnerung an eine Physiktunde vor ihrem Tod.
- Herr Professor, was ist Antimaterie?
- So etwas wie negative Materie. Also falls du einmal einer Negativ-Amelie begegnest, gib ihr bloß nicht die Hand, sonst würdet ihr beide euch gegenseitig aufheben und explodieren!
- Oh...
Und da war sie nun, die Negativ-Amelie, Ahriman in ihrer Gestalt, wie ein Puzzleteil, das zu ihrem Körper passte. Amelie konnte sich nicht wehren, als ihr Negativ die Arme ausbreitete, sich ihr an den Hals warf und sie umarmte.
Ihre Welt explodierte.

Fortsetzung Folgt....



PS: Den schrägen Antimaterie-Vergleich hat mir mein Physiklehrer einmal gegeben!

Da ich nicht vorhabe, heute noch auch nur im Ansatz irgendwelche Arbeit für mein Studium zu erledigen, bin ich so frei und setze dieses Machwerk hier fort.
Allzu lang bis zum Ende dauert es eh nicht mehr, als packt mal ordentlich die Kritikkeule aus und knallt mir meine literarischen Verbrechen um die Ohren, okay?

Happy End ist immer noch aktuell, etwas, das vielleicht nicht in jeder meiner späteren Storys sein wird. Aber die hier geht definitiv gut aus, zumindest zum Großteil....


Kapitel 7 (Fortsetzung)

"Was ist da drüben denn los?" Erikson schob sich riskant weit über den Rand ihrer schwebenden Insel und kniff die Augen zusammen. "Was hat dieser Cyborg-Freak vor?"
"Keine Ahnung, ich kann nix erkennen, aber er sollte sich verdammt noch mal gehörig beeilen!" heulte Jeff auf, offensichtlich am Ende seiner Selbstbeherrschung. "Ich komme mir so dermaßen unnötig vor!"
Er war nicht der Einzige.
Die Vorstellung, die letzten noch lebenden Menschen überhaupt zu sein, war so erdrückend, dass keiner mehr auch nur daran dachte, irgendetwas tun zu können, ihnen blieb nichts anderes mehr, als zu warten.
Entweder auf das Ende - oder die Rettung. Falls es noch irgendetwas gab, das man retten konnte.
"Das Schlimme daran ist ja," schüttelte Kim den Kopf, "dass wir abhängig sind von einem Wahnsinnigen, der zum Großteil aus Blech besteht und sich die Vernichtung der Erde wünscht. Toll, oder?"
"Und außerdem frage ich mich, warum Ahriman uns nicht einfach umlegt?" Maximilian schritt auf und ab. "Ich meine, warum sind wir noch am Leben?"

Die Antwort darauf kam eine Sekunde später.
"Hm, nun ja, wahrscheinlich deshalb, weil ihr unwichtig seid." Flügelschlagen. "Die Schwarzen Engel sind entweder mit Anubis beschäftigt oder mit dem brennenden Menschen..."
"Wer ist da?" Kim fuhr hoch. "Anubis ist nicht hier, wer bist dann du?" Er sah sich suchend um, doch wie schon vorhin war niemand zu sehen. Wie schon vorhin, als Anubis plötzlich aufgetaucht war, aber er konnte es nicht sein, schließlich war er zur Zeit mit Fina beschäftigt. Aber wer konnte in dieser Leere denn sonst noch am Leben sein? "Ist das ein Trick? Ein Trick Ahrimans, um uns fertig zu machen?"
"Oh, nein, nein, nein. Ahriman selbst verschwendet keinen Gedanken an euch, nein, keinen Einzigen! Noch ringt er mit der Auserwählten!"
"Aber wer zum Teufel bist du!"
Etwas Riesiges schoss in die Höhe und breitete zwei weiße Schwingen aus, einen irren Moment lang dachte Maximilian, es wäre Fina, doch dann erkannte er, dass es ein älterer Herr in weißem Kittel war, der unter der Plattform hervorgeschossen war und mehr oder minder elegant auf der Insel landete. Betont beiläufig faltete er seine Schwingen zusammen und schenkte der Gruppe ein öliges Grinsen. "Gestatten, Doktor Nikolaj Kordalisinowitsch, der Dritte der drei Auserwählten!"

Sämtliche Hoffnung schwand, als Anubis mit weit aufgerissenem Auge beobachtete, wie Amelie sich aus dem Kokon herausarbeitete, nachtschwarz verfärbt, nun mehr einer der Schwarzen Engel als die blasse, ruhige Fina. Ein Monster, das nichts mehr mit seiner Freundin gemeinsam hatte, nur noch ein Wirtskörper für den Vernichter selbst.
Aber ihm war nun alles egal, verbissen kämpfte er sich vorwärts, zwar nicht mehr brennend, aber doch qualmend und beschädigt.
"Amelie!" brüllte er, obwohl sie ihn sicher nicht mehr hören konnte, "Du musst dich wehren! Wehr dich gegen ihn! Du kannst es, du bist eine der Auserwählten!"
Einen Augenblick lang blinzelte die Dämonen-Amelie, eine Sekunde lang war Tristan völlig sicher, dem Mädchen, das er kannte, in die Augen zu blicken, doch dann krümmte sie sich, schrie laut mit einer Stimme, die wahrscheinlich Steine zerbröseln lassen konnte und breitete zwei gigantische schwarze Flügel aus.
Tristan erreichte Amelies Körper genau in dem Moment, als sie ihren Oberkörper vollends befreit hatte, er schrie gequält auf und stach zu.
Funken sprühten, die obere Hälfte der Klinge brach ab.
Fina blieb völlig unversehrt.


- 22: 39 -

"Der dritte der drei Auserwählten?" Jeffs Gesicht war ein einziges Fragezeichen. "Soll das etwa heißen, Sie sind hier, um uns zu retten? Können Sie das überhaupt?"
Der Doktor grinste nur süffisant. "Retten? Nun ja, mein Vorhaben ist, die Erde wieder herzustellen, insofern ja - aber ich habe nicht vor, den Vernichter aufzuhalten..."
"Wie zum Geier...."
Der Doktor hob eine Hand und brachte Kim somit zum Schweigen. "Menschen denken immer nur in zwei Dimensionen - gut und böse, nützlich und unnütz, Zerstörung oder Erschaffung." Er kniff ein Auge zu und seine Stimme erstarb fast zu einem Flüstern, als er weitersprach. "Könnt ihr euch denn vorstellen, welches Potential in den A-Zellen steckt? Ihre Vernichtung kann ich nicht zulassen!"
"Aber wenn Ahriman existiert, wird die Welt komplett verschlungen! Sie können die A-Zellen nicht benutzen, als wäre es nur ein Werkzeug!" Jeff vergaß, dass er einem Mutanten gegenüberstand, der ihn mit Leichtigkeit hätte zerreißen können und packte den Doktor am Kragen. "Verstehen Sie das, sie Wahnsinniger? Das hat jetzt gar nichts mehr mit gut oder böse zu tun, es geht nur um nacktes Überleben! Hier haben A-Zellen und Ahriman keinen Platz, himmelherrgott nochmal!"
Jeff sah die Bewegung nicht einmal, er wusste nur, dass er auf einmal am Boden lag, Doktors Hand an der Kehle und dessen Gesicht zwei Millimeter vor seinem.
"Du begreifst überhaupt nichts, Mensch! Ich könnte den Tod besiegen, alles körperliche Leid dieser Welt beenden, wenn ich nur die Möglichkeit hätte, die Zellen so zu nutzen, wie ich es will!"
Kim riss die Augen auf, wagte es aber nicht, sich zu bewegen. "Sie sind schuld daran, dass die Seuche ausbrechen konnte, nicht wahr? Sie haben versucht, die Zellen zu kontrollieren!"
"Ja, und ich hätte es geschafft, wenn meine Kollegen nicht dazwischen gefunkt hätten! Ich habe sogar das Gegenmittel entwickelt, DEUS, aus meinen eigenen Blutproben!" Doktor Nikolaj ließ Jeffs Kehle los und richtete sich auf. "Unsere Forschung hatte immer als Ziel, Unsterblichkeit zu finden und einer meiner Kollegen hätte es angeblich beinahe geschafft! Aber der absolute Durchbruch wäre mir gelungen, denn A-Zellen und Ahriman werden immer existieren, egal, was passiert!"
"Sie sind verrückt." lautete Jeffs Urteil. "Sie haben einen Schaden, und zwar einen gesalzenen!"
"So, ich bin verrückt!" blaffte der Doktor. "Ich habe nur versucht, den ewigen Traum der Menschheit zu verwirklichen, und das macht mich also verrückt, wie?" Mit einem brutalen Fußtritt beförderte er Jeff, der soeben versucht hatte, sich aufzurichten, zurück zu Boden.
"Ich werde das Gleichgewicht wieder herstellen, egal, was ihr dummen, verblendeten Menschen behaupten wollt!"
Er stürzte sich von der Plattform und verschwand in die Richtung von Finas Kokon.
Jeff starrte ihm stumm nach, mit einem überaus miesen Gefühl.


Finale folgt nächstes mal!

So, obwohl ich jetzt inzwischen diese Story überhaupt nicht mehr mag (was sich hoffentlich nicht zu sehr in meinem Schreibstil niederschlägt.... ), stelle ich hier den nächsten Teil on.
Und außerdem muss ich mich entschuldigen, es ist doch noch nicht ganz das Finale, das will ich nochmal überarbeiten, aber wenigstens ist der Teil hier nicht so kurz wie der letzte...

So, weiter gehts!


Kapitel 7 (Fortsetzung)

Es war völlig still.
Anubis schwebte im leeren Raum, Auge in Auge mit Amelie, die zur Hälfte aus dem schwarzen Kokon ragte, die zerbrochene Klinge immer noch auf ihre Brust gerichtet. Er verlor stetig Blut, beziehungsweise seinen Blutersatz, ein paar Meter links von ihm trudelte die abgesplitterte Hälfte seiner Waffe träge davon, doch das Einzige, auf das der Sprecher sich konzentrierte, war das Monster, das einst seine Freundin gewesen war….
Einst….
Als sie noch am Leben war…
Selbst dann noch, als sie gestorben war und er an ihrem Grab stand…

…nichts weiter als eine kalte, mechanische Existenz.
Stumm steht Tristan vor dem schlichten, nicht sonderlich großen Grabstein und blickt darauf herab. Es ist für ihn unvorstellbar, ein unerträglicher Gedanke, dass Amelie dort unten liegt, aber es ist so. Es gibt nun keinen Zweifel mehr.
Wie oft hat er sich gewünscht, sie möge zur Türe hereinkommen, während er im Krankenhaus – oder eher Werkstätte? – lag. Immer, wenn die Tür aufging, hat er gehofft, ihr lächelndes Gesicht wieder zu sehen. Aber jedes Mal ist es nur irgendein Typ gewesen, der ihm irgendein künstliches Organ montiert hat.
Tristan hat sich noch kaum an seinen neuen Körper gewöhnt. Viel ist ihm nicht geblieben, ein Arm, der Großteil seines Kopfes, Teile der Beine, ein paar einzelne innere Organe, die Hälfte davon von Organspendern…der Rest besteht aus Kunststoff und Metall, schnurrt und rasselt ununterbrochen. Kaltes, öliges Blut wird hart und regelmäßig durch seinen Körper und sein Gehirn gepumpt, eine Mischung aus Sauerstofftransport und Konservierungsmittel. Jede Bewegung zieht elektronisches Summen nach sich, ein Geräusch, das ihn inzwischen fast in den Wahnsinn treibt.
Inzwischen ist er sich sicher, wahnsinnig zu sein. Woher sollte denn sonst die Stimme aus seinem Hinterkopf kommen, die zu ihm sprach? Die Stimme, die behauptete, die Leute zu kontrollieren, die ihn wieder rekonstruiert hatten? Es musste Wahnsinn sein, anders war es nicht möglich.
Tristan geht in die Knie und streicht mit seiner gesunden Hand sanft über den kühlen Marmor. „Ich will nicht glauben, dass du tot bist. Ich will es nicht“, flüstert es. „Ich weigere mich, es zu akzeptieren, hörst du?“
Natürlich antwortet sie nicht und er fühlt, wie eine Faust aus Eis sein Herz zusammendrückt, was vielleicht auch an dem Metall liegt, jedenfalls hat Tristan plötzlich das Bedürfnis, sich über ihr Grab zu werfen und zu heulen, aber nicht einmal das geht.
„Ich habe keine Tränen mehr. Eines meiner Augen ist eine Zusammensetzung aus Glaslinsen, Glasfaserkabeln und Zahnrädern, das andere wird über Plastikschläuche mit Schmierflüssigkeit gegen das Austrocknen versorgt. Ich kann nicht einmal mehr weinen….“ Er zieht den Handschuh von seiner Handprothese und beobachtet verbittert die mechanischen Gelenke, die spöttisch klickend ihre Arbeit verrichten. „Es ist nichts mehr übrig von mir…wieso lebe ich überhaupt noch? All die Stunden, die wir gemeinsam verbracht haben…wofür? WOFÜR!“ Unendlicher Hass steigt in ihm auf, mit einem wütenden Aufschrei rammt er die metallene Faust in den Grabstein, der wie Glas zersplittert.
~Leben ist Leid. Existenz ist Schmerz. Das ist etwas, das jeder lernen muss, mal früher, mal später…~
„Wer bist du? Was machst du in meinem Kopf?“ Tristan schließt die Augen, lässt den Kopf auf den Stein sinken, versucht, die Stimme zu verdrängen, doch sie bleibt. Hartnäckig. Hart und schmerzhaft wie ein Stachel mit Widerhaken. „Verschwinde! Lass mich allein!“
~Dabei habe ich selbst dein Leben gerettet…du warst todgeweiht, aber ich habe dir einen neuen Körper gegeben…~
„Ich habe nicht darum gebeten! Verschwinde!“
~Du willst diese Welt nicht mehr, ist es nicht so? Die Welt hat dir alles genommen – also ist dein Hass auf sie nur verständlich…~
„Halt die Schnauze…“ Jetzt klingt es aber nur noch halbherzig. „Wer bist du überhaupt?“
~Ich bin einer der Ärzte, die dich behandelt haben. Mein Geist wird beherrscht von einem Wesen, das mächtiger ist als alles, was du dir vorstellen kannst. Auch dein Geist ist von ihm infiziert…~
Tristan hebt langsam den Kopf.
~..aber ich werde mich bald auflösen und in eine Bestie verwandeln. Du dagegen bist auserwählt. Du bist immun gegen seinen Einfluss.~
„Was willst du?“
~Was ich will, ist nicht von Belang. Nur Ahrimans Wille zählt. Er ist das einzig Wichtige. Hilf ihm, die Existenz zu beenden, und dein Schmerz wird verschwinden, wie alles andere auch….~

Er hatte es lange hinausgezögert, die Stimme nur für ein Hirngespinst gehalten, bis er Ahrimans Stimme selbst gehört hatte.
Er hatte sich auf seine Seite geschlagen. Warum auch nicht? Hatte es für ihn denn noch etwas gegeben, das ihm wichtig war?

Ein Blick in das nachtschwarz verfärbte, völlig ausdruckslose Gesicht des Mädchens gab ihm die Antwort.
Amelie.
Aber konnte er denn noch etwas tun? Sie bewegte sich nicht, scheinbar war die Metamorphose noch nicht abgeschlossen, aber lange konnte es nicht mehr dauern. Außerdem schien sie absolut unverletzlich zu sein, vergiftet von Ahriman schien ihr Körper nun unempfindlich gegenüber physikalischen Einflüssen zu sein.
In seiner Verzweiflung und weil ihm nichts anderes mehr einfiel, hob Anubis seinen Klingenarm, doch bevor er ein weiteres Mal zuschlagen konnte, rammte ihn etwas von der Seite und riss ihn weg.

Maximilian starrte Erikson an, der zu Boden gesunken war und etwas vor sich hin murmelte.
„Was tust du da?“
Der Soldat hob kurz den Kopf. „Beten.“
„Beten?“ Jeffs Stimme überschlug sich fast. „Was zum Teufel willst du denn damit erreichen? Denkst du denn, irgendein Gott kann uns jetzt noch helfen?“
„Wenn es einen Gott gibt, der uns vernichten kann, gibt es auch einen, der uns helfen kann…“

Als Anubis sich halbwegs von seinem Schreck erholt hatte, starrte er direkt in ein grinsendes Gesicht und obwohl er es noch nie zuvor gesehen hatte, wusste er sofort, wem es gehörte.
„Sie sind das? Nikolaj?“
„In der Tat, großer Sprecher….in der Tat!“
„Lassen Sie mich los, verdammt noch mal!“ Anubis versuchte, sich loszureißen, musste aber einsehen, dass er chancenlos war. Er war halbtot, beschädigt und künstlich, während der Doktor noch völlig unversehrt war und zudem ein Mutant wie Amelie.
„Ich kann Sie nicht loslassen, oh, nein, nein, nein! Ich kann nicht zulassen, was Sie vorhaben – weder die Zerstörung, noch die Rettung! Oh nein!“
„Sie verstehen das nicht!“ brüllte Anubis los, „Sie haben keine Ahnung von seiner Macht! Das können Sie niemals kontrollieren!“
Doktors Gesicht kam nun so nahe, dass seine Nasenspitze fast diejenige des Sprechers berührte. „Ich lasse es darauf ankommen…“
Er schleuderte den Cyborg mit der Kraft eines Güterzugs von sich, wandte sich um und raste zu Amelie zurück, die immer noch regungslos halb aus dem Kokon herausragte.

Fortsetzung Folgt...( aber nicht mehr lange )



Bah! Ich kann mir nicht helfen, aber ich mag meine eigene Story überhaupt nicht mehr... *vielliebernuranEDH2arbeitenwürde*